ich besitze das komplette Braun Quadrostudio 1020, zu dem gehört die CD4-quadro taugliche Variante des PS500, der PSQ500. In Deinem Video wird der Plattenspieler als insgesamt einfach, robust und leicht zu reparieren dargestellt. Dem ist aber leider nicht immer so, und es wäre wichtig, die "Schweinestellen" an dem Gerät zu benennen, um potentielle Interessenten vom Schrottkauf abzuhalten. Die Seilzüge sind m.E. eine Fehlkonstruktion erster Güte, aber noch relativ leicht zu fixen. Bei zwei weiteren Fehlkonstruktionen ist das leider nicht der Fall - den drei mit Hydrauliköl gefüllten Dämpfern und der sogenannten Steuerscheibe. Auf den Dämpfern liegt das komplette Subchassis des PS500, sie neigen im Alter dazu, undicht zu werden, eine Reparatur der Gummibälge ist nicht nachhaltig möglich, Neuteile gibt es nicht, der einzige Weg, an diese Teile zu kommen, ist, einen anderen PS500 zu schlachten, und Dämpfer zu entnehmen, die genauso alt wie die defekten und damit Eintagsfliegen sind. Im fortgeschrittenen Zustand erkennt man defekte Dämpfer an Ölaustritten aus dem Plattenspielergehäuse und hängendem Plattenteller bis hin zu Tellern, die auf dem Blechgehäuse aufsetzen. Im Anfangsstadium muss man die Dämpfer am geöffneten Gerät begutachten, um Ölfeuchtigkeiten zu sehen. Die zweite Schweinerei ist die sogenannte Steuerscheibe. Die Funktion ist ganz grob die gleiche, die bei Dual das Kurvenrad hat - sie steuert die Halbautomatik des PS500. Anders als bei Dual hat man aber eine Plastikscheibe verbaut, aus der eingepresste Messingstifte herausragen, die mechanisch von der Seite belastet werden. Diese Stifte müssen zwangsläufig irgendwann aus der Steuerscheibe herausbrechen, und auch hier hilft nur Austausch durch ein Schlachtteil. Bisher ist es niemandem gelungen, so einen Bruch dauerhaft zu kleben, auch 3D-Druck Teile, in die die originalen Metallstifte eingesetzt werden, halten nur von zwölf bis mittag. Die einzige Methode einer länger haltenden Reparatur ist ein Teil aus einem Schlachtgerät, und die Teile aus Schlachtgeräten sind genauso alt und verschlissen wie das gebrochene Original. Der PS500 ist nur was für Braun Regie Fans, die ihre Anlage stilecht komplettieren wollen. Für alle anderen, die nur einen Plattenspieler aus der Zeit um 1975 haben wollen, wäre der PS500 der letzte Plattenspieler, den ich empfehlen würde. Wenn jemand so eine Kiste unbedingt haben will, sollte er darauf achten, dass das Chassis nicht hängt, die Endabschaltung inkl. Anheben des Tonarms präzise und ohne komische Geräusche funktioniert, und er sollte vor dem Kauf das Bodenblech abnehmen und den Zustand der drei Öldämpfer prüfen. Und anschließend solle man sich sofort auf die Suche nach Backupteilen oder einem Schlachtgerät machen, und das prophylaktisch zur Seite stellen.
Hallo und vielen herzlichen Dank für's Zeigen. Und wieder ein schönes Stück Technik gerettet. Das Design von D.Rams ist auch mMn. zeitlos. Wünsche einen schönen Sonntag. Beste Grüße gehen raus. 🖐🍀👍
Das hat gefehlt....genau der Plattendreher wartet noch auf Erlösung ! Und genau diesen Fehler hat er auch, das Seil und die Schiebestücke sind aber noch vorhanden. Danke für die Anleitung 👍Gruß, Rudi👍
Danke für die ausführliche Erklärung. Bei meinem war die Lage etwas anders. Häufig zerlegt sich die Kunststoff-Mimik der Endabschaltung. Diese ist dann nur durch Ersatz wieder herzustellen. Außerdem hatte sich die Ölfüllung der hydraulischen Dämpfung verhärtet. Beim Ölwechsel fiel dann auch auf dass einer der Faltenbälge nicht mehr dicht war. Tja, da war der Frank schneller. 8-) Nachtrag Steuerscheibe: Ich hatte das Glück einen Werkzeugmacher i.R. zu finden der diese Teile sehr hochwertig nachfertigt. Sollte man in den entsprechenden Foren finden können. (Falls er noch was macht)
Sehr interessant,..besten Dank für das Video. Ich habe einen Sony PS- 636 vorm verschrotten bewahrt. Es fehlt einiges,..ua wurden beide Kabel abgeschnitten. Den 220V Anschluss habe ich wiederhergestellt, weiß aber mit dem 2ten Kabel nichts anzufangen, es ist 2-adrig, eher flach. Kannst du mir einen Tipp dahingehend geben bzw die Info, ob sich der Aufwand bei diesem Typ Plattenspieler lohnt. Falls möglich, schicke ich gern Fotos. Gruß Jörg
... hat der Jörg wieder mal extrafein chirurgisch, mit minimalinvasiven Eingriffen alles perfekt gelöst. 👍 Ja, Braun hatte ein wirklich zeitloses, schönes Design mit guter Technik/Funktion/Klang .. aber an Revox kamen sie nie heran.
