Nennen wir es Frühlingslied - von Mascha Kaléko

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  • เผยแพร่เมื่อ 29 ก.ย. 2024
  • Mascha Kaléko: Nennen wir es Frühlingslied
    In das Dunkel dieser alten, kalten
    Tage fällt das erste Sonnenlicht.
    Und mein dummes Herz blüht auf, als wüsst es nicht:
    Auch der schönste Frühling kann nicht halten,
    Was der werdende April verspricht.
    Da, die Amseln üben schon im Chor,
    Aus der Nacht erwacht die Welt zum Leben,
    Pans vergessnen Flötenton im Ohr…
    Veilchen tun, als hätt‘ es nie zuvor
    Laue Luft und blauen Duft gegeben.
    Die Kastanien zünden feierlich
    Ihre weißen Kerzen an. Der Flieder
    Bringt die totgesagten Jahre wieder,
    Und es ist, als reimten alle Lieder
    Sich wie damals auf „Ich liebe dich“.
    - Sag mir nicht, das sei nur Schall und Rauch!
    Denn wer glaubt, der forscht nicht nach Beweisen.
    Willig füg ich mich dem alten Brauch,
    Ist der Zug der Zeit auch am Entgleisen -
    Und wie einst, in diesem Frühjahr auch
    Geht mein wintermüdes Herz auf Reisen.
    Illustration: Johann Grün
    Golda Malka Aufen kam am 7. Juni 1907 als nichteheliche Tochter eines russisch-jüdischen Kaufmanns in Chrzanów (Galizien, Österreich-Ungarn) zur Welt. 1914 zog die Mutter mit Mascha und ihrer Schwester Lea nach Deutschland, um Pogromen zu entgehen. Der Vater wurde aufgrund seiner Staatsbürgerschaft (russisch) als "feindlicher Ausländer" inhaftiert. 1916 erfolgte eine Umzug nach Marburg, 1918 ging die Familie nach Berlin. Trotz ihrer Intelligenz wollte der Vater nicht, dass Mascha studierte, weil sie ein Mädchen war. 1922 heirateten die Eltern und Aufen hieß fortan Engel. 1925 begann Mascha eine Bürolehre. Nebenbei besuchte sie Abendkurse in Philosophie und Psychologie. Im Sommer 1928 heiratete sie den zehn Jahre älteren Hebräischlehrer Saul Aaron Kaléko. Mascha kam in dieser Zeit auch mit der künstlerischen Avantgarde Berlins in Berührung. Im Romanischen Café lernte sie u.a. Else Lasker-Schüler und Joachim Ringelnatz kennen. 1929 publizierte sie erste Kabarett-Gedichte. Typisch für ihre Texte waren der heiter-melancholische Ton und die Beschreibung der Lebenswelt der kleinen Leute in Berlin. Ab 1930 arbeitete sie u.a. für den Rundfunk und trat auch im Künstlerkabarett (Küka) auf. 1933 erschien das "Lyrische Stenogrammheft", aus dem auch "Krankgeschrieben" stammt. Obwohl sie Jüdin war, war sie von der nationalsozialistischen Bücherverbrennung nicht betroffen, da ihr Buch im Januar 1933 erschienen war und die Nationalsozialisten damals noch nicht wussten, dass sie Jüdin war. 1933/34 absolvierte sie einen Lehrgang in Werbungs- und Publicityschreiben. 1936 kam ihr Sohn Evjatar Alexander Michael zur Welt. Sein Vater war nicht Kaléko, sondern der Dirigent Chemjo Vinaver. 1838 wurde die Ehe mit Kaléko geschieden und Mascha heiratete Vinaver. Den Namen Kaléko behielt Mascha allerdings als Künstlernamen bis an ihr Lebensende bei. Als die Nationalsozialisten sie als Jüdin erfassten, wurde ihr Werk verboten. Im Herbst 1938 wanderte die Familie in die USA aus. Dort musste Mascha Kaléko die Familie über Wasser halten, da Chemjo Vinaver beruflich keinen Erfolg hatte. 1944 erhielt die Familie die amerikanische Staatsbürgerschaft.
    Nach dem Krieg wurden Kalékos Bücher neu aufgelegt und hatten großen Erfolg, so dass die Autorin wieder nach Westdeutschland zurückkehrte. 1960 wanderte sie ihrem Mann Chemjo Vinaver zuliebe nach Jerusalem aus. Dort lebte sie isoliert und kam nie so richtig an. Ihr musikalisch hochbegabter Sohn starb 1968 in den USA, Chemjo Vinaver 1973. Ihrem Schmerz verlieh Kaléko in ihren Texten Ausdruck. 14 Monate später, am 21. Januar 1975, starb sie auf der Rückreise von Berlin nach Jerusalem in Zürich. Dort war sie aufgrund ihrer Magenkrebserkrankung notoperiert worden. Kaléko gilt als eine der wichtigsten Autorinnen der Neuen Sachlichkeit.
    #Frühlingsgedicht #Aprilgedicht #NeueSachlichkeit

