Dringende Frage! Manuelle/Mechanische Reanimation bei vv-ECMO ist mir klar. Aber sollte bei bereits liegender va(v)-ECMO/ECLS trotzdem z.B. ein Kammerflimmern etc vorliegen. Muss trotzdem gedrückt werden oder wie gehe ich da vor? Einige sagen ja, andere nein in meinem Team; wobei eine Kollegin die Unterricht dazu gibt sagt nein zur mechnaischen CPR. Von der Logik eher: Wenn der rechte Ventrikel nicht pumpt wird ja auch Blut nicht oxygeniert bzw der kleine Lungenkreislauf läuft nicht... also müsste doch selbst bei va-Ecmo gedrückt werden um genau diesen (kleinen) Kreislauf zu ersetzen. Ich bin verwirrt!
Hallo! Ich wollte fragen, wie man sich das aus logistischer Sicht vorstellen darf. Gibt es ein Rettungsfahrzeug das mit einer aufgebauten ECMO bestückt ist und ein bereitschafts Team aus dem OP wird alarmiert, oder muss das erst im Bedarfsfall organisiert werden? Und zweitens, gibt es bereits Auswertungen über Erfolge? Vielen Dank!
Das sind spezielle Fahrzeuge z.B. in Bad Oeynhausen am Herzzentrum steht ein Vito. Das sind sehr spezielle Sachen die nicht jedes Wald und Wiesenkrankenhaus vorhält.
In Nürnberg (www.alive-nuernberg.de) steht eine ECMO bereit, das Team besteht aus erfahrener ICU-Pflegekraft und Intensiv-OA (aus dem laufenden Dienst). Das Equipment ist in speziellen Rucksäcken fertig verpackt. Abholung erfolgt dann z.B. über die Feuerwehr im unmittelbaren Stadtgebiet oder über einen Hubschrauber bei größeren Distanzen.
Hallo! Ich wollte mal fragen, wie sieht es überhaupt mit dem zeitlichen Rahmen aus, sprich wann, bzw. bis zu welcher zeitlichen Verzögerung, sollte man ggf. auf ein ECMO-Team warten oder den Transport in eine Klinik mit ECMO vorziehen und wann sollte man eher den Transport in das nächstgelegene, geeignete, Krankenhaus -eben ohne ECMO-Möglichkeit- bevorzugen?
Hi, das ist die Frage, die sich momentan viele Studien stellen und die sehr stark von den äußeren Umständen abhängt. Grob: ist der Transport kaum mit guter CPR durchführbar -> ECLS vor Ort. Klinik nah und Transport schnell umsetzbar -> Transport
Guten Tag Ich danke Ihnen für Ihre Videos. Könnten Sie Ihre Videos besonders dieses Videos über ECMO und Herz-Lunge-Maschine mit Untertitel deutsch veröffentlichen? 🙏🙏🙏
@@Nerdfallmedizin Danke für Ihre Antwort aber gern weiß ich. Aber meiner Meinung nach war Untertitel auf richtiges Deutsch. Einiger Kanal oder einiges Videos haben Untertitel mit Richtig Schreiben.
Hallo. Können Sie vielleicht erklären den Unterschied zwischen ACLS und CLS. Im Internet habe ich leider nicht gefunden , brauche aber für meine Hausaufgabe..wäre sehr dankbar dafür..
Guten Tag Ich arbeite im Herz Operationssaal und ich interessiere mich über ECMO und Herz Lunge Maschine auf deutsch zu lernen. Wo kann ich Videos über ECMO und Herz Lunge Maschine mit richtiges Deutsch lernen und finden? Danke schön
Das einfachste wird sein, die Begriffe einfach hier auf TH-cam und anderen Video-Plattformen einzugeben - einen konkreten Kanal können wir da leider nicht empfehlen 🤔 Viel Erfolg und Spaß!