Soweit ich weiß, lebte Braun eher vom Design als von besonderer Technik. Als Student jobbte ich bei Karstadt in der Rundfunk- und Fernsehabteilung. Einer der festangestellten Verkäufer war gelernter Rundfunk- und Fernsehtechniker und berichtete von einem vermögenden Geschäftsmann, der eine komplette und ziemlich teure Braun-Anlage in seiner Zweitwohnung vor Ort hatte, inklusive Fernseher. Heute würde man das wohl ein Heimkino nennen, Flachbildfernseher gab es noch nicht. Der Kollege erklärte mir (und zuvor auch dem Geschäftsmann), daß sich der Fernseher nicht völlig optimal einstellen lasse. Der Kunde sagte dazu nur, daß das nicht schlimm sei und zeigte meinem Kollegen einen mittleren Sony-Fernseher in seinem Arbeitszimmer, mit dem er das Fernsehprogramm für gewöhnlich nebenbei verfolgte. Die Braun-Anlage im Wohnzimmer sollte hauptsächlich Besucher beeindrucken und nebenbei Musik spielen.
Interessantes Video, heute mal Fokus auf Mechanik. Man konnte eindrucksvoll sehen, was man früher alles mit doch recht aufwendiger Mechanik gelöst hat. Heute wäre so ein Gerät kaum mehr machbar, da Herstellkosten aufgrund des mechanischen Aufbaus viel zu hoch und somit für den Endkunden unbezahlbar. Gerät dürfte wieder für die nächsten Jahre fit sein.
Die Braun Anlagen waren schon schöner solider schwere Anlagen, habe vor Jahren auch eine Überarbeitet gleicher Plattenspieler, CSV1000 Verstärker und seperater Thuner, so schwer baut man leider nicht mer.
78er Drehzahl ist gar nicht so sinnbefreit... Vor allem in den 80er Jahren gab es Maxi Singles, also 12 Zoll Platten mit 78RPM und dementsprechend sehr hoher Klangqualität. Mittlerweile attraktive und (zum teil) seltene Sammelobjekte die eine entsprechende Abspielmöglichkeit erfordern.
Alles doch ganz einfach: Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche zieh'n und mit der kleinen Kurbel ganz nach oben dreh'n! Und jede Menge professionelles Equipment: R & S, hp - nicht billig, das Zeug.
Typisch für Braun. Unnötig kompliziert ohne Qualitätsgewinn. Anstatt entweder Treibrad oder Riemen wird beides eingesetzt. Dazu eine komplexe Seilzugführung, die weitere Fehlermöglichkeiten mit sich bringt.
Die Kombination Reibrad-Riemen hatte wohl den Sinn, den Rumpelfaktor zu minimieren. Reibradantrieb allein, wie zB. beim Thorens TD 124, können bei unrund laufenden Reibrädern rumpeln. Ob man das hört, ist eine andere Frage. Der TD 124 hatte einen schweren Plattenteller, da dürfte das nicht so ins Gewicht gefallen sein. Von der Seilzugkonstruktion war ich tief beeindruckt. Die Geduld, mit der Jörg an so etwas herangeht, ist mir zur Gänze abgängig.
ich besitze das komplette Braun Quadrostudio 1020, zu dem gehört die CD4-quadro taugliche Variante des PS500, der PSQ500.
In Deinem Video wird der Plattenspieler als insgesamt einfach, robust und leicht zu reparieren dargestellt. Dem ist aber leider nicht immer so, und es wäre wichtig, die "Schweinestellen" an dem Gerät zu benennen, um potentielle Interessenten vom Schrottkauf abzuhalten.
