- Die Kerzen sind aus Paraffin, oder? Meiner Meinung nach kann da im Original nur Bienenwachs oder ähnliches verwendet worden sein. - Kann es sein, dass das Leder mit auch Leinöl gehärtet worden ist? Leinöl härtet ja aus und wird nicht in der Sonne wieder weich....? - Kann es sein, dass das Leder durch zusätzliches pressen oder hämmern verdichet wurde?
Gute Fragen. Durch Pressen oder Hämmern würde man das Leder sicher auch ein wenig härter kriegen. Aber ich denke, dass dieser Prozess die Schutzwirkung kaum sehr stark verbessern würde, da das Leder ja eigentlich nur steifer wird. Leinöl wird vermutlich eher die gegenteilige Wirkung haben und das Leder geschmeidiger machen. Wenn dieses Verfahren angewendet wurde, dann nutze man sicher Bienenwachs.
@@MichaelZerjadtke Ich glaube schon, dass Leinöl das Leder hart macht. Leinöl ist wie z.B Walnussöl ein trocknendes Öl, ganz im Gegensatz zu Sonnenblumen oder Rapsöl. Ich selbst nehme Leinöl für Möbeloberflächen oder Farbanstriche. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Lederrüstungen in Leinöl gekocht wurden um eine entsprechende Härte herzustellen. Das schreit doch nach einem Versuch, oder nicht? ;-)
@@user-im9yi8wu1i Man kann chromgegerbtes Leder nur mit Leinöl oder Tungöl härten und zwar über die Polymerisierung von trocknenden Ölen wie Leinöl oder Tungöl. Durch Hitze kann man nur pflanzlich gegerbtes Leder härten und "damals" gab es pflanzlich gegerbtes Leder. Da Wasser oder Wachs eben Leder penetriert kommt die Hitze überall ins Leder besser ran. Das Wachs wird in der Sonne zwar weicher, das durch die Hitze gehärtete Leder bleibt aber gehärtet. Nachteil vom "damals" verwendeten Bienenwachs ist, dass es tierischen Ursprungs und damit instabil ist, von Mikroorganismen als Futter verwendet wird und diese Mikroorganismen futtern dann auch noch die Lederfasern weg. Schleichender Zerfall des Leders. Später kamen dann Verfahren dazu bei denen man mit Paraffinwachs das Leder "behandelt" hat, nicht um es für Rüstungen zu härten sondern sogar stylische Effekte zu erzielen. Nebeneffekt war, dass es stark wasserabweißend wurde. Paraffinwachs ist stabil und enthält auch kein Glyzerin wie Leinöl oder Tungöl bzw. jegliche pflanzlichen und tierischen Fette und Öle. Chromgegerbtes Leder, welches mit pflanzlichen Ölen gehärtet wurden erfahren deshalb eine schleichende Hydrolyse, d.h. auch hier schleichender Zerfall des Leders. Das mit Paraffin-Wachs gehärtete, pflanzliche gegerbte Leder kann man mit Vaseline (harz- und säurefrei, med. Qualität/DAB) oder synth. Lederfett konservieren. Vaseline oder synth. Lederfett verbindet sich optimal mit Paraffin-Wachs, dh. optimale Konservierung. Das ist der Weg. Weder Vaseline noch synth. Lederfette ziehen Feuchtigkeit so an wie Glyzerin. Somit auch über die Konservierung mit diesen Lederfetten auch keine Gefahr des schleichenden Zerfalls.
