K.I.Z: Warum “Görlitzer Park” so anders klingt || PULS Musikanalyse

Vor zwei Wochen haben K.I.Z ihr neues Album “Görlitzer Park” rausgebracht. Wieso K.I.Z. plötzlich so ernst geworden sind und warum sie genau jetzt so ein Album gemacht haben - das seht ihr in dieser PULS Musikanalyse.
DAS NEUE K.I.Z-ALBUM “GÖRLITZER PARK”
Maxim, Tarek und Nico K.I.Z kennen wir für Auf-die-Fresse-Rap:
brutal, provokant und vor allem komplett drüber. Und jetzt das neue K.I.Z-Album “Görlitzer Park”. Aber es ist nicht alles wie immer: Die Songs sind persönlicher und ernster, als wir es von K.I.Z gewohnt sind. Titelgeber und Schauplatz des Albums ist natürlich der Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg. Ein Ort, der stellvertretend steht für die Sichtbarkeit von Armut und Drogen, Gewalt und gleichzeitig auch Parklife für die Menschen im Viertel.
K.I.Z IN ERWACHSEN
Generell sind K.I.Z auf dem Album nicht nur ernster, sondern viel konkreter als sonst. Nicht mehr nur generelle Gesellschaftskritik und Paradies-Fantasien wie noch bei “Hurra, die Welt geht unter”. Stattdessen beschreiben K.I.Z ganz konkret das Hier und Jetzt in Deutschland: Vorurteile, Kapitalismus, Krieg, Alltagsrassismus, toxische Männlichkeit und so weiter. K.I.Z rechnen mit unserer Gesellschaft ab. Da braucht es nicht mal Übertreibung oder typische K.I.Z-Gewaltfantasien: die Realität ist schon brutal genug. Das hat Tarek schon 2020 auf seinem Solo-Album “Golem” durchschimmern lassen, wo er auch schon die Ironie runtergefahren hat und dafür mehr über persönliche Struggles gerappt hat.
NOSTALGIE ODER WEHMUT?
Autobiografisches Storytelling gibt’s auf “Görlitzer Park” viel: In Berlin aufwachsen, Scheiße bauen, auf ‘ner Party Stress machen. Das klingt im ersten Moment vielleicht nach Nostalgie, nach den “guten alten Zeiten”, aber immer nur bis die Stimmung kippt. Nach der langen Party droht jetzt der Kater. Das ist alles ganz schön heavy und von K.I.Z auch ziemlich ungewohnt. Mal ein ruhiger, nachdenklicher Song dazwischen, ja, aber ein ganzes Album?
‘UND DER ANSCHLAG AUF DIE U8’
Vielleicht haben sie deshalb auch noch das Bonus-Album “Und der Anschlag auf die U8” rausgehauen. Die zusätzlich zum Album rausgebrachte Bonus-Platte ist übrigens ein Running-Gag. Angefangen hat das damals mit einer absichtlich schrottigen “geleakten Promo-Version” von “Urlaub fürs Gehirn”. Die Tracks auf “Und der Anschlag auf die U8” klingen schon eher so, wie wir K.I.Z kennen. Alles ein bisschen chaotisch, und es gibt wieder diesen funny-ironischen doppelten Boden. Interessanterweise geht es auf “Und der Anschlag auf die U8” wieder um die gleichen gesellschaftskritischen Themen wie auf “Görlitzer Park”: Sexismus, Alphamänner, Krieg - aber halt mit K.I.Z-Humor.
KRITIK
Während viele “Görlitzer Park” total feiern, die kritischen Texte gut finden und den Reality Check mögen, finden andere den Ton zu düster. Manche finden auch, dass K.I.Z auf dem Album irgendwie nicht ganz auf den Punkt kommen. Fakt ist: “Görlitzer Park” ist einfach ein K.I.Z-Album, das es so noch nicht gab. Es gibt keine krassen Lines mehr übers Babys-Essen, zu denen der Kreis aufgemacht wird, dafür gibt es einfühlsame Hooks, die sich im Hirn festbeißen.
WIESO JETZT?
Es hat etwas mit Reife zu tun, mit Erwachsenwerden. Darüber rappen K.I.Z auch selbst. Eine politische Haltung hatten sie ja schon immer. Siehe die Auftritte auf Demos, ihre Frauenkonzerte und Stellungnahme abseits der Musik. Jetzt fühlt es sich so an, als würden sie ihre politische Haltung noch stärker in den Vordergrund rücken. Und mit diesem Vibe treffen sie gerade einen Nerv. Es geht K.I.Z bei “Görlitzer Park” aber gar nicht darum, irgendwelche Lösungen zu finden oder zu etwas aufzurufen.
Aber was meint ihr? Feiert ihr “Görlitzer Park” und die Entwicklung von K.I.Z?
Schreibt es uns in die Kommentare!
#PulsMusikanalyse #pma #
1 - 00:00 - Intro
2 - 00:57 - Neues Album
3 - 02:09 - K.I.Z in erwachsen
4 - 04:50 - Nostalgie oder Wehmut
5 - 05:40 - Und der Anschlag auf die U8
6 - 06:54 - Kritik
7 - 09:38 - Outro
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Redaktion: Miriam Fendt, Sophie Kernbichl, Matthias Scherer
Host: Fridolin Achten
Kamera: Kajetan Bernrieder
Schnitt: Karolina Ottmers
Tonmischung: Christian Heiß
Kanalmanagement: Antek Pioch