Ein paar Anmerkungen vorneweg: 1. Ja, jetzt fällt's mir auch auf: Das Thumbnail könnte ein FDP-Plakat sein. Nein, ich will damit kein politisches Statement bezwecken. 2. Das Zitat von 9:54 stammt aus Roger Willemsens "Die Enden der Welt" 3. Wer nicht (wie ich) akut auf Speed ist, der schalte gerne auf 0,75% Geschwindigkeit. 4. Das Video folgt zu großen Teilen einem Skript. So gut bin ich (leider) doch nicht. 5. Ähhm ... ich glaube, das war's. Viel Spaß!
lieber thoralf, in deiner kanalbeschreibung wird die frage nach der quantität der phatetik bezüglich einer zum ausdruck gebrachten ansicht gestellt. nun, die antwort wird von einer gewissen leichtigkeit umhüllt. " dies liegt im auge des betrachters" ... also ja ... und nein ... vielleicht ... ein bißchen ... hart an der grenze ... noch nicht pathetisch genug ....undsoweiterundsofort &
Hervorragend! Miteißend! Vor allem das freie, sich fast überschlagende Finale. Man spürt - körperlich, nicht zerebral - die innere Begeisterung für Literatur und den noch 'unverbrauchten' Bezug zu ihr. Einzigartig. Solche Stimmen brauchen wir in der Gegenwart.
Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie sehr ich deine Videos schätze. Dein Enthusiasmus für die Literatur springt einfach auf mich als Zuschauer über und ich fühle mich jedes Mal so inspiriert. Danke dafür.
Nachdem ich deinen Kanal spät kennengelernt habe, bin ich nun auf dem Weg durch all deine Videos und kann nicht fassen, was ich da in den letzten Monaten bereits verpasst habe: inhaltlich erhellend und rhetorisch herausragend!
Ein tolles Video, vielen Dank dafür, Thoralf! Außerdem muss und möchte ich auch mal ansprechen, wie sehr mich deine rhetorischen Fähigkeiten beeindrucken - ich zumindest kann gar nicht mehr wegklicken, wenn mich deine energetische Wortwelle einmal getroffen hat. Echt super! Liebe Grüße
Sehr spannend, lieber Thoralf. Ich kann dir in vielem absolut zustimmen. Besonders das man Werke der Weltliteratur im Wandel der eigenen Veränderung des Lebens anders liest und vor allem anders empfindet. Diese faszinierende Erfahrung mache ich auch immer wieder. Danke für deine Videos mit so viel Mehrwert. Liebe Grüße, Meike
Eine beeindruckende und auf den Punkt gebrachte existenzielle Verbindung zwischen Literatur und Menschheit hast du geschaffen, welche die Bedeutung von Literatur in deiner präzisen Vortragsweise unfassbar gut herausstellt. Man ist vom alleinigen Zuhören inspiriert! Vielen Dank dafür! :)
Was für ein tolles Video. In knapp 12 Minuten erklärst du sehr differenziert was Literatur ist. Grossartig! Ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen. Zudem ist es ein Genuss dir zuzuhören und deine Begeisterung ist ansteckend! Ich habe dich erst vor kurzem entdeckt und möchte nun alle deine Videos anschauen. Danke Thoralf !
Hallo Thoralf, man erkennt an deinen Videos deutlich deine Liebe zur Literatur. Deine Hingabe wirkt wunderbar ansteckend. Ich habe Herr Raniki auf der Frankfurter Buchmesse mal sprechen können. Ich finde ihn großartig. L.G. aus NRW!
Ich bin sicher nicht die Erste, die Dir sagt: Ich könnte Dir stundenlang zuhören! Hier gefällt mir besonders das Thema, sehr anregend sich darüber auch mal individuell Gedanken zu machen. Ich fände es ja nicht schlecht, wenn sich auch andere TH-camr daran mal versuchen würden. 👍🏽🙋🏻♀️
3:19 ich habe sehr gelacht an der Stelle, damit hast du bei mir viel Sympathie gewonnen. Abgesehen davon auch inhaltlich total interessant. Ich habe nichts mit Literatur zu tun, außer dass ich mal was lese. Aber ich finde solche Ausflüge in Fachgebiete echt spannend, und du machst deine Arbeit wirklich außerordentlich gut.
Ich hatte das Video schon vor Monaten gesehen und auch schon kommentiert. Eben unter der Dusche beschäftigte mich die Frage aber wieder. Oder genauer gesagt: Warum lesen Menschen? Und noch genauer: Was erwarten Menschen nicht nur vom Lesen an sich, sondern von Literatur im Besonderen. Wir alle wissen um den Unterschied zwischen dem was wir Literatur nennen und allen anderen Arten von Texten. Wir wissen um den Unterschied, weil die Motivation des Lesens von Literatur eine andere ist, als wenn wir beispielsweise eine sog. philosophische Lektüre lesen, einen Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel, Wissenschaftslektüre oder einen Werbeclaim. Gegenwärtig bemühe ich mich, eine Einführung in die Praxis des Philosophierens zu schreiben und stehe im Kapitel über Motivation und Notwendigkeit des Philosophierens. Ein wesentlicher Aspekt darin nimmt unser Vorstellungsvermögen ein, ohne das weder Erkenntnis, noch Wahrnehmung oder irgendetwas geistiges möglich wäre. Ohne Vorstellungsvermögen gäbe es kein Erleben, keine Erfahrung, keine Sinnlichkeit und Schönheit. Der Einfall, der mir beim Duschen kam, war im Grunde genau das was Du in diesem Video vorweg nimmst. Das was Literatur zu Literatur macht ist das Erleben! Durch das Vorstellungsvermögen sind wir in der Lage nicht einfach nur Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten, sondern wir sind in der Lage beim Lesen von Literatur Dinge zu sehen, zu riechen, zu hören, zu schmecken, zu empfinden. Das Erleben von Literatur unterscheidet sich vom Erleben eines beispielsweise Spielfilmes, weil wir beim Sehen des Filmes nicht mehr die Dinge selbst erschaffen, sondern Vorstellungen vorgegeben bekommen und diese nur noch in Wahrnehmungen umgesetzt werden. Auch das kann wunderbare Erlebnisse bescheren und auch viel vergleichbares wie Literatur bewirken, aber auf eine andere Weise. Ja, auch beim Lesen erhalten wir Vorgaben und das macht großartige Literatur ja auch aus, dass der Schriftsteller genau weiß, mit welchen Mitteln er bestimmte Vorstellungen hervorrufen kann. Aber schon im Theater habe ich die Erfahrung gemacht, wie man Dinge gar nicht realistisch darstellen muss, man bei der Darstellung einer Schlacht nicht tausende Soldaten auf der Bühne braucht, sondern diese auf eine Weise symbolisch dargestellt werden kann, dass unser Vorstellungsvermögen das Fehlende auffüllt und uns das Gefühl geben kann mittendrin zu sein. Aus diesem Grund kennen wir die Redewendung, dass uns etwas mitgerissen habe, weil wir eben nicht nur dabeistehen und es wahrnehmen, sondern so sehr davon eingenommen werden, dass es uns bewegen und mitreißen kann. Lesen die Menschen also vor allem deshalb, weil sie etwas erleben wollen?
