Shalom, Thoralf! Ein schönes Video, das die Stärken und Schwächen des Textes gut hervorhebt und ihm insgesamt sehr gerecht wird. Auf die Frage, ob HPL ein guter Schriftsteller war, würde ich wahrscheinlich so etwas antworten wie "Nein, das kann man so allgemein nicht sagen, aber er hat ganz starke und ungewöhnliche Texte verfasst" o.ä., denn vieles von ihm ist tatsächlich für die Tonne. BERGE DES WAHNSINNS würde ich zu seinen guten Texten zählen; was an diesem Text zu erkennen ist, ist symptomatisch für HPL. Obwohl er ja für Pulps und deren Publikum schrieb - jedenfalls war das damals die einzige Veröffentlichungsmöglichkeit für solche Texte der unheimlichen Phantastik -, entspricht BERGE DES WAHNSINNS mit seinem langen und langsamen Aufbau, dem Mangel an Schock- und Aktionsmomenten sowie dem "trockenen" Stil des Wissenschaftlers in keiner Weise den Publikumserwartungen dieses Mediums, weshalb der Text vom zuständigen Redakteur ja auch erst abgelehnt worden war (außerdem ein für Magazine kaum zumutbarer Umfang). HPL, völlig verarmt und auf jeden Cent angewiesen, änderte aber seine Schreibe nicht, weil er sonst das letzte Bisschen Selbstachtung verloren hätte. Das ist durchaus bemerkenswert, denn wir haben ja hier eben nicht den unabhängig wirkenden Künstler. Erbärmlich schlecht sind dementsprechend auch oftmals seine Versuche, als Lohnschreiber für andere, zumeist völlig talentfreie Möchtegern-Autoren, zu werkeln. Die immer wieder, auch schon von den zeitgenössischen Kritikern, bemängelte Verschwendungssucht in Bezug auf Adjektive und den Gebrauch des Superlativs erklärt der führende HPL-Forscher S.T.Joshi übrigens dahingehend, dass es HPL um eine Art der Orchestrierung ging. Und es ist in der Tat ein Effekt, wenn man mehrere Texte von ihm hintereinander liest, dass sich da ein bestimmter Grundton einstellt, der einen gefangennimmt. Und auch die talentierten unter den zahllosen Autoren, die ihn kopierten bzw. seine Geschichten weitersponnen und den Mythos weiterentwickelten, versuchen ja, diese Tonart nachzuempfinden (woran die meisten jedoch scheitern). Dennoch tust du gut mit deinem Entschluss, erst einmal einiges an Zeit verstreichen zu lassen und eben nicht einen Text nach dem anderen von ihm zu lesen, denn man kann dann doch schnell genervt bzw gesättigt sein. Jeder Freund seiner Geschichten hat natürlich seine Favoriten - bei mir sind es SCHATTEN ÜBER INNSMOUTH (= Weird Fiction) sowie DIE FARBE AUS DEM ALL (= eher klassische Science Fiction). Wie auch immer, ein spannender Autor! LG
Großartig, Harald! Danke für diese fachkundige Einordnung eines faszinierenden Autors. Deine Ausführungen decken sich mit meinen Eindrücken von den "Bergen". Herrje: Und ich hatte vorab geschwankt zwischen dem "Schatten" und den "Bergen". Dann wäre ersteres doch die bessere Wahl gewesen. Nochmals danke und herzlichen Gruß!
Die Verlagswirtschaft sollte Ihnen Tantiemen bezahlen. Ihre Buchbesprechungen klingen so interessant und lebendig, dass man Lust bekommt, zu lesen!! Weiter so!!!!
Vielen Dank für die tolle Buchbesprechung. Ich habe Lovecraft schon vor King, Anfang der 80er, gelesen und war rundweg begeistert. Heute, also rund 40 Jahre später, sehe ich natürlich auch die "Schwächen" seiner Storys. Vergessen wir aber nicht, dass die Erzählungen schon ein Jahrhundert auf dem Buckel haben und für ein ganz anderes Publikum geschrieben wurden. Machen Sie weitere so gute Buchbesprechungen.
Ich habe noch nie etwas von Lovecraft gelesen, weil ich befürchte zu schwache Nerven zu haben und mich deshalb mit Horror und unnötiger Gewalt etwas schwer tue. Trage aber immer auch eine Neugier in mir, da ich glaube, dass Lovecraft es intelligent umsetzt. Beim Beginn deines Videos hatte ich regelrecht Gänsehaut, durch deine Vorlesung, unglaublich gelungen. Ich bin eine leidenschaftliche Hörbuch Liebhaberin. Dich hätte ich gern als Hörbuch Sprecher. Deine Zensur am Buch ist gut nachvollziehbar, auch wenn ich das Buch nicht gelesen habe. Und außerdem ein sehr ästhetisches Video vor winterliche Kulisse, passt wunderbar.
Keine Sorge, es handelt sich bei Lovecraft eher um unheimliche Phantastik, weniger um Horror im heutigen Verständnis, schon gar nicht um eine besondere Form von Gewaltdarstellung o.ä. LG
Außergewöhnlicher Rückblick auf Lovecrafts Roman und seine Konstellation, eingerahmt von der weißen Schönheit und geheimnisvollen Stille des Waldes im Winter. Herzlichen Dank ! 🤩💫🌎🏔🌨
Hi, Thoralf! Obwohl ich deinen Kanal mit schrillender Glocke abonniert habe, habe ich schon lange keine Benachrichtigung mehr bekommen und hatte mich schon gewundert: „… ob ihn das Studium wohl so sehr in Anspruch nimmt, dass seine Leidenschaft ihm Leiden schafft und er uns darben lässt?“ und also hab ich einfach mal kurz nachgeschaut und siehe da, entdeckt, was mir alles entgangen ist im neuen Jahr. Unter anderem diese schöne und spannende Besprechung von Lovecrafts „Bergen des Wahnsinns“. Schön hast du das besprochen und uns neugierig gemacht, sublim, ohne doch zu viel zu verraten. Wer’s nicht kennt, muss es unbedingt lesen. Ich selbst hab vor zwei Jahren „gecheatet“ und eines kalten Abends im Dezember mir das Hörbuch reingezogen, weil ich neugierig auf den Autor war, aber mir nicht sicher war, ob es sich lohnt, sich dieses Werk nach Japan schicken zu lassen. David Nathan ist ein guter Sprecher, der den Horror angemessen vertont hat, ABER wenn ich ein paar Sätze heute mit deiner Stimme höre, wünschte ich mir, du würdest mir das ganze Buch noch einmal vorlesen. Ich behaupte: Du kannst es noch eine Kategorie besser. Wer mir nicht glaubt und - wie ich es war - zu faul zum Lesen ist, der kann gern selbst mal reinhören: th-cam.com/video/aCosgfQTMXg/w-d-xo.html Ich freu mich schon auf die anderen Sachen von dir, die ich auch verpasst habe. Oft und gern denke ich immer wieder an die schönen Tage mit dir am Bodensee. Danke! Und bis bald …
Lieber Thomas, niemals würde meine Leidenschaft mir Leiden schaffen. Dann hilft wohl nichts und du musst öfter auf gut Glück die Kanalseite konsultieren, auch ohne Glockengebimmel. Ich danke Dir, wie immer, für die tolle Rückmeldung! Das Manuskript wurde übrigens nicht vergessen; ich hatte mir nur immer vorgenommen, es einmal gründlich zu überarbeiten. Da es dazu nicht gekommen ist, schicke ich es dir in der jetzigen Fassung. Auch ich ertappe mich häufig dabei, wie ich an den Bodensee zurückdenke ... damals, Spätsommer, hach. Herzlichen Gruß nach Japan! T.
