Über eine Stunde Interview und so wenig Menschenkenntnis, um nicht zu merken, wie - der sich mehr als auffällig verhaltende - Herr Grenke Sie in quasi jedem seiner Sätze hinters Licht geführt hat. Reife Leistung!
@@gruninvestieren6097 Klar, gerne! Meine Eindrücke: Wolfgang Grenke zeigt in Ihrem Video ein über weite Strecken irritierendes, unnatürliches Wangenspiel; es finden sich häufig recht auffällige, wenngleich meist eher kleinere zapplige Bewegungen; er verhaspelt sich an unzähligen Stellen sehr stark und in sehr auffälliger Weise (und übrigens immer dann ganz besonders, wenn er Ihnen gerade eine besonders dreiste Lüge aufgetischt hat); es fällt mehrfach ein kurzes, übertrieben wirkendes Lächeln bis Grinsen auf, für das es keinen plausiblen Grund gibt und das ohne ein gleichzeitiges "Mitlachen" der Augen stattfindet (auch das jeweils an Stellen, an denen er besonders grotesken Quatsch erzählt hat); die Stimmlage wird mitunter plötzlich etwas höher, zwar nur recht geringfügig, aber eben dennoch wahrnehmbar; die Blickrichtung wechselt mehrfach nach oben links (ein Anzeichen für das Vorstellen imaginärer Bilder); er beißt sich nach vorgetragenen Lügen wiederholt stark auf die Lippen. Insgesamt scheint Herr Grenke sich augenscheinlich ziemlich unwohl während Ihres Interviews zu fühlen - warum denn eigentlich, wenn er doch eigentlich gerade über sein erfolgreiches Unternehmen und damit sein Lebenswerk spricht?! Redet Herr Grenke hingegen mal über Dinge, die nicht unmittelbar die GRENKE AG, sondern andere Bereiche seines Lebens betreffen, wirkt er von einer Sekunde auf die andere wie ausgewechselt, tritt glaubwürdig auf, verspricht sich nicht bzw. so gut wie kaum, trägt ein ehrlich wirkendes Lächeln und wirkt insbesondere plötzlich recht relaxt und beinahe dankbar über eine Gelegenheit, gerade nicht lügen zu müssen. Zudem spricht Herr Grenke über länger vergangene Gegebenheiten, insbesondere aus dem letzten Jahrhundert, als die GRENKE AG wohl potentiell noch vollumfänglich oder zumindest großteils ein reelles Geschäft betrieben hat, in auf mich authentisch wirkender Weise, während er bei Aussagen über aktuelle Geschäftsprozesse sofort wieder extrem unsicher wird. Weshalb nur? Weil der gute Mann nun mal zwei Gesichter mit sich herumträgt. Während er bei Fragen, in denen er sich eine Lüge zurechtbasteln muss, mitunter erstmal schluckt, teilweise eine leicht verzögerte Reaktionszeit erkennen lässt, während der er sich eine Strategie überlegt, wie er Ihnen antworten möchte, er auffällige Augenrotation und nicht unterdrückbare Mikroexpressionen (vornehmlich im Bereich der Mundwinkel sowie häufig im Halsbereich, mitunter auch im Bereich der Augenbrauen) zeigt und dann seine Antwort häufig mit einem Stottern beginnt und sich innerhalb nur eines Satzes sogar mehrfach verspricht (etwa bei Ihren Fragen zur Franchise-Thematik), kommen andere vorgetragenen Antworten hingegen auf einmal sehr direkt, klar und spontan. All diese Verhaltensweisen, noch dazu in dieser Häufung, sind nun mal klare Indizien, dass sich jemand in seiner Rolle gerade so ganz und gar nicht wohlfühlt. Vielmehr wirkt der Mann über die meiste Zeit des Interviews sich seiner selbst vollkommen unsicher - dabei trifft er aber gerade doch nicht den US-Präsidenten oder Bill Gates, sondern plaudert scheinbar ganz locker mit einem entspannten TH-camr über sein Geschäft, auf das er doch eigentlich mächtig stolz sein müsste. Jeder erfolgreiche Unternehmensgründer ist nun mal zurecht stolz auf sein Tun und Können - Herr Grenke trägt hingegen keine Sekunde einen natürlichen, authentischen Stolz mit sich. Für jemanden, der so lange Zeit CEO eines (damals noch) im SDAX notierten Unternehmens war, ist das schon sehr ungewöhnlich. Einen anderen ehemaligen CEO eines Unternehmens aus der DAX-Familie, der sich in einem Interview auf eine ebenbürtige Weise präsentiert hat, kenne ich aber durchaus: Dr. Markus Braun (etwa bei n-tv und in all seinen anderen mir bekannten öffentlichen Auftritten). Wenn Sie mir jetzt antworten, dass sich sowas im Nachhinein ja immer sehr leicht sagen lässt, wenn man nun weiß, was hier gespielt wurde, und manche Nuancen einfach nicht zwingend auffallen, wenn man nicht explizit darauf achtet: Ja, völlig logisch, da hätten Sie natürlich absolut Recht. Dennoch: Kennen Sie Mitmenschen, die sich in Gesprächen Ihnen gegenüber auf eine Art und Weise verhalten, wie Herr Grenke es getan hat? Kennen Sie vor allem jemanden, der all die obigen Verhaltensweisen an den Tag legt, Ihnen gegenüber derart inkonsistent auftritt und quasi seine gesamte Mimik und Gestik von Minute zu Minute vollkommen verändert? Sehen Sie. ;-)
@@benjaminklauke5317 Spannende Einschätzung. Jetzt würde mich aber erstmal dein fachlicher Hintergrund interessieren. Welche Ausbildung hast du gemacht, um das so (gut) analysieren zu können?