Moin, Moin, ich habe deinen Kanal durch einen Hinweis von Norman (Notizhefte) gefunden. Deine Beiträge sind sehr interessant und ich werde nach und nach alle Videos anschauen. Daß auch mal Hermann Hesse besprochen wird, freut mich besonders. Bitte weiter so.....und vielen Dank.
Erstmal danke, dass es einen Kanal wie den Deinen gibt - als LitWi Absolventin macht mich das absolut happy (auch wenn ich mehr in der Anglistik unterwegs war). Interessant wäre vielleicht ein Video, weshalb es überhaupt Fiktion braucht in einer Welt, die nur so von Alltagsfiktionen (eine ästhetischere Variante von Fake News) durchdrungen ist. "The Work of Literature in an Age of Post Truth" von C. Schaber ist da sehr spannend. Da wäre ich sehr auf deine Gedanken gespannt.
Legendäre Folge^^ Unser liebstes Büchernörgele^^ (Ich mochte ihn, ich finde er hat immer so schön leidenschaftlich für und über Bücher und Literatur gestritten.) Ich würde sagen, die Doppelbödigkeit von Literatur ist das, was mir am meisten daran gefällt. Ich finde auch, die emotionale Bindung ist vielleicht sogar das entscheidende am Ende. Das merkt man auch sehr gut bei deinem Beispiel aus dem Literarischen Quartett. Die Leidenschaft von Reich -Ranicki kommt ja nicht von ungefähr. Ohne diese emotionale Bindung kein Interesse an der Rezeption, sei es die eigene oder eine generelle. Selbst der Genuss an der Sprache ist ja auch ein emotionaler. Interessanterweise versucht ja auch Literatur diese Gefühlswelt auf zu nehmen und zu beschreiben - manchmal mehr, manchmal weniger im laufe der Literaturgeschichte. Ich denke, gerade deshalb werden Klassiker zu Klassikern, weil diese Gefühlsebene auch über Jahrhunderte hinweg funktioniert. Weil dadurch bestimmte weitere Themen mit transportiert und verarbeitet werden können, die uns Menschen vielleicht sogar schon "immer" umgetrieben haben.
Vielen Dank für diese wunderbare Ergänzung. Ja ja, unser kahlköpfiger Schreihals, man kann viel an ihm herumnörgeln, so wie er über Bücher genörgelt hat. Eines kann man ihm nicht vorwerfen: langweilig gewesen zu sein.
@@literatur_news Mit so einer Lebensgeschichte hat man das Recht, hier und da mal rumzuschreien. Wer mit Leidenschaft liest, der schreit, wenn etwas Leiden schafft. Vielleicht probierst du es ja auch einmal … pfeifff
@@thomasspindler3472 Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich verbal Frust ablasse, während ich ein Buch lese, das Anlass dazu gibt. Da bin ich ganz bei MRR. Und trotzdem bin ich ein Freund der gesitteten Unterhaltung, der es in der Nachbesprechung - wenn alle Gedanken gesammelt und sortiert sind - gerne etwas ruhiger angehen lässt.
@@literatur_news Das steht dir auch besser zu Gesicht, lieber Thoralf, und es ist ein Zeichen dafür, dass du deinen eigenen Stil gefunden hast. Ich kann mir dich schreiend gar nicht vorstellen. 😇
Hallo. Ich bin Brasilianer und finde deine Videos echt schön und gut, auch weil ich mit ihnen Deutsch lernen kann. Ich möchte dich fragen, ob du Authoren.innen mir empfehlen kannst. Mein Niveau ist B2 und ich habe noch nie ein Buch auf Deutsch gelesen. Danke sehr für die Videos und bleib gesund. Liebe Grüße.
Den Vergleich hat bislang noch nie jemand angestellt. Und auch wenn ich gestehen muss, dass meine Erinnerungen an Kabale und Liebe aus der grauen Schulzeit allmählich verblasst sind, fühle ich mich doch geschmeichelt. Ich meine mich nämlich zu erinnern, dass Ferdinand sehr positiv attribuiert ist. Nur eines bin ich leider nicht: der Sohn eines Präsidenten. Und von allen Frauen umworben ... hm, da hapert's auch noch ein wenig :^)
Eine spannende Frage, die du da aufwirfst. Und dabei doch eigentlich so naheliegend, dass man sich fragt, warum man als begeisterter Leser nie selbst darauf gekommen ist, sie sich einmal zu stellen. Geschweige denn auf die Schnelle eine Antwort aus dem Ärmel schütteln könnte. Dazu braucht es also einen wie dich, Thoralf, der einen mit solchen Fragen schelmisch überfällt in seinem hochtemperierten Video, dem intensivsten, das es bisher von dir gab. Spannend sind auch deine Antworten! Schlimm ist nur, dass du mittlerweile so charismatisch geworden bist, dass man wie ein hypnotisiertes Kaninchen deinen Worten lauscht, ohne dass der Verstand noch am Hörgenuss teilhat. du’s sagst, ist fast noch faszinierender als du sagst. Ich weiß nicht, ob das nur mir so geht: Aber diesmal war da mehr „Waowww!“ als „Aha.“ Dein Rat ist also sicher nicht von ungefähr, sich dein Video einen Deut langsamer reinzuziehen, damit man durch deine süchtig machende Intensität nicht mit offnem Mund in Trance gerät. Schade nur, dass ich das erst hinterher gelesen habe. Also schau ich mir dein Video eben nochmal an. 😝 Aber nun (nach dem dritten Mal anschauen!) zu deiner Frage. „Kunst“ kommt von „können“, sagt man doch; käme es von „wollen“ hieße es „Wunst“! Ähnlich ist es mit der Literatur. Auch hier spielt für mich das „Können“ eine wichtige Rolle. Allerdings hat der Künstler, der Maler, der Bildhauer, der Musiker sein Handwerkszeug, seinen Pinsel, seinen Meißel, seinen Konzertflügel. Der Literat muss seine Sprache teilen mit uns gewöhnlichen Menschen, die wir alltäglich unseren Gedankenschwall zu Wort bringen auf Papier oder im Internetz. Also muss er, um Literat zu sein, mit denselben Worten anders schreiben als wir Gewöhnlichen und wenn uns das begeistert, oder - wie du sinngemäß sagst - sich uns dadurch eine andere Perspektive unserer Welt erschließt, ist es Literatur, ansonsten bleiben seine Bemühungen zu Papier gebrachte Gedanken, egal ob inhaltlich wertvoll oder trivial. In diesem Sinne sind die Tagebücher der Anne Frank für mich keine Literatur, die von Max Frisch hingegen schon. Danke für dieses schöne Video!
