Ich empfinde die detailliert dargestellten Zusammenhänge, Interpretationen, Weglassungen, Narrative usw. durchaus als sehr interessant, um die historischen Abläufe besser verstehen zu können. Aber bei manchen Punkten fehlt meiner Meinung nach ein gewisses historisches Einfühlungsvermögen. Wenn sich beispielsweise Privatpersonen trotz einer deutlichen Einschränkung in der Versorgungslage im Brandenburger Umland mit Lebensmitteln versorgen, sagt das vielleicht mehr über die Findigkeit der Leute in einer Notlage aus, als dass es als Argument gegen den Begriff "Blockade" tiefere Gültigkeit hat. Auch ist die vorgenommene Analyse des erwähnten amerikanischen Films von 1953 noch nicht ausreichend als Beleg für die unterstellte Mythologisierung der sog. Berlin-Blockade. Ich habe dennoch manches interessante Detail hinzugelernt. Im Wesentlichen habe ich Hinweise vermisst, wie denn die Blockade und die Luftbrücke von den betroffenen West-Berlinern selbst im Nachhinein empfunden wurden. Ich selbst bin zwar erst zwanzig Jahren nach diesen Ereignissen geboren, habe aber ab 1980 regelmäßig Zeit in West-Berlin verbracht. Und ich kann bestätigen, dass ausnahmeslos jeder meiner damaligen Gesprächspartner, die das selbst erlebt hatten, jene Zeit als wirklich schlimm empfand und voller Dankbarkeit für die Hilfe seiner Zeit war. Und nicht ohne Grund gab es bis zur Wiedervereinigung in West-Berlin sehr große Vorratslager, um einer weiteren "Blockade" standzuhalten zu können. Glücklicherweise kam es nie dazu. Das Hinterfragen und Aufarbeiten ist eine der großen und wichtigen Aufgaben der Geschichtswissenschaft. Es ist auch sehr wichtig, dass Fehldarstellungen korrigiert und bewusst oder unbewusst erzeugte Mythen aufgelöst werden. Aber Historiker müssen m.M.n. aufpassen, dass sie das gesamte Umfeld berücksichtigen und nicht unbewusst die Fakten betont auswählen, die ihrer Argumentation dienen. Hier will man eine Mythos-Bildung nachweisen. Die gab es sicherlich, und sicherlich wurde auch manches gern heroisiert im Sinne der Westbindung etc.. Aber warum wurde in diesem Vortrag nicht auch die Mythos-Bildung auf der sowjetischen Seite genauer analysiert?
Ich vermisse immer doch dieses faserige salzige Fleisch aus den gelblichen Konservendosen, das alle 10 Jahre oder so mal ausgetauscht wurde in den riesigen Vorratslagern und so in den Verkauf gelangte. War super im "Eierkuchen", also dem Ding, das die Nichtberliner "Pfannekuchen" nennen. Weil ja in Berlin der "Pfannekuchen" das ist, was die Nichtberliner "Berliner" nennen.
Sehr interessantes Thema. Es ist erfreulich zu sehen, dass es in Person von Herrn Kunkel Akademiker gibt, die populäre Darstellungen hinterfragen und mit ihrer geschichtswissenschaftlichen Arbeit einen Beitrag zur Aufklärung leisten. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob sich die Rechercheergebnisse von Herr Kunkel und Kollegen in zukünftigen medialen Darstellungen der sog. Berlinblockade widerspiegeln werden.
Danke dem Vortagenden und für's hochladen. Ich frage mich allerdings wieso ein so guter Vortrag nach 3 Monaten erst 255 Aufrufe hat. Das Video bietet fundierte Informationen und diese zudem noch sehr verständlich aufbereitet. Es macht mich wütend das jeder Grenzdebile "TH-camr" der einen Videokamera bedienen kann und hier in Massen unbelegten Schwachsinn verbreitet, tausende von Klicks bekommt. Und sowas Gutes geht einfach "unter". Ich kann nur Hoffen, dass das japanische Sprichwort "Wer schreit, der lügt. Die Wahrheit hat immer eine leise Stimme." stimmt...