@@MichaelZerjadtke Nein, das Stück das mit Wachs behandelt wurde ist nicht gehärtet, wohl deshalb weil es kein offenporiges, pflanzlich gegerbtes Leder ist sondern wohl eher chromgegerbtes Leder, bestenfalls gedecktes, zugerichtetes pflanzlich gegerbtes Leder, welches man auch nicht so toll per Hitze härten kann. Bei chromgegerbten Leder ist Wachs nur Füllstoff. Knickt man das Leder oder erwärmt man das Wachs wird das chromgegerbte Leder wieder weich. Einfach Bio-Anilin-Leder kaufen und mit einem penetrierenden Stoff den man erhitzt härten, z.B. Wasser oder besser Paraffin-Wachs. Das Paraffin-Wachs muß bei pflanzlich gegerbten Leder auch nicht kochen. So nahe überhalb 60°C fängt es bei pflanzliche gegerbten Leder bereits an. Gedecktes, zugerichtetes und für den Endkunden-Gebrauch vorbereitetes Leder von Schuhen macht bzgl. Lederhärten schon etwas Probleme. Das ist aber gut. Trotzallem landen Hanwag, Lowa und Meindl mit Bio-Leder in Backöfen oder werden mit Föns und Heißluft-Pistolen beschossen und das Leder wird hierbei definitiv so deftig gehärtet, dass man es hört und fühlt. Will jemand Leder härten tut er es nicht, meint es nur getan zu haben. Andere wollen Lederwachs oder Lederfette besser ins Leder einziehen lassen und härten dabei das Obermaterial Ihrer Bergstiefel. Zwar nur oberflächlich das reicht aber...
Das ist eine Frage, die schon sehr lange diskutiert wird. Es gibt wenige Hinweise auf Lederrüstungen, vor allem in griechischer Zeit und davor. In der römischen Kaiserzeit werden manche Darstellungen auf Grabsteinen, die eindeutig keine Schuppen- oder Schienenpanzer sind und glatt aussehen, als Lederrüstungen gedeutet. Ich denke eher, dass es sich um Kettenhemden handelte, die man nicht detailliert ausarbeiten wollte. Ich persönlich denke, wenn es Lederrüstungen gab, dann waren sie eher selten.
Danke für die Serie! Bitte mach mehr davon, das ist echt interessant :D
- Die Kerzen sind aus Paraffin, oder? Meiner Meinung nach kann da im Original nur Bienenwachs oder ähnliches verwendet worden sein.
- Kann es sein, dass das Leder mit auch Leinöl gehärtet worden ist? Leinöl härtet ja aus und wird nicht in der Sonne wieder weich....?
- Kann es sein, dass das Leder durch zusätzliches pressen oder hämmern verdichet wurde?
Gute Fragen. Durch Pressen oder Hämmern würde man das Leder sicher auch ein wenig härter kriegen. Aber ich denke, dass dieser Prozess die Schutzwirkung kaum sehr stark verbessern würde, da das Leder ja eigentlich nur steifer wird. Leinöl wird vermutlich eher die gegenteilige Wirkung haben und das Leder geschmeidiger machen. Wenn dieses Verfahren angewendet wurde, dann nutze man sicher Bienenwachs.
@@MichaelZerjadtke Ich glaube schon, dass Leinöl das Leder hart macht. Leinöl ist wie z.B Walnussöl ein trocknendes Öl, ganz im Gegensatz zu Sonnenblumen oder Rapsöl. Ich selbst nehme Leinöl für Möbeloberflächen oder Farbanstriche. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Lederrüstungen in Leinöl gekocht wurden um eine entsprechende Härte herzustellen.
Das schreit doch nach einem Versuch, oder nicht? ;-)
@@user-im9yi8wu1i Man kann chromgegerbtes Leder nur mit Leinöl oder Tungöl härten und zwar über die Polymerisierung von trocknenden Ölen wie Leinöl oder Tungöl.
Durch Hitze kann man nur pflanzlich gegerbtes Leder härten und "damals" gab es pflanzlich gegerbtes Leder. Da Wasser oder Wachs eben Leder penetriert kommt die Hitze überall ins Leder besser ran. Das Wachs wird in der Sonne zwar weicher, das durch die Hitze gehärtete Leder bleibt aber gehärtet. Nachteil vom "damals" verwendeten Bienenwachs ist, dass es tierischen Ursprungs und damit instabil ist, von Mikroorganismen als Futter verwendet wird und diese Mikroorganismen futtern dann auch noch die Lederfasern weg. Schleichender Zerfall des Leders.