ความคิดเห็น • 12

  • @wasserblatt8042
    @wasserblatt8042 5 หลายเดือนก่อน +6

    Sie war für mich eine Lyrikerin der meisterhaften Zwischentöne zwischen Poesie, einer gewissen Lakonie und Grundtraurigkeit, aber auch tiefem Humor. Danke!⭐🙏🎶

    • @carpepoem
      @carpepoem  5 หลายเดือนก่อน +1

      Vielen lieben Dank! 🙂 Ja, sie hat so etwas bitter-süßes. Eine meiner Lieblingslyrikerinnen!

  • @Foto-PoesieUndMusik
    @Foto-PoesieUndMusik 5 หลายเดือนก่อน +5

    Oh ist das schöööön, so, so wunderschön. Ich liebe die Gedichte von Mascha Kaléko. Eine wunderschöne Rezitation, von Herzen vielen Dank meine liebe Sigrid, auch vielen Dank an Johann für die immer so grossartige Bildgestaltung...
    Umarmung und liebe Abendgrüsse aus der, Dein Freund Hans-Peter

    • @carpepoem
      @carpepoem  5 หลายเดือนก่อน

      Vielen herzlichen Dank, lieber Hans-Peter! 🙂

  • @Reflekt0r
    @Reflekt0r 5 หลายเดือนก่อน +5

    Wunderschön! Durch ein paar gezielte Adjektive wird ein ganz eigener Ton gesetzt, der zugleich bejaht und verneint. 💮

    • @carpepoem
      @carpepoem  5 หลายเดือนก่อน

      Vielen lieben Dank! 🙂 Ja, sie ist wirklich eine Meisterin...

  • @madeleineschumacher7828
    @madeleineschumacher7828 5 หลายเดือนก่อน +5

    Diese Dichterin ist mir sehr nahe! In den Zeilen spürt hautnah jede kleine Regung eines neuen Erwachens. Vielen Dank !

    • @carpepoem
      @carpepoem  5 หลายเดือนก่อน

      Vielen lieben Dank! Mir ist sie auch sehr nahe. Ich liebe ihren "Sound"...

  • @Tage-in-Weimar
    @Tage-in-Weimar 5 หลายเดือนก่อน +5

    Eine ganz besondere Lyrikerin, danke für diese Lesung!

    • @carpepoem
      @carpepoem  5 หลายเดือนก่อน +1

      Vielen herzlichen Dank! 🙂

  • @schatzVertonung
    @schatzVertonung 5 หลายเดือนก่อน +3

    Oh, das ist so wunderschön melancholisch. Vielen Dank für Deinen zauberhaften Vortrag und ebenso für das Bild! Allerschönste Frühlingsgrüße!

    • @carpepoem
      @carpepoem  5 หลายเดือนก่อน

      Vielen herzlichen Dank! 🙂