Vielen Dank, für die hervorragende Videoreihe und gerade diese Episode im Besonderen. Als besonders wichtig habe ich Ihre Ausführungen zum Ende dieses Videos empfunden - dass Hegel wohl eher Philosoph des Christentums, denn christlicher Philosoph ist. Die Tendenz innerhalb der eher undogmatischen Auseinandersetzungen mit den Inhalten des Glaubens (man bedenke etwa Entwicklungen in der jüngeren und insbesondere der jüngeren protestantischen Theologie) hin zur Auflösung konkreter und gehaltvoller doxastischer Verpflichtungen (die ja nicht zuletzt für eine Religion qua Religion konstitutiv sind) ist meines Erachtens ein Zusammenhang, auf den aus religionsphilosophischer Perspektive gar zu selten hingewiesen wird.
kuck mal.. ist nicht bereits die entzweiung des seins im bewusstsein vollkommener absolutheit eine verdinglichung des werdens im sinne der eigentlichen bestimmung des geistes? oder habe ich hiermit bereits die durchbrechung der mannigfaltigkeit jeglicher bestimmung aufgehoben?
ich habe eine frage für eine hausarbeit, die ich schreibe: hat jemand eine Idee, wo ich das angeblich von Hegel stammende Zitat "absolute Vernunft" finde? ich will es gerne nutzen und der Wikipediaeintrag reicht nicht als Quelle... danke und bis gleich
Kommt ganz darauf an, was für einen Hintergrund Sie haben und welche Interessen Sie verfolgen. Die aus Vorlesungsmitschriften und Nachschriften erstellten Texte (Ästhetik, Philosophie der Geschichte) halte ich für zugänglicher als die Hauptwerke (Phänomenologie, Wissenschaft der Logik). Die kleine Schrift „Wer denkt abstrakt“ ist auch überraschend verständlich.
@@vernunftrausch ich lese jetzt Wissenschaft der Logik. Allein die Tatsache, dass Hegel das reine Sein als Ausdruck einer Aufhebung von Hier und Jetzt finde ich großartig. Sie können mal ein Videos über dieses Buch machen.
Klasse Reihe, habe einiges dazugelernt und einen guten Überblick erhalten. Das Buch kommt auf meinen Wunschzettel. Bei Hegels Religionsphilosophie frage ich mich, ob er sich einfach nur sehr geschickt unter dem Radar der Zensur gehalten hat, ähnlich wie schon Kant. Hegel wusste, wie es Jacobi in München erging. Und seit 1819 galten die Karlsbader Beschlüsse. Vielleicht war es darum auch gut, nicht zu verständlich zu schreiben. Und wahrscheinlich hat Hegel auch die Spannung zwischen seiner protestantischen Erziehung und seinem eigenen neuen Gottesbegriff immer wieder gespürt. Oder lieg ich da falsch?
Die Religionsphilosophie ist posthum erschienen und es gab für Hegel daher keinen Anlass, die Zensur zu fürchten. Sonst hätte er die Vorlesung nicht zu halten brauchen. Die gehörte nicht zu den verpflichtenden (das waren Logik und Metaphysik). Zudem hat er daraus die Gottesbeweise noch selbst publizieren wollen, verstarb dann aber.
Pardon, hat nicht mehr reingepasst. Ich versuche mich hier aber mal an einer Antwort: Der historische Karfreitag ist der Tod Gottes: Gott selbst stirbt in Person von Jesus Christus am Kreuz. Der Tod hat aber nicht das letzte Wort. Im Gegenteil: Er ist nur die Voraussetzung für die Auferstehung Jesu, die gleichzeitig den Tod des Todes selbst markiert. Das wahrhafte (göttlich verklärte) Leben steht demnach dem Tod nicht äußerlich gegenüber (hier Leben, dort Tod), sondern beinhaltet ihn als einen aufgehobenen Aspekt des Lebens. Im ewigen Leben ist der Tod als überwundener "enthalten". Der "spekulative Karfreitag" ist bei Hegel ein Ausdruck dafür, wie wir uns das Verhältnis von Absolutem und Endlichem denken müssen: Das Absolute und wahrhaft Unendliche darf nicht als etwas gedacht werden, das dem Endlichen gegenüberstünde: als wäre das Absolute ein völlig negationsloses Positives. Stattdessen ist das Absolute und wahrhaft Unendliche die Negation der Negation: Es enthält das Endliche und Vergängliche als "Aufgehobenes".