Die Kunst Lovecrafts besteht m.E. darin, das Scheitern der Sprache an dem sie aufsprengenden Phänomen der aussersprachlichen Wirklichkeit selbst zum Thema seines poetischen Sprechens zu machen, also mit der Sprache das Scheitern der Sprache am 'Unnennbaren' nachvollziehbar, nacherlebbar zu machen. Es ist zuzugeben, dass dies ihm nicht immer in gleichermaßen überzeugender Weise gelungen ist.
Den Lovecraft bei dir zu sehen erfreut mich im hohen Maße! 😊 War es jetzt dein 1. Lovecraft? Schon wieder ganz vergessen, dass du ihn dir im letzten Jahr vornahmst. Ich lese mich jetzt seit Jahren durchs Gesamtwerk und brauche ab und an eine Pause. Die Hörbuchvarianten der Geschichten lohnen im Übrigen auch sehr. Das übertriebene, in den Superlativ abdriftende Schaurige bräuchte er gar nicht so häufig. Seine collagenartigen Textzusammenstellungen gefallen mir fast besser als der Horror, der darin enthalten ist. Eine spannende Textsorte, so oder so. Mein erster Lovecraft-Text war "Die Farbe aus dem All" & ich versuche mir diese "gotteslästerliche" Farbschattierung immer noch vorzustellen... Es soll natürlich verunmöglicht sein. Über Lovecraft sollten wir uns ganz dringend mal austauschen bei einem Heißgetränk. 😊
Unbedingt, liebe Sophie. Gerne sogar bei einem Vollmilchgetränk mit einem Hauch Kaffeearoma - wie du es liebst, oder? Dass deine Begeisterung so hohe Wellen schlägt, wusste ich nicht einmal. Und ja: Es war mein erster. Als nächstes Schatten über Innsmouth? Wenn du es nicht schon bei dir besprochen hättest, würde ich fragen: Buddyread? :-) Na, erstmal begnügen wir uns mit dem ollen Schweden (auch das eine an Blasphemie grenzende Behauptung!🤭). Ralf vom angepriesenen Kanal ,,Literaturburg" mag die ,,Farbe aus dem All" - meine ich - auch am liebsten von allen Lovecraft-Stories. Hab einen tollen Abend!
Hallo lieber Thoralf; Lovecraft habe ich an einem Winter mit Begeistrung und Gänsehaut gelesen. Winterzeit ist bei mir meistens Gruselzeit; wenn nicht die Russen oder Thomas Mann dazwischen kommen. Habe erst im Oktober längeren Urlaub. Dann geht es, so Gott will und nichts dazwischenkommt, nach Berlin. Dein Berliner Video schaue ich noch mal an. Auf jeden Fall geht es dann auch ins Zille Museum. Ganz lieben Gruß dir! 💌
Immer die Russen! Dass die einem aber auch ständig in die Quere kommen müssen😤 na, und Thomas Mann ja sowieso! Melde dich, wenn es so weit ist. Vielleicht habe ich bis Oktober sogar den zweiten Teil meines Berlin-Videis fertig gedreht - geplant ist er schon seit Monaten. Auch Dir, Vater Goriot, einen herzlichen Gruß aus der Zille-Stadt!
Was für ein Zufall:) Genau heute habe ich Berge des Wahnsinns fertiggehört (auf Spotify, gelesen von David Nathan). Da kommt das Video wirklich wie gelegen, danke
Die Stelle mit den weißen Pinguinen ist mir für immer in Erinnerung geblieben. Obwohl das glaub ich schon 15 Jahre her ist. Da es aus der Sicht eines Wissenschaftlers verfasst ist, können so jemand tatsächlich im Angesicht des Grauens nicht mehr die Worte finden. Wissenschaftler sind nicht unbedingt Dichter. Aber es wäre wirklich mal tatsächlich interessant, wenn dieses Kosmische den Wissenschaftler zum Poeten gemacht hätte.
Lovecraft habe ich letztes Jahr entdeckt, durch Erwähnung in deinem Video mit den Lesevorhaben, durch Harald von Literatur und Whiskey und durch die Schwärmerei von Sophie von VersTand. Bei so geballtem Auf-mich-Einströmen wurde ich wirklich sehr neugierig und habe es nicht bereut. Ich las einige Kurzgeschichten und auch Berge des Wahnsinns. Ich wurde in die Geschichte auch förmlich reingesogen, las sie auch am Stück, war sehr angetan, kann aber auch deine Kritikpunkte gut nachvollziehen. Auf jeden Fall möchte ich aber noch mehr von dem Autor entdecken und auch Die Berge des Wahnsinns noch einmal lesen. Da ich leider trotz guter Vorsätze sehr schnell lese, entgehen mir oft Dinge, die ich bei nochmaliger Lektüre erst entdecke bzw richtig auskosten kann. Danke auch für die Kanalempfehlung, ich habe auch eine, und zwar eine englischsprachige. Der Kanal heißt Tristan and the Classics, und Tristan, ein Literaturdozent (??) spricht mit totaler Leidenschaft über Bücher und gibt Tipps, wie man sich als Laie den Klassikern nähern und das Optimale aus ihnen heraus holen kann. Nicht, dass du diese Tipps nötig hättest, aber wir schrieben ja früher schon über z . B. deine Begeisterungsfähigkeit und die von Roger Willemsen und da knüpft Tristan nahtlos an. Deine Lesung am Anfang belegte übrigens eindrucksvoll, dass es sich wirklich um Schauerliteratur handelt, du hast den Ton perfekt getroffen. Ich hätte ewig weiter hören können, du bist ein genialer Vorleser, sowohl was deine Stimme als auch deine Interpretation und Intonation des Textes angeht, aber das haben dir ja auch schon viele andere geschrieben. Liebe Grüße von Gaby
Ja, die geballte Ladung Schwärmerei für einen so seltsamen Autor (der mit seinem starren Blick und dem derben Unterkiefer genau meiner Vorstellung eines Horrorautors entspricht!) - da war auch meine Neugier geweckt. Nicht zu vergessen das Feature von ,,Literatur ist alles'' damals. Weil ich weiß, dass hinterher ein Video draus entstehen soll, habe ich mir vermutlich unbewusst angewöhnt, aufmerksamer und intensiver zu lesen. Toll, Gaby, danke für den Tipp! Tristan kannte ich nicht (wie ich mich überhaupt in der englischsprachigen Sektion hier auf YT kaum auskenne...) Ich wünsche einen wundervollen Abend.
