Von der (rechten und linken) Landlust und der Ausbreitung der Provinzialität

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  • เผยแพร่เมื่อ 30 ก.ย. 2024
  • Der Journalist Björn Vedder ist 2018 aus der Maxvorstadt, also aus dem Zentrum von München, mit seiner Familie auf das Land gezogen. Mit den kleinen Kindern als Antrieb hatte Vedder und seine Frau die Landlust gepackt, und sie sind, um der Natur näher zu sein, an den schönen Ammersee im bräsigen Oberbayern und in vermeintlich beschauliche Gemeinschaften weg von der Hektik und dem Beton der anonymen Stadtgesellschaft gezogen. Bald hat er mit dem Buch „Reicher Pöbel“ schon die erste Absetzbewegung geschrieben.
    Jetzt hat er das Buch mit dem Titel „Das Befinden auf den Lande“ geschrieben, in dem er versucht, aus seinen Erfahrungen heraus die provinzielle Lebensart zu beschreiben. Die findet man allerdings nicht nur auf dem Land, auf das gerne auch Städter und Wohlhabende ziehen, sondern auch zunehmend in den Städten, in denen sich der provinzielle Geist des Konformismus und des sozialen Drucks, auch der Gemeinheit ausbreitet. Ich sprach mit Vedder über die Kritik an der Landlust und die Verortung des Provinziellen.
    Vedder: „Das Provinzielle zeigt sich vor allen Dingen in einem mangelnden Bewusstsein für die Kontingenz der eigenen Werte und Überzeugungen und ihm Wunsch, in einer wertebasierten Gemeinschaft zu leben, die die eigenen Werte und Überzeugungen mit sozialer Kontrolle anderen gegenüber durchsetzt. Und hier spielt auch die Knappheit der sozialen Beziehungen auf dem Land eine Rolle. Auf dem Land tritt die wertebasierte Gemeinschaft noch mal mit größerer Selbstherrlichkeit auf, weil es weniger konkurrierende Meinungen gibt. …“
    Rötzer: „Mir fällt dazu gerade ein, dass wir ja auch eine Außenministerin haben, die eine wertebasierte Außenpolitik durchsetzen will. Würden Sie das auch in diesen Provinzialisierungstrend einordnen?“
    Vedder: „Absolut. Ich glaube, dieser Provinzialisierungstrend zeigt sich auch in den Kabinetten und in den Think Tanks und so weiter, weil die voll sind von Leuten, die anderen Menschen sagen wollen, was sie wollen sollen. Ferdinand Tönnies, einer der ersten deutschen Soziologen, sagte, dass sich das Dorf durch einen Gemeinwillen auszeichnet. Alle wollen etwas Gemeinsames und das führt zu einem gemeinsamen Wollen. Ich glaube, Barack Obama war der erste Politiker, der sich auf einer großen Ebene Verhaltensökonomen ins Haus geholt hat, die im Sinne eines liberalen Paternalismus versucht haben, den Menschen durch Nudges, durch Anstupser, näherzubringen, dass sie wollen, wovon die Regierung überzeugt ist, dass das sie das am Ende wollen sollen. Die Annahme ist, dass der Mensch selber zu doof, zu uninformiert, zu phlegmatisch oder zu faul ist, um wissen zu können, was er selber möchte. Das ist ein Trend, der eigentlich vollkommen antiliberal ist, die sich aber historisch aus dem Provinziellen, aus dem Dörflichen, gebildet hat und jetzt bis in die Politik und in die Regierungen reicht.“
    Björn Vedder: Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart. HarperCollins, 22 Euro. (www.buchkompli...)

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