Paderborn - Das Geläut der Abdinghofkirche St. Peter und Paul und St. Marien

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  • เผยแพร่เมื่อ 28 ส.ค. 2024
  • Zur Geschichte von Kirche und Abtei selbst konsultiere man Wikipedia oder die angegebenen Quellen!
    Die mittelalterliche Glockengeschichte des Abdinghofs ist nach wie vor nur grob fragmentarisch nachzuvollziehen. Fassbar werden mit der Säkularisation lediglich 3 Glocken: eine kleine, um 1200 gegossene Glocke befindet sich heute in der Kirche von Willebadessen-Fölsen. Eine Paulusglocke von 1365 kam nach Halle/Westf., wurde jedoch dort wegen eines Sprunges 1849 umgegossen.
    Die vermutlich größte Glocke des Klosters ist heute in der Martin-Luther-Kirche in Gütersloh erhalten. Die „Benedictina“ genannte Glocke wurde unter Abt Heinrich V. von Peine 1484 von Johannes von Dortmund gegossen. Quelle 2 nennt sie die größte des ganzen Klosters, dies blieb sie vermutlich auch. (Ton e‘ -2, 1290 mm, ~1450 kg).
    Zu Zeiten der Säkularisation wird der Glockenbestand des Klosters mit mindestens 10, mindestens 9 oder auch mit 8 Glocken beschrieben. Auch wird von 4 mittelalterlichen Glocken berichtet, obwohl stets nur 3 benannt werden. Ein zusammenhängendes Geläut wird man sich nicht vorstellen dürfen. Die 12 Glocken des Domes z. B. teilten sich in 3 Geläute auf und es waren nur 2 wirklich große Glocken vorhanden.
    Maßgeblich für die Zahl von 10 Glocken war vermutlich eine Weihe von 7 Glocken 1664 durch Abt Heinrich VI. von Keller. Zweifelsfrei dürfen wir hier Claudius Bricon als Gießer annehmen, aus Lothringen zugewandert und 1654-91 in Steinheim/Westf. ansässig. Auch das Werkverzeichnis in Quelle 6 nennt 7 Glocken von 1664 für das Kloster Abdinghof. Bricon goss sowohl für das Hochstift Paderborn als auch für die reformierte Grafschaft Lippe.
    Aber: es steht keineswegs fest, dass diese 7 Glocken allein für den Abdinghof bestimmt waren. Die Glockenweihe war damals eine pontifikale Handlung, also ausschließlich Bischöfen und Äbten vorbehalten. So weihte Abt Gabelus Schaffen 1640 im Abdinghof 3 Glocken, die sämtlich für andere Kirche bestimmt waren. Von Fürstbischof Ferdinand II. von Fürstenberg (1626-83) soll gar ein ganzes Verzeichnis der von ihm geweihten Glocken existieren. Wenn Bricon also 7 Glocken zum Abdinghof geliefert hat, bedeutet dies nicht ein zusammenhängendes, abgestimmtes Geläut nur für die Klosterkirche. Dies würde auch der für ihre Bescheidenheit bekannten Glockenlandschaft im ostwestfälischen Raum widersprechen.
    Wohin nun der Glockenbestand, außer den 3 nachweisbaren Glocken, in der Säkularisation gelangte, ist bisher unbekannt. Quelle 2 berichtet für die Zeit nach der Übergabe als preuss. Garnisonskirche 1806, dass die „beiden schönsten Glocken - das herrlichste Geläut der Stadt und Umgegend“ vor der Hauptwache zerschlagen und pfundweise verkauft wurden. Die beiden anderen habe man später verkauft. (Hier wären es also nur 4 (Haupt?)Glocken!). Weiter berichtet die Quelle, dass man in den Türmen alles geraubt habe, was „niet- und nagellos“ war. Dies kann sich sowohl auf die in den Türmen befindlichen Heiltums- und Archivkammern, ebenso aber auch auf noch vorhandene, transportable Glocken beziehen.
    Mit der endgültigen Übergabe der Kirche an die ev. Gemeinde 1866, in der Folge verbunden mit der neoromanischen Herrichtung des verwahrlosten Baues, musste auch an ein neues Geläut gedacht werden. Ein im Umfang eher bescheiden wirkendes Geläut aus Bochumer Gussstahlglocken kam in die Kirche, 1869 und 1870 gegossen. Die große Glocke weist mit ihrer lateinischen Inschrift vielleicht auf ihre Vorgängerin, die Benedictina von 1484, hin. Das Geläut überzeugt bis heute mit seiner enormen Singfreudigkeit und Klarheit, für die Gusszeit mit Sicherheit eines der besten, wenn nicht das beste Geläut des Bochumer Vereins. Nach den Bombenschäden des 2. Weltkriegs wurden die Glocken überarbeitet und in einem neuen Stahlglockenstuhl in der wieder aufgebauten Kirche erneut aufgehängt.
    Gut möglich, dass dieses Geläut einen von vielen Gründen geliefert hat, das hist. Domgeläut nach dem Sprung der großen Glocke „Gloria“ 1886 komplett gegen ein neues Geläut zu tauschen. Ein so klares Dreigeläut, vermutlich auch häufig zusammen geläutet, dürfte für das Paderborn der damaligen Zeit ein Novum dargestellt haben!
    Geläutedaten/Inschriften (Daten nach C. Peter):
    e‘ +2 (UT f° +5,5), 1327 mm, ~1000 kg
    DONO SIGNA CHORO, FLEO FUNERA, FESTA DECORO. LAUDATE DOMINUM IN SANCTIS EIUS. PSL: CL AD MDCCCLXX
    gis‘ +3 (UT a° +11), 1044 mm, ~530 kg
    MACHT HOCH DIE TÜR DIE TOR MACHT WEIT, ES KOMMT DER HERR DER HERRLICHKEIT. Rückseite: GESCHENKT VON DEM G. A. FRAUENVEREIN ZU DETMOLD. IM JAHRE 1896.
    h‘ +7 (UT c‘ +11), 885 mm, ~320 kg
    DANKET DEM HERRN UND PREDIGT SEINEN NAMEN. PSL. 105 V 1. Rückseite: GESCHENKT VON DEN FRAUENVEREINEN ZU DORTMUND, ALTENA, DESSAU, CREFELD UND WETTERAU 1869.
    Auf allen Glocken am Hals: BOCHUMER VEREIN FÜR GUSSSTAHLFABRIKATION.
    Aufnahme: F. T., 07.06.2014.
    Herzlicher Dank gilt dem Urheber der Aufnahme für die Erlaubnis zur Veröffentlichung!
    Bildquellen und verwendete Quellen/Literatur: siehe 1., markierter Kommentar.