@@vernunftrausch M.E. Ist der Aufsatz Glaube und Wissen eine Analyse der Dialektik der neuesten (um 1800) Philosophie und der spekulative Karfreitag hat nur sehr bedingt mit Religionsphilosophie zu tun. Zunächst die Passage: "[...] also der Philosophie die Idee der absoluten Freiheit und damit das absolute Leiden oder den spekulativen Karfreitag, der sonst historisch war, und ihn selbst in der ganzen Wahrheit und Härte seiner Gottlosigkeit wiederherstellen" (TWA 2, S. 432). Das ist eine Wendung Hegels, die Jacobis Gefühlsphilosophie als bedingt durch die logische Härte (Hegel sagt toter Mechanismus) von Fichtes Wissenschaftslehre ausweist und beide als zusammengehörige Momente der nach-kantischen Philosophie benennt. Die Formulierung "spekulativer Karfreitag" ist eine Replik auf folgende Formulierung Jacobis gegen Fichte. Jacobi ruft Fichte "unter den Juden der speculativen Vernunft zu ihrem König aus". Und Kant nennt er den "königsberger Täufer" (Jacobi an Fichte 1799, S. 5). Reinhold müsse noch beschnitten werden. Und Hegel schickt sie allesamt ins spekulative Grab.
Bedeutet, dass Hegel nicht an die Ewigkeit des Lebens postuliert? Ist der Mensch nun endlich oder absoluter Geist mit einem ewigen Leben? Es hört sich sehr widersprüchlich an.
besten dank!
Danke
Vielen Dank, für die hervorragende Videoreihe und gerade diese Episode im Besonderen. Als besonders wichtig habe ich Ihre Ausführungen zum Ende dieses Videos empfunden - dass Hegel wohl eher Philosoph des Christentums, denn christlicher Philosoph ist. Die Tendenz innerhalb der eher undogmatischen Auseinandersetzungen mit den Inhalten des Glaubens (man bedenke etwa Entwicklungen in der jüngeren und insbesondere der jüngeren protestantischen Theologie) hin zur Auflösung konkreter und gehaltvoller doxastischer Verpflichtungen (die ja nicht zuletzt für eine Religion qua Religion konstitutiv sind) ist meines Erachtens ein Zusammenhang, auf den aus religionsphilosophischer Perspektive gar zu selten hingewiesen wird.
kuck mal..
ist nicht bereits die entzweiung des seins im bewusstsein vollkommener absolutheit eine verdinglichung des werdens im sinne der eigentlichen bestimmung des geistes? oder habe ich hiermit bereits die durchbrechung der mannigfaltigkeit jeglicher bestimmung aufgehoben?
Gott ist Geist. Gott ist die Liebe.
Eine hervorragende Reihe, die Geschmack auf mehr macht. Aber leider ist seither nicht viel geschehen...
ich habe eine frage für eine hausarbeit, die ich schreibe: hat jemand eine Idee, wo ich das angeblich von Hegel stammende Zitat "absolute Vernunft" finde?
ich will es gerne nutzen und der Wikipediaeintrag reicht nicht als Quelle...
danke und bis gleich
Mit welchem Werk von Hegel soll man als Einstieg anfangen?
Kommt ganz darauf an, was für einen Hintergrund Sie haben und welche Interessen Sie verfolgen. Die aus Vorlesungsmitschriften und Nachschriften erstellten Texte (Ästhetik, Philosophie der Geschichte) halte ich für zugänglicher als die Hauptwerke (Phänomenologie, Wissenschaft der Logik). Die kleine Schrift „Wer denkt abstrakt“ ist auch überraschend verständlich.
@@vernunftrausch ich lese jetzt Wissenschaft der Logik. Allein die Tatsache, dass Hegel das reine Sein als Ausdruck einer Aufhebung von Hier und Jetzt finde ich großartig. Sie können mal ein Videos über dieses Buch machen.
Klasse Reihe, habe einiges dazugelernt und einen guten Überblick erhalten. Das Buch kommt auf meinen Wunschzettel.