02:15 "Ich möchte diese Frage hier nicht abschließend klären" Schade eigentlich, so ist es doch die Frage, die mich schon immer am Meisten beschäftigt hat. Ist die vollkommene Objektivität des Kritikers nur eine Illusion oder gibt es tatsächlich Regeln und Maßstäbe, an deren man dem Werk eine neutrale Bewertung zugrunde legen kann? Außerdem: Ist ein Punktesystem oder eine abschließende Bewertung mittels Sternen (1-5 Stetne) möglich oder ist sowas von Anfang an zum Scheitern verurteilt? Diese Frage wird ja nicht nur bei Literatur diskutiert, sondern bei jeglicher Form von Kunstkritik. Sei es bei Filmen, Gemälden, ja sogar Videospielen. Deine Ansicht zu dieser Frage würde mich mal sehr interessieren, auch wenn ein Video zu dieser Thematik möglicherweise mehrere Stunden füllen könnte. Ansonsten: Gutes Video (wie immer)
Du spornst mich gerade sehr an, das im Video eher beiläufig Angeschnittene weiter auszurollen. Mich beschäftigt die Frage ebenso, habe bislang aber nicht den Ehrgeiz gefunden, intensiv einer möglichen Antwort auf den Grund zu gehen. Da ich eine ganze Themenreihe dieser Art geplant habe (deren Auftakt dieses Video hier darstellt), wird deine Frage womöglich Thema in einem der nächsten Drehs sein ;) Auch wenn ich die Stunden auf Minuten werde eindampfen müssen.
Man kann diese Frage nicht abschließend klären, schätze ich. Man kann vielleicht einen gemeinsamen Konsens schaffen, der für eine Weile Bestand haben wird.
So schwer ist es nu auch nicht, Literatur zu definieren. (Es fängt damit an, dass etwa 99,9% der Literatur als Niederschrift zur Veröffentlichung gedacht ist. Auch die Niveaufrage ist einfach zu beantworten: zwischen den Polen "gut Geschriebenes mit Bedeutungstiefe und banaler schlecht geschriebener Unterhaltung" einerseits , und "schlecht Geschriebenes mit Bedeutungstiefe und höchst anspruchsvoller Unterhaltung" andererseits (ist Molière etwas substanziell anderes als Millowitch-Theater?) gibt's nicht 128 oder 1024 , sondern unendlich viele Abstufungen.
Noch ein Versuch: Literatur ist, wenn es eine Nachwelt hat. Viele heute werden vom Tag verwöhnt, dafür aber mit wenigen Ausnahmen um die Nachwelt betrogen.
Ach ja, ich versteh schon. Dein Keyserling! Na, gut. Wir nehmen zur Kenntnis, dass wir die verstaubten Giganten der Literaturgeschichte wieder aufschlagen sollten. Nicht zu vergessen die Wielands und Wezels und ... wen habe ich noch vergessen? ;) Nein, im Ernst: Ich gebe dir recht. Zeit spielt bei der Frage um den Klassikerstatus eines Buches eine große Rolle. Bewährt es sich, hält es stand, wenn die vernichtende Zeit an ihm vorüberzieht? Ich habe neulich gelesen, dass Stendal seinerzeit völlig verkannt war und von allen belacht wurde. Nämlich von jenen, die die damalige französische Literaturbranche beherrschten und die heute keine Sau (tschuldigung) mehr kennt, im Gegensatz zu Stendal. Das Gleiche betrifft eine Autorin wie Pearl S. Buck. Nobelpreisträgerin. Heute geradezu boykottiert. Dennoch empfinde ich die Zeit als keinen allzu verlässlichen Faktor. Wer entscheidet, was bleibt? Die Nachgeborenen? Können die attestieren, ob ein Buch noch zeitgemäß, AKTUELL ist, und ist Aktualität noch nach 200 Jahren ein wichtiges Kriterium? Wenn ein Buch universelle Themen verhandelt und dem Zeitgeist nicht arg verhaftet ist (was dann hingegen ein lohnendes Zeitdokument wäre), dürfte es auch nach Jahrhunderten noch Aktualität besitzen. Universalität und Aktualität liegen also dicht beieinander, bedingen sich vielleicht sogar, oder?