Deine Argumentationsweise finde ich viel ansprechender als von vielen "etablierten Literaturkritikern". Vieles von deinen Entdeckungen bei Lovecraft habe ich selber gespürt und nun durch deine Worte formuliert gehört. Du triffst es sachlich und weißt es auch deine Entdeckungen neutral darzustellen. Heutztage empfinde ich es , dass viele Leute sich darauf verlassen, dass sie auf dem Markt bekannt sind und dann wird die eigene Argumentation so in einer Weiose dargesltellt, wo unterschwellig mitschwingt "Das ist nur so und so...sind sie zu doff das zu erkennen." Fun Fakt: Die haben meistens nur eine Stelle als Beispiel dafür. = DU, lieber Thoralf, bist da aus meiner Sicht reifer. Natürlich erzeugt Provokation auch Emotion und Interesse, aber mir gefällt deine Darstellungsweise besser. Du eröffnest uns deine Sicht und nimmst uns auf deine Denkreise mit! Das ist wertvoll und kann den Funken bei Literaturverdrossenen viel eher entzünden, als wenn über ihren Köpfen hinweggeredet werden. Danke für deine Arbeit. Bitte bleib so. Bleib bodenständig. vergiss nie deine Wurzeln.
Eine tolle Kritik. Du hast mich neugierig gemacht, vielen Dank, Thoralf! Ich würde gerne mal deine Kritik zu 1Q84 von Haruki Murakami von dir hören, da das mein Lieblingsbuch ist!
Lieber Thoralf, kürzlich habe ich einem Freund erst "Das Ding auf der Schwelle" vorgelesen und gemeint "Berge des Wahnsinns" könnten wir uns auch mal vornehmen, prompt kommt Dein Video 🗻 Habe mal gelesen, dass es sich bei "Berge..." um das Schlusswerk der Cthulu Erzählungen handeln soll. Hätte aber auch nicht vor, jetzt alle hintereinander zu lesen 😅 Danke für die stimmungsvolle Besprechung! Liebe Grüße, Maren
Hi Maren, das geht mir genauso: die Chronolgie muss nicht gewahrt werden. Zum Vorlesen der "Berge ..." braucht man aber auch mehrere Sitzungen! "Das Ding auf der Schwelle" hat ja schon einen Titel, bei dem es mir kalt den Rücken runter läuft, brr. Ich danke dir vielmals, Thoralf
@@literatur_news Hallo! So etwas hört und liest man immer wieder. Aber nein, keine Sorge: Es handelt sich nicht um ein Schlusswerk o.ä., denn es gibt hier so gesehen keinen fertigen und zusammenhängenden Mythos, sondern einzelne Versatzstücke. Mit anderen Worten: Ihr könnt euch Einzeltexte immer wieder nach Lust und Laune herauspicken. Erst spätere Autoren haben versucht, aus Lovecrafts Ansätzen ein geschlossenes Ganzes zu basteln. Er ließ sie gerne gewähren, aber von ihm selbst gibt es da keine Initiative. LG
Omg, my friend! 😃 I'm also releasing a video on H. P. Lovecraft today; what a coincidence! Thank you for this brilliant exploration of a key text by this wonderful author. I read At the Mountains of Madness a long time ago, but I would like to experience it again now that I've listened to your analysis. It's been a pleasure sharing this long-distance Lovecraft connection with you. Herzliche Grüße!
Can that still be a coincidence, my friend? Haha. Oh, I'm looking forward to your video (and I can't wait to find out which text it's about - it can't be the ,,mountains''🤔) Thank you so much for your comment and have a great evening!
@@literatur_news It's about "The Outsider," for a series I'm doing titled "Cuentos memorables" ("Memorable Short Stories"). Guten Abend, Thoralf, und nochmals vielen Dank für dieses tolle Video!
noch interessanter als sein lebenswerk ist sein leben.., wenn es stimmt was ich über ihn gelesen habe, wusste er mehr, als er literarisch verarbeitet hat.., faktisch mehr, ..der versuch dass in eine "verdauliche form" zu bringen, war seine eigentliche leistung,.. ich wünschte er hätte länger gelebt, viel länger..
Schau dich nun schon länger und fände es noch schöner wenn du uns mehr literarische Schmankerl aus deinen Buchvorstellungen auftischen würdest... frage mich manchmal wie der Schriftsteller wohl etwas ausgedrückt hat wovon du uns erzählst, wie z.B.: die entdeckte Stadt, in diesem Buch. Aber nur ne kleine Anmerkung oder eher persönlicher Wunsch 😂 vielleicht höre ich dich auch einfach nur zu gerne vorlesen. Deine Videos werden qualitativ von mal zu mal immer besser. P.s.: die filterveränderung beim lesen aus einem Buch mag ich auch sehr. LG Ben
Hast du vor dich mal mit japanischer Literatur zu beschäftigen? Natürlich jene, welche es in deutscher Übersetzung zu lesen gibt. Ich denke da an Werke wie Der Revolver von Fuminori Nakamura. Würde mich sehr interessieren, was du davon hältst. :)
Ein glänzender Kommentar, der Lovecrafts Schwächen auch anspricht. Tatsächlich war (und ist) die Relief-Begründung für mich der Grund, die "Berge" als misslungen anzusehen. Lovecraft schaffte es leider nicht, auf die Ingredienzen seines Horror-Kosmos' zu verzichten, d.h., er fühlt sich gezwungen, die Zusammenhänge zu erklären, obwohl es in diesem Fall besser gewesen wäre, nur das Sichtbare zu beschreiben und dem Leser die Herstellung der Zusammenhänge zu überlassen. Nun zur Anmerkung, Lovecraft habe es sich mit der Beschreibung des Grauens zu leicht gemacht, indem er es für unbeschreibbar erklärt: Es ist allerdings wirklich unbeschreibbar, da sich der Mensch nur das vorstellen kann, was er in seinem Erfahrungsschatz hat. Wenn Lovecraft beschreibt, kommen dementsprechend überdimensionale Kraken mit Augen statt Saugnäpfen (so ungefähr zumindest) heraus. Da ziehe ich vor, wenn er es unterlässt. Die schablonenhafte Anwendung von Reizwörtern: Ja, aber ich habe das eigentlich mit Vergnügen gelesen, nämlich als eine Art Signale für "Eingeweihte", quasi: wenn die üblichen Wortkaskaden beginnen, kommt in Kürze Cthulhu daher. Deshalb meine ich, dass sich das wahre Lovecraft-Vergnügen mit den Kurzgeschichten einstellt, eventuell mit der Lang-Erzählung "Schatten über Innsmouth" (meiner Meinung nach sein bestes Werk), nicht aber mit den "Bergen". Wobei ich übrigens auch den "Arthur Gordon Pym" für eher missglückt erachte. Zu einem Reizwort speziell: "blasphemisch" erschien auch mir zuerst unsinnig. Es ergibt sich aber aus dem Überbau: Die Kreaturen bzw. Bauwerke oder auch Gerüche lästern allein durch ihre Existenz Gott, denn sie sind von diesem offenbar nicht erschaffen. Gott, sofern es ihn in diesem Lovecraft-Kosmos überhaupt gibt, wird dadurch zu einem unter vielen Schöpfer- und Zerstörerwesen, um die sich der von ihnen unabhängig existierende Kosmos ebensowenig kümmert wie um die Menschen. Dieser Überbau ist das eigentlich Neue bei Lovecraft. Der Horror entsteht für die Protagonisten seiner Geschichten durch die Begegnung mit Monstrositäten, für den Leser aber in der Erkenntnis der Bedeutungslosigkeit seines Lebens.