Ist technisch eigentlich das Gleiche allerdings stellt die ECMO eine etwas kompaktere Form dar und das Anwendungsgebiet ist ein anderes. Klassische HLM werden vor allem in der Herzchirurgie für Operationen am offenen Herzen genutzt und dementsprechend direkt sehr herznah angeschlossen. ECMOs findet man hingegen im intensivmedizinischen Bereich, werden über von außen zugängliche große Gefäße installiert und auch länger, d.h. über Tage oder gar Wochen genutzt. 😉
Da muss ich leider Korrigieren. Die zentrale (herznahe) Kanülierung ist kein Merkmal für eine HLM. Es ist nicht unüblich das auch Ecmo-Patienten zentral kanüliert sind. Beispielsweise Patienten im Postkardiotomieversagen. Ecmo-Systeme sind reine Unterstützungssysteme und sind für den Langzeiteinsatz hergestellt. Insbesondere sind die Schläuche mit einem bioline-coating verarbeitet. Das führt beispielsweise dazu dass die ACT deutlich geringer gehalten werden kann, als im HLM-setting das die Kreislauffunktion vollumfänglich ersetzt. Häufig sind hier okklusive Rollenpumpen anstelle von Zentrifugen verbaut. (Auch wenn es vereinzelt Ausnahmen gibt) Die Herz-Lungen-Maschine hat noch weitere features wie Sauger, Filter, Kardioplegiepumpen, ein Reservoir und einen Okkluder um den Volumenstatus des Patienten zu beeinflussen. Zusätzlich werden die Patienten engmaschig über eine on-line-BGA überwacht. Ein elektronischer Gasblender bietet die Möglichkeit mehrere Gase zu mischen. Und so weiter, und so weiter....
Das kommt auf sehr viele verschiedene Faktoren an. Die Ursache des Kreislaufstillstandes, die Zeit ohne, Dauer und Qualität der Reanimation, die weiteren Umstände (bspw. Kreislaufstillstand in der Kälte), die Vorerkrankungen des Patienten, Komplikationen während der Intensivbehandlung nach erfolgreicher Reanimation etc. etc. Für außerklinische Reanimationen ist die Prognose schlecht. Die Überlebenswahrscheinlichkeit (= Wahrscheinlichkeit, 30 Tage nach dem Erstereignis zu leben oder lebend aus dem KH entlassen worden zu sein) liegt in Deutschland bei etwa 13%. Dabei ist sie bei erfolgter Reanimation durch Ersthelfer (17%) wesentlich höher als ohne (9,5%). Die Warhscheinlichkeit, einen Stillstand ohne oder mit nur geringer Beeinträchtigung zu überleben, liegt mit Reanimation durch Ersthelfer bei etwa 11%, ohne bei etwa 6%. Die Chance gibt es also, wenn auch gering. Um mal zwei hypothetische (aber sicherlich so ähnlich nicht selten vorkommende) Extremfälle zu beschreiben: 1. Rettungsdienst wird zu einem 80-jährigen Rentner gerufen, weil er für den Pflegedienst die Tür nicht aufgemacht hat. Türöffnung durch Feuerwehr, Patient leblos vorgefunden, Beginn einer Reanimation. Komplette notfallmedizinische Versorgung durch Rettungsdienst und Notarzt, initial Asystolie, nach 30 Minuten und viel Adrenalin dann schließlich ein Spontankreislauf. Aufnahme auf ITS, nach einer Woche Extubation. Der Patient zeigt eine unregelmäßige, agonal anmutende Atmung. Nach zwei Wochen Festlegung einer Therapiebegrenzung, eine Woche später Exitus letalis. Die Situation war hier denkbar schlecht, es bestand eine lange Zeit ohne Minimalkreislauf durch Reanimation. Im ersten EKG war keinerlei Eigenaktivität des Herzens zu erkennen. 2. Patient kommt mit STEMI (=gefährlichste Form des Herzinfarktes, gekennzeichnet durch typische EKG-Veränderungen) in die Notaufnahme. Entsprechend Standardarbeitsablauf werden vorsorglich Defi-Elektroden geklebt und ein Defi ans Bett gehangen. Er wird erfolgreich kathetert und gestentet. Nach der Intervention Aufnahme auf ITS zur Überwachung. Währenddessen kurze Phase eines Kammerflatterns als Reperfusionsarrythmie, dieses wird sofort im Monitoring bemerkt, nach nur 6 Sekunden werden Thoraxkompressionen begonnen und nach 17 Sekunden die VT durch den bereitstehenden Defi beendet. Der Patient hat mal kurz die Augen verdreht, ist aber nun wieder wach und adäquat und beklagt Rippenschmerzen durch die Thoraxkompression. Er wird nach fünf Tagen auf IMC, nach weiteren vier Tagen auf Normalstation verlegt und ohne neurologisches Defizit in die Reha entlassen.