ความคิดเห็น • 10

  • @stahlglocke
    @stahlglocke  11 หลายเดือนก่อน +1

    Bildquellen:
    2 historische Stadtansichten Paderborns: Unbearbeitete Übernahme aus Wikimedia Commons - Gemeinfrei.
    Wenn nicht anders angegeben, wurden die sonstigen S/W-Fotos von Infotafeln in der Abdinghofkirche abfotografiert.
    Alle anderen Fotos eigener Provenienz.
    Verwendete Quellen/Literatur:
    1. JÜRGEN KAISER: Paderborn Abdinghofkirche St. Peter und Paul (Kirchenführer). Reihe Kleine Kunstführer, Nr. 2471. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg. 1. Auflage, 2001.
    2. JOSEF BERNHARD GREVE: Geschichte der Benediktiner-Abtei Abdinghof in Paderborn / aus gedr. und ungedr. Quellen bearb. von J. B. Greve. Nach dem Tode des Verfassers hrsg. von F. J. Greve, Paderborn, 1894. Digital abrufbar über die Universitätsbibliothek Paderborn, mehrfach konsultiert im September 2023: digital.ub.uni-paderborn.de/retro/urn/urn:nbn:de:hbz:466:1-31181
    3. ECKHARD DÜKER: Die Abdinghofkirche in Paderborn. Bilddokumentation der 2007-2009 durchgeführten Arbeiten in Zusammenarbeit mit der ARGE Paderborn, hrsg. von der ev. Kirchengemeinde Abdinghof, Paderborn, 2009.
    4. ECKHARD DÜKER: Die evangelische Abdinghofkirche in Paderborn (Kirchenführer), hrsg. von der ev. Kirchengemeinde Abdinghof, Paderborn, o. J. (2010?).
    5. CHRISTOPH STIEGEMANN: Der Dom im Bild. Begleitheft zur Ausstellung „Ansichten des Paderborner Domes aus 4 Jahrhunderten 1984. Diözesanmuseum Paderborn (Hrsg.), 1984.
    6. JOHANNES WALDHOFF: Steinheimer Glockenbuch. Band 13 der Reihe „Heimatgeschichtliche und volkskundliche Schriften der Stadt Steinheim. Heimatverein Steinheim (Hrsg.), 1999.
    7. CLAUS PETER: Die deutschen Glockenlandschaften/Westfalen. Hrsg. von Kurt Kramer. MC und Begleitheft, Deutscher Kunstverlag München, 1989.
    8. CLEMENS KOSCH: Paderborns mittelalterliche Kirchen - Architektur und Liturgie um 1300. Band 227 der Reihe „Große Kunstführer“, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg, 1. Auflage 2006.

  • @GlockenHZ
    @GlockenHZ 11 หลายเดือนก่อน +2

    Wunderbar harmonisch!

  • @glockenzeit
    @glockenzeit 11 หลายเดือนก่อน +3

    Ein hochinteressanter Beitrag!
    So bedauerlich und tragisch die Glockenverluste der Säkularisation sind, gab es doch vielerorts erstmals Anlass, sich mit den vorhandenen Glocken zu beschäftigen, was uns heute wiederum - in glücklichen Fällen - einen zusammenhängenden archivalischen Überblick über unsere (klösterliche) Glockenlandschaft bis zum 18. Jh. verleiht.

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  11 หลายเดือนก่อน +1

      Vielen Dank! Immerhin wurde hier die Quelle 2 wohl zum ersten Mal "öffentlich" zu Rate gezogen. Was an originalem Quellenmaterial nach der Nutzung durch französische Revolutionstruppen, die preussische Garnison und nach den Zerstörungen des 2. Weltkriegs überhaupt noch vorhanden ist scheint bisher gänzlich unbekannt.

  • @jkoch1385
    @jkoch1385 11 หลายเดือนก่อน +3

    Kräftig donnert's vom Südturm herab. Ein tolles, altes und weit tragendes Geläut.

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  11 หลายเดือนก่อน +1

      Donnern? Es ist kräftig ja, aber Donner? Gesang würde ich eher sagen 🙂

  • @Bullauge112
    @Bullauge112 11 หลายเดือนก่อน +2

    Solche schönen Geläute werden in Düsseldorf ausgetauscht und durch zusammen gewürfelte Bronzegeläute ersetzt.

  • @glockenlandschaft_thueringen
    @glockenlandschaft_thueringen 11 หลายเดือนก่อน +2

    Da hätte ich auf den ersten Blick vieleicht doch mehr erwartet, aber eigentlich passt das schöne Stahltrio sehr gut :-)

  • @Sosias84
    @Sosias84 11 หลายเดือนก่อน +2

    Schöne Aufnahme!

  • @Bullauge112
    @Bullauge112 11 หลายเดือนก่อน +1

    Die grosse klingt fast wie eine v7 glocke