"Warum gleich-gültig nicht gleich-bedeutend mit egal ist" - Impuls von Zen-Meister Alexander Poraj

Bedeutet Gleich-Gültigkeit, dass alles auch egal ist?
In seinem Impuls geht Alexander Poraj, Zen-Meister („Leere Wolke“) und Mitglied der spirituellen Leitung am Benediktushof, einem häufigen Missverständnis im spirituellen Verständnis nach.
Als eine der Quintessenzen im Buddhismus und Zen gilt die Einsicht von Shakyamuni Buddha: "Es gibt nichts Fixes an sich, alles entsteht aus der Abhängigkeit von allem mit allem heraus." In jedem einzelnen Moment ein ständiger, unendlich komplexer "Tanz" der Wechselwirkungen, der für uns Menschen undurchdringbar ist.
Daraus ergebe sich für viele Menschen ein großes Missverständnis: Denn nimmt man uns Menschen die Annahme, es gäbe etwas Fixes, Objektives - was auch unser Selbst und unsere Handlungen mit einschließt - dann schlussfolgern wir oft: Wenn alle Erscheinungen bedingt und gleich-gültig sind - dann ist alles egal!
Damit verfehlten wir jedoch das Verständnis und die Konsequenzen, die sich aus der Einsicht des Zen/Chan ergeben: Jeder Augenblick ist genau so wie er ist. Unabhängig davon, ob er uns aus welcher Perpektive auch immer - moralisch, ethisch, emotional etc. - passt oder nicht. Eine Einladung zur Passivität für uns?
Das Zen oder Chan fordere uns nicht auf, etwas besser oder anders zu machen, sondern lade uns ein, dabei zu sein und diesen Moment in seinem Sosein und seiner Bedingtheit wahrzunehmen. Auch die Bedingtheit unseres Einflusses. Denn im Augenblick unseres Tuns - oder Nicht-Tuns - könnten wir in keiner Weise abschätzen, was langfristig die Konsequenz dieses Tuns oder Nicht-Tuns ist.
Aus dieser Erkenntnis gibt uns Alexander Poraj zu bedenken: "Die Einsicht in die Bedingtheit von allem stellt uns in mitten des Lebens, das gelebt werden will, ohne die Gewissheit und die Sicherheit zu haben: Wir wissen, was richtig und falsch ist."
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