@@literatur_news Natürlich hast du Recht. Und es war eher provokant gemeint, diese These hinsichtlich der Nachwelt. Im weitesten Sinne würde dieser Gedanke ja auch bedeuten, dass ein Kritiker wie der große Reich-Ranicki sich gar kein Werturteil erlauben dürfte oder es zumindest eh irrelevant wäre, da ja erst die Nachwelt entscheidet, was Literatur geblieben (geworden) ist und was nicht. Und das ist natürlich Unsinn! Also bleibt letztendlich nur das Kriterium des „Könnens“, das ich in meinem Kommentar weiter unten angeführt habe, und das du auch selbst im deinen Video erwähnst. Hier hat natürlich Reich-Ranicki das Recht und auch die Kompetenz und Erfahrung, um Werturteile (hart) auszusprechen! Aber das Universalität und Aktualität unbedingt und unmittelbar etwas mit Literatur zu tun haben, wage ich trotzdem zu bezweifeln. Hier nochmal mein Beispiel mit den Tagebüchern von Anne Frank, die für mich trotz aller Universalität und Aktualität nur „aufgeschriebene Gedanken“ aber keine Literatur sind, während die Tagebücher von Max Frisch zwar auch „aufgeschriebene Gedanken“ aber eben auch Literatur sind. Und hier kommt das unten erwähnte „Können“ ins Spiel und natürlich konnten auch Keyserling und Koeppen und die anderen Erwähnten aller Epochen, sonst hätten sie nicht überdauert. „Mein Kampf“ hat auch überdauert, hat auch eine Nachwelt, ist aber mit Sicherheit nicht Literatur hätte uns Reich-Ranicki ins Gesicht geschrieben. Also an dieser Stelle nochmals eine steile These von mir: Literatur ist die Vermittlerin des Unausprechlichen durch Worte! Klingt fast wie ein Zen-Mondo. Wie eine Torheit. Aber eben nur fast!
Um meine „steile These“ noch weiter zu untermauern (bis du sie mir widerlegst 🤪), noch der folgende ergänzende Gedanke: Im Reich der Literatur ist es das stillschweigende Ziel jeden Autors, im Leser bestimmte Gedanken, Gefühle, Stimmungen oder gar Entschlüsse hervorzurufen. Die besten Literaten haben die Fähigkeit, den einen Leser oder die andere Leserin durch ihre sprachlichen Bilder und Interventionen zu erleuchten, mindestens aber zu begeistern.
@@literatur_news Natürlich hast du Recht. Und es war eher provokant gemeint, diese These hinsichtlich der Nachwelt. Im weitesten Sinne würde dieser Gedanke ja auch bedeuten, dass ein Kritiker wie der große Reich-Ranicki sich gar kein Werturteil erlauben dürfte oder es zumindest eh irrelevant wäre, da ja erst die Nachwelt entscheidet, was Literatur geblieben (geworden) ist und was nicht. Und das ist natürlich Unsinn! Also bleibt letztendlich nur das Kriterium des „Könnens“, das ich in meinem Kommentar weiter unten angeführt habe, und das du auch selbst im deinen Video erwähnst. Hier hat natürlich Reich-Ranicki das Recht und auch die Kompetenz und Erfahrung, um Werturteile (hart) auszusprechen! Aber das Universalität und Aktualität unbedingt und unmittelbar etwas mit Literatur zu tun haben, wage ich trotzdem zu bezweifeln. Hier nochmal mein Beispiel mit den Tagebüchern von Anne Frank, die für mich trotz aller Universalität und Aktualität nur „aufgeschriebene Gedanken“ aber keine Literatur sind, während die Tagebücher von Max Frisch zwar auch „aufgeschriebene Gedanken“ aber eben auch Literatur sind. Und hier kommt das unten erwähnte „Können“ ins Spiel und natürlich konnten auch Keyserling und Koeppen und die anderen Erwähnten aller Epochen, sonst hätten sie nicht überdauert. „Mein Kampf“ hat auch überdauert, hat auch eine Nachwelt, ist aber mit Sicherheit nicht Literatur hätte uns Reich-Ranicki ins Gesicht geschriehen. Also an dieser Stelle nochmals eine steile These von mir: Literatur ist die Vermittlerin des Unausprechlichen durch Worte! Klingt fast wie ein Zen-Mondo. Wie eine Torheit. Aber eben nur fast!
Noch ein Punkt, wo du meines Erachtens komplett falsch liegst: Ich war zwei Jahre in Frankreich, und zuletzt 6 Jahre in Brasilien. In Brasilien ist eine Unverschämtheit niemals die gleiche Unverschämtheit wie in Deutschland, und eine Zärtlichkeit hat niemals die gleiche Bedeutung und den gleichen Wert wie in Deutschland. Selbst die Überschneidungen zwischen dem brasilianischen Wort für Vater und dem deutschen Wort Vater sind letzten Endes klein. Vergiss das mit den universellen Werten, weil wir alle Menschen sind. (Und da habe ich indigene Völker noch gar nicht mit hinein genommen!!! Da versteht unser einer nämlich absolut gar nichts mehr.) Es ist wirklich nicht böse gemeint, und ich benutze den Begriff eigentlich nie, aber deine Vorstellung von dieser Universalität des menschlichen Seins ist eine Vorstellung von weißen alten Männern, aus Europa, halt denen, die die meisten (für dich interessanten) Bücher geschrieben haben. 🥳🙊😎
Ein paar Anmerkungen vorneweg:
1. Ja, jetzt fällt's mir auch auf: Das Thumbnail könnte ein FDP-Plakat sein. Nein, ich will damit kein politisches Statement bezwecken.
2. Das Zitat von 9:54 stammt aus Roger Willemsens "Die Enden der Welt"
3. Wer nicht (wie ich) akut auf Speed ist, der schalte gerne auf 0,75% Geschwindigkeit.
4. Das Video folgt zu großen Teilen einem Skript. So gut bin ich (leider) doch nicht.
5. Ähhm ... ich glaube, das war's. Viel Spaß!
Hat echt jemand im Vorschaubild ein Bezug zu einer Partei konstruiert?🙉
@@lux4910 Nein, ist rein vorbeugend ^^
lieber thoralf, in deiner kanalbeschreibung wird die frage nach der quantität der phatetik bezüglich einer zum ausdruck gebrachten ansicht gestellt. nun, die antwort wird von einer gewissen leichtigkeit umhüllt.
" dies liegt im auge des betrachters"
... also ja ... und nein ... vielleicht ... ein bißchen ... hart an der grenze ... noch nicht pathetisch genug ....undsoweiterundsofort &
Hervorragend! Miteißend! Vor allem das freie, sich fast überschlagende Finale. Man spürt - körperlich, nicht zerebral - die innere Begeisterung für Literatur und den noch 'unverbrauchten' Bezug zu ihr. Einzigartig. Solche Stimmen brauchen wir in der Gegenwart.