@@whynotjustmyusername vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Ich suche solche Informationen zwecks meiner Patientenverfügung. Ich habe mit meinem Mann schon besprochen, was ich möchte und was nicht. Bei Reanimation bin ich unsicher. Ich glaube, dass ich den Versuch möchte, dass aber abgebrochen werden darf, wenn es nicht erfolgreich erscheint. Ob das in der Notsituation so gemacht wird, hängt natürlich davon ab ob jemand dabei ist, der weiß was ich will. Aber dann ist das halt so.
@@TheSummmer69 Hmm, das kann man, wie man an den beiden Extrembeispielen vielleicht gesehen hat, nicht so einfach sagen. Mein Tipp wäre, deine Vorstellungen für ein lebenswertes Leben auszuformulieren: welche Einschränkungen du hinnehmen möchtest und welche nicht. Ich möchte beispielsweise nicht blind oder taub leben. Ich finde es ehrlich gesagt hirnrissig, dass von Menschen ohne medizinisches Fachwissen und ohne Erfahrung gefordert wird, sich für oder gegen einzelne Maßnahmen zu entscheiden. Ohne eine gewisse Erfahrung kann man die Hintergründe und Erfolgschancen einer Intensivtherapie überhaupt nicht einschätzen. Überhaupt ist die Vorstellung der Allgemeinheit, die Intensivmedizin würde regelhaft Leichen nur noch pro forma und nur noch um des Nicht-tot-Seins Willen am Leben erhalten, Unsinn. Das Ziel jeder Intensivtherapie ist die möglicht vollständige Genesung des Patienten, auch wenn diese oft nicht gelingt und wir den Kampf um das Leben oft verlieren. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: 90% aller Patientenverfügungen sind nichtssagend und daher ohne Konsequenz. Ich habe beides erlebt: Menschen, die pauschal alles ablehnten und unnötig starben, obwohl sie ohne weiteres und aller Wahrscheinlichkeit nach ohne bleibende Schäden hätten gerettet werden können und Menschen, die aufgrund irgendeiner bekloppten Formulierung dann doch beatmet auf der Intensivstation landeten und dort dahinsanken, obwohl sie das nicht wollten. Aus diesem Grund: Finger weg von irgendwelchen Vordrucken, Formulierungen "wenn ich mich in einem unabwendbaren Sterbeprozess befinde" sein lassen und einzelne Maßnahmen (Reanimation, Beatmung, Dialyse) gar nicht erst ansprechen; sondern vor allem die eigenen Wertvorstellungen möglichst genau, gern auch mit Beispielen, schildern und hinschreiben, dass dann keine Intensivtherapie gewünscht ist. Am Besten auch die eigenen Wünsche und Werte mit den Angehörigen kommunizieren und eine Vorsorgevollmacht ausfüllen, damit wir einen klaren Ansprechpartner haben.
Hi , ich habe im UK Aachen einen Herzstillstand der nicht defibrilliert werden konnte dank der EKMO ohne bleibende Schäden überlebt.
Danke
Dringende Frage!
Manuelle/Mechanische Reanimation bei vv-ECMO ist mir klar. Aber sollte bei bereits liegender va(v)-ECMO/ECLS trotzdem z.B. ein Kammerflimmern etc vorliegen. Muss trotzdem gedrückt werden oder wie gehe ich da vor?
Einige sagen ja, andere nein in meinem Team; wobei eine Kollegin die Unterricht dazu gibt sagt nein zur mechnaischen CPR.