Teilabschrift für den Schulgebrauch: 1:40 ( Frage nach Blockade-Begriffen): Rias, Care Pakete, Vier-Mächte-Status; denken Sie an Ernst Reuter, der Insulaner oder die Insulaner haben sie vielleicht auch schon mal gehört diesen Begriff, eine Satiresendung im Rias, 1948 zum ersten Mal aufgelegt; Vorposten der Freiheit, also diese Rhetorik des Pathos, des Freiheitspathos; Schaufenster der Freiheit. Das sind so Begrifflichkeiten, die wir mit der Berlin-Blockade heute verbinden. Das Interessante an der Berlin-Blockade sind zwei Dinge: 1) Die Berlin-Blockade gehört zu jenen Ereignissen, die relativ breit heute in unserer Kultur im Alltag in der Gesellschaft erinnert werden; ganz gleich, ob sie ins Deutsche Historische Museum gehen, ob sie ins Haus der Geschichte gehen, in Bonn. überall sehen sie dieses Ereignis in der einen oder anderen Form erinnert. Meistens mit diesem ikonischen Bild von Henry Ries Der einfliegenden Rosinenbomber, der von den Kindern auf diesen Trümmerhaufen begrüßt wird; winkende Kinder auf dem Trümmerhaufen; eines dieser ikonischen Bilder, die wir auch mit der Berlin-Blockade verbinden.(..) Es gibt Filme über die Berlin-Blockade. Sat 1 hat 2004-2005 einen historischen Event-Film produziert. Er handelte von der Berlin-Blockade mit dem Titel Nur der Himmel war frei, mit bekannten deutschen Schauspielern, die diese Geschichte der Berlin-Blockade nachspielten; also ein Ereignis, das relativ breit heutzutage erinnert wird. Der eine interessante Aspekt daran ist, dass sich ein gewisser Mythos um diese Erinnerung herum herausgebildet hat. Auf der Webseite des Hauses der Geschichte gibt es ein lebendiges Museum online und das erzählt die Geschichte dieser Berlin-Blockade in einer Weise, wie wir sie häufig repräsentiert finden in Museen und an anderen Orten. Also die Gas und Stromversorgung der West-Sektoren wird von Seiten des Sowjet-Sektors drastisch eingeschränkt. Aus gezielter Behinderung wird schließlich eine totale Abriegelung des Westteils der Stadt. Die Westalliierten verteidigen ihre Rechte in Berlin, auf Initiative von US-Militärgouverneur Lucius D. Clay stellen sie über eine Luftbrücke die Versorgung Westberlins sicher. Dann kommen die üblichen Zahlen und Fakten: 200.000 Flüge, rund 1,5 Millionen Tonnen lebenswichtige Güter, alle zwei bis drei Minuten landet eine Maschine auf einem der drei Westberliner Flughäfen. Rosinenbomber werden diese Flugzeuge genannt. Durch den zähen Durchhaltewillen und die Unterstützung der Westmächte scheitert schließlich die Berlin-Blockade und wird im Mai 1949 wieder aufgehoben. Hier sind im Grunde alle diese Grundelemente dieses Mythos der Berlin-Blockade versammelt: Eine isolierte Stadt oder ein isolierter Teil einer Stadt, eine umfassende Blockade durch die Sowjetunion, die scheinbar alternativlose Versorgung der Stadt durch die Rosinenbomber und die Luftbrücke der USA, der Held Lucius D. Clay im Mittelpunkt dieser Luftbrücke; die Luftbrücke, eine amerikanische Idee, das Scheitern der Sowjetunion und der Abbruch der Blockade im Mai 1949. Das ist sozusagen die Geschichte der Berlin-Blockade, wie wir ihr im Museum begegnen, die wir auch in den Schulbüchern lesen können und wie sie sich bis heute mehr oder weniger eingeprägt hat. (6:12) Was diesen Mythos jetzt so interessant macht