Großartig Thoralf, 🎉
Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie sehr ich deine Videos schätze. Dein Enthusiasmus für die Literatur springt einfach auf mich als Zuschauer über und ich fühle mich jedes Mal so inspiriert. Danke dafür.
Hervorragend! Ein inhaltlich und rhetorisch sehr gelungener, interessanter und aufschlussreicher Vortrag! Danke!
Diese Begeisterung, diese Leidenschaft, diese Schönheit, diese Sprachgewalt, diese Poesie!
Alles was du sagst, kann man nur unterschreiben. Dank dir dafür....
Nachdem ich deinen Kanal spät kennengelernt habe, bin ich nun auf dem Weg durch all deine Videos und kann nicht fassen, was ich da in den letzten Monaten bereits verpasst habe: inhaltlich erhellend und rhetorisch herausragend!
Ein tolles Video, vielen Dank dafür, Thoralf!
Außerdem muss und möchte ich auch mal ansprechen, wie sehr mich deine rhetorischen Fähigkeiten beeindrucken - ich zumindest kann gar nicht mehr wegklicken, wenn mich deine energetische Wortwelle einmal getroffen hat. Echt super!
Liebe Grüße
Sehr spannend, lieber Thoralf. Ich kann dir in vielem absolut zustimmen. Besonders das man Werke der Weltliteratur im Wandel der eigenen Veränderung des Lebens anders liest und vor allem anders empfindet. Diese faszinierende Erfahrung mache ich auch immer wieder. Danke für deine Videos mit so viel Mehrwert. Liebe Grüße, Meike
Eine beeindruckende und auf den Punkt gebrachte existenzielle Verbindung zwischen Literatur und Menschheit hast du geschaffen, welche die Bedeutung von Literatur in deiner präzisen Vortragsweise unfassbar gut herausstellt. Man ist vom alleinigen Zuhören inspiriert! Vielen Dank dafür! :)
Es macht Freude dir zuzuhören! Man merkt daß du weißt wovon du sprichst und dein Herz für die Literatur schlägt!👍🏼
Was für ein tolles Video. In knapp 12 Minuten erklärst du sehr differenziert was Literatur ist. Grossartig! Ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen. Zudem ist es ein Genuss dir zuzuhören und deine Begeisterung ist ansteckend! Ich habe dich erst vor kurzem entdeckt und möchte nun alle deine Videos anschauen. Danke Thoralf !
Wahnsinn, du hast mich sehr mitgerissen
Spannend, klasse und echter geistiger Mehrwert. Darum schaue ich Deine Videos sehr gerne.
Freut mich! :)
Ich finde die Analogie zur Geburt sehr stimmig ... man kann alles erklären ... wenn man das Wesen im Arm hält ... ist da ein unerklärlicher Zauber ...
Hallo Thoralf, man erkennt an deinen Videos deutlich deine Liebe zur Literatur. Deine Hingabe wirkt wunderbar ansteckend.
Ich habe Herr Raniki auf der Frankfurter Buchmesse mal sprechen können. Ich finde ihn großartig. L.G. aus NRW!
Ich bin sicher nicht die Erste, die Dir sagt: Ich könnte Dir stundenlang zuhören! Hier gefällt mir besonders das Thema, sehr anregend sich darüber auch mal individuell Gedanken zu machen. Ich fände es ja nicht schlecht, wenn sich auch andere TH-camr daran mal versuchen würden. 👍🏽🙋🏻♀️
Beeindruckendes Video! 😊
@Malika77ful …..und ein absolut beeindruckender junger Mensch !!! :-)
3:19 ich habe sehr gelacht an der Stelle, damit hast du bei mir viel Sympathie gewonnen. Abgesehen davon auch inhaltlich total interessant. Ich habe nichts mit Literatur zu tun, außer dass ich mal was lese. Aber ich finde solche Ausflüge in Fachgebiete echt spannend, und du machst deine Arbeit wirklich außerordentlich gut.
Gerade den Kanal entdeckt und bin faszinierend.
Ich hatte das Video schon vor Monaten gesehen und auch schon kommentiert. Eben unter der Dusche beschäftigte mich die Frage aber wieder. Oder genauer gesagt: Warum lesen Menschen? Und noch genauer: Was erwarten Menschen nicht nur vom Lesen an sich, sondern von Literatur im Besonderen. Wir alle wissen um den Unterschied zwischen dem was wir Literatur nennen und allen anderen Arten von Texten. Wir wissen um den Unterschied, weil die Motivation des Lesens von Literatur eine andere ist, als wenn wir beispielsweise eine sog. philosophische Lektüre lesen, einen Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel, Wissenschaftslektüre oder einen Werbeclaim.
Gegenwärtig bemühe ich mich, eine Einführung in die Praxis des Philosophierens zu schreiben und stehe im Kapitel über Motivation und Notwendigkeit des Philosophierens. Ein wesentlicher Aspekt darin nimmt unser Vorstellungsvermögen ein, ohne das weder Erkenntnis, noch Wahrnehmung oder irgendetwas geistiges möglich wäre. Ohne Vorstellungsvermögen gäbe es kein Erleben, keine Erfahrung, keine Sinnlichkeit und Schönheit.
Der Einfall, der mir beim Duschen kam, war im Grunde genau das was Du in diesem Video vorweg nimmst. Das was Literatur zu Literatur macht ist das Erleben! Durch das Vorstellungsvermögen sind wir in der Lage nicht einfach nur Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten, sondern wir sind in der Lage beim Lesen von Literatur Dinge zu sehen, zu riechen, zu hören, zu schmecken, zu empfinden. Das Erleben von Literatur unterscheidet sich vom Erleben eines beispielsweise Spielfilmes, weil wir beim Sehen des Filmes nicht mehr die Dinge selbst erschaffen, sondern Vorstellungen vorgegeben bekommen und diese nur noch in Wahrnehmungen umgesetzt werden. Auch das kann wunderbare Erlebnisse bescheren und auch viel vergleichbares wie Literatur bewirken, aber auf eine andere Weise.
