Zu diesem Beitrag muss man einiges sagen: 1. Hier findet kein Gespräch, sondern ein Monolog statt. Die Fragen bestehen Steigbügelhalter, die Herr Wampfler dann aufgreifen kann, um seine Thesen zu vertreten. 2. Ab 3.06: Zur Frage der Motivation schreibt Wampfler in seinem Buch auf S. 19f. «Warum ist es so undenkbar, dass ältere Kinder ohne Notendruck lernen?» Die Frage bleibt rein rhetorisch. Es wird keine Studien zur Lernmotivation in der Pubertät zitiert. Wenn es wirklich darum ginge, das Schulsystem zu verbessern, würde man eine empirisch fundierte Antwort auf die Frage suchen. Aus meiner eigenen Lernbiografie kann ich durchaus sagen, dass ich oft unmotiviert war, gewisse Dinge zu lernen und sie nur gelernt habe, weil mein Wissen und Können zur Thematik mit einer Note bewertet wurde. Ich bin dankbar, dass man mich in diesem Alter zu meinem Glück etwas gezwungen hat und ich nicht nur das gelernt habe, wozu ich als 14-Jähriger intrinsisch motiviert war. 3. Ab 6.04: Hier wird argumentiert, dass Noten nicht objektiv seien. Wampfler schreibt dazu im Buch auf S. 45 «Allerdings ist anzunehmen, dass die Relevanz dieser Fehlerquellen bei Noten erheblich grösser ist […]» Nach der rhetorischen Frage kommt jetzt der Imperativ. Wir müssen einfach «annehmen»! Wenn man dem Befehl nicht einfach folgt und überlegt, kommt man wohl auf das genaue Gegenteil. All die angesprochenen Vorurteile und Biases verschwinden ja nicht, nur weil es keine Noten mehr gibt. In einem Lernbericht, in dem ich selektiv bestimmte Leistungsnachweise herausgreife, bestätige ich mir meine Vorurteile viel mehr als in einer klar terminierten, klar umrissenen Aufgabenstellung mit einem Bewertungsraster. Im Aargau, wo Wampfler lange arbeitete, ist es so, dass nicht die Note, sondern die Einschätzung der Lehrperson über die Einstufung in die Oberstufe (Bez, Sek, Real) entscheidet. Die Inklusionsforschung hat deutlich gezeigt, dass dann plötzlich Überlegung wie «Ah dieses Kind hat zwar eine 5.0, aber die Eltern sprechen kein Deutsch und es wird dann nicht so viel Unterstützung haben und die Bez womöglich nicht schaffen. Also lieber mal in die Sek und dafür das Kind mit der 4.5 und den Ärzteeltern in die Bez schicken». Diese Beispiele zeigen klar, dass notenfreie Entscheide alle Vorurteile und Biases verstärken. 4. Ab 13.05. Einer der häufigsten Fehler bei dieser Thematik. Beurteilungsform und Note haben nichts miteinander zu tun. Ich kann Projekte, Portfolios etc. alles machen und trotzdem Noten geben. Note heisst nicht, 90 Minuten Prüfung ohne Hilfsmittel. Herr Wampfler macht hier das, was er in seinem Buch ständig macht: Strohmannargumente liefern. Er argumentiert gegen eine Schule, wie sie im vorletzten Jahrhundert gemacht wurde. Alternativen und abwechslungsreiche Beurteilungsformen, formative Feedbacks, ausformulierte Kompetenzstufen und Erwartungshorizonte…all das wird von allen Lehrpersonen, die ich kenne, betrieben und von Jahr zu Jahr verfeinert. Es ist das, was mich an der Debatte am meisten stört. Anstatt hinzustehen und zu sagen, wie viel Fortschritt die Schule in diesem Bereich gemacht hat, wird hier versucht, sich mit radikalen Thesen ins Gespräch zu bringen und zu profilieren. Das finde ich hochgradig unfair gegenüber all den Lehrpersonen, die sich um faire und interessante Formen der Beurteilung bemühen. Schlussendlich ist das Buch «Schule ohne Noten» eine Aufforderung an alle Eltern, die es sich leisten können, Rekurse gegen die Beurteilungen von Lehrpersonen einzulegen. Wampflers Argumente sind meiner Ansicht nach also nicht nur unausgereift, sondern auch ein deutlich Tritt ins Schienbein sehr Kolleginnen und Kollegen.
Mein Feedback an Herr Wampfler: toll, dass Sie im "normalen" Schulsystem das Neue einbringen. Es ist bestimmt eine Kunst beides zu verbinden. Bitte machen Sie weiter! Und sensibiliesieren Sie andere Menschen . DANKE
Danke fürs Gespräch!