@@gruninvestieren6097 Mein fachlicher Hintergrund tut an sich nichts Wesentliches zur Sache, da meine Einschätzung an dieser Stelle lediglich eine Laienmeinung ist und keinerlei professionelle Expertise beinhaltet (falls es dennoch interessiert: Ich bin Arzt und daher wie jeder Mediziner genaues Beobachten gewohnt, habe aber beruflich keinerlei Berührung zur Psychologie). Ich schaue mir bei meinen Investments die Vorstände und Aufsichtsräte generell recht genau an, zumindest soweit mir das durch öffentlich verfügbares Videomaterial möglich ist, und frage mich dabei, ob mir jemand durch seine Gestik und Mimik das Gleiche vermittelt, was er in seinen Worten ausdrückt. Die meisten Leute sind schlichtweg viel zu schlecht darin, nicht zutreffende Umstände in einem Gespräch von längerer Dauer konsequent verbergen zu können. Im Falle dieses Videos finde ich die Diskrepanz zwischen dem, was gesagt wird, und dem, was das gesamte Verhalten ausdrückt, schon ziemlich drastisch und das Interview ist unter diesem Gesichtspunkt in meinen Augen insgesamt stark widersprüchlich, wie ich dies ja bereits geschildert hatte. Andere Leute sind da schon wesentlich bessere Vollprofis im Erzählen schöner Börsenstorys - beispielsweise der Executive Chairman eines bekannten Wasserstoff-LKW-Startups. ;-)
Tolles Interview mit sehr guten Fragen. Hoffentlich gibt es bald das zweite Interview dazu. Wolfgang Grenke hat sehr offen und klar das Geschäftsmodell und die Aussichten beschrieben. Finde ich sehr sympathisch und nachvollziehbar. Hoffen wir mal, dass heute die meisten Vorwürfe geklärt werden können.
Einige offene Fragen blieben nach dem Statement heute (September 18) und der Telefonkonferenz, die auch zu schnell beendet wurde. Es bleibt also doch spannender als gedacht.
Die Fälle GRENKE und Wirecard sind übrigens ein gutes Lehrstück für jeden Anleger und man kann sicherlich eine ganze Menge aus diesen Fällen mitnehmen: 1) Verstehe ich wirklich, was die Firma macht und vor allem wie sie es macht? Das Franchisemodell von GRENKE ist - auch wenn es sicher Leute geben mag, die es erklärbar machen wollen - schwer nachvollziehbar. Was sind Gründe für ein solch einigermaßen exotisch anmutendes Modell und warum machen andere Firmen das nicht so? Erscheint eine Corina Stingaciu (valueandopportunity.files.wordpress.com/2020/09/corina.jpg ) in diesem Zusammenhang eine kompetente Führungspersönlichkeit zu sein? Bei Wirecard war das TPA- und MCA-Modell erstaunlich, hier ist die Spezialität des Unternehmens eben das Franchisemodell. Wenn Firmen sich besonders komplexe, noch dazu im (weit entfernten) Ausland angesiedelte Strukturen ausdenken, ist so etwas in meinen Augen generell stark zu hinterfragen. 2) Verstehe ich die Bilanz des Unternehmens? Eine Bilanz soll ja nun mal einen schnellen und leicht verständlichen Eindruck über ein Unternehmen verschaffen. Die Wirecard-Bilanz wirkt absolut nicht wie andere Bilanzen, sondern eher wie ein Verkaufsprospekt; während man sich über einen erheblichen Seitenumfang hinweg über lauter Blabla auslässt, findet sich zur CardSystems Middle East FZ-LLC in Dubai, die für 58 % des Konzerngewinns verantwortlich war, lustigerweise gerade mal ein Satz, was die Firma eigentlich angeblich so treibt ("Affiliate-Lösungen und Mehrwertdienstleistungen" - hä, was?!). Im Fall GRENKE werden im Jahresabschluss die GRENKE AG, die GRENKE BANK AG, der GRENKE-Konzern und dann auch noch die GRENKE-Gruppe genannt. Wer ist für was verantwortlich, wem gehören welche Vermögensgegenstände und welche Schulden betreffen wen? Verschafft diese Art von Bilanz wirklich einen transparenten und leicht verständlichen Eindruck über die Unternehmensgruppe oder gewinne ich hier eher den Eindruck, dass man bewusst eine möglichst komplizierte