Ja, auch beim Lesen erhalten wir Vorgaben und das macht großartige Literatur ja auch aus, dass der Schriftsteller genau weiß, mit welchen Mitteln er bestimmte Vorstellungen hervorrufen kann. Aber schon im Theater habe ich die Erfahrung gemacht, wie man Dinge gar nicht realistisch darstellen muss, man bei der Darstellung einer Schlacht nicht tausende Soldaten auf der Bühne braucht, sondern diese auf eine Weise symbolisch dargestellt werden kann, dass unser Vorstellungsvermögen das Fehlende auffüllt und uns das Gefühl geben kann mittendrin zu sein. Aus diesem Grund kennen wir die Redewendung, dass uns etwas mitgerissen habe, weil wir eben nicht nur dabeistehen und es wahrnehmen, sondern so sehr davon eingenommen werden, dass es uns bewegen und mitreißen kann.
Lesen die Menschen also vor allem deshalb, weil sie etwas erleben wollen?
Moin, Moin, ich habe deinen Kanal durch einen Hinweis von Norman (Notizhefte) gefunden. Deine Beiträge sind sehr interessant und ich werde nach und nach alle Videos anschauen. Daß auch mal Hermann Hesse besprochen wird, freut mich besonders. Bitte weiter so.....und vielen Dank.
Huhu, willkommen. Schön, dass Du zu mir gefunden hast. Klar, schau dich in aller Ruhe um.
Ich steh auf ihn
Erstmal danke, dass es einen Kanal wie den Deinen gibt - als LitWi Absolventin macht mich das absolut happy (auch wenn ich mehr in der Anglistik unterwegs war). Interessant wäre vielleicht ein Video, weshalb es überhaupt Fiktion braucht in einer Welt, die nur so von Alltagsfiktionen (eine ästhetischere Variante von Fake News) durchdrungen ist. "The Work of Literature in an Age of Post Truth" von C. Schaber ist da sehr spannend. Da wäre ich sehr auf deine Gedanken gespannt.
Legendäre Folge^^
Unser liebstes Büchernörgele^^ (Ich mochte ihn, ich finde er hat immer so schön leidenschaftlich für und über Bücher und Literatur gestritten.)
Ich würde sagen, die Doppelbödigkeit von Literatur ist das, was mir am meisten daran gefällt. Ich finde auch, die emotionale Bindung ist vielleicht sogar das entscheidende am Ende. Das merkt man auch sehr gut bei deinem Beispiel aus dem Literarischen Quartett. Die Leidenschaft von Reich -Ranicki kommt ja nicht von ungefähr. Ohne diese emotionale Bindung kein Interesse an der Rezeption, sei es die eigene oder eine generelle. Selbst der Genuss an der Sprache ist ja auch ein emotionaler. Interessanterweise versucht ja auch Literatur diese Gefühlswelt auf zu nehmen und zu beschreiben - manchmal mehr, manchmal weniger im laufe der Literaturgeschichte. Ich denke, gerade deshalb werden Klassiker zu Klassikern, weil diese Gefühlsebene auch über Jahrhunderte hinweg funktioniert. Weil dadurch bestimmte weitere Themen mit transportiert und verarbeitet werden können, die uns Menschen vielleicht sogar schon "immer" umgetrieben haben.
Vielen Dank für diese wunderbare Ergänzung. Ja ja, unser kahlköpfiger Schreihals, man kann viel an ihm herumnörgeln, so wie er über Bücher genörgelt hat. Eines kann man ihm nicht vorwerfen: langweilig gewesen zu sein.
@@literatur_news Mit so einer Lebensgeschichte hat man das Recht, hier und da mal rumzuschreien. Wer mit Leidenschaft liest, der schreit, wenn etwas Leiden schafft. Vielleicht probierst du es ja auch einmal … pfeifff
@@thomasspindler3472 Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich verbal Frust ablasse, während ich ein Buch lese, das Anlass dazu gibt. Da bin ich ganz bei MRR. Und trotzdem bin ich ein Freund der gesitteten Unterhaltung, der es in der Nachbesprechung - wenn alle Gedanken gesammelt und sortiert sind - gerne etwas ruhiger angehen lässt.
@@literatur_news Das steht dir auch besser zu Gesicht, lieber Thoralf, und es ist ein Zeichen dafür, dass du deinen eigenen Stil gefunden hast. Ich kann mir dich schreiend gar nicht vorstellen. 😇
Cool 😎👍🏻👍🏻👍🏻 Respekt
Hallo. Ich bin Brasilianer und finde deine Videos echt schön und gut, auch weil ich mit ihnen Deutsch lernen kann. Ich möchte dich fragen, ob du Authoren.innen mir empfehlen kannst. Mein Niveau ist B2 und ich habe noch nie ein Buch auf Deutsch gelesen. Danke sehr für die Videos und bleib gesund. Liebe Grüße.
Daß mir das noch nicht früher aufgefallen ist: Du erinnerst mich geradezu idealtypisch an Ferdinand von Walter.
Den Vergleich hat bislang noch nie jemand angestellt. Und auch wenn ich gestehen muss, dass meine Erinnerungen an Kabale und Liebe aus der grauen Schulzeit allmählich verblasst sind, fühle ich mich doch geschmeichelt. Ich meine mich nämlich zu erinnern, dass Ferdinand sehr positiv attribuiert ist. Nur eines bin ich leider nicht: der Sohn eines Präsidenten. Und von allen Frauen umworben ... hm, da hapert's auch noch ein wenig :^)
Eine spannende Frage, die du da aufwirfst. Und dabei doch eigentlich so naheliegend, dass man sich fragt, warum man als begeisterter Leser nie selbst darauf gekommen ist, sie sich einmal zu stellen. Geschweige denn auf die Schnelle eine Antwort aus dem Ärmel schütteln könnte. Dazu braucht es also einen wie dich, Thoralf, der einen mit solchen Fragen schelmisch überfällt in seinem hochtemperierten Video, dem intensivsten, das es bisher von dir gab. Spannend sind auch deine Antworten!
Schlimm ist nur, dass du mittlerweile so charismatisch geworden bist, dass man wie ein hypnotisiertes Kaninchen deinen Worten lauscht, ohne dass der Verstand noch am Hörgenuss teilhat. du’s sagst, ist fast noch faszinierender als du sagst.