ist, dass er sich eigentlich nur sehr bedingt, um das mal so ein bisschen zuzuspitzen hier, mit dem tatsächlichen historischen Geschehen in den Jahren 1948-49 deckt. Wenn wir nämlich in neuere historische Studien schauen, erhalten wir nämlich ein sehr viel differenzierteres Bild, als es hier in diesem Mythos repräsentiert ist, dann sehen wir nämlich z.B., dass die Luftbrücke gar keine Idee der Amerikaner war, sondern eine Idee der Briten. Wir sehen auch, dass die Luftbrücke keine rein amerikanische Aktion war, obwohl wir sie häufig als amerikanische Luftbrücke erinnern und vor Augen haben. Großbritannien und Frankreich leisteten aber ebenso ganz beträchtliche Hilfe; denken Sie an den Bau und den Ausbau von Tegel, der z.B. im französischen Sektor stattfand. Es gab eine britische Luftbrücke und die meisten Flugbewegungen während der Luftbrücke fanden gar nicht in Tempelhof statt, sondern auf dem britischen Militärflughafen Gatow statt. Also schon mal eine erste Relativierung des amerikanischen Beitrags. Dann haben neuere Studien gezeigt, dass es auch keineswegs einen Zusammenbruch der Wirtschaftsproduktion oder überhaupt der Wirtschaft in Westberlin gegeben hat in den Jahren 1948-49. Im Gegenteil, das Label Made in blockaded Berlin wurde zum Qualitätssiegel in den Jahren 1948-49.
zweite teil: Eine ganze Reihe von Firmen produzierten unter diesem Siegel weiterhin in den Jahren 48-49. Dritte Erkenntnis neuerer Studien zur Geschichte der Berlin-Blockade, die Berlin-Blockade war in keinster Weise so umfassend und so total, wie bisher gedacht. Also wenn sie noch mal alle hier zurückdenken: totale Abriegelung des Westteils der Stadt wird hier behauptet. Neuere Studien zeigen uns, dass das keineswegs der Fall war, die Westberliner Bevölkerung versorgte sich zu großen Teilen bei Bauern im Brandenburger Umland und das war auch kein großes Problem, da an den Sektorengrenzen eine recht nachlässige Beschlagnahmungspraxis herrschte. Nicht nur das, auch die Obergrenzen dessen, was eingeführt werden durfte nach Westberlin wurden schon im Oktober November zunehmend liberalisiert von der sowjetischen Militäradministration, also maximal Grenzen wurden angehoben auf ein Kilogramm Fleisch pro Tag, ein Kilogramm Brot 500 Gramm Butter. Alles, das durfte sozusagen auf legalem Wege nach Westberlin eingeführt werden, es gab den blühenden Schwarzmarkt. Auch das sollte nicht vergessen werden, wenn wir in Denkfiguren von totaler Abriegelung oder totaler Blockade denken, es gab auch den blühenden Schwarzmarkt als sozusagen etablierte Praxis der Existenzsicherung im Nachkriegs-Berlin mit professionell organisierten Großhändlern, bei denen man den Grundbedarf auch durchaus erhalten konnte von Zigaretten über andere Dinge des alltäglichen Bedarfs. Es gibt auch Kuriositäten, wenn sie mal mehr in diese historischen Studien hineinschauen; zum Beispiel, dass die Franzosen während der Berlin-Blockade die Borsigwerke weiterhin demontieren und Teile der Borsigwerke im Tegeler See versenken. Also auch das gehört zur Geschichte der Berlin-Blockade und scheint nicht so recht ins Bild zu passen. Letzter Punkt, auch das wird häufig übersehen, wir denken an die Berlin-Blockade als eine humanitäre Geste der Westalliierten und übersehen dabei oft, dass sie zu großen Teilen