Die Seilzüge sind m.E. eine Fehlkonstruktion erster Güte, aber noch relativ leicht zu fixen. Bei zwei weiteren Fehlkonstruktionen ist das leider nicht der Fall - den drei mit Hydrauliköl gefüllten Dämpfern und der sogenannten Steuerscheibe.
Auf den Dämpfern liegt das komplette Subchassis des PS500, sie neigen im Alter dazu, undicht zu werden, eine Reparatur der Gummibälge ist nicht nachhaltig möglich, Neuteile gibt es nicht, der einzige Weg, an diese Teile zu kommen, ist, einen anderen PS500 zu schlachten, und Dämpfer zu entnehmen, die genauso alt wie die defekten und damit Eintagsfliegen sind. Im fortgeschrittenen Zustand erkennt man defekte Dämpfer an Ölaustritten aus dem Plattenspielergehäuse und hängendem Plattenteller bis hin zu Tellern, die auf dem Blechgehäuse aufsetzen. Im Anfangsstadium muss man die Dämpfer am geöffneten Gerät begutachten, um Ölfeuchtigkeiten zu sehen.
Die zweite Schweinerei ist die sogenannte Steuerscheibe. Die Funktion ist ganz grob die gleiche, die bei Dual das Kurvenrad hat - sie steuert die Halbautomatik des PS500. Anders als bei Dual hat man aber eine Plastikscheibe verbaut, aus der eingepresste Messingstifte herausragen, die mechanisch von der Seite belastet werden. Diese Stifte müssen zwangsläufig irgendwann aus der Steuerscheibe herausbrechen, und auch hier hilft nur Austausch durch ein Schlachtteil. Bisher ist es niemandem gelungen, so einen Bruch dauerhaft zu kleben, auch 3D-Druck Teile, in die die originalen Metallstifte eingesetzt werden, halten nur von zwölf bis mittag. Die einzige Methode einer länger haltenden Reparatur ist ein Teil aus einem Schlachtgerät, und die Teile aus Schlachtgeräten sind genauso alt und verschlissen wie das gebrochene Original.
Der PS500 ist nur was für Braun Regie Fans, die ihre Anlage stilecht komplettieren wollen. Für alle anderen, die nur einen Plattenspieler aus der Zeit um 1975 haben wollen, wäre der PS500 der letzte Plattenspieler, den ich empfehlen würde. Wenn jemand so eine Kiste unbedingt haben will, sollte er darauf achten, dass das Chassis nicht hängt, die Endabschaltung inkl. Anheben des Tonarms präzise und ohne komische Geräusche funktioniert, und er sollte vor dem Kauf das Bodenblech abnehmen und den Zustand der drei Öldämpfer prüfen. Und anschließend solle man sich sofort auf die Suche nach Backupteilen oder einem Schlachtgerät machen, und das prophylaktisch zur Seite stellen.
Hallo ich freue mich jedesmal wenn du so schöne alte Geräte reparierst danke dafür 👍
Hallo und vielen herzlichen Dank für's Zeigen. Und wieder ein schönes Stück Technik gerettet. Das Design von D.Rams ist auch mMn. zeitlos. Wünsche einen schönen Sonntag. Beste Grüße gehen raus. 🖐🍀👍
Das hat gefehlt....genau der Plattendreher wartet noch auf Erlösung ! Und genau diesen Fehler hat er auch, das Seil und die Schiebestücke sind aber noch vorhanden. Danke für die Anleitung 👍Gruß, Rudi👍
Perfekt! 👍
sehr gutes Gerät und schwer! Braun war echt ne gute Firma!
Danke für die ausführliche Erklärung.
Bei meinem war die Lage etwas anders. Häufig zerlegt sich die Kunststoff-Mimik der Endabschaltung. Diese ist dann nur durch Ersatz wieder herzustellen.
Außerdem hatte sich die Ölfüllung der hydraulischen Dämpfung verhärtet. Beim Ölwechsel fiel dann auch auf dass einer der Faltenbälge nicht mehr dicht war.
Tja, da war der Frank schneller. 8-)
Nachtrag Steuerscheibe:
Ich hatte das Glück einen Werkzeugmacher i.R. zu finden der diese Teile sehr hochwertig nachfertigt.
Sollte man in den entsprechenden Foren finden können. (Falls er noch was macht)
Ganz schön komplizierte Reparatur, aber Plattenspielerreparaturen sind immer interessant.
Sehr interessant,..besten Dank für das Video.