Zu diesem Beitrag muss man einiges sagen:
1. Hier findet kein Gespräch, sondern ein Monolog statt. Die Fragen bestehen Steigbügelhalter, die Herr Wampfler dann aufgreifen kann, um seine Thesen zu vertreten.
2. Ab 3.06: Zur Frage der Motivation schreibt Wampfler in seinem Buch auf S. 19f. «Warum ist es so undenkbar, dass ältere Kinder ohne Notendruck lernen?» Die Frage bleibt rein rhetorisch. Es wird keine Studien zur Lernmotivation in der Pubertät zitiert. Wenn es wirklich darum ginge, das Schulsystem zu verbessern, würde man eine empirisch fundierte Antwort auf die Frage suchen.
Aus meiner eigenen Lernbiografie kann ich durchaus sagen, dass ich oft unmotiviert war, gewisse Dinge zu lernen und sie nur gelernt habe, weil mein Wissen und Können zur Thematik mit einer Note bewertet wurde. Ich bin dankbar, dass man mich in diesem Alter zu meinem Glück etwas gezwungen hat und ich nicht nur das gelernt habe, wozu ich als 14-Jähriger intrinsisch motiviert war.
3. Ab 6.04: Hier wird argumentiert, dass Noten nicht objektiv seien. Wampfler schreibt dazu im Buch auf S. 45 «Allerdings ist anzunehmen, dass die Relevanz dieser Fehlerquellen bei Noten erheblich grösser ist […]»
Nach der rhetorischen Frage kommt jetzt der Imperativ. Wir müssen einfach «annehmen»! Wenn man dem Befehl nicht einfach folgt und überlegt, kommt man wohl auf das genaue Gegenteil. All die angesprochenen Vorurteile und Biases verschwinden ja nicht, nur weil es keine Noten mehr gibt. In einem Lernbericht, in dem ich selektiv bestimmte Leistungsnachweise herausgreife, bestätige ich mir meine Vorurteile viel mehr als in einer klar terminierten, klar umrissenen Aufgabenstellung mit einem Bewertungsraster.
Im Aargau, wo Wampfler lange arbeitete, ist es so, dass nicht die Note, sondern die Einschätzung der Lehrperson über die Einstufung in die Oberstufe (Bez, Sek, Real) entscheidet. Die Inklusionsforschung hat deutlich gezeigt, dass dann plötzlich Überlegung wie «Ah dieses Kind hat zwar eine 5.0, aber die Eltern sprechen kein Deutsch und es wird dann nicht so viel Unterstützung haben und die Bez womöglich nicht schaffen. Also lieber mal in die Sek und dafür das Kind mit der 4.5 und den Ärzteeltern in die Bez schicken». Diese Beispiele zeigen klar, dass notenfreie Entscheide alle Vorurteile und Biases verstärken.
4. Ab 13.05. Einer der häufigsten Fehler bei dieser Thematik. Beurteilungsform und Note haben nichts miteinander zu tun. Ich kann Projekte, Portfolios etc. alles machen und trotzdem Noten geben. Note heisst nicht, 90 Minuten Prüfung ohne Hilfsmittel.
Herr Wampfler macht hier das, was er in seinem Buch ständig macht: Strohmannargumente liefern. Er argumentiert gegen eine Schule, wie sie im vorletzten Jahrhundert gemacht wurde. Alternativen und abwechslungsreiche Beurteilungsformen, formative Feedbacks, ausformulierte Kompetenzstufen und Erwartungshorizonte…all das wird von allen Lehrpersonen, die ich kenne, betrieben und von Jahr zu Jahr verfeinert.
Es ist das, was mich an der Debatte am meisten stört. Anstatt hinzustehen und zu sagen, wie viel Fortschritt die Schule in diesem Bereich gemacht hat, wird hier versucht, sich mit radikalen Thesen ins Gespräch zu bringen und zu profilieren. Das finde ich hochgradig unfair gegenüber all den Lehrpersonen, die sich um faire und interessante Formen der Beurteilung bemühen. Schlussendlich ist das Buch «Schule ohne Noten» eine Aufforderung an alle Eltern, die es sich leisten können, Rekurse gegen die Beurteilungen von Lehrpersonen einzulegen. Wampflers Argumente sind meiner Ansicht nach also nicht nur unausgereift, sondern auch ein deutlich Tritt ins Schienbein sehr Kolleginnen und Kollegen.
Mein Feedback an Herr Wampfler: toll, dass Sie im "normalen" Schulsystem das Neue einbringen. Es ist bestimmt eine Kunst beides zu verbinden. Bitte machen Sie weiter! Und sensibiliesieren Sie andere Menschen . DANKE
Jaaaa.... super.....Schule ohne Noten , und danach gleich in Pension gehen ....