Von der Logik eher: Wenn der rechte Ventrikel nicht pumpt wird ja auch Blut nicht oxygeniert bzw der kleine Lungenkreislauf läuft nicht... also müsste doch selbst bei va-Ecmo gedrückt werden um genau diesen (kleinen) Kreislauf zu ersetzen. Ich bin verwirrt!
Hallo! Ich wollte fragen, wie man sich das aus logistischer Sicht vorstellen darf. Gibt es ein Rettungsfahrzeug das mit einer aufgebauten ECMO bestückt ist und ein bereitschafts Team aus dem OP wird alarmiert, oder muss das erst im Bedarfsfall organisiert werden?
Und zweitens, gibt es bereits Auswertungen über Erfolge? Vielen Dank!
Das sind spezielle Fahrzeuge z.B. in Bad Oeynhausen am Herzzentrum steht ein Vito. Das sind sehr spezielle Sachen die nicht jedes Wald und Wiesenkrankenhaus vorhält.
Hallo, in Aachen gibt es zum Beispiel extra ein MTF der Berufsfeuerwehr, welches das ECMO Team aufnimmt und dann zum Einsatzort bringt. :)
In Nürnberg (www.alive-nuernberg.de) steht eine ECMO bereit, das Team besteht aus erfahrener ICU-Pflegekraft und Intensiv-OA (aus dem laufenden Dienst). Das Equipment ist in speziellen Rucksäcken fertig verpackt. Abholung erfolgt dann z.B. über die Feuerwehr im unmittelbaren Stadtgebiet oder über einen Hubschrauber bei größeren Distanzen.
Hallo!
Ich wollte mal fragen, wie sieht es überhaupt mit dem zeitlichen Rahmen aus, sprich wann, bzw. bis zu welcher zeitlichen Verzögerung, sollte man ggf. auf ein ECMO-Team warten oder den Transport in eine Klinik mit ECMO vorziehen und wann sollte man eher den Transport in das nächstgelegene, geeignete, Krankenhaus -eben ohne ECMO-Möglichkeit- bevorzugen?
Hi, das ist die Frage, die sich momentan viele Studien stellen und die sehr stark von den äußeren Umständen abhängt.
Grob: ist der Transport kaum mit guter CPR durchführbar -> ECLS vor Ort.
Klinik nah und Transport schnell umsetzbar -> Transport
Guten Tag
Ich danke Ihnen für Ihre Videos.
Könnten Sie Ihre Videos besonders dieses Videos über ECMO und Herz-Lunge-Maschine mit Untertitel deutsch veröffentlichen?
🙏🙏🙏
Hey Hamid, das freut uns natürlich!
Die Untertitel lassen sich automatisch über das kleine Videomenü am unteren Rand an- und ausschalten 🙂
@@Nerdfallmedizin Danke für Ihre Antwort aber gern weiß ich.
Aber meiner Meinung nach war Untertitel auf richtiges Deutsch.
Einiger Kanal oder einiges Videos haben Untertitel mit Richtig Schreiben.
Hallo. Können Sie vielleicht erklären den Unterschied zwischen ACLS und CLS. Im Internet habe ich leider nicht gefunden , brauche aber für meine Hausaufgabe..wäre sehr dankbar dafür..
Gibt Advanced Cardiac Life Support (ACLS) und Basic Life Support (BLS)
CLS ist uns noch nicht untergekommen
@@Nerdfallmedizin vielleicht hat mein Lehrer falsch geschrieben...
Guten Tag
Ich arbeite im Herz Operationssaal und ich interessiere mich über ECMO und Herz Lunge Maschine auf deutsch zu lernen.
Wo kann ich Videos über ECMO und Herz Lunge Maschine mit richtiges Deutsch lernen und finden?
Danke schön
Das einfachste wird sein, die Begriffe einfach hier auf TH-cam und anderen Video-Plattformen einzugeben - einen konkreten Kanal können wir da leider nicht empfehlen 🤔
Viel Erfolg und Spaß!
Wild, 7 Sekunden nach den Upload schön anschauen 😂👌
Thema hat direkt die Aufmerksamkeit gecatched
Blöde Frage aber wo genau liegt eigentlich der Unterschied zwischen ECMO und Herzlungenmaschine?