auch vom westdeutschen Steuerzahler finanziert wurde; nämlich über das so genannte Notopfer Berlin, eine Art Sondersteuer, mit der Teile der Luftbrücke finanziert wurden. Es gab durchaus skeptische Stimmen unter den westdeutschen Politikern, der damalige hessische Finanzminister Werner Hilpert z.B. vertrat noch im Juli 1948 (da war die Luftbrücke also schon angelaufen) die Auffassung, bei der Luftbrücke handele es sich um eine (Zitat ) „politische Aktion der Amerikaner gegen die Russen, die von den Deutschen finanziert werden sollte.“ Wir vergleichen den Mythos über die Erzählung über die Berlin-Blockade mit dem tatsächlichen historischen Geschehen, so wie es neuere Studien herausgearbeitet haben, dann sehen wir so eine gewisse Diskrepanz zwischen dem Erinnern einerseits und dem historischen Geschehen auf der anderen Seite. Wie kommt das eigentlich zustande, dass diese Diskrepanzen sich herausgebildet haben, warum haben sich Erinnern und Erzählen so vom Erleben abgekoppelt und warum wird an Blockade und Luftbrücke eigentlich in dieser Art erinnert wie heute und in den letzten Jahrzehnten an sie erinnert wurde. Das sind so Fragen, die uns als Historiker dann beschäftigen und auf die meine Antwort heute also als Hypothese sein soll: die Diskrepanz lässt sich erklären, wenn wir an das Thema dieser Ringvorlesung denken; Geschichte als Waffe und wir können diesen Mythos verstehen als einen Mythos, der unter den Bedingungen des frühen kalten Krieges ausformuliert wurde, damals als Waffe im System Systemkonflikt diente und dessen Wirkmächtigkeit sich über die Jahrzehnte dann erhalten hat. 2) Ich würde gerne einen kurzen Blick auf die Blockade als Medienereignis werfen. Bild-Politik und Propaganda vor allem, weil ein Verständnis dieser Dimension wichtig ist, um zu verstehen, wie und warum sich eigentlich dieser Mythos in dieser Weise ausbilden konnte und dann würde ich gern mit ihnen durch so drei vier Beispiele des frühen kalten Krieges durchschreiten; Berliner Symbole auf der einen Seite und dann amerikanische Erzählpolitiken auf der anderen Seite;um mal so ein bisschen nachzuvollziehen, wie sich diese Erzählung über die Luftbrücke und über die Blockade in den frühen 1950er-Jahren bis in die frühen 1960er-Jahre hinein herausbildete und wenn dann immer noch Zeit ist und sie noch nicht ganz erschöpft sind würden wir noch einen kurzen Abschnitt machen zu den Wandlungen des Mythos seit den 1960er-Jahren, in einer Zeit, in der sich dieser Mythos Berlin-Blockade von der Waffe zur Ressource wandelt und dann ein kleines kurzes Fazit; also zwei Grundüberlegungen ganz am Anfang: was heißt eigentlich Geschichte als Waffe
55:50 "beginnt [die Deutschen] als Partner zu sehen, die das gleiche Ziel haben, nämlich die Freiheit West-Berlins zu verhindern" Okaaaaaaayyyy... so war das
Das wäre mir ohne den Kommentar nicht einmal aufgefallen. Man kann sich nur wundern, was Leute an einem solchen Vortrag bzw. Dozenten interessiert und sich dann auch noch bemüssigt fühlen, ihre Interessen der Welt darzutun. Ich habe übrigens gerade Kürbisbrot mit Käse gegessen....
Ich empfinde die detailliert dargestellten Zusammenhänge, Interpretationen, Weglassungen, Narrative usw. durchaus als sehr interessant, um die historischen Abläufe besser verstehen zu können.
