Lambert Wiesing: Cooler Schwitters, Woker Beuys. Stile der ästhetischen Weltverbesserung

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  • เผยแพร่เมื่อ 30 พ.ย. 2021
  • 7. Teil der Aktion „‘Ich trete aus der Kunst aus!‘ Eine höchst verführerische Anleitung von Joseph Beuys zur Überbietung der Künste durch die Autorität der Kulturen“, ehem. Fabrik Kaiser & Dicke, Wuppertal, 2. Juni 2021.
    Eine Veranstaltung der Denkerei mobil in Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Wuppertal und der Galerie Grölle pass:project im Rahmen des Performancefestivals „Die Unendlichkeit des Augenblicks. Aufführungskünste nach Beuys“.
    Für das Gesamtprogramm des Tages siehe:
    bazonbrock.de/...
    So unterschiedlich ihre Werke auch zu sein scheinen, Kurt Schwitters und Joseph Beuys teilen als Künstler ein gemeinsames Grundanliegen: Sie erheben den Anspruch, durch ihre Kunst das Leben zu verbessern. Beide arbeiten mit einem erweiterten Kunstbegriff, der Kunst als die Arbeit an einer Lebensform und damit als praktizierte Lebensgestaltung versteht - doch diese Gestaltung des Lebens zeichnet sich durch einen entgegengesetzten Stil aus, der sich aus ihrem jeweiligen Verhältnis zur Welt entwickelt hat.
    Schwitters hat ein cooles Weltverhältnis; er sieht sich selbst der Welt distanziert gegenüber. Beuys versteht sich selbst hingegen als ein mit der Welt verwobener, ökologischer Teil der Welt; sein Weltverhältnis ist woke.
    Aus diesem grundlegenden Unterschied ergeben sich jeweils entgegengesetzte Vorstellungen über das künstlerische Werk. Das Werk wird zu einem Werkzeug, mit dem man die Welt zu verbessern sucht. Für Schwitters liefert die Kunst die Mittel, ein Ich vor einer hässlichen und bedrohenden Welt zu schützen. Hingegen für Beuys stellt sich Kunst als die Möglichkeit dar, ein Ich in einen ökologischen Einklang mit der Welt zu bringen.
    Die These des Vortrages lässt sich zuspitzen: In den Konzeptionen der ästhetischen Weltverbesserung bei Schwitters und Beuys zeigt sich in den entworfenen Lebensformen die aus der Geschichte der Malerei bekannte stilistische Opposition von einerseits einem extrem coolen, linearen und andererseits einem extrem woken, malerischen Denken.
    Lambert Wiesing, geb. 1963, Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und Archäologie in Münster. 1989 Promotion, 1996 Habilitation in Philosophie. Seit 2001 Professor für Bildtheorie und Phänomenologie an der Universität Jena. 2005 bis 2008 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik. Gastprofessuren an den Universitäten in Wien, in Oxford und am Dartmouth College, Hanover. 2015 Aby-Warburg Wissenschaftspreis, 2018 Thüringer Forschungspreis im Bereich Grundlagenforschung. Seit 2019 Präsident der Deutschen Gesellschaft für phänomenologische Forschung. 2021 Marsilius-Medaillie für Verständigung der Wissenschaften. Publikationen u.a.: Stil statt Wahrheit. Kurt Schwitters und Ludwig Wittgenstein über ästhetische Lebensformen, München 1991; Ich für mich. Phänomenologie des Selbstbewusstseins, Berlin 2020.

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