Ist technisch eigentlich das Gleiche allerdings stellt die ECMO eine etwas kompaktere Form dar und das Anwendungsgebiet ist ein anderes. Klassische HLM werden vor allem in der Herzchirurgie für Operationen am offenen Herzen genutzt und dementsprechend direkt sehr herznah angeschlossen. ECMOs findet man hingegen im intensivmedizinischen Bereich, werden über von außen zugängliche große Gefäße installiert und auch länger, d.h. über Tage oder gar Wochen genutzt. 😉
@@Nerdfallmedizin Alles Klar. Danke für die Antwort!
Macht weiter so 😁
Da muss ich leider Korrigieren. Die zentrale (herznahe) Kanülierung ist kein Merkmal für eine HLM. Es ist nicht unüblich das auch Ecmo-Patienten zentral kanüliert sind. Beispielsweise Patienten im Postkardiotomieversagen. Ecmo-Systeme sind reine Unterstützungssysteme und sind für den Langzeiteinsatz hergestellt. Insbesondere sind die Schläuche mit einem bioline-coating verarbeitet. Das führt beispielsweise dazu dass die ACT deutlich geringer gehalten werden kann, als im HLM-setting das die Kreislauffunktion vollumfänglich ersetzt. Häufig sind hier okklusive Rollenpumpen anstelle von Zentrifugen verbaut. (Auch wenn es vereinzelt Ausnahmen gibt) Die Herz-Lungen-Maschine hat noch weitere features wie Sauger, Filter, Kardioplegiepumpen, ein Reservoir und einen Okkluder um den Volumenstatus des Patienten zu beeinflussen. Zusätzlich werden die Patienten engmaschig über eine on-line-BGA überwacht. Ein elektronischer Gasblender bietet die Möglichkeit mehrere Gase zu mischen. Und so weiter, und so weiter....
Hat man denn nach Reanimation überhaupt eine Chance, gut aus der Sache rauszukommen?
Wenn das Team früh genug gerufen wurde und eine Laienrea durchgeführt wurde.
Das kommt auf sehr viele verschiedene Faktoren an. Die Ursache des Kreislaufstillstandes, die Zeit ohne, Dauer und Qualität der Reanimation, die weiteren Umstände (bspw. Kreislaufstillstand in der Kälte), die Vorerkrankungen des Patienten, Komplikationen während der Intensivbehandlung nach erfolgreicher Reanimation etc. etc.
Für außerklinische Reanimationen ist die Prognose schlecht. Die Überlebenswahrscheinlichkeit (= Wahrscheinlichkeit, 30 Tage nach dem Erstereignis zu leben oder lebend aus dem KH entlassen worden zu sein) liegt in Deutschland bei etwa 13%. Dabei ist sie bei erfolgter Reanimation durch Ersthelfer (17%) wesentlich höher als ohne (9,5%). Die Warhscheinlichkeit, einen Stillstand ohne oder mit nur geringer Beeinträchtigung zu überleben, liegt mit Reanimation durch Ersthelfer bei etwa 11%, ohne bei etwa 6%. Die Chance gibt es also, wenn auch gering.
Um mal zwei hypothetische (aber sicherlich so ähnlich nicht selten vorkommende) Extremfälle zu beschreiben:
1. Rettungsdienst wird zu einem 80-jährigen Rentner gerufen, weil er für den Pflegedienst die Tür nicht aufgemacht hat. Türöffnung durch Feuerwehr, Patient leblos vorgefunden, Beginn einer Reanimation. Komplette notfallmedizinische Versorgung durch Rettungsdienst und Notarzt, initial Asystolie, nach 30 Minuten und viel Adrenalin dann schließlich ein Spontankreislauf. Aufnahme auf ITS, nach einer Woche Extubation. Der Patient zeigt eine unregelmäßige, agonal anmutende Atmung. Nach zwei Wochen Festlegung einer Therapiebegrenzung, eine Woche später Exitus letalis.