Aber bei manchen Punkten fehlt meiner Meinung nach ein gewisses historisches Einfühlungsvermögen. Wenn sich beispielsweise Privatpersonen trotz einer deutlichen Einschränkung in der Versorgungslage im Brandenburger Umland mit Lebensmitteln versorgen, sagt das vielleicht mehr über die Findigkeit der Leute in einer Notlage aus, als dass es als Argument gegen den Begriff "Blockade" tiefere Gültigkeit hat.
Auch ist die vorgenommene Analyse des erwähnten amerikanischen Films von 1953 noch nicht ausreichend als Beleg für die unterstellte Mythologisierung der sog. Berlin-Blockade.
Ich habe dennoch manches interessante Detail hinzugelernt. Im Wesentlichen habe ich Hinweise vermisst, wie denn die Blockade und die Luftbrücke von den betroffenen West-Berlinern selbst im Nachhinein empfunden wurden. Ich selbst bin zwar erst zwanzig Jahren nach diesen Ereignissen geboren, habe aber ab 1980 regelmäßig Zeit in West-Berlin verbracht. Und ich kann bestätigen, dass ausnahmeslos jeder meiner damaligen Gesprächspartner, die das selbst erlebt hatten, jene Zeit als wirklich schlimm empfand und voller Dankbarkeit für die Hilfe seiner Zeit war. Und nicht ohne Grund gab es bis zur Wiedervereinigung in West-Berlin sehr große Vorratslager, um einer weiteren "Blockade" standzuhalten zu können. Glücklicherweise kam es nie dazu.
Das Hinterfragen und Aufarbeiten ist eine der großen und wichtigen Aufgaben der Geschichtswissenschaft. Es ist auch sehr wichtig, dass Fehldarstellungen korrigiert und bewusst oder unbewusst erzeugte Mythen aufgelöst werden.
Aber Historiker müssen m.M.n. aufpassen, dass sie das gesamte Umfeld berücksichtigen und nicht unbewusst die Fakten betont auswählen, die ihrer Argumentation dienen. Hier will man eine Mythos-Bildung nachweisen. Die gab es sicherlich, und sicherlich wurde auch manches gern heroisiert im Sinne der Westbindung etc.. Aber warum wurde in diesem Vortrag nicht auch die Mythos-Bildung auf der sowjetischen Seite genauer analysiert?
Ich vermisse immer doch dieses faserige salzige Fleisch aus den gelblichen Konservendosen, das alle 10 Jahre oder so mal ausgetauscht wurde in den riesigen Vorratslagern und so in den Verkauf gelangte. War super im "Eierkuchen", also dem Ding, das die Nichtberliner "Pfannekuchen" nennen. Weil ja in Berlin der "Pfannekuchen" das ist, was die Nichtberliner "Berliner" nennen.
Sehr interessantes Thema. Es ist erfreulich zu sehen, dass es in Person von Herrn Kunkel Akademiker gibt, die populäre Darstellungen hinterfragen und mit ihrer geschichtswissenschaftlichen Arbeit einen Beitrag zur Aufklärung leisten. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob sich die Rechercheergebnisse von Herr Kunkel und Kollegen in zukünftigen medialen Darstellungen der sog. Berlinblockade widerspiegeln werden.
Danke dem Vortagenden und für's hochladen. Ich frage mich allerdings wieso ein so guter Vortrag nach 3 Monaten erst 255 Aufrufe hat. Das Video bietet fundierte Informationen und diese zudem noch sehr verständlich aufbereitet. Es macht mich wütend das jeder Grenzdebile "TH-camr" der einen Videokamera bedienen kann und hier in Massen unbelegten Schwachsinn verbreitet, tausende von Klicks bekommt. Und sowas Gutes geht einfach "unter". Ich kann nur Hoffen, dass das japanische Sprichwort "Wer schreit, der lügt. Die Wahrheit hat immer eine leise Stimme." stimmt...