Ich weiß nicht, ob das nur mir so geht: Aber diesmal war da mehr „Waowww!“ als „Aha.“
Dein Rat ist also sicher nicht von ungefähr, sich dein Video einen Deut langsamer reinzuziehen, damit man durch deine süchtig machende Intensität nicht mit offnem Mund in Trance gerät. Schade nur, dass ich das erst hinterher gelesen habe. Also schau ich mir dein Video eben nochmal an. 😝
Aber nun (nach dem dritten Mal anschauen!) zu deiner Frage.
„Kunst“ kommt von „können“, sagt man doch; käme es von „wollen“ hieße es „Wunst“! Ähnlich ist es mit der Literatur. Auch hier spielt für mich das „Können“ eine wichtige Rolle. Allerdings hat der Künstler, der Maler, der Bildhauer, der Musiker sein Handwerkszeug, seinen Pinsel, seinen Meißel, seinen Konzertflügel. Der Literat muss seine Sprache teilen mit uns gewöhnlichen Menschen, die wir alltäglich unseren Gedankenschwall zu Wort bringen auf Papier oder im Internetz. Also muss er, um Literat zu sein, mit denselben Worten anders schreiben als wir Gewöhnlichen und wenn uns das begeistert, oder - wie du sinngemäß sagst - sich uns dadurch eine andere Perspektive unserer Welt erschließt, ist es Literatur, ansonsten bleiben seine Bemühungen zu Papier gebrachte Gedanken, egal ob inhaltlich wertvoll oder trivial. In diesem Sinne sind die Tagebücher der Anne Frank für mich keine Literatur, die von Max Frisch hingegen schon.
Danke für dieses schöne Video!
„WIE du’s sagst ist fast noch faszinierender als WAS du sagst!“ muss es natürlich weiter oben heißen. Sorry!
Marcel Reich-Ranicki sagte einmal, Weltliteratur habe ein wesentliches Merkmal: "Das Leiden"
Stimmt, die Folge habe ich auch gesehen. Kann man sich ebenso drüber streiten ^^
Ein tolles Video. So viele Worte ... aber doch keine Antwort. Ist die Frage zu beantworten? Ich weiß es nicht, aber ich bin Begeistert.
#Literaturfrühling_2023 -Sätze - Ansätze : Staffelei:en // poesie:n mitteilbar machen || information:en mitteilbar machen || kommunizieren - schwindeln vor den Höhen des Geistes [WELTGEIST] ?
02:15 "Ich möchte diese Frage hier nicht abschließend klären"
Schade eigentlich, so ist es doch die Frage, die mich schon immer am Meisten beschäftigt hat. Ist die vollkommene Objektivität des Kritikers nur eine Illusion oder gibt es tatsächlich Regeln und Maßstäbe, an deren man dem Werk eine neutrale Bewertung zugrunde legen kann? Außerdem: Ist ein Punktesystem oder eine abschließende Bewertung mittels Sternen (1-5 Stetne) möglich oder ist sowas von Anfang an zum Scheitern verurteilt? Diese Frage wird ja nicht nur bei Literatur diskutiert, sondern bei jeglicher Form von Kunstkritik. Sei es bei Filmen, Gemälden, ja sogar Videospielen.
Deine Ansicht zu dieser Frage würde mich mal sehr interessieren, auch wenn ein Video zu dieser Thematik möglicherweise mehrere Stunden füllen könnte.
Ansonsten: Gutes Video (wie immer)
Du spornst mich gerade sehr an, das im Video eher beiläufig Angeschnittene weiter auszurollen. Mich beschäftigt die Frage ebenso, habe bislang aber nicht den Ehrgeiz gefunden, intensiv einer möglichen Antwort auf den Grund zu gehen. Da ich eine ganze Themenreihe dieser Art geplant habe (deren Auftakt dieses Video hier darstellt), wird deine Frage womöglich Thema in einem der nächsten Drehs sein ;) Auch wenn ich die Stunden auf Minuten werde eindampfen müssen.
Man kann diese Frage nicht abschließend klären, schätze ich. Man kann vielleicht einen gemeinsamen Konsens schaffen, der für eine Weile Bestand haben wird.
So schwer ist es nu auch nicht, Literatur zu definieren. (Es fängt damit an, dass etwa 99,9% der Literatur als Niederschrift zur Veröffentlichung gedacht ist. Auch die Niveaufrage ist einfach zu beantworten: zwischen den Polen "gut Geschriebenes mit Bedeutungstiefe und banaler schlecht geschriebener Unterhaltung" einerseits , und "schlecht Geschriebenes mit Bedeutungstiefe und höchst anspruchsvoller Unterhaltung" andererseits (ist Molière etwas substanziell anderes als Millowitch-Theater?) gibt's nicht 128 oder 1024 , sondern unendlich viele Abstufungen.
Es könnte fast so sein, dass man etwas liest, während es einen schreibt.
Ich habe die Geschwindigkeit gedimmt ... aber, dann bist es nicht mehr Du ... ;-) ...
Noch ein Versuch: Literatur ist, wenn es eine Nachwelt hat.
Viele heute werden vom Tag verwöhnt, dafür aber mit wenigen Ausnahmen um die Nachwelt betrogen.
Ach ja, ich versteh schon. Dein Keyserling! Na, gut. Wir nehmen zur Kenntnis, dass wir die verstaubten Giganten der Literaturgeschichte wieder aufschlagen sollten. Nicht zu vergessen die Wielands und Wezels und ... wen habe ich noch vergessen? ;) Nein, im Ernst: Ich gebe dir recht. Zeit spielt bei der Frage um den Klassikerstatus eines Buches eine große Rolle. Bewährt es sich, hält es stand, wenn die vernichtende Zeit an ihm vorüberzieht? Ich habe neulich gelesen, dass Stendal seinerzeit völlig verkannt war und von allen belacht wurde. Nämlich von jenen, die die damalige französische Literaturbranche beherrschten und die heute keine Sau (tschuldigung) mehr kennt, im Gegensatz zu Stendal. Das Gleiche betrifft eine Autorin wie Pearl S. Buck. Nobelpreisträgerin. Heute geradezu boykottiert. Dennoch empfinde ich die Zeit als keinen allzu verlässlichen Faktor. Wer entscheidet, was bleibt? Die Nachgeborenen? Können die attestieren, ob ein Buch noch zeitgemäß, AKTUELL ist, und ist Aktualität noch nach 200 Jahren ein wichtiges Kriterium? Wenn ein Buch universelle Themen verhandelt und dem Zeitgeist nicht arg verhaftet ist (was dann hingegen ein lohnendes Zeitdokument wäre), dürfte es auch nach Jahrhunderten noch Aktualität besitzen. Universalität und Aktualität liegen also dicht beieinander, bedingen sich vielleicht sogar, oder?
