Wieder ein wunderbares Video, indem Deine profunden Kenntnisse des Romans und der Zeit aufblitzen. Wirklich hohes Niveau, sehr verständlich vermittelt. Besser geht es kaum!
Das war wieder einmal eine sehr interessante und informative Stunde. Vielen Dank dafür. Auch für die wertvollen Informationen zum historischen Kontext . Jetzt freue ich mich auf "Unsühnbar". Diesen Roman habe ich nach deiner Ankündigung gelesen und bin sehr auf deine Vergleiche gespannt. Viele Grüße Astrid
Hallo Harald, vielen Dank für diese ausführliche und inhaltlich weiträumige Auseinandersetzung mit Fontanes Roman. Vieles habe ich in meiner Erinnerung ganz anders abgespeichert und bin nun fest entschlossen, einen neuerlichen Blick auf Effi Briest und ihre Geschichte zu werfen. Viele Grüße Norman
Lieber Harald, Wieder ein sehr informatives Video mit einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Werk. Mir gefallen Deine Rezensionen nicht nur, weil Du immer zu Deiner Meinung stehst - egal wie populär oder unpopulär sie sein mag, sondern vor allem auch wegen Deiner detaillierten Recherche zum hist. Kontext, Autor und seinen Briefen. Dadurch wird das Werk aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und ermöglicht so neue Lesearten. Liebe Grüße aus Japan, Fabienne
Beim Einstellen des Videos ist mir ein Versprecher unterlaufen. Natürlich ist EFFI BRIEST nicht sein letzter Roman - das war DER STECHLIN -, sondern einer seiner letzten. Ich bitte um Nachsicht, das ist der Preis für ungeschnittene Videos.
Spannender als erwartet! Doch wo sind die restlichen Teile der Reihe? wollte gerade mit "unsühnbar" weitermachen, doch irgendwie werden die restlichen Teile der Playlist als nicht aufrufbar angezeigt. Gibt es da einen Weg zum Ziel?
Hallo und herzlichen Dank! Es folgen noch zwei Teile. Ich muss zugeben, dass ich damit in Verzug geraten bin. Sie kommen aber definitiv noch in diesem Jahr. LG
Lieber Harald, ein besseres Video über diesen in mehrerer Hinsicht unsäglichen Roman kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe EB im Gymnasium gelesen und nichts verstanden (sage ich heute); gleich darauf dann „Irrungen, Wirrungen“, was mir - wen wundert’s - viel besser gefiel. EB ist definitiv keine Schullektüre. Danke für die Erinnerung an „L’ Adultera“. Und danke für Fontanes Selbstauskunft, EB sei ihm wie schlafwandlerisch aus der Feder geflossen. Was für ein Bullshit von Alle-Fragen-Abwehren.
@@literaturundwhisky Ich suche grad vergeblich nach deinem "Unsühnbar"-Video; hast du das tatsächlich gedreht? Falls nicht - kein Vorwurf; du schenkst uns so viel!
@@estherackermann5818 Es ist auf der Festplatte, aber noch nicht hochgeladen. Kommt wahrscheinlich im Oktober. Dann folgt noch ein Fazit zu den Ehebruch-Romanen (mein ganz persönliches Ranking). LG
Vielen Dank für das sehens- und hörenswerte Video. Habe diese Reihe "Literatur und Whisky" leider erst gestern entdeckt und bin sehr angetan. Denn es gibt viele Videos bei TH-cam über Literatur und von den meisten bin ich abgeschreckt, denn dort ist haufig Inkompetenz und Oberflächlichkeit zu bemerken. Dies habe ich hier nicht gefunden - sondern sehr viel Kennerschaft und Sachkenntnis "Effi Briest" ist nun eines meiner liebsten Bücher und ich schätze es höher ein als es hier im Video geschieht. Aber damit kann ich leben mit einer Einschränkung - das Fazit. Hier wird zu Recht das Wegschieben des Unglücks der Effi Briest durch ihre Eltern kritisch bemerkt. Doch gibt es im Roman auch HInweise auf ein gutes - wenn auch nicht perfektes - Verhältnis von Effi Briest zu ihren Eltern. Nicht umsonst besucht sie so gern dieses Haus und geht auch zuletzt gern in ihr Elternhaus zurück. Es gibt hier also ein komplexes Bild dieses Verhältnisses. Noch wichtiger: Die Aussagen von Vater Briest entsprechen keineswegs der Auffassung des Autors - was hier so ein bisschen unterstellt wird. Der Vater Briest mag das Unglück seiner Tochter so ein wenig verdrängen - der Autor Theodor Fontane macht das ja keineswegs - im Gegenteil, er widmet dem Schicksal dieser jungen Frau einen ganzen Roman - und dies auf wunderbare, sprachlich unfassbar schöne und mustergültige Weise.