1. Ja, es herrscht ein reges Desinteresse. 2. Wer denkt, ist nicht wütend.
Teilabschrift für den Schulgebrauch: 1:40 ( Frage nach Blockade-Begriffen): Rias, Care Pakete, Vier-Mächte-Status; denken Sie an Ernst Reuter, der Insulaner oder die Insulaner haben sie vielleicht auch schon mal gehört diesen Begriff, eine Satiresendung im Rias, 1948 zum ersten Mal aufgelegt; Vorposten der Freiheit, also diese Rhetorik des Pathos, des Freiheitspathos; Schaufenster der Freiheit. Das sind so Begrifflichkeiten, die wir mit der Berlin-Blockade heute verbinden. Das Interessante an der Berlin-Blockade sind zwei Dinge: 1) Die Berlin-Blockade gehört zu jenen Ereignissen, die relativ breit heute in unserer Kultur im Alltag in der Gesellschaft erinnert werden; ganz gleich, ob sie ins Deutsche Historische Museum gehen, ob sie ins Haus der Geschichte gehen, in Bonn. überall sehen sie dieses Ereignis in der einen oder anderen Form erinnert. Meistens mit diesem ikonischen Bild von Henry Ries Der einfliegenden Rosinenbomber, der von den Kindern auf diesen Trümmerhaufen begrüßt wird; winkende Kinder auf dem Trümmerhaufen; eines dieser ikonischen Bilder, die wir auch mit der Berlin-Blockade verbinden.(..) Es gibt Filme über die Berlin-Blockade. Sat 1 hat 2004-2005 einen historischen Event-Film produziert. Er handelte von der Berlin-Blockade mit dem Titel Nur der Himmel war frei, mit bekannten deutschen Schauspielern, die diese Geschichte der Berlin-Blockade nachspielten; also ein Ereignis, das relativ breit heutzutage erinnert wird. Der eine interessante Aspekt daran ist, dass sich ein gewisser Mythos um diese Erinnerung herum herausgebildet hat. Auf der Webseite des Hauses der Geschichte gibt es ein lebendiges Museum online und das erzählt die Geschichte dieser Berlin-Blockade in einer Weise, wie wir sie häufig repräsentiert finden in Museen und an anderen Orten. Also die Gas und Stromversorgung der West-Sektoren wird von Seiten des Sowjet-Sektors drastisch eingeschränkt. Aus gezielter Behinderung wird schließlich eine totale Abriegelung des Westteils der Stadt. Die Westalliierten verteidigen ihre Rechte in Berlin, auf Initiative von US-Militärgouverneur Lucius D. Clay stellen sie über eine Luftbrücke die Versorgung Westberlins sicher. Dann kommen die üblichen Zahlen und Fakten: 200.000 Flüge, rund 1,5 Millionen Tonnen lebenswichtige Güter, alle zwei bis drei Minuten landet eine Maschine auf einem der drei Westberliner Flughäfen. Rosinenbomber werden diese Flugzeuge genannt. Durch den zähen Durchhaltewillen und die Unterstützung der Westmächte scheitert schließlich die Berlin-Blockade und wird im Mai 1949 wieder aufgehoben. Hier sind im Grunde alle diese Grundelemente dieses Mythos der Berlin-Blockade versammelt: Eine isolierte Stadt oder ein isolierter Teil einer Stadt, eine umfassende Blockade durch die Sowjetunion, die scheinbar alternativlose Versorgung der Stadt durch die Rosinenbomber und die Luftbrücke der USA, der Held Lucius D. Clay im Mittelpunkt dieser Luftbrücke; die Luftbrücke, eine amerikanische Idee, das Scheitern der Sowjetunion und der Abbruch der Blockade im Mai 1949. Das ist sozusagen die Geschichte der Berlin-Blockade, wie wir ihr im Museum begegnen, die wir auch in den Schulbüchern lesen können und wie sie sich bis heute mehr oder weniger eingeprägt hat. (6:12)
Was diesen Mythos jetzt so interessant macht ist, dass er sich eigentlich nur sehr bedingt, um das mal so ein bisschen zuzuspitzen hier, mit dem tatsächlichen historischen Geschehen in den Jahren 1948-49 deckt.