Die Situation war hier denkbar schlecht, es bestand eine lange Zeit ohne Minimalkreislauf durch Reanimation. Im ersten EKG war keinerlei Eigenaktivität des Herzens zu erkennen.
2. Patient kommt mit STEMI (=gefährlichste Form des Herzinfarktes, gekennzeichnet durch typische EKG-Veränderungen) in die Notaufnahme. Entsprechend Standardarbeitsablauf werden vorsorglich Defi-Elektroden geklebt und ein Defi ans Bett gehangen. Er wird erfolgreich kathetert und gestentet. Nach der Intervention Aufnahme auf ITS zur Überwachung. Währenddessen kurze Phase eines Kammerflatterns als Reperfusionsarrythmie, dieses wird sofort im Monitoring bemerkt, nach nur 6 Sekunden werden Thoraxkompressionen begonnen und nach 17 Sekunden die VT durch den bereitstehenden Defi beendet. Der Patient hat mal kurz die Augen verdreht, ist aber nun wieder wach und adäquat und beklagt Rippenschmerzen durch die Thoraxkompression. Er wird nach fünf Tagen auf IMC, nach weiteren vier Tagen auf Normalstation verlegt und ohne neurologisches Defizit in die Reha entlassen.
@@whynotjustmyusername vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Ich suche solche Informationen zwecks meiner Patientenverfügung. Ich habe mit meinem Mann schon besprochen, was ich möchte und was nicht. Bei Reanimation bin ich unsicher. Ich glaube, dass ich den Versuch möchte, dass aber abgebrochen werden darf, wenn es nicht erfolgreich erscheint. Ob das in der Notsituation so gemacht wird, hängt natürlich davon ab ob jemand dabei ist, der weiß was ich will. Aber dann ist das halt so.
@@TheSummmer69 Hmm, das kann man, wie man an den beiden Extrembeispielen vielleicht gesehen hat, nicht so einfach sagen. Mein Tipp wäre, deine Vorstellungen für ein lebenswertes Leben auszuformulieren: welche Einschränkungen du hinnehmen möchtest und welche nicht. Ich möchte beispielsweise nicht blind oder taub leben.
Ich finde es ehrlich gesagt hirnrissig, dass von Menschen ohne medizinisches Fachwissen und ohne Erfahrung gefordert wird, sich für oder gegen einzelne Maßnahmen zu entscheiden. Ohne eine gewisse Erfahrung kann man die Hintergründe und Erfolgschancen einer Intensivtherapie überhaupt nicht einschätzen. Überhaupt ist die Vorstellung der Allgemeinheit, die Intensivmedizin würde regelhaft Leichen nur noch pro forma und nur noch um des Nicht-tot-Seins Willen am Leben erhalten, Unsinn. Das Ziel jeder Intensivtherapie ist die möglicht vollständige Genesung des Patienten, auch wenn diese oft nicht gelingt und wir den Kampf um das Leben oft verlieren. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: 90% aller Patientenverfügungen sind nichtssagend und daher ohne Konsequenz.
Ich habe beides erlebt: Menschen, die pauschal alles ablehnten und unnötig starben, obwohl sie ohne weiteres und aller Wahrscheinlichkeit nach ohne bleibende Schäden hätten gerettet werden können und Menschen, die aufgrund irgendeiner bekloppten Formulierung dann doch beatmet auf der Intensivstation landeten und dort dahinsanken, obwohl sie das nicht wollten.
Aus diesem Grund: Finger weg von irgendwelchen Vordrucken, Formulierungen "wenn ich mich in einem unabwendbaren Sterbeprozess befinde" sein lassen und einzelne Maßnahmen (Reanimation, Beatmung, Dialyse) gar nicht erst ansprechen; sondern vor allem die eigenen Wertvorstellungen möglichst genau, gern auch mit Beispielen, schildern und hinschreiben, dass dann keine Intensivtherapie gewünscht ist.
Am Besten auch die eigenen Wünsche und Werte mit den Angehörigen kommunizieren und eine Vorsorgevollmacht ausfüllen, damit wir einen klaren Ansprechpartner haben.
@@moritzwolle2141 will keiner auf das alter eingehen