Ich würde mich als Phantastik-Liebhaber bezeichnen, aber deine Kritik grast so ziemlich alle Probleme ab, die ich mit diesem Text auch immer hatte. Lovecraft ist definitiv ein bedeutender Autor, aber wird meines Erachtens sowohl qualitativ als auch was seinen Einfluss angeht gerne ein gutes Stück überschätzt. Für die Verhältnisse eines so vielgeliebten Autors ist ein großer Teil seiner Erzählungen gar nicht mal so stark, und seine Rezeption überschattet leider oft ältere Autoren, die m. E. das Genre im selben Maße vorangebracht haben. Dass Lovecraft "kosmischen Horror" keinesfalls erfunden hat, sieht man spätestens bei William Hope Hodgson. Und ohne Arthur Machen, den Vater der modernen Horrorgeschichte, den Lovecraft sehr geschätzt hat, wäre sein Werk überhaupt nicht denkbar. Also das um nur zwei Beispiele zu nennen. Zwei heiße Tipps etwas jüngeren Alters, was literarischen Horror angeht, wären Thomas Ligotti und Robert Aickman. Ligotti wird oft als direkter, legitimer Nachfolger Poes und Lovecrafts gesehen, und ihr Einfluss ist in seinen früheren Geschichten definitiv spürbar, aber er hat sich mit der Zeit interessanterweise mehr in eine Art zu spät geborenen Expressionisten verwandelt. Aickman kommt aus der Tradition der Geistergeschichten, reichert seine Erzählungen aber substantiell mit moderner Psychologie und subtilem Surrealismus an, so dass sich seine Texte teilweise mehr wie die eines Frühmodernisten lesen.
Ich danke dir vielmals für die vielversprechenden Tipps! Es stimmt: Ich will das Genre weiter erkunden und gerne auch die Gegenwartsliteratur miteinbeziehen. Da ich den Überblick nicht habe und unschlüssig bin, wo man sich da am besten Rat holt, bin ich für deine Empfehlungen umso dankbarer. Arthur Machen ist mir seit Markus Gasser immerhin ein Begriff, Hodgson wiederum sagt mir nichts. Zwar hatte ich einst ein paar Suhrkamp-Bändchen von Lord Dunsany (den Lovecraft offenbar auch geschätzt hat), habe sie aber vor etlichen Jahren verschenkt, weil ich dachte: Wird ja doch nie gelesen. Im Zweifel immer lieber behalten, man weiß nie, wie's kommt. Danke fürs Kommentieren! Herzlichen Gruß
Hallo, Du scheinst Dich im Horror-Genre auszukennen. Ich selbst bin Lovecraft-Leser seit der Insel-Ausgabe mit den grünen Seiten Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts (mein absoluter Liebling ist allerdings die von Peter Collien illustrierte Anabis-Ausgabe der "Träume im Hexenhaus", kennst Du die?), habe dann aber den Anschluss verloren. Alle zehn Jahre krame ich aber die alten Scharteken wieder aus und bin dann wieder völlig gefangen im Lovecraft-Kosmos, wobei mich weniger die desillusionierenden Beschreibungen der Alten Götter interessieren als die liebevollen Beschreibungen Neu-Englands mit seinen für amerikanische Verhältnisse alten Städtchen, seinen unendlichen Wäldern, aus denen um Mitternacht ferne Trommelklänge herüberwehen etc. - Aber Du hast in mir die Lust geweckt, vielleicht mal ein paar andere Autoren auszuprobieren. Könntest Du zu Ligotti und Aickman noch etwas detaillierteres sagen? Was wären Deine Tipps zum Einstieg? Und was hältst Du von der Bizzarro-Fiction etwa von Carlton Mellick III.? Ich würde mich freuen, von Dir zu hören! Gruß, AE
@@aucheiner5006 Das hängt davon ab, ob du auf fortgeschrittenem Niveau Englisch lesen kannst. Wenn ja, ist der Penguin-Band zu Ligotti, der seine ersten beiden Sammelbände enthält, empfehlenswert; Aickman habe ich mit "Compulsory Games" kennengelernt, der Standard Einstiegstipp ist allerdings "Cold Hand in Mine". Der YT-Kanal Thee Landstander hat angenehme Ligotti-Mini-Hörbücher. Wenn du auf deutsche Übersetzungen angewiesen bist, wirst du um den Festa Verlag nicht herumkommen. Ich weiß nicht, ob der Ligotti-Band noch lieferbar ist, aber die Aickman-Ausgabe ist recht frisch rausgekommen. Bizzaro Fiction und Mellick kenne ich nur vom Namen.
@@someobserver844 : Ah, vielen Dank für Deine Nachricht! Ich glaube, ich sollte es erstmal mit den Videos von Thee Landstander versuchen, zum reinschnuppern. Fein, ich freu' mich auf die neuen Horizonte meines privaten Lese-Universums! Gruß, AE
Shalom, Thoralf! Ein schönes Video, das die Stärken und Schwächen des Textes gut hervorhebt und ihm insgesamt sehr gerecht wird. Auf die Frage, ob HPL ein guter Schriftsteller war, würde ich wahrscheinlich so etwas antworten wie "Nein, das kann man so allgemein nicht sagen, aber er hat ganz starke und ungewöhnliche Texte verfasst" o.ä., denn vieles von ihm ist tatsächlich für die Tonne. BERGE DES WAHNSINNS würde ich zu seinen guten Texten zählen; was an diesem Text zu erkennen ist, ist symptomatisch für HPL. Obwohl er ja für Pulps und deren Publikum schrieb - jedenfalls war das damals die einzige Veröffentlichungsmöglichkeit für solche Texte der unheimlichen Phantastik -, entspricht BERGE DES WAHNSINNS mit seinem langen und langsamen Aufbau, dem Mangel an Schock- und Aktionsmomenten sowie dem "trockenen" Stil des Wissenschaftlers in keiner Weise den Publikumserwartungen dieses Mediums, weshalb der Text vom zuständigen Redakteur ja auch erst abgelehnt worden war (außerdem ein für Magazine kaum zumutbarer Umfang). HPL, völlig verarmt und auf jeden Cent angewiesen, änderte aber seine Schreibe nicht, weil er sonst das letzte Bisschen Selbstachtung verloren hätte. Das ist durchaus bemerkenswert, denn wir haben ja hier eben nicht den unabhängig wirkenden Künstler. Erbärmlich schlecht sind dementsprechend auch oftmals seine Versuche, als Lohnschreiber für andere, zumeist völlig talentfreie Möchtegern-Autoren, zu werkeln.