Bilanz für eine an sich doch eigentlich recht simple und banale Geschäftstätigkeit aufgebaut hat? 3) Unternehmen hinterlassen heutzutage Unmengen digitaler Spuren. Das können App-Download-Zahlen sein, die sich über Dienste wie App Annie oder Sensor Tower nachvollziehen lassen, Website-Zugriffszahlen, die sich mit Alexa und diversen anderen Tools herausfinden lassen, oder auch Softwarebewertungen von Enterprise-Kunden, die sich etwa auf Capterra und TrustRadius finden lassen. Im Falle von Wirecard hätte man sehr schnell festgestellt, dass die von Dr. Markus Braun behaupteten Downloadzahlen der boon-App nicht mit den reellen Zahlen übereinstimmen und er hier nachweislich lügt. Darüberhinaus sind generell sämtliche Bewertungsportale natürlich immer eine gute Anlaufstelle, beispielsweise Trustpilot. Bei GRENKE hätte man schon bei einer flüchtigen Analyse der Trustpilot-Rezensionen (etwa der UK-Niederlassung unter uk.trustpilot.com/review/grenkeleasing.co.uk ) gesehen, dass hier Kunden massiv unzufrieden sind. Möchte ich wirklich an einem Unternehmen beteiligt sein, dessen Kunden extrem verärgert zu sein scheinen, in Massen die Firma als Scam titulieren und dann sogar auch noch zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen das Geschäftsgebahren des Unternehmens aufrufen? 4) Wie sehen die Ratings der großen Agenturen aus? Bei GRENKE gibt es ein S&P-Rating von BBB+. Damit braucht es also auch ohne die derzeitig im Raum stehenden Vorwürfe nicht viel, um auf non-investment grade abzurutschen und damit, insbesondere in Anbetracht des enormen Refinanzierungsbedarfs von GRENKE, in potentiell ernsthafte Schwierigkeiten zu geraten. 5) Bewertungen von Mitarbeitern auf Portalen wie Glassdoor oder kununu liefern einen guten Eindruck über die Unternehmenskultur und zeigen in vielen Fällen Internas auf, die als Aktionär sehr wissenswert sind. Natürlich sind diese Portale einerseits vor übertrieben positiven Fake-Bewertungen des Managements und andererseits Rachebewertungen von Mitarbeitern oder der Konkurrenz nicht ganz gefeit. Insgesamt erhält man dort in meinen Augen aber dennoch sehr wertvolle Einblicke in Unternehmen. Die Gesamtbewertung von GRENKE bewegt sich bei Glassdoor deutlich unter dem Durchschnitt gut gemanagter Firmen, die ihre Mitarbeiter wertzuschätzen wissen. Es finden sich Bewertungen wie die folgenden: "keine Wertschätzung der Mitarbeiter", "schlimmer Umgang mit den Mitarbeitern", "man wird verheizt", "Grenke verkauft sich bei Einstellung gut, danach wird es richtig bitter", "blankes Chaos", "Das einzig positive, das ich bei diesem Unternehmen feststellen konnte, waren die kostenlose Versorgung mit warmen und kalten Getränken sowie Mahlzeiten.", "People didn’t enjoy coming to work due to attitude from top mgt.", "They treat staff terribly.", "like going back 20 years", "bullying from directors evident on a daily basis", "a very poor management" etc. 6) Mit das Wichtigste: Habe ich ein gutes Gefühl bei den Vorständen und Aufsichtsräten? Heutzutage gibt es von den Verantwortlichen börsennotierter Gesellschaften i. d. R. umfangreiche Social-Media-Auftritte, Video-Aufzeichnungen und Analysten-Calls, wo man sich einen guten Eindruck von der Persönlichkeit der Manager verschaffen kann. Überzeugt mich ein Dr. Markus Braun, der fast in jedem Satz ein Bullshit-Bingo mit den Buzzwords künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Payment-Ökosystem gespielt und in quasi jedem zweiten Satz das Wort "strong" verwendet hat? Kennt man einen anderen erfolgreichen Manager, der sich in ähnlicher Weise artikuliert? Wenn man sich nur mal ein Bild von Jan Maršálek ansieht: Hat man da Vertrauen, dass dieser Mann in Asien sehr erfolgreiche Niederlassungen aufzubauen vermag, oder beschleicht einen eher das