Wenn wir nämlich in neuere historische Studien schauen, erhalten wir nämlich ein sehr viel differenzierteres Bild, als es hier in diesem Mythos repräsentiert ist, dann sehen wir nämlich z.B., dass die Luftbrücke gar keine Idee der Amerikaner war, sondern eine Idee der Briten. Wir sehen auch, dass die Luftbrücke keine rein amerikanische Aktion war, obwohl wir sie häufig als amerikanische Luftbrücke erinnern und vor Augen haben.
Großbritannien und Frankreich leisteten aber ebenso ganz beträchtliche Hilfe;
denken Sie an den Bau und den Ausbau von Tegel, der z.B. im französischen
Sektor stattfand. Es gab eine britische Luftbrücke und die meisten Flugbewegungen während der
Luftbrücke fanden gar nicht in Tempelhof statt, sondern auf dem britischen Militärflughafen Gatow statt. Also schon mal eine erste Relativierung des amerikanischen Beitrags. Dann haben neuere Studien gezeigt, dass es auch keineswegs einen Zusammenbruch der Wirtschaftsproduktion oder überhaupt der Wirtschaft in Westberlin gegeben hat in den Jahren 1948-49. Im Gegenteil, das Label Made in blockaded Berlin wurde zum Qualitätssiegel in den Jahren 1948-49.
zweite teil: Eine ganze Reihe von Firmen produzierten unter diesem Siegel weiterhin in den Jahren 48-49.
Dritte Erkenntnis neuerer Studien zur Geschichte der Berlin-Blockade, die Berlin-Blockade war in keinster Weise so umfassend und so total, wie bisher gedacht.
Also wenn sie noch mal alle hier zurückdenken: totale Abriegelung des Westteils der Stadt wird hier behauptet. Neuere Studien zeigen uns, dass das keineswegs der Fall war, die Westberliner Bevölkerung versorgte sich zu großen Teilen bei Bauern im Brandenburger Umland und das war auch kein großes Problem, da an den Sektorengrenzen eine recht nachlässige Beschlagnahmungspraxis herrschte. Nicht nur das, auch die Obergrenzen dessen, was eingeführt werden durfte nach Westberlin wurden schon im Oktober November zunehmend liberalisiert von der sowjetischen Militäradministration, also maximal Grenzen wurden angehoben auf ein Kilogramm Fleisch pro Tag, ein Kilogramm Brot 500 Gramm Butter. Alles, das durfte sozusagen auf legalem Wege nach Westberlin eingeführt werden, es gab den blühenden Schwarzmarkt. Auch das sollte nicht vergessen werden, wenn wir in Denkfiguren von totaler Abriegelung oder totaler Blockade denken, es gab auch den blühenden Schwarzmarkt als sozusagen etablierte Praxis der
Existenzsicherung im Nachkriegs-Berlin mit professionell organisierten Großhändlern, bei denen man den Grundbedarf auch durchaus erhalten konnte von Zigaretten über andere Dinge
des alltäglichen Bedarfs. Es gibt auch Kuriositäten, wenn sie mal mehr in diese historischen Studien hineinschauen; zum Beispiel, dass die Franzosen während der Berlin-Blockade die Borsigwerke weiterhin demontieren und Teile der Borsigwerke im Tegeler See versenken. Also auch das gehört zur Geschichte der Berlin-Blockade und scheint nicht so recht ins Bild zu passen.
Letzter Punkt, auch das wird häufig übersehen, wir denken an die Berlin-Blockade als eine humanitäre Geste der Westalliierten und übersehen dabei oft, dass sie zu großen Teilen auch vom westdeutschen Steuerzahler finanziert wurde; nämlich über das so genannte Notopfer Berlin, eine Art Sondersteuer, mit der Teile der Luftbrücke finanziert wurden. Es gab durchaus skeptische Stimmen unter den westdeutschen Politikern, der damalige hessische Finanzminister Werner Hilpert z.B. vertrat noch im Juli 1948 (da war die Luftbrücke also schon angelaufen) die Auffassung, bei der Luftbrücke handele es sich um eine (Zitat ) „politische Aktion der Amerikaner gegen die Russen, die von den Deutschen finanziert werden sollte.“ Wir vergleichen den Mythos über die Erzählung über die Berlin-Blockade mit dem tatsächlichen historischen Geschehen, so wie es neuere Studien herausgearbeitet haben, dann sehen wir so eine gewisse Diskrepanz zwischen dem Erinnern einerseits und dem historischen Geschehen auf der anderen Seite.
Wie kommt das eigentlich zustande, dass diese Diskrepanzen sich herausgebildet haben, warum haben sich Erinnern und Erzählen so vom Erleben abgekoppelt und warum wird an Blockade und Luftbrücke eigentlich in dieser Art erinnert wie heute und in den letzten Jahrzehnten an sie erinnert wurde. Das sind so Fragen, die uns als Historiker dann beschäftigen und auf die meine Antwort heute also als Hypothese sein soll: die Diskrepanz lässt sich erklären, wenn wir an das Thema dieser Ringvorlesung denken; Geschichte als Waffe und wir können diesen Mythos verstehen als einen Mythos, der unter den Bedingungen des frühen kalten Krieges ausformuliert wurde, damals als Waffe im System Systemkonflikt diente und dessen Wirkmächtigkeit sich über die Jahrzehnte dann erhalten hat. 2) Ich würde gerne einen kurzen Blick auf die Blockade als Medienereignis werfen. Bild-Politik und Propaganda vor allem, weil ein Verständnis dieser Dimension
wichtig ist, um zu verstehen, wie und warum sich eigentlich dieser Mythos in dieser Weise ausbilden konnte und dann würde ich gern mit ihnen durch so drei vier Beispiele des frühen kalten Krieges durchschreiten; Berliner Symbole auf der einen Seite und dann amerikanische Erzählpolitiken auf der anderen Seite;um mal so ein bisschen nachzuvollziehen, wie sich diese Erzählung über die Luftbrücke und über die Blockade in den frühen 1950er-Jahren bis in die frühen 1960er-Jahre
hinein herausbildete und wenn dann immer noch Zeit ist und sie noch nicht ganz erschöpft sind würden wir noch einen kurzen Abschnitt machen zu den Wandlungen des Mythos seit den 1960er-Jahren, in einer Zeit, in der sich dieser Mythos Berlin-Blockade von der
Waffe zur Ressource wandelt und dann ein kleines kurzes Fazit; also zwei
Grundüberlegungen ganz am Anfang: was heißt eigentlich Geschichte als Waffe
55:50 "beginnt [die Deutschen] als Partner zu sehen, die das gleiche Ziel haben, nämlich die Freiheit West-Berlins zu verhindern" Okaaaaaaayyyy... so war das
Geiler Typ
Verwechselt Ursache und Wirkung
...Ähm...Äh....Äh-Ähm...aber....äh...ähm-äh-äh-ähm
Ja, das stört erheblich. Eigentlich inhaltlich gut. Schade!
Das wäre mir ohne den Kommentar nicht einmal aufgefallen. Man kann sich nur wundern, was Leute an einem solchen Vortrag bzw. Dozenten interessiert und sich dann auch noch bemüssigt fühlen, ihre Interessen der Welt darzutun. Ich habe übrigens gerade Kürbisbrot mit Käse gegessen....
@@calvin3107 Lecker👍😅