Die immer wieder, auch schon von den zeitgenössischen Kritikern, bemängelte Verschwendungssucht in Bezug auf Adjektive und den Gebrauch des Superlativs erklärt der führende HPL-Forscher S.T.Joshi übrigens dahingehend, dass es HPL um eine Art der Orchestrierung ging. Und es ist in der Tat ein Effekt, wenn man mehrere Texte von ihm hintereinander liest, dass sich da ein bestimmter Grundton einstellt, der einen gefangennimmt. Und auch die talentierten unter den zahllosen Autoren, die ihn kopierten bzw. seine Geschichten weitersponnen und den Mythos weiterentwickelten, versuchen ja, diese Tonart nachzuempfinden (woran die meisten jedoch scheitern). Dennoch tust du gut mit deinem Entschluss, erst einmal einiges an Zeit verstreichen zu lassen und eben nicht einen Text nach dem anderen von ihm zu lesen, denn man kann dann doch schnell genervt bzw gesättigt sein. Jeder Freund seiner Geschichten hat natürlich seine Favoriten - bei mir sind es SCHATTEN ÜBER INNSMOUTH (= Weird Fiction) sowie DIE FARBE AUS DEM ALL (= eher klassische Science Fiction). Wie auch immer, ein spannender Autor! LG
Großartig, Harald! Danke für diese fachkundige Einordnung eines faszinierenden Autors. Deine Ausführungen decken sich mit meinen Eindrücken von den "Bergen". Herrje: Und ich hatte vorab geschwankt zwischen dem "Schatten" und den "Bergen". Dann wäre ersteres doch die bessere Wahl gewesen.
Nochmals danke und herzlichen Gruß!
@@literatur_newsKann nur Die Musik des Erich Zann empfehlen, eine kurze Geschichte die mir stark im Gedächtnis blieb.
Die Verlagswirtschaft sollte Ihnen Tantiemen bezahlen. Ihre Buchbesprechungen klingen so interessant und lebendig, dass man Lust bekommt, zu lesen!! Weiter so!!!!
Vielen Dank für die tolle Buchbesprechung. Ich habe Lovecraft schon vor King, Anfang der 80er, gelesen und war rundweg begeistert. Heute, also rund 40 Jahre später, sehe ich natürlich auch die "Schwächen" seiner Storys. Vergessen wir aber nicht, dass die Erzählungen schon ein Jahrhundert auf dem Buckel haben und für ein ganz anderes Publikum geschrieben wurden.
Machen Sie weitere so gute Buchbesprechungen.
Ich habe noch nie etwas von Lovecraft gelesen, weil ich befürchte zu schwache Nerven zu haben und mich deshalb mit Horror und unnötiger Gewalt etwas schwer tue. Trage aber immer auch eine Neugier in mir, da ich glaube, dass Lovecraft es intelligent umsetzt.
Beim Beginn deines Videos hatte ich regelrecht Gänsehaut, durch deine Vorlesung, unglaublich gelungen. Ich bin eine leidenschaftliche Hörbuch Liebhaberin. Dich hätte ich gern als Hörbuch Sprecher.
Deine Zensur am Buch ist gut nachvollziehbar, auch wenn ich das Buch nicht gelesen habe.
Und außerdem ein sehr ästhetisches Video vor winterliche Kulisse, passt wunderbar.
Keine Sorge, es handelt sich bei Lovecraft eher um unheimliche Phantastik, weniger um Horror im heutigen Verständnis, schon gar nicht um eine besondere Form von Gewaltdarstellung o.ä. LG
Außergewöhnlicher Rückblick auf Lovecrafts Roman und seine Konstellation, eingerahmt von der weißen Schönheit und geheimnisvollen Stille des Waldes im Winter. Herzlichen Dank ! 🤩💫🌎🏔🌨
Vielen Dank für deine elaborierten und prägnanten Zusammenfassungen.
Hi, Thoralf! Obwohl ich deinen Kanal mit schrillender Glocke abonniert habe, habe ich schon lange keine Benachrichtigung mehr bekommen und hatte mich schon gewundert: „… ob ihn das Studium wohl so sehr in Anspruch nimmt, dass seine Leidenschaft ihm Leiden schafft und er uns darben lässt?“ und also hab ich einfach mal kurz nachgeschaut und siehe da, entdeckt, was mir alles entgangen ist im neuen Jahr. Unter anderem diese schöne und spannende Besprechung von Lovecrafts „Bergen des Wahnsinns“. Schön hast du das besprochen und uns neugierig gemacht, sublim, ohne doch zu viel zu verraten. Wer’s nicht kennt, muss es unbedingt lesen. Ich selbst hab vor zwei Jahren „gecheatet“ und eines kalten Abends im Dezember mir das Hörbuch reingezogen, weil ich neugierig auf den Autor war, aber mir nicht sicher war, ob es sich lohnt, sich dieses Werk nach Japan schicken zu lassen. David Nathan ist ein guter Sprecher, der den Horror angemessen vertont hat, ABER wenn ich ein paar Sätze heute mit deiner Stimme höre, wünschte ich mir, du würdest mir das ganze Buch noch einmal vorlesen. Ich behaupte: Du kannst es noch eine Kategorie besser. Wer mir nicht glaubt und - wie ich es war - zu faul zum Lesen ist, der kann gern selbst mal reinhören:
th-cam.com/video/aCosgfQTMXg/w-d-xo.html
Ich freu mich schon auf die anderen Sachen von dir, die ich auch verpasst habe.
Oft und gern denke ich immer wieder an die schönen Tage mit dir am Bodensee.
Danke! Und bis bald …
Lieber Thomas,
niemals würde meine Leidenschaft mir Leiden schaffen. Dann hilft wohl nichts und du musst öfter auf gut Glück die Kanalseite konsultieren, auch ohne Glockengebimmel. Ich danke Dir, wie immer, für die tolle Rückmeldung! Das Manuskript wurde übrigens nicht vergessen; ich hatte mir nur immer vorgenommen, es einmal gründlich zu überarbeiten. Da es dazu nicht gekommen ist, schicke ich es dir in der jetzigen Fassung. Auch ich ertappe mich häufig dabei, wie ich an den Bodensee zurückdenke ... damals, Spätsommer, hach.
Herzlichen Gruß nach Japan!
T.