@@literatur_news Natürlich hast du Recht. Und es war eher provokant gemeint, diese These hinsichtlich der Nachwelt.
Im weitesten Sinne würde dieser Gedanke ja auch bedeuten, dass ein Kritiker wie der große Reich-Ranicki sich gar kein Werturteil erlauben dürfte oder es zumindest eh irrelevant wäre, da ja erst die Nachwelt entscheidet, was Literatur geblieben (geworden) ist und was nicht. Und das ist natürlich Unsinn!
Also bleibt letztendlich nur das Kriterium des „Könnens“, das ich in meinem Kommentar weiter unten angeführt habe, und das du auch selbst im deinen Video erwähnst. Hier hat natürlich Reich-Ranicki das Recht und auch die Kompetenz und Erfahrung, um Werturteile (hart) auszusprechen!
Aber das Universalität und Aktualität unbedingt und unmittelbar etwas mit Literatur zu tun haben, wage ich trotzdem zu bezweifeln. Hier nochmal mein Beispiel mit den Tagebüchern von Anne Frank, die für mich trotz aller Universalität und Aktualität nur „aufgeschriebene Gedanken“ aber keine Literatur sind, während die Tagebücher von Max Frisch zwar auch „aufgeschriebene Gedanken“ aber eben auch Literatur sind. Und hier kommt das unten erwähnte „Können“ ins Spiel und natürlich konnten auch Keyserling und Koeppen und die anderen Erwähnten aller Epochen, sonst hätten sie nicht überdauert. „Mein Kampf“ hat auch überdauert, hat auch eine Nachwelt, ist aber mit Sicherheit nicht Literatur hätte uns Reich-Ranicki ins Gesicht geschrieben.
Also an dieser Stelle nochmals eine steile These von mir:
Literatur ist die Vermittlerin des Unausprechlichen durch Worte!
Klingt fast wie ein Zen-Mondo. Wie eine Torheit. Aber eben nur fast!
Um meine „steile These“ noch weiter zu untermauern (bis du sie mir widerlegst 🤪), noch der folgende ergänzende Gedanke: Im Reich der Literatur ist es das stillschweigende Ziel jeden Autors, im Leser bestimmte Gedanken, Gefühle, Stimmungen oder gar Entschlüsse hervorzurufen. Die besten Literaten haben die Fähigkeit, den einen Leser oder die andere Leserin durch ihre sprachlichen Bilder und Interventionen zu erleuchten, mindestens aber zu begeistern.
@@literatur_news Natürlich hast du Recht. Und es war eher provokant gemeint, diese These hinsichtlich der Nachwelt.
Im weitesten Sinne würde dieser Gedanke ja auch bedeuten, dass ein Kritiker wie der große Reich-Ranicki sich gar kein Werturteil erlauben dürfte oder es zumindest eh irrelevant wäre, da ja erst die Nachwelt entscheidet, was Literatur geblieben (geworden) ist und was nicht. Und das ist natürlich Unsinn!
Also bleibt letztendlich nur das Kriterium des „Könnens“, das ich in meinem Kommentar weiter unten angeführt habe, und das du auch selbst im deinen Video erwähnst. Hier hat natürlich Reich-Ranicki das Recht und auch die Kompetenz und Erfahrung, um Werturteile (hart) auszusprechen!
Aber das Universalität und Aktualität unbedingt und unmittelbar etwas mit Literatur zu tun haben, wage ich trotzdem zu bezweifeln. Hier nochmal mein Beispiel mit den Tagebüchern von Anne Frank, die für mich trotz aller Universalität und Aktualität nur „aufgeschriebene Gedanken“ aber keine Literatur sind, während die Tagebücher von Max Frisch zwar auch „aufgeschriebene Gedanken“ aber eben auch Literatur sind. Und hier kommt das unten erwähnte „Können“ ins Spiel und natürlich konnten auch Keyserling und Koeppen und die anderen Erwähnten aller Epochen, sonst hätten sie nicht überdauert. „Mein Kampf“ hat auch überdauert, hat auch eine Nachwelt, ist aber mit Sicherheit nicht Literatur hätte uns Reich-Ranicki ins Gesicht geschriehen.
Also an dieser Stelle nochmals eine steile These von mir:
Literatur ist die Vermittlerin des Unausprechlichen durch Worte!
Klingt fast wie ein Zen-Mondo. Wie eine Torheit. Aber eben nur fast!
Boah, der kann was wegreden. So viele Worte pro Atemzug hört man selten.
Noch ein Punkt, wo du meines Erachtens komplett falsch liegst:
Ich war zwei Jahre in Frankreich, und zuletzt 6 Jahre in Brasilien. In Brasilien ist eine Unverschämtheit niemals die gleiche Unverschämtheit wie in Deutschland, und eine Zärtlichkeit hat niemals die gleiche Bedeutung und den gleichen Wert wie in Deutschland. Selbst die Überschneidungen zwischen dem brasilianischen Wort für Vater und dem deutschen Wort Vater sind letzten Endes klein. Vergiss das mit den universellen Werten, weil wir alle Menschen sind. (Und da habe ich indigene Völker noch gar nicht mit hinein genommen!!! Da versteht unser einer nämlich absolut gar nichts mehr.)
Es ist wirklich nicht böse gemeint, und ich benutze den Begriff eigentlich nie, aber deine Vorstellung von dieser Universalität des menschlichen Seins ist eine Vorstellung von weißen alten Männern, aus Europa, halt denen, die die meisten (für dich interessanten) Bücher geschrieben haben. 🥳🙊😎