Herten-Westerholt - Das Vollgeläut der Pfarrkirche St. Martinus

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  • เผยแพร่เมื่อ 28 ส.ค. 2024
  • Allen Kanalbesuchern ein gesegnetes Osterfest 2022!
    Westerholt, seit 1975 Teil der Stadt Herten am nördlichen Rand des Ruhrgebietes, wurde 799 als Hof „Holta“ der Abtei Werden erstmals erwähnt. 1047 oder 1193 werden die Herren von Westerholt, aus denen das bis heute existente Grafengeschlecht hervorging, genannt. Die Freiheit Westerholt, neben dem Schloss, ist bis heute im „alten Dorf“ sichtbar, rund um die alte, 1310 erstmals erwähnte Pfarrkirche, deren heutiges Bild wohl aus der Zeit nach 1658 stammt. Der Turm wurde als Ruine belassen.
    Schon vor Abteufung der Zeche Westerholt 1907 wuchs die Bevölkerung, so dass 1901/03 nach Plänen des Architekten Aloys Kersting, Münster, im sich nach Norden erweiternden Ortskern die heutige Pfarrkirche St. Martinus errichtet wurde. Sie zeigt sich als ein der rheinischen Spätromanik verpflichtetes Gebäude von wirklich guten Proportionen. Der Turm war ursprünglich niedriger geplant, vermutlich mit Rombendach, erhielt dann aber den imposanten, gotisierenden Spitzhelm. Der Innenraum wird bis heute geprägt von der komplett erhaltenen, historistischen Ausstattung sowie der Ausmalung 1928/30 durch Prof. Bernhard Gauer, Düsseldorf. Erwähnenswert ist auch der komplett erhaltene Fensterzyklus, u. a. nach Entwürfen von Friedrich Stummel. Die Orgel der Gebr. Breil, Dorsten, von 1909 wurde mehrfach umgearbeitet, die letzte Überarbeitung erfolgte 2001 durch Karl Schuke Orgelbau, Berlin. Die Orgel umfasst 37 Register auf III/P.
    Das erste Geläut für die Kirche wurde im Sommer 1904 in der Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher gegossen, die 4 Glocken läuteten am Vorabend des 8. Dezembers 1904 zum ersten Mal. Es wurden folgende Glocken geliefert:
    Martinusglocke c‘, 2505 kg, gestiftet von Egon, Graf von und zu Westerholt und Gysenberg.
    Marienglocke d‘, 1665 kg
    Sel. Hermann Josef e‘, 1155 kg, gestiftet von einem „guten Bürger Hermann“.
    Schutzengelglocke g‘, 676 kg.
    Die 3 großen Glocken wurden im 1. Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Die verbliebene Glocke g‘ wurde mit 3 Stahlglocken des Bochumer Vereins, gegossen 1922, zum Geläut b° d‘ f‘ g‘ ergänzt. Das Handbuch des Bistums Münster von 1946 nennt hier die Tonfolge h° d‘ f‘ für die Stahlglocken. Die große Glocke (oder sogar alle 3?) wurde erneut vom Grafen Egon von und zu Westerholt gestiftet. Die Bronzeglocke von 1904 wurde im 2. Weltkrieg abgegeben. Zum Bestand kamen 1947 zwei Glocken in c‘ und g‘ vom Bochumer Verein hinzu, 1948 wurde die noch heute nur händisch läutbare Wandlungsglocke c‘‘‘ in Gescher gegossen.
    Ab 1970 wurde der Bestand an Stahlglocken sukzessive gegen Bronzeglocken aus Gescher ausgetauscht. Die Stahlglocken d‘ und f‘ befinden sich heute in Herten-Langenbochum, die c‘ stand wohl vor dem Altenheim St. Martinus in Westerholt, war aber beim Ortsbesuch 2022 dort nicht mehr zu finden. Hans Hüesker schuf in der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock die Glocken 3-6, der Bronzebestand konnte durch das Werk seiner Frau Florence vollendet werden. Der Erhalt der großen Stahlglocke schien von Anfang an fest zu stehen, sonst hätte die a° sicher das Martinuspatronat bekommen.
    Ein durchweg typisches Geläut in „Gescher-Timbre“, in dem die Stahlglocke, im Unterbau des Glockenstuhles hängend, leider fast nur färbende Wirkung hat. Die Bronzeglocken sind zudem ein Musterbeispiel für die Sachlichkeit der 1970er Jahre in der Glockengestaltung.
    Geläutedaten, soweit vorliegend, nach Quelle 1:
    Peter a° -1, 1900 mm, 4600 kg (1982)
    Martinus b° +3, 1882 mm, 2600 kg (1922)
    Paulus c‘ =0 (1977)
    Regina pacis d‘ =0 (1974)
    Lukas f‘ +2 (1972)
    Benedikt g‘ +2 (1971)
    Wandlungsglocke c‘‘‘ (1948), gehört nicht zum Vollgeläut.
    Aufnahme: 19.03.2022 (Sondergeläut)
    Alle Fotos eigener Provenienz.
    Herzlicher Dank gilt der Gemeindeleitung für die Erlaubnis des Sondergeläutes, dem Hausmeister für seine Geduld und Florian für die Organisation und die gute Zusammenarbeit. Seinen Beitrag, mit Einzelgeläuten und weiteren Fotos der Glocken, findet man unter: • Herten-Westerholt (D-R...
    Verwendete Quellen/Literatur:
    1. Aufzeichnungen des ehem. Glockensachverständigen Heinrich Krempel, Münster, freundlich übermittelt durch J. H. Stens, Köln.
    2. Petit & Gebrüder Edelbrock Gescher i. Westf. - Zeugnisse, Prüfungsberichte und Anerkennungsschreiben, Coesfeld, um 1915.
    3. S. Schritt: Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation Bochum (BVG) 1851-1970, Glocken und Geläute, Vorläufiges Gesamtverzeichnis für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland, Eigendruck, Trier, 2000, mit fortlaufender Ergänzung.
    4. Gregor Spohr (Hrsg.): Romantisches Ruhrgebiet - Kirchen und Klöster, Verlag Peter Pomp, Bottrop/Essen, 1999.
    5. Wikipedia-Artikel zu St. Martinus, abgerufen am 11.04.22: de.wikipedia.o...)
    6. Wikipedia-Artikel zur Gemeinde Westerholt, abgerufen am 11.04.22: de.wikipedia.o...)