Die Kunst Lovecrafts besteht m.E. darin, das Scheitern der Sprache an dem sie aufsprengenden Phänomen der aussersprachlichen Wirklichkeit selbst zum Thema seines poetischen Sprechens zu machen, also mit der Sprache das Scheitern der Sprache am 'Unnennbaren' nachvollziehbar, nacherlebbar zu machen. Es ist zuzugeben, dass dies ihm nicht immer in gleichermaßen überzeugender Weise gelungen ist.
Ich habe alle Geschichten von Lovecraft im Regal. Meisterwerke!
Und herzlichen Dank für die Empfehlung 🙏🍀
Hab schon gehofft, dass du mal was von Lovevraft rezensierst. Deine Analyse hat mir sehr gut gefallen. Danke dafür!
Den Lovecraft bei dir zu sehen erfreut mich im hohen Maße! 😊
War es jetzt dein 1. Lovecraft? Schon wieder ganz vergessen, dass du ihn dir im letzten Jahr vornahmst.
Ich lese mich jetzt seit Jahren durchs Gesamtwerk und brauche ab und an eine Pause. Die Hörbuchvarianten der Geschichten lohnen im Übrigen auch sehr. Das übertriebene, in den Superlativ abdriftende Schaurige bräuchte er gar nicht so häufig. Seine collagenartigen Textzusammenstellungen gefallen mir fast besser als der Horror, der darin enthalten ist. Eine spannende Textsorte, so oder so. Mein erster Lovecraft-Text war "Die Farbe aus dem All" & ich versuche mir diese "gotteslästerliche" Farbschattierung immer noch vorzustellen... Es soll natürlich verunmöglicht sein. Über Lovecraft sollten wir uns ganz dringend mal austauschen bei einem Heißgetränk. 😊
Unbedingt, liebe Sophie. Gerne sogar bei einem Vollmilchgetränk mit einem Hauch Kaffeearoma - wie du es liebst, oder? Dass deine Begeisterung so hohe Wellen schlägt, wusste ich nicht einmal. Und ja: Es war mein erster. Als nächstes Schatten über Innsmouth? Wenn du es nicht schon bei dir besprochen hättest, würde ich fragen: Buddyread? :-) Na, erstmal begnügen wir uns mit dem ollen Schweden (auch das eine an Blasphemie grenzende Behauptung!🤭). Ralf vom angepriesenen Kanal ,,Literaturburg" mag die ,,Farbe aus dem All" - meine ich - auch am liebsten von allen Lovecraft-Stories.
Hab einen tollen Abend!
Hallo lieber Thoralf; Lovecraft habe ich an einem Winter mit Begeistrung und Gänsehaut gelesen. Winterzeit ist bei mir meistens Gruselzeit; wenn nicht die Russen oder Thomas Mann dazwischen kommen. Habe erst im Oktober längeren Urlaub. Dann geht es, so Gott will und nichts dazwischenkommt, nach Berlin. Dein Berliner Video schaue ich noch mal an. Auf jeden Fall geht es dann auch ins Zille Museum. Ganz lieben Gruß dir! 💌
Immer die Russen! Dass die einem aber auch ständig in die Quere kommen müssen😤 na, und Thomas Mann ja sowieso! Melde dich, wenn es so weit ist. Vielleicht habe ich bis Oktober sogar den zweiten Teil meines Berlin-Videis fertig gedreht - geplant ist er schon seit Monaten. Auch Dir, Vater Goriot, einen herzlichen Gruß aus der Zille-Stadt!
Was für ein Zufall:)
Genau heute habe ich Berge des Wahnsinns fertiggehört (auf Spotify, gelesen von David Nathan).
Da kommt das Video wirklich wie gelegen, danke
Eine tolle Zusammenfassung! Hast definitiv mein Interesse geweckt, es auch zu lesen 😊
Die Stelle mit den weißen Pinguinen ist mir für immer in Erinnerung geblieben. Obwohl das glaub ich schon 15 Jahre her ist. Da es aus der Sicht eines Wissenschaftlers verfasst ist, können so jemand tatsächlich im Angesicht des Grauens nicht mehr die Worte finden. Wissenschaftler sind nicht unbedingt Dichter. Aber es wäre wirklich mal tatsächlich interessant, wenn dieses Kosmische den Wissenschaftler zum Poeten gemacht hätte.
Die überdimensionalen Albinopinguine, o ja, schaurig!
Lovecraft habe ich letztes Jahr entdeckt, durch Erwähnung in deinem Video mit den Lesevorhaben, durch Harald von Literatur und Whiskey und durch die Schwärmerei von Sophie von VersTand. Bei so geballtem Auf-mich-Einströmen wurde ich wirklich sehr neugierig und habe es nicht bereut. Ich las einige Kurzgeschichten und auch Berge des Wahnsinns. Ich wurde in die Geschichte auch förmlich reingesogen, las sie auch am Stück, war sehr angetan, kann aber auch deine Kritikpunkte gut nachvollziehen. Auf jeden Fall möchte ich aber noch mehr von dem Autor entdecken und auch Die Berge des Wahnsinns noch einmal lesen. Da ich leider trotz guter Vorsätze sehr schnell lese, entgehen mir oft Dinge, die ich bei nochmaliger Lektüre erst entdecke bzw richtig auskosten kann.
Danke auch für die Kanalempfehlung, ich habe auch eine, und zwar eine englischsprachige. Der Kanal heißt Tristan and the Classics, und Tristan, ein Literaturdozent (??) spricht mit totaler Leidenschaft über Bücher und gibt Tipps, wie man sich als Laie den Klassikern nähern und das Optimale aus ihnen heraus holen kann. Nicht, dass du diese Tipps nötig hättest, aber wir schrieben ja früher schon über z . B. deine Begeisterungsfähigkeit und die von Roger Willemsen und da knüpft Tristan nahtlos an.
Deine Lesung am Anfang belegte übrigens eindrucksvoll, dass es sich wirklich um Schauerliteratur handelt, du hast den Ton perfekt getroffen. Ich hätte ewig weiter hören können, du bist ein genialer Vorleser, sowohl was deine Stimme als auch deine Interpretation und Intonation des Textes angeht, aber das haben dir ja auch schon viele andere geschrieben.
Liebe Grüße von Gaby
Ja, die geballte Ladung Schwärmerei für einen so seltsamen Autor (der mit seinem starren Blick und dem derben Unterkiefer genau meiner Vorstellung eines Horrorautors entspricht!) - da war auch meine Neugier geweckt. Nicht zu vergessen das Feature von ,,Literatur ist alles'' damals. Weil ich weiß, dass hinterher ein Video draus entstehen soll, habe ich mir vermutlich unbewusst angewöhnt, aufmerksamer und intensiver zu lesen. Toll, Gaby, danke für den Tipp! Tristan kannte ich nicht (wie ich mich überhaupt in der englischsprachigen Sektion hier auf YT kaum auskenne...)
Ich wünsche einen wundervollen Abend.