Bei Hegels Religionsphilosophie frage ich mich, ob er sich einfach nur sehr geschickt unter dem Radar der Zensur gehalten hat, ähnlich wie schon Kant. Hegel wusste, wie es Jacobi in München erging. Und seit 1819 galten die Karlsbader Beschlüsse. Vielleicht war es darum auch gut, nicht zu verständlich zu schreiben. Und wahrscheinlich hat Hegel auch die Spannung zwischen seiner protestantischen Erziehung und seinem eigenen neuen Gottesbegriff immer wieder gespürt. Oder lieg ich da falsch?
Ja, ich denke, da haben Sie ganz recht!
Die Religionsphilosophie ist posthum erschienen und es gab für Hegel daher keinen Anlass, die Zensur zu fürchten. Sonst hätte er die Vorlesung nicht zu halten brauchen. Die gehörte nicht zu den verpflichtenden (das waren Logik und Metaphysik). Zudem hat er daraus die Gottesbeweise noch selbst publizieren wollen, verstarb dann aber.
Warum nicht selber Hegel lesen? Gadamer kurz vor seinem Tod: Hegel haben wir erst angefangen zu verstehen ...
@@gratianpaulus Ein sehr guter Rat! ;-)
Woher haben Sie den Ausspruch?@@gratianpaulus
Wenn es nichts jenseits des Begriffes gibt, woher kommt der diesseitige Begriff?
Die Dreifaltigkeit mag Hegel als Idee zur Dialektik gebracht haben.?
Wo löst Hegel dieses Paradoxen mit dem Fleisch gewordenen Geist, auf?
Ich bin gnädig wenn zu einem gesprochen wird die Aussage (
Mein Gott )
.....
Dankeschön🌹
Ich liebe Hegel
Ich wollte noch so gerne was zum spekulativen Karfreitag wissen...
Pardon, hat nicht mehr reingepasst. Ich versuche mich hier aber mal an einer Antwort: Der historische Karfreitag ist der Tod Gottes: Gott selbst stirbt in Person von Jesus Christus am Kreuz. Der Tod hat aber nicht das letzte Wort. Im Gegenteil: Er ist nur die Voraussetzung für die Auferstehung Jesu, die gleichzeitig den Tod des Todes selbst markiert. Das wahrhafte (göttlich verklärte) Leben steht demnach dem Tod nicht äußerlich gegenüber (hier Leben, dort Tod), sondern beinhaltet ihn als einen aufgehobenen Aspekt des Lebens. Im ewigen Leben ist der Tod als überwundener "enthalten". Der "spekulative Karfreitag" ist bei Hegel ein Ausdruck dafür, wie wir uns das Verhältnis von Absolutem und Endlichem denken müssen: Das Absolute und wahrhaft Unendliche darf nicht als etwas gedacht werden, das dem Endlichen gegenüberstünde: als wäre das Absolute ein völlig negationsloses Positives. Stattdessen ist das Absolute und wahrhaft Unendliche die Negation der Negation: Es enthält das Endliche und Vergängliche als "Aufgehobenes".
@@vernunftrausch M.E. Ist der Aufsatz Glaube und Wissen eine Analyse der Dialektik der neuesten (um 1800) Philosophie und der spekulative Karfreitag hat nur sehr bedingt mit Religionsphilosophie zu tun. Zunächst die Passage: "[...] also der Philosophie die Idee der absoluten Freiheit und damit das absolute Leiden oder den spekulativen Karfreitag, der sonst historisch war, und ihn selbst in der ganzen Wahrheit und Härte seiner Gottlosigkeit wiederherstellen" (TWA 2, S. 432). Das ist eine Wendung Hegels, die Jacobis Gefühlsphilosophie als bedingt durch die logische Härte (Hegel sagt toter Mechanismus) von Fichtes Wissenschaftslehre ausweist und beide als zusammengehörige Momente der nach-kantischen Philosophie benennt. Die Formulierung "spekulativer Karfreitag" ist eine Replik auf folgende Formulierung Jacobis gegen Fichte. Jacobi ruft Fichte "unter den Juden der speculativen Vernunft zu ihrem König aus". Und Kant nennt er den "königsberger Täufer" (Jacobi an Fichte 1799, S. 5). Reinhold müsse noch beschnitten werden. Und Hegel schickt sie allesamt ins spekulative Grab.
Bedeutet, dass Hegel nicht an die Ewigkeit des Lebens postuliert? Ist der Mensch nun endlich oder absoluter Geist mit einem ewigen Leben? Es hört sich sehr widersprüchlich an.