Memorial Ground Zero: Im Nullpunkt liegt ein Anfang - Besucherschule zu „New York 9/11“ von Y. Asisi

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  • เผยแพร่เมื่อ 22 ส.ค. 2024
  • Panometer Leipzig, 8.04.2022 | Video: Lukas Tietjen; Schnitt: Lucas Tietjen & Bazon Brock
    Aus dem Text von Bazon Brock für den Katalog zum 9/11-Panorama:
    Twin Towers: Weltgeschichte und Heilsgeschichte
    Bemerkenswert, weil offenbar so selbstverständlich: Alle Denkmäler großer Taten der Menschheit stehen zugleich für den Sieg der einen und die Niederlage der anderen. Das gilt auch für das „Memorial Ground Zero“ in New York.
    Aber: Sind denn Niederlagen auf gleiche Weise zu würdigen wie Siege? (...)
    Auschwitz ist zwar wegen der wissenschaftlichen Tarnung von Mord und Totschlag als politische Zielsetzung unvergleichlich in der Geschichte der Menschen, gerade deshalb stets beschworene Hoffnung, dass dergleichen nie wieder geschehen werde.
    Hiroshima hob endgültig die Unterscheidung von Siegern und Besiegten auf. Seither ist die prometheische Scham der allein angemessene Ausdruck menschlicher Selbsterkenntnis.
    Ground Zero lässt hoffen, dass die heroische Selbstübergipfelung oder die Verklärung der Getöteten zu Märtyrern nicht mehr, wie seit eintausend Jahren, alle Prätendenten auf den Status des Außerordentlichen, Einmaligen, Großartigen antreiben wird - unabhängig davon, ob die Aktivisten von mörderischer Bosheit oder vom Wahn zur Bekehrung der Menschheit zum ewigen Glück geleitet sind.
    Wie sicher glaubten wir uns in diesem Wissen - besonders da 1989 Oberprofessor Francis Fukuyama das Ende der hitlerschen, stalinistischen und anderer totalitärer Erbschaften wissenschaftlich bestätigt hatte.
    Mit derart dem Westen schmeichelnden Illusionen war es zu Ende, als am 9. September 2001 vermeintliche Rächer der imperialistischen Weltzerstörung und der generell atheistischen Gottesleugnung die Siegesmale des Endes der Geschichte, die New Yorker Twin Towers zum Einsturz brachten.
    Seither ist das geschichtliche Wirken menschlichen Handelns wieder ins Recht gesetzt.
    Mit 9/11 behauptete sich die menschliche Willkür erneut gegenüber dem Allmachtswahnsinn des Selbstlaufs der Systeme - vorausgesetzt man unterscheidet in gutem Verständnis allgemeinmenschlicher Aufgeklärtheit zwischen Weltgeschichte und Heilsgeschichte, dem religiös definierten Ziel der Erlösung der Menschheit zum ewigen Frieden.
    (...)
    Zielten die Aktionisten von 9/11 darauf, dass sie mit der erfolgreichen Zerstörung des Turms Weltgeschichte auch den Turm Heilsgeschichte zu Fall bringen würden?
    Sahen sie bereits die Einheit beider im totalitären Kapitalismus? War ihnen klar, dass die beiden herkulischen Säulen den Weltbau des Kapitalismus tragen?
    9/11 konnten sie als unumgänglichen Versuch der Rettung der Welt ansehen, weil der Kapitalismus zur einzig weltweit anerkannten Einheit von Welt und Heil zu werden drohte.
    9/11 wollten sie als Initiative eines Optimismus sehen, dagegen anzutreten.
    Die Erfolgsaussicht wird schon vom griechischen Begriff der Apokalypse vorgegeben. Denn er meint weder das heils- noch das weltgeschichtliche Ende, auch wenn ihn der Jesus-Jünger Johannes im Exil auf Patmos so naiv verwendete.
    Apokalypse meint wörtlich den Vorschein des Endes als Hinwendung auf das Beenden von Handlungen - und vernünftigerweise beginnt jeder Mensch sein Handeln mit dem Blick auf das zu erreichende Ziel.
    Alles Beginnen ist bestimmt durch die Absicht, zum Ziel zu kommen: Also liegt im Ende der Anfang. Das heißt Apokalypse und ist demnach frohe Botschaft, weil die Möglichkeit, jederzeit neu zu beginnen, den wahren Optimismus zu begründen vermag: Der wahre Optimismus steht gegen den naiven Kölner Optimismus „Et het noch immer jot jejangen“ und gegen den ruchlosen nietzscheanischen Optimismus „Der brutale Übermensch wird’s regeln.“
    Der Großmeister der panoramatischen Geschichtsbildnerei Yadegar Asisi stellt uns mit seinem 9/11-Panorama einen Ort zur Einübung in Handlungsoptimismus durch die Vernunft des Beginnens mit dem Ende zur Verfügung. (...)
    Der gesamte Text ist zu finden unter: bazonbrock.de/...

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