Ganz herzlichen Dank für diesen schönen und ausführlichen Kommentar! Ich bin mir natürlich der allgemein großen Beliebtheit des Romans bewusst und möchte hier auch durchaus etwas "anecken". Eine spannende Diskussion wäre hier möglich, bei einigen Punkten würde ich auch zustimmen (z.B. bei dem eigentlich als positiv empfundenen Verhältnis Effis zu ihren Eltern; man kann ja auch durchaus sagen, dass auch sie die Grundsätzlichkeit der Verhältnisse überhaupt nicht in Frage stellt.). Nach wie vor bestreite ich die Zugewandheit des Autors zu seiner Protagonistin, aber ich weiß, dass das die überwiegende Zahl an Lesern anders sieht. Auf jeden Fall ist es ein Roman, der uns keinesfalls kalt lässt, sondern nach wie vor diskutieren lässt - und das allein ist schon ein Qualitätsmerkmal. Ganz lieben Gruß!
Der Roman war für mich schriftliches Abiturthema. (Anno 2005 in BW) Solange liegt auch meine Lektüre zurück, daher steht mir nicht mehr alles detailliert vor Augen. Ich kann aber deine Auslegung gut nachvollziehen. Ich weiß noch, dass wir in der Klasse damals ebenfalls diskutierten, weshalb Effi die Briefe überhaupt aufbewahrte und warum so nachlässig. Die meisten Schüler empfanden das durchaus als dumm. Unser Deutschlehrer war der Auffassung, dass das Nähkästchen ein sicheres Versteck darstellt, da es ausschließliche Domäne der Hausfrau sei. Im Normalfall hätte der Ehemann nicht hineingesehen. Zudem kommt der Aspekt des aus dem Nähkästchen Plauderns zum Tragen, der das Versteck, verknüpft mit der Entdeckung eben zur sprichwörtlichen Offenbarung eines intimen Geheimnisses mutieren lässt. Aber ich finde das für den Plot dennoch nicht überzeugend, denn eine für Effi solch belanglose Affäre hätte keiner Erinnerungsdevotionalien bedurft. Dennoch habe ich damals den Roman gerne gelesen, da ich neugierig auf alles Literarische war und bis heute bin. Deshalb genieße ich die Beiträge auf diesem Kanal sehr.
Ganz herzlichen Dank für dein Feedback und deine interessanten Ergänzungen! Ja, die Nähkästchen-Debatte! Ich kenne das Argument, dass ein Ehemann damals wohl zuallerletzt da hinein geschaut hätte. Für mich ist es dennoch vielleicht weniger eine Frage der Dummheit der Protagonistin als vielmehr eine Art Deus Ex Machina und damit Plotmangels seitens des Autors.
Jeder kennt den alten Satz, demzufolge niemand, der Musik schätzt ein schlechter Mensch sein kann. Ich denke, auch diejenigen, die gute Bücher schätzen, dürfen dieses Prädikat für sich beanspruchen
Du hast mich jetzt doch neugierig gemacht, den Roman nach der lang zurückliegenden Schullektüre nochmal zu lesen. Auch wenn dein Fazit nicht so positiv ist. An Anna Karenina wird es für mich eh nicht ran reichen. Tolstoi habe ich nicht nur einmal mit Begeisterung gelesen.
@@literaturundwhisky Hatte schon in frühester Jugend gelernt: Clapton is God :) Die Vorstellung von einem Olymp gefällt mir aber. Habe leider Effi Briest nicht gelesen und kann daher keinen Kommentar dazu schreiben. Wo sind sie alle, die Effi-Leser? Ein hervorragendes Video von dir, wie immer - vielen Dank dafür.
Ein sehr interessantes Video, definitiv. Bisher habe ich nur Lob für diesen Roman gesehen, abgesehen von Leuten, die ihn aus der Schullektüre nicht leiden konnten. Jetzt jemandem zuzuhören. Der sich freiwillig mit ihm auseinandersetzt und einiges zu bekritteln hat, ist etwas Neues. Selbst habe ich im letzten Jahr das Hörbuch gehört, davor Irrungen, Wirrungen. Während ich Irrungen, Wirrungen sehr mochte, habe ich nach Effi Briest entschieden, dass dieses Genre bzw. dieser bürgerliche Realismus von Fontane mit seinen Spaziergängen etc. vielleicht einfach nicht mein Ding ist. So richtig wusste ich das Buch nicht einzuordnen. Bei Irrungen, Wirrungen viel mir das leichter. Das lies mich wirklich melancholisch zurück, hat schön aufgezeigt, wie die Stände und gesellschaftlichen Normen echter Liebe in die Quere kommen - man kann dort aber sicher auch Fontanes Konservatismus finden, schließlich haben sich beide Liebenden mit ihrer Ehe ohne Liebe abgefunden. Ja, das Buch war schon ziemlich gut mMn.
Ganz herzlichen Dank für die Schilderung deiner eigenen Leseerfahrungen. Ja, von Literatur-Bashing aus eigener Frustration (Schullektüre) halte ich nichts, so etwas findet man hier auf TH-cam immer wieder. Das mag individuell verständlich sein, taugt aber nichts bei einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Roman. Abgesehen davon kann (und soll) man ja auch immer wieder gerne kontrovers über Literatur diskutieren. Das ist doch mitunter der Reiz an der Sache. LG
Grüß Dich, Harald, ich hab mich schon auf das Video gefreut und liebe ja diese langen Besprechungen. Es war mir bekannt, dass Effie Briest nicht mit den anderen Ehebruchsromanen "mithalten kann". Trotzdem mochte ich den Roman und war überrascht, dass er so zum Nachdenken über die Geschichte angeregt hat. Was die Briefe angeht, glaubte ich auch um das sichere Versteck, im Haushalt hätte sich ja vieles angeboten. Ein verheirateter Mann in dieser Stellung kümmert sich ja nicht um Haushalt. Aber wieso waren es überhaupt mehrere? Es war doch wohl nur ein einziger "Unfall". Warum wurden dann mehrere Briefe geschrieben, auch nach dem Umzug nach Berlin?? Die Reaktionen Innstettens überraschten, war ihm den seine Karriere nicht letztlich wichtiger als ein Duell? Irrungen und Wirrungen von Fontane werden folgen. Unsühnbar habe ich schon gelesen und bin gespannt auf den Januar bzw. den Vergleich der Romane. Liebe Grüße, Gerhard
Interessant wie negativ du Effi beschreibst. Für mich war sie eher ein Zahrad im gesellschaftlichen Getriebe des 19 JH, welches immer zu funktionieren hat, viel zu früh verheiratet wurde und allgemein den Machenschaften ihrer männlichen Mitmenschen hilflos ausgeliefert ist.
Womit du sicher auch richtig liegst und die meisten Leser dir zustimmen werden; es handelt sich um die verbreitete Lesart. Ich kann Effi hier nicht gänzlich in der Opferrolle sehen - und das liegt an Fontane, denn er malt sie so wie sie ist. Ich glaube, dass Fontane hier moderner gelesen wird, als er sich selbst verstand. Vielleicht hat das durchaus seine Bedeutung, dass Effis Charakter letztlich so an der Oberfläche bleibt. Aber natürlich versuche ich auch meine Sichtweise etwas deutlicher auszumalen und tue damit der Figur in gewisser Weise auch Unrecht - aber das nehme ich in Kauf. Nie - weder als jugendlicher Leser in der Schule, noch als junger Erwachsener im Studium und auch nicht als alter Knochen empfand ich Effi als ein besonders sympathisches Mädchen, das einfach nur Opfer böser männlicher Machenschaften wurde. Schön, dass du ein bereits etwas älteres Video kommentiert hast - herzlichen Dank dafür und LG
Sei gegrüßt! Natürlich passt diese Lesart zum Zeitgeist, was auch den einen oder anderen Hype erklärt. Allerdings gab es diese Lesart schon sehr lange, bevor die Generation der "Woken" überhaupt geboren war - es gab sie eigentlich fast schon mit Beginn der Romanrezeption. Ich hatte immer den Eindruck, dass die Rezipienten bzw. Interpreten da immer etwas in Effi sahen (sehen wollten), was in dieser Figur nicht angelegt (und vom Autor intendiert) war. Aber - das sollte man nicht vergessen - es ist diese Lesart, die sich weitgehend durchgesetzt hat und verbreitet ist. Ihre Umsetzung fand sie dann in der letzten Effi-Briest-Verfilmung, in der Effie nicht nur in ihrer Ehe von Innstetten vergewaltigt wird, sondern sie am Ende eben nicht stirbt, sondern eine selbstbestimmte Existenz (in Berlin?) lebt: Effie, die Ausgestoßene, die sich aber nicht unterkriegen lässt, sondern den Kampf aufnimmt - eine Vorkämpferin der Frauenbefreiung...? Trotzdem: DIESE Lesart (nicht unsere) ist es, die den langanhaltenden Erfolg des Romans bewirkt hat. LG
Wieder ein wunderbares Video, indem Deine profunden Kenntnisse des Romans und der Zeit aufblitzen. Wirklich hohes Niveau, sehr verständlich vermittelt. Besser geht es kaum!
Ganz herzlichen Dank, das ist sehr freundlich!
Das war wieder einmal eine sehr interessante und informative Stunde. Vielen Dank dafür. Auch für die wertvollen Informationen zum historischen Kontext . Jetzt freue ich mich auf "Unsühnbar". Diesen Roman habe ich nach deiner Ankündigung gelesen und bin sehr auf deine Vergleiche gespannt. Viele Grüße Astrid
Habe lieben Dank! UNSÜHNBAR folgt im Januar. Der Dezember ist schon voll...
Hallo Harald, vielen Dank für diese ausführliche und inhaltlich weiträumige Auseinandersetzung mit Fontanes Roman. Vieles habe ich in meiner Erinnerung ganz anders abgespeichert und bin nun fest entschlossen, einen neuerlichen Blick auf Effi Briest und ihre Geschichte zu werfen. Viele Grüße Norman
Shalom, Norman, und vielen Dank für deine Rückmeldung!
Lieber Harald,
Wieder ein sehr informatives Video mit einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Werk. Mir gefallen Deine Rezensionen nicht nur, weil Du immer zu Deiner Meinung stehst - egal wie populär oder unpopulär sie sein mag, sondern vor allem auch wegen Deiner detaillierten Recherche zum hist. Kontext, Autor und seinen Briefen. Dadurch wird das Werk aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und ermöglicht so neue Lesearten.
Liebe Grüße aus Japan,
Fabienne
Liebe Fabienne, habe herzlichen Dank für dein freundliches Feedback! LG
Beim Einstellen des Videos ist mir ein Versprecher unterlaufen. Natürlich ist EFFI BRIEST nicht sein letzter Roman - das war DER STECHLIN -, sondern einer seiner letzten. Ich bitte um Nachsicht, das ist der Preis für ungeschnittene Videos.
Servus Harald
Kein Problem 😊
War wieder sehr Interessant!
Lg Michael
@@whiskynerd6950 Habe herzlichen Dank!
Spannender als erwartet! Doch wo sind die restlichen Teile der Reihe? wollte gerade mit "unsühnbar" weitermachen, doch irgendwie werden die restlichen Teile der Playlist als nicht aufrufbar angezeigt. Gibt es da einen Weg zum Ziel?
Hallo und herzlichen Dank! Es folgen noch zwei Teile. Ich muss zugeben, dass ich damit in Verzug geraten bin. Sie kommen aber definitiv noch in diesem Jahr. LG
@@literaturundwhisky Danke! Kein Ding. Frage mich sowieso wie du all diesen 1A Content produzieren kannst.
Einfach unmöglich, ihre kluge, gelassene Art nicht zu mögen. Dazu das echte Verständnis, dessen , was sie uns hier näherbringen wollen
Ganz herzlichen Dank für die freundlichen Worte! LG
Lieber Harald, ein besseres Video über diesen in mehrerer Hinsicht unsäglichen Roman kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe EB im Gymnasium gelesen und nichts verstanden (sage ich heute); gleich darauf dann „Irrungen, Wirrungen“, was mir - wen wundert’s - viel besser gefiel. EB ist definitiv keine Schullektüre. Danke für die Erinnerung an „L’ Adultera“. Und danke für Fontanes Selbstauskunft, EB sei ihm wie schlafwandlerisch aus der Feder geflossen. Was für ein Bullshit von Alle-Fragen-Abwehren.
😉 Wenn das die zahllosen EB-Fans hören... LG
@@literaturundwhisky Ich suche grad vergeblich nach deinem "Unsühnbar"-Video; hast du das tatsächlich gedreht? Falls nicht - kein Vorwurf; du schenkst uns so viel!
@@estherackermann5818 Es ist auf der Festplatte, aber noch nicht hochgeladen. Kommt wahrscheinlich im Oktober. Dann folgt noch ein Fazit zu den Ehebruch-Romanen (mein ganz persönliches Ranking). LG
@@literaturundwhisky Ich freue mich!
Vielen Dank für das sehens- und hörenswerte Video. Habe diese Reihe "Literatur und Whisky" leider erst gestern entdeckt und bin sehr angetan. Denn es gibt viele Videos bei TH-cam über Literatur und von den meisten bin ich abgeschreckt, denn dort ist haufig Inkompetenz und Oberflächlichkeit zu bemerken. Dies habe ich hier nicht gefunden - sondern sehr viel Kennerschaft und Sachkenntnis "Effi Briest" ist nun eines meiner liebsten Bücher und ich schätze es höher ein als es hier im Video geschieht. Aber damit kann ich leben mit einer Einschränkung - das Fazit. Hier wird zu Recht das Wegschieben des Unglücks der Effi Briest durch ihre Eltern kritisch bemerkt. Doch gibt es im Roman auch HInweise auf ein gutes - wenn auch nicht perfektes - Verhältnis von Effi Briest zu ihren Eltern. Nicht umsonst besucht sie so gern dieses Haus und geht auch zuletzt gern in ihr Elternhaus zurück. Es gibt hier also ein komplexes Bild dieses Verhältnisses. Noch wichtiger: Die Aussagen von Vater Briest entsprechen keineswegs der Auffassung des Autors - was hier so ein bisschen unterstellt wird. Der Vater Briest mag das Unglück seiner Tochter so ein wenig verdrängen - der Autor Theodor Fontane macht das ja keineswegs - im Gegenteil, er widmet dem Schicksal dieser jungen Frau einen ganzen Roman - und dies auf wunderbare, sprachlich unfassbar schöne und mustergültige Weise.
Ganz herzlichen Dank für diesen schönen und ausführlichen Kommentar! Ich bin mir natürlich der allgemein großen Beliebtheit des Romans bewusst und möchte hier auch durchaus etwas "anecken". Eine spannende Diskussion wäre hier möglich, bei einigen Punkten würde ich auch zustimmen (z.B. bei dem eigentlich als positiv empfundenen Verhältnis Effis zu ihren Eltern; man kann ja auch durchaus sagen, dass auch sie die Grundsätzlichkeit der Verhältnisse überhaupt nicht in Frage stellt.). Nach wie vor bestreite ich die Zugewandheit des Autors zu seiner Protagonistin, aber ich weiß, dass das die überwiegende Zahl an Lesern anders sieht. Auf jeden Fall ist es ein Roman, der uns keinesfalls kalt lässt, sondern nach wie vor diskutieren lässt - und das allein ist schon ein Qualitätsmerkmal.
Ganz lieben Gruß!
Vielen lieben Dank
Sehr gerne! Danke für's Reinschauen!
Der Roman war für mich schriftliches Abiturthema. (Anno 2005 in BW)
Solange liegt auch meine Lektüre zurück, daher steht mir nicht mehr alles detailliert vor Augen. Ich kann aber deine Auslegung gut nachvollziehen.
Ich weiß noch, dass wir in der Klasse damals ebenfalls diskutierten, weshalb Effi die Briefe überhaupt aufbewahrte und warum so nachlässig. Die meisten Schüler empfanden das durchaus als dumm. Unser Deutschlehrer war der Auffassung, dass das Nähkästchen ein sicheres Versteck darstellt, da es ausschließliche Domäne der Hausfrau sei. Im Normalfall hätte der Ehemann nicht hineingesehen. Zudem kommt der Aspekt des aus dem Nähkästchen Plauderns zum Tragen, der das Versteck, verknüpft mit der Entdeckung eben zur sprichwörtlichen Offenbarung eines intimen Geheimnisses mutieren lässt. Aber ich finde das für den Plot dennoch nicht überzeugend, denn eine für Effi solch belanglose Affäre hätte keiner Erinnerungsdevotionalien bedurft.
Dennoch habe ich damals den Roman gerne gelesen, da ich neugierig auf alles Literarische war und bis heute bin. Deshalb genieße ich die Beiträge auf diesem Kanal sehr.
Ganz herzlichen Dank für dein Feedback und deine interessanten Ergänzungen! Ja, die Nähkästchen-Debatte! Ich kenne das Argument, dass ein Ehemann damals wohl zuallerletzt da hinein geschaut hätte. Für mich ist es dennoch vielleicht weniger eine Frage der Dummheit der Protagonistin als vielmehr eine Art Deus Ex Machina und damit Plotmangels seitens des Autors.
Jeder kennt den alten Satz, demzufolge niemand, der Musik schätzt ein schlechter Mensch sein kann. Ich denke, auch diejenigen, die gute Bücher schätzen, dürfen dieses Prädikat für sich beanspruchen
Du hast mich jetzt doch neugierig gemacht, den Roman nach der lang zurückliegenden Schullektüre nochmal zu lesen. Auch wenn dein Fazit nicht so positiv ist. An Anna Karenina wird es für mich eh nicht ran reichen. Tolstoi habe ich nicht nur einmal mit Begeisterung gelesen.
Lieben Dank für deine Rückmeldung. Du hast natürlich recht: Tolstoi ist Gott.
@@literaturundwhisky
Hatte schon in frühester Jugend gelernt:
Clapton is God :)
Die Vorstellung von einem Olymp gefällt mir aber.
Habe leider Effi Briest nicht gelesen und kann daher keinen Kommentar dazu schreiben.
Wo sind sie alle, die Effi-Leser? Ein hervorragendes Video von dir, wie immer - vielen Dank dafür.
@@icecreamforcrow7307 Ganz lieben Dank, Ice! Die Effi-Leser wetzen die Messer... 😉
Ich warte gespannt auf Unsühnbar und dann die Gegenüberstellung.
Kommt im Herbst, vorher leider nicht. Habe zurzeit viel Arbeit und leider zu wenig Zeit und Muße. Wird aber nicht vergessen. LG
Ein sehr interessantes Video, definitiv. Bisher habe ich nur Lob für diesen Roman gesehen, abgesehen von Leuten, die ihn aus der Schullektüre nicht leiden konnten. Jetzt jemandem zuzuhören. Der sich freiwillig mit ihm auseinandersetzt und einiges zu bekritteln hat, ist etwas Neues.
Selbst habe ich im letzten Jahr das Hörbuch gehört, davor Irrungen, Wirrungen. Während ich Irrungen, Wirrungen sehr mochte, habe ich nach Effi Briest entschieden, dass dieses Genre bzw. dieser bürgerliche Realismus von Fontane mit seinen Spaziergängen etc. vielleicht einfach nicht mein Ding ist.
So richtig wusste ich das Buch nicht einzuordnen. Bei Irrungen, Wirrungen viel mir das leichter. Das lies mich wirklich melancholisch zurück, hat schön aufgezeigt, wie die Stände und gesellschaftlichen Normen echter Liebe in die Quere kommen - man kann dort aber sicher auch Fontanes Konservatismus finden, schließlich haben sich beide Liebenden mit ihrer Ehe ohne Liebe abgefunden. Ja, das Buch war schon ziemlich gut mMn.
Ganz herzlichen Dank für die Schilderung deiner eigenen Leseerfahrungen. Ja, von Literatur-Bashing aus eigener Frustration (Schullektüre) halte ich nichts, so etwas findet man hier auf TH-cam immer wieder. Das mag individuell verständlich sein, taugt aber nichts bei einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Roman. Abgesehen davon kann (und soll) man ja auch immer wieder gerne kontrovers über Literatur diskutieren. Das ist doch mitunter der Reiz an der Sache. LG
Grüß Dich, Harald, ich hab mich schon auf das Video gefreut und liebe ja diese langen Besprechungen. Es war mir bekannt, dass Effie Briest nicht mit den anderen Ehebruchsromanen "mithalten kann". Trotzdem mochte ich den Roman und war überrascht, dass er so zum Nachdenken über die Geschichte angeregt hat. Was die Briefe angeht, glaubte ich auch um das sichere Versteck, im Haushalt hätte sich ja vieles angeboten. Ein verheirateter Mann in dieser Stellung kümmert sich ja nicht um Haushalt. Aber wieso waren es überhaupt mehrere? Es war doch wohl nur ein einziger "Unfall". Warum wurden dann mehrere Briefe geschrieben, auch nach dem Umzug nach Berlin?? Die Reaktionen Innstettens überraschten, war ihm den seine Karriere nicht letztlich wichtiger als ein Duell?
Irrungen und Wirrungen von Fontane werden folgen. Unsühnbar habe ich schon gelesen und bin gespannt auf den Januar bzw. den Vergleich der Romane. Liebe Grüße, Gerhard
Ganz lieben Dank, Gerhard! Ja, da gibt es einiges an Unmotiviertem im Plot. Im Januar UNSÜHNBAR, im Februar der Vergleich. LG
Interessant wie negativ du Effi beschreibst. Für mich war sie eher ein Zahrad im gesellschaftlichen Getriebe des 19 JH, welches immer zu funktionieren hat, viel zu früh verheiratet wurde und allgemein den Machenschaften ihrer männlichen Mitmenschen hilflos ausgeliefert ist.
Womit du sicher auch richtig liegst und die meisten Leser dir zustimmen werden; es handelt sich um die verbreitete Lesart. Ich kann Effi hier nicht gänzlich in der Opferrolle sehen - und das liegt an Fontane, denn er malt sie so wie sie ist. Ich glaube, dass Fontane hier moderner gelesen wird, als er sich selbst verstand. Vielleicht hat das durchaus seine Bedeutung, dass Effis Charakter letztlich so an der Oberfläche bleibt. Aber natürlich versuche ich auch meine Sichtweise etwas deutlicher auszumalen und tue damit der Figur in gewisser Weise auch Unrecht - aber das nehme ich in Kauf. Nie - weder als jugendlicher Leser in der Schule, noch als junger Erwachsener im Studium und auch nicht als alter Knochen empfand ich Effi als ein besonders sympathisches Mädchen, das einfach nur Opfer böser männlicher Machenschaften wurde.
Schön, dass du ein bereits etwas älteres Video kommentiert hast - herzlichen Dank dafür und LG
41:48 So habe ich es auch gelesen.
Hat wohl mit woken Zeitgeist zutun, dass Effi als unterdrücktes Opfer interpretiert wird.
Sei gegrüßt! Natürlich passt diese Lesart zum Zeitgeist, was auch den einen oder anderen Hype erklärt. Allerdings gab es diese Lesart schon sehr lange, bevor die Generation der "Woken" überhaupt geboren war - es gab sie eigentlich fast schon mit Beginn der Romanrezeption. Ich hatte immer den Eindruck, dass die Rezipienten bzw. Interpreten da immer etwas in Effi sahen (sehen wollten), was in dieser Figur nicht angelegt (und vom Autor intendiert) war. Aber - das sollte man nicht vergessen - es ist diese Lesart, die sich weitgehend durchgesetzt hat und verbreitet ist. Ihre Umsetzung fand sie dann in der letzten Effi-Briest-Verfilmung, in der Effie nicht nur in ihrer Ehe von Innstetten vergewaltigt wird, sondern sie am Ende eben nicht stirbt, sondern eine selbstbestimmte Existenz (in Berlin?) lebt: Effie, die Ausgestoßene, die sich aber nicht unterkriegen lässt, sondern den Kampf aufnimmt - eine Vorkämpferin der Frauenbefreiung...? Trotzdem: DIESE Lesart (nicht unsere) ist es, die den langanhaltenden Erfolg des Romans bewirkt hat. LG
Thompson Christopher Clark Michelle Hernandez Carol
Krieg und Frieden ist nicht von Tolstio sondern von Dostojewski
No. Tolstoi.