Ich habe zu dem Roman die illustrierte Ausgabe von Heyne. Das sind insgesamt zwei Bücher mit wirklich großen Seiten und fantastischen Bildern
Sehr unterhaltsam (dein Video, wie die Story von Lovecraft), danke dir für deine Zusammenfassung und Sichtweise.
Peace,
Stephan
Eine sehr schöne und anregende Buchbesprechung, danke dafür! Ich habe Ihren Kanal gleich abonniert.
Das freut mich, herzlichen Dank!
Deine Argumentationsweise finde ich viel ansprechender als von vielen "etablierten Literaturkritikern". Vieles von deinen Entdeckungen bei Lovecraft habe ich selber gespürt und nun durch deine Worte formuliert gehört. Du triffst es sachlich und weißt es auch deine Entdeckungen neutral darzustellen. Heutztage empfinde ich es , dass viele Leute sich darauf verlassen, dass sie auf dem Markt bekannt sind und dann wird die eigene Argumentation so in einer Weiose dargesltellt, wo unterschwellig mitschwingt "Das ist nur so und so...sind sie zu doff das zu erkennen." Fun Fakt: Die haben meistens nur eine Stelle als Beispiel dafür. = DU, lieber Thoralf, bist da aus meiner Sicht reifer. Natürlich erzeugt Provokation auch Emotion und Interesse, aber mir gefällt deine Darstellungsweise besser. Du eröffnest uns deine Sicht und nimmst uns auf deine Denkreise mit! Das ist wertvoll und kann den Funken bei Literaturverdrossenen viel eher entzünden, als wenn über ihren Köpfen hinweggeredet werden. Danke für deine Arbeit. Bitte bleib so. Bleib bodenständig. vergiss nie deine Wurzeln.
Aus tiefster Empfindung: Danke! Das macht Mut. Ich gebe weiterhin mein Bestes. Herzlichen Gruß 💛
Welche Klassiker kannst du empfehlen, die relativ kurz vom Seitenumfang sind? (So ca. 250Seiten)
Eine tolle Kritik. Du hast mich neugierig gemacht, vielen Dank, Thoralf!
Ich würde gerne mal deine Kritik zu 1Q84 von Haruki Murakami von dir hören, da das mein Lieblingsbuch ist!
Lieber Thoralf, kürzlich habe ich einem Freund erst "Das Ding auf der Schwelle" vorgelesen und gemeint "Berge des Wahnsinns" könnten wir uns auch mal vornehmen, prompt kommt Dein Video 🗻
Habe mal gelesen, dass es sich bei "Berge..." um das Schlusswerk der Cthulu Erzählungen handeln soll.
Hätte aber auch nicht vor, jetzt alle hintereinander zu lesen 😅
Danke für die stimmungsvolle Besprechung!
Liebe Grüße, Maren
Hi Maren,
das geht mir genauso: die Chronolgie muss nicht gewahrt werden. Zum Vorlesen der "Berge ..." braucht man aber auch mehrere Sitzungen! "Das Ding auf der Schwelle" hat ja schon einen Titel, bei dem es mir kalt den Rücken runter läuft, brr. Ich danke dir vielmals, Thoralf
@@literatur_news Hallo! So etwas hört und liest man immer wieder. Aber nein, keine Sorge: Es handelt sich nicht um ein Schlusswerk o.ä., denn es gibt hier so gesehen keinen fertigen und zusammenhängenden Mythos, sondern einzelne Versatzstücke. Mit anderen Worten: Ihr könnt euch Einzeltexte immer wieder nach Lust und Laune herauspicken. Erst spätere Autoren haben versucht, aus Lovecrafts Ansätzen ein geschlossenes Ganzes zu basteln. Er ließ sie gerne gewähren, aber von ihm selbst gibt es da keine Initiative. LG
Dankeschön für das tolle Video
Witzig, gestern erst habe ich eine ganz tolle Theateraufführung zu „Berge des Wahnsinns“ in Tübingen gesehen.
Omg, my friend! 😃 I'm also releasing a video on H. P. Lovecraft today; what a coincidence! Thank you for this brilliant exploration of a key text by this wonderful author. I read At the Mountains of Madness a long time ago, but I would like to experience it again now that I've listened to your analysis. It's been a pleasure sharing this long-distance Lovecraft connection with you. Herzliche Grüße!
Can that still be a coincidence, my friend? Haha. Oh, I'm looking forward to your video (and I can't wait to find out which text it's about - it can't be the ,,mountains''🤔) Thank you so much for your comment and have a great evening!
@@literatur_news It's about "The Outsider," for a series I'm doing titled "Cuentos memorables" ("Memorable Short Stories"). Guten Abend, Thoralf, und nochmals vielen Dank für dieses tolle Video!
noch interessanter als sein lebenswerk ist sein leben.., wenn es stimmt was ich über ihn gelesen habe, wusste er mehr, als er literarisch verarbeitet hat.., faktisch mehr, ..der versuch dass in eine "verdauliche form" zu bringen, war seine eigentliche leistung,.. ich wünschte er hätte länger gelebt, viel länger..
Schau dich nun schon länger und fände es noch schöner wenn du uns mehr literarische Schmankerl aus deinen Buchvorstellungen auftischen würdest... frage mich manchmal wie der Schriftsteller wohl etwas ausgedrückt hat wovon du uns erzählst, wie z.B.: die entdeckte Stadt, in diesem Buch.
Aber nur ne kleine Anmerkung oder eher persönlicher Wunsch 😂 vielleicht höre ich dich auch einfach nur zu gerne vorlesen.
Deine Videos werden qualitativ von mal zu mal immer besser.
P.s.: die filterveränderung beim lesen aus einem Buch mag ich auch sehr.
LG Ben
Hast du vor dich mal mit japanischer Literatur zu beschäftigen? Natürlich jene, welche es in deutscher Übersetzung zu lesen gibt. Ich denke da an Werke wie Der Revolver von Fuminori Nakamura. Würde mich sehr interessieren, was du davon hältst. :)
Also ein 5-Freunde-Buch.
Wie schade, dass ich nicht 8 Jahre alt bin.
Vielleicht ist der stilistische Superlativ im englischen Sprachraum stärker etabliert, auch in der Umgangssprache?
des hab ich auch noch im regal
Ein glänzender Kommentar, der Lovecrafts Schwächen auch anspricht. Tatsächlich war (und ist) die Relief-Begründung für mich der Grund, die "Berge" als misslungen anzusehen. Lovecraft schaffte es leider nicht, auf die Ingredienzen seines Horror-Kosmos' zu verzichten, d.h., er fühlt sich gezwungen, die Zusammenhänge zu erklären, obwohl es in diesem Fall besser gewesen wäre, nur das Sichtbare zu beschreiben und dem Leser die Herstellung der Zusammenhänge zu überlassen.