ความคิดเห็น • 7

  • @glockenzeit
    @glockenzeit 2 ปีที่แล้ว +3

    Auch wenn die b⁰ sich im Klangeindruck von außen doch stark zurückhalten muss: ein beeindruckendes Ensemble. Das Zusammenspiel der gelungenen Gescheraner Glocken mit der ebenfalls klangschönen Stahlglocke - das hat schon was, gerade die großen Glocken im Halbton, die b⁰ die sich beim Ausläuten noch ein wenig hervortut.
    Danke für die Präsentation und ein frohes Osterfest!

  • @Glockenfampf
    @Glockenfampf 2 ปีที่แล้ว +2

    Diese Gescheraner Glocken sind klasse. Das kann man gar nicht anders sagen. Schade, dass die Stahlglocke, die ansonsten echt schön zu sein scheint von Außen so überbügelt wird.
    Frohe Ostern gewünscht!

  • @glockenfanvogtland6272
    @glockenfanvogtland6272 2 ปีที่แล้ว +2

    Tolles Geläut. Frohe Ostern.

  • @ulis.3364
    @ulis.3364 2 ปีที่แล้ว +2

    Die Kirche kommt mir vor wie ein erlesenes Gesamtkunstwerk - die Architektur, die größtenteils erhalten gebliebene Ausstattung inkl. Verglasung und Ausmalung, und dazu noch dieses Geläut! Die Stahlglocke geht klanglich leider unter. In dem Geschoss, in dem sie hängt, hat der Turm nur an drei Seiten Fenster, die zudem noch wesentlich kleiner sind als die der eigentlichen Glockenstube. Zudem sind die Fenster verbrettert. Das war nicht immer so - früher waren die Fenster nur mit ein paar wenigen gläsernen Lamellen versehen, und man hatte von außen Einblick in das Geschoss und konnte die Martinusglocke läuten sehen. Und da konnte sie sich mit ihrem eigentümlichen Klang auch noch gut gegen die anderen Glocken durchsetzen.

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  2 ปีที่แล้ว +1

      Gesamtkunstwerk trifft es wirklich. Ich habe noch eine alte Aufnahme vom Sonntageinläuten a° b° c' d' im beschriebenen Zustand der offenen Lamellen und erinnere mich gut daran, wie die b° im abendlichen Gegenlicht sichtbar war - und eben auch deutlich hörbarer.

    • @ulis.3364
      @ulis.3364 2 ปีที่แล้ว +1

      @@stahlglocke Die Martinusglocke "würzt" mit ihrem Klang das an sich schon toll klingende Bronzegeläut! Früher halt richtig "mit Schmackes" - wenn sie einsetzte, bekam man fast schon eine Gänsehaut! In Westerholt schien die Tendenz vorzuherrschen, oft recht tontief zu läuten - zum Sonntageinläuten waren die a° und die b° so gut wie immer mit dabei. Ob das heute auch noch so ist, weiß ich nicht. Was mich interessieren würde: Die ausgemusterten Stahlglocken - insbesondere die von 1947 - waren ja größer als die jetzigen Bronzeglocken in derselben Tonlage. Ich schätze, dass die c' von 1947 im selben Gefach hing wie die heutige Bronze-c', und anstelle der a° hing die b°. Die Lager der Bronze-c' sind aufgebockt, damit der Klöppel nicht mit dem darunterliegenden Joch zusammenstösst, und wenn sie schwingt, reicht der Platz in Längsrichtung so gerade aus, denn die oberen Glockenstuhlgefache sind kürzer als die unteren. Das hieße, die c' von 1947 dürfte gekröpft gehangen haben - liege ich da richtig? Und womöglich auch die g' von 1947, die mit der f' von 1922 im selben Glockenstuhlfeld gehangen haben muss wie die heutigen Bronze-g' und -f'.

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  2 ปีที่แล้ว +1

      @@ulis.3364 Ich sehe schon, werde meine alte Aufnahme zum Vergleich noch anfügen müssen. Da hat die b° noch den "Schmackes". In der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit konnten wir natürlich nicht eruieren, aus welcher Zeit der Glockenstuhl stammt, der sehr hohe Unterbau (heute mit der b°) deutet aber auf etwas Älteres hin. Da in der unmittelbaren Nachkriegszeit die Glocken aus Bochum fast standardisiert mit gekröpften Jochen geliefert wurden, könnten Ihre Vermutungen aber durchaus stimmen. Wir hatten zum Einläuten des Sonntags (in der Fastenzeit und automatisch) c' d' f' g', zur Vorabendmesse erklangen dann a° c' d' f'.