Später kamen dann Verfahren dazu bei denen man mit Paraffinwachs das Leder "behandelt" hat, nicht um es für Rüstungen zu härten sondern sogar stylische Effekte zu erzielen. Nebeneffekt war, dass es stark wasserabweißend wurde. Paraffinwachs ist stabil und enthält auch kein Glyzerin wie Leinöl oder Tungöl bzw. jegliche pflanzlichen und tierischen Fette und Öle. Chromgegerbtes Leder, welches mit pflanzlichen Ölen gehärtet wurden erfahren deshalb eine schleichende Hydrolyse, d.h. auch hier schleichender Zerfall des Leders.
Das mit Paraffin-Wachs gehärtete, pflanzliche gegerbte Leder kann man mit Vaseline (harz- und säurefrei, med. Qualität/DAB) oder synth. Lederfett konservieren. Vaseline oder synth. Lederfett verbindet sich optimal mit Paraffin-Wachs, dh. optimale Konservierung. Das ist der Weg. Weder Vaseline noch synth. Lederfette ziehen Feuchtigkeit so an wie Glyzerin. Somit auch über die Konservierung mit diesen Lederfetten auch keine Gefahr des schleichenden Zerfalls.
@@MichaelZerjadtke Nein, das Stück das mit Wachs behandelt wurde ist nicht gehärtet, wohl deshalb weil es kein offenporiges, pflanzlich gegerbtes Leder ist sondern wohl eher chromgegerbtes Leder, bestenfalls gedecktes, zugerichtetes pflanzlich gegerbtes Leder, welches man auch nicht so toll per Hitze härten kann.
Bei chromgegerbten Leder ist Wachs nur Füllstoff. Knickt man das Leder oder erwärmt man das Wachs wird das chromgegerbte Leder wieder weich.
Einfach Bio-Anilin-Leder kaufen und mit einem penetrierenden Stoff den man erhitzt härten, z.B. Wasser oder besser Paraffin-Wachs.
Das Paraffin-Wachs muß bei pflanzlich gegerbten Leder auch nicht kochen. So nahe überhalb 60°C fängt es bei pflanzliche gegerbten Leder bereits an.
Gedecktes, zugerichtetes und für den Endkunden-Gebrauch vorbereitetes Leder von Schuhen macht bzgl. Lederhärten schon etwas Probleme. Das ist aber gut. Trotzallem landen Hanwag, Lowa und Meindl mit Bio-Leder in Backöfen oder werden mit Föns und Heißluft-Pistolen beschossen und das Leder wird hierbei definitiv so deftig gehärtet, dass man es hört und fühlt.
Will jemand Leder härten tut er es nicht, meint es nur getan zu haben. Andere wollen Lederwachs oder Lederfette besser ins Leder einziehen lassen und härten dabei das Obermaterial Ihrer Bergstiefel. Zwar nur oberflächlich das reicht aber...
Super spannend. Was ich mich frage ist, ob solche Lederrüstungen in der römischen Armee eingesetzt wurden und wenn ja in welchen Einheiten?
Das ist eine Frage, die schon sehr lange diskutiert wird. Es gibt wenige Hinweise auf Lederrüstungen, vor allem in griechischer Zeit und davor. In der römischen Kaiserzeit werden manche Darstellungen auf Grabsteinen, die eindeutig keine Schuppen- oder Schienenpanzer sind und glatt aussehen, als Lederrüstungen gedeutet. Ich denke eher, dass es sich um Kettenhemden handelte, die man nicht detailliert ausarbeiten wollte. Ich persönlich denke, wenn es Lederrüstungen gab, dann waren sie eher selten.
Top