Nun zur Anmerkung, Lovecraft habe es sich mit der Beschreibung des Grauens zu leicht gemacht, indem er es für unbeschreibbar erklärt: Es ist allerdings wirklich unbeschreibbar, da sich der Mensch nur das vorstellen kann, was er in seinem Erfahrungsschatz hat. Wenn Lovecraft beschreibt, kommen dementsprechend überdimensionale Kraken mit Augen statt Saugnäpfen (so ungefähr zumindest) heraus. Da ziehe ich vor, wenn er es unterlässt.
Die schablonenhafte Anwendung von Reizwörtern: Ja, aber ich habe das eigentlich mit Vergnügen gelesen, nämlich als eine Art Signale für "Eingeweihte", quasi: wenn die üblichen Wortkaskaden beginnen, kommt in Kürze Cthulhu daher. Deshalb meine ich, dass sich das wahre Lovecraft-Vergnügen mit den Kurzgeschichten einstellt, eventuell mit der Lang-Erzählung "Schatten über Innsmouth" (meiner Meinung nach sein bestes Werk), nicht aber mit den "Bergen". Wobei ich übrigens auch den "Arthur Gordon Pym" für eher missglückt erachte.
Zu einem Reizwort speziell: "blasphemisch" erschien auch mir zuerst unsinnig. Es ergibt sich aber aus dem Überbau: Die Kreaturen bzw. Bauwerke oder auch Gerüche lästern allein durch ihre Existenz Gott, denn sie sind von diesem offenbar nicht erschaffen. Gott, sofern es ihn in diesem Lovecraft-Kosmos überhaupt gibt, wird dadurch zu einem unter vielen Schöpfer- und Zerstörerwesen, um die sich der von ihnen unabhängig existierende Kosmos ebensowenig kümmert wie um die Menschen. Dieser Überbau ist das eigentlich Neue bei Lovecraft. Der Horror entsteht für die Protagonisten seiner Geschichten durch die Begegnung mit Monstrositäten, für den Leser aber in der Erkenntnis der Bedeutungslosigkeit seines Lebens.
❤️
Ich habe die Übersetzung von Dr. Hannelore Eisenhofer (Nikol Verlag)
Das dürfte die aktuellste sein. Was taugt sie?
Ich würde mich als Phantastik-Liebhaber bezeichnen, aber deine Kritik grast so ziemlich alle Probleme ab, die ich mit diesem Text auch immer hatte.
Lovecraft ist definitiv ein bedeutender Autor, aber wird meines Erachtens sowohl qualitativ als auch was seinen Einfluss angeht gerne ein gutes Stück überschätzt. Für die Verhältnisse eines so vielgeliebten Autors ist ein großer Teil seiner Erzählungen gar nicht mal so stark, und seine Rezeption überschattet leider oft ältere Autoren, die m. E. das Genre im selben Maße vorangebracht haben. Dass Lovecraft "kosmischen Horror" keinesfalls erfunden hat, sieht man spätestens bei William Hope Hodgson. Und ohne Arthur Machen, den Vater der modernen Horrorgeschichte, den Lovecraft sehr geschätzt hat, wäre sein Werk überhaupt nicht denkbar. Also das um nur zwei Beispiele zu nennen.
Zwei heiße Tipps etwas jüngeren Alters, was literarischen Horror angeht, wären Thomas Ligotti und Robert Aickman. Ligotti wird oft als direkter, legitimer Nachfolger Poes und Lovecrafts gesehen, und ihr Einfluss ist in seinen früheren Geschichten definitiv spürbar, aber er hat sich mit der Zeit interessanterweise mehr in eine Art zu spät geborenen Expressionisten verwandelt. Aickman kommt aus der Tradition der Geistergeschichten, reichert seine Erzählungen aber substantiell mit moderner Psychologie und subtilem Surrealismus an, so dass sich seine Texte teilweise mehr wie die eines Frühmodernisten lesen.
Ich danke dir vielmals für die vielversprechenden Tipps! Es stimmt: Ich will das Genre weiter erkunden und gerne auch die Gegenwartsliteratur miteinbeziehen. Da ich den Überblick nicht habe und unschlüssig bin, wo man sich da am besten Rat holt, bin ich für deine Empfehlungen umso dankbarer. Arthur Machen ist mir seit Markus Gasser immerhin ein Begriff, Hodgson wiederum sagt mir nichts. Zwar hatte ich einst ein paar Suhrkamp-Bändchen von Lord Dunsany (den Lovecraft offenbar auch geschätzt hat), habe sie aber vor etlichen Jahren verschenkt, weil ich dachte: Wird ja doch nie gelesen. Im Zweifel immer lieber behalten, man weiß nie, wie's kommt. Danke fürs Kommentieren! Herzlichen Gruß
Hallo, Du scheinst Dich im Horror-Genre auszukennen. Ich selbst bin Lovecraft-Leser seit der Insel-Ausgabe mit den grünen Seiten Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts (mein absoluter Liebling ist allerdings die von Peter Collien illustrierte Anabis-Ausgabe der "Träume im Hexenhaus", kennst Du die?), habe dann aber den Anschluss verloren. Alle zehn Jahre krame ich aber die alten Scharteken wieder aus und bin dann wieder völlig gefangen im Lovecraft-Kosmos, wobei mich weniger die desillusionierenden Beschreibungen der Alten Götter interessieren als die liebevollen Beschreibungen Neu-Englands mit seinen für amerikanische Verhältnisse alten Städtchen, seinen unendlichen Wäldern, aus denen um Mitternacht ferne Trommelklänge herüberwehen etc. - Aber Du hast in mir die Lust geweckt, vielleicht mal ein paar andere Autoren auszuprobieren. Könntest Du zu Ligotti und Aickman noch etwas detaillierteres sagen? Was wären Deine Tipps zum Einstieg? Und was hältst Du von der Bizzarro-Fiction etwa von Carlton Mellick III.? Ich würde mich freuen, von Dir zu hören! Gruß, AE
@@aucheiner5006 Das hängt davon ab, ob du auf fortgeschrittenem Niveau Englisch lesen kannst. Wenn ja, ist der Penguin-Band zu Ligotti, der seine ersten beiden Sammelbände enthält, empfehlenswert; Aickman habe ich mit "Compulsory Games" kennengelernt, der Standard Einstiegstipp ist allerdings "Cold Hand in Mine". Der YT-Kanal Thee Landstander hat angenehme Ligotti-Mini-Hörbücher.
Wenn du auf deutsche Übersetzungen angewiesen bist, wirst du um den Festa Verlag nicht herumkommen. Ich weiß nicht, ob der Ligotti-Band noch lieferbar ist, aber die Aickman-Ausgabe ist recht frisch rausgekommen.
Bizzaro Fiction und Mellick kenne ich nur vom Namen.
@@someobserver844 : Ah, vielen Dank für Deine Nachricht! Ich glaube, ich sollte es erstmal mit den Videos von Thee Landstander versuchen, zum reinschnuppern. Fein, ich freu' mich auf die neuen Horizonte meines privaten Lese-Universums! Gruß, AE
Klingt auch nicht nach einem Schinken für mich.