Die wahren Wunder - von Georg Ruseler

Georg Ruseler: Die wahren Wunder
Warum willst du, nach seltnen Wundern lüstern,
Mein Geist, in trüben Sagenfluten baden?
Was wandelst du auf ausgetretnen Pfaden
Dem Volk der Priester nach und seinen Küstern?
Nein, willst du Wunder, hör die Winde flüstern,
Die Wolken donnernd sich vom Blitz entladen;
Im Strahl der Sonne sieh, uns zu begnaden,
Mit hellem Licht die Wärme sich verschwistern.
Schau, was die Keime insgeheim beginnen,
Sieh fern im Weltenraum die Sterne schweben,
Und fühlst du 's heiß durch deine Adern rinnen,
Vom Herzen kommen und zum Herzen streben,
O, dann steht leuchtend da vor deinen Sinnen
Der Wunder größtes, Mensch, dein eignes Leben.
Illustration: Johann Grün
Georg Ruseler kam am 11. Januar 1866 in Obenstrohe (heute ein Stadtteil von Varel, Friesland) zur Welt. Er selbst gab an, mit 12 Jahren bereits alle Klassiker gelesen zu haben - was er aber nicht als positiv betrachtete.
Zwischen 1880 und 1884 besuchte er das Evangelische Lehrerseminar in Oldenburg. Anschließend unterrichtete er an mehreren kleinen Dorfschulen, ab 1886 an der Heiligengeistschule und ab 1889 an der Stadtknabenschule in Oldenburg. Ab 1909 war er Rektor der Stadtknabenschule. Seine Frau wurde während des Ersten Weltkriegs schwer krank und starb kurz vor Kriegsende. Wenig später versuchte Ruseler sich unabhängig vom Schuldienst zu machen und als freier Schriftsteller zu leben. Die thematisiert er in seinem autobiographischen Roman "Das Haus am See". Da er sowohl finanzielle als auch gesundheitliche Probleme hatte, kehrte er Anfang 1920 in den Schuldienst zurück. Er starb jedoch wenig später, am 6. März 1920, in Oldenburg.
#Gedicht #Oldenburg #Lyrik

[@madeleineschumacher7828]

Wie wahr. Wunder sind die einfachen und alltäglichen Dinge, die in unser Leben eingewoben sind.🌱

[@wandersocken]

Toll... da möchte man fast jede Zeile dick unterstreichen! Und dein Vortrag sowie die Ilustration waren auch wieder vom Allerfeinsten :) Zudem ist es immer wieder spannend, die kurzen Biografien über die jeweiligen Dichter und Dichterinnen zu lesen, auch wenn sie leider wie hier z.B. bei Georg Ruseler oft von traurigen Schicksalen künden... Beste Wandersockengrüße und bis bald!

[@carpepoem]

Vielen herzlichen Dank! 🙂 Ja, Ruseler kommt aus der gleichen Gegend wie mein Mann - und in Oldenburg hab ich sogar selbst schon gelebt. Da hat mich die Biographie ganz besonders gefreut 🙂

[@schatzVertonung]

Wunderbar: Dein Vortrag, das Gedicht und das Bild. Vielen, vielen Dank und herzliche Grüße!

[@carpepoem]

Vielen lieben Dank und frühlingshafte Grüße zurück 🙂