Ich habe einen Sony PS- 636 vorm verschrotten bewahrt. Es fehlt einiges,..ua wurden beide Kabel abgeschnitten. Den 220V Anschluss habe ich wiederhergestellt, weiß aber mit dem 2ten Kabel nichts anzufangen, es ist 2-adrig, eher flach. Kannst du mir einen Tipp dahingehend geben bzw die Info, ob sich der Aufwand bei diesem Typ Plattenspieler lohnt. Falls möglich, schicke ich gern Fotos. Gruß Jörg
Ich habe da mal eine Frage zu der Platte am Ende (Mac The Knife…):
Veraten Sie mir bitte Interpret und Titel der LP?
Herzlichen Dank 😊
Das ist die großartige Ella Fitzgerald, die Platte heißt Ella & Louis
... hat der Jörg wieder mal extrafein chirurgisch, mit minimalinvasiven Eingriffen alles perfekt gelöst. 👍 Ja, Braun hatte ein wirklich zeitloses, schönes Design mit guter Technik/Funktion/Klang .. aber an Revox kamen sie nie heran.
Soweit ich weiß, lebte Braun eher vom Design als von besonderer Technik. Als Student jobbte ich bei Karstadt in der Rundfunk- und Fernsehabteilung. Einer der festangestellten Verkäufer war gelernter Rundfunk- und Fernsehtechniker und berichtete von einem vermögenden Geschäftsmann, der eine komplette und ziemlich teure Braun-Anlage in seiner Zweitwohnung vor Ort hatte, inklusive Fernseher. Heute würde man das wohl ein Heimkino nennen, Flachbildfernseher gab es noch nicht.
Der Kollege erklärte mir (und zuvor auch dem Geschäftsmann), daß sich der Fernseher nicht völlig optimal einstellen lasse. Der Kunde sagte dazu nur, daß das nicht schlimm sei und zeigte meinem Kollegen einen mittleren Sony-Fernseher in seinem Arbeitszimmer, mit dem er das Fernsehprogramm für gewöhnlich nebenbei verfolgte. Die Braun-Anlage im Wohnzimmer sollte hauptsächlich Besucher beeindrucken und nebenbei Musik spielen.
Interessantes Video, heute mal Fokus auf Mechanik. Man konnte eindrucksvoll sehen, was man früher alles mit doch recht aufwendiger Mechanik gelöst hat. Heute wäre so ein Gerät kaum mehr machbar, da Herstellkosten aufgrund des mechanischen Aufbaus viel zu hoch und somit für den Endkunden unbezahlbar.
Gerät dürfte wieder für die nächsten Jahre fit sein.
Die Braun Anlagen waren schon schöner solider schwere Anlagen, habe vor Jahren auch eine Überarbeitet gleicher Plattenspieler, CSV1000 Verstärker und seperater Thuner, so schwer baut man leider nicht mer.
Glücklicherweise sind die Öldämpfer nicht undicht
Servas aus Wien
78er Drehzahl ist gar nicht so sinnbefreit... Vor allem in den 80er Jahren gab es Maxi Singles, also 12 Zoll Platten mit 78RPM und dementsprechend sehr hoher Klangqualität. Mittlerweile attraktive und (zum teil) seltene Sammelobjekte die eine entsprechende Abspielmöglichkeit erfordern.
Sicher?
Ich kenne Maxi-Singles nur mit 45 rpm.
Alles doch ganz einfach: Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche zieh'n und mit der kleinen Kurbel ganz nach oben dreh'n!
Und jede Menge professionelles Equipment: R & S, hp - nicht billig, das Zeug.
Was für eine ausgeklügelte Mechanik, das ist wirklich Fummelei....
Typisch für Braun. Unnötig kompliziert ohne Qualitätsgewinn. Anstatt entweder Treibrad oder Riemen wird beides eingesetzt. Dazu eine komplexe Seilzugführung, die weitere Fehlermöglichkeiten mit sich bringt.
Die Kombination Reibrad-Riemen hatte wohl den Sinn, den Rumpelfaktor zu minimieren.
Reibradantrieb allein, wie zB. beim Thorens TD 124, können bei unrund laufenden Reibrädern rumpeln. Ob man das hört, ist eine andere Frage. Der TD 124 hatte einen schweren Plattenteller, da dürfte das nicht so ins Gewicht gefallen sein.
Von der Seilzugkonstruktion war ich tief beeindruckt. Die Geduld, mit der Jörg an so etwas herangeht, ist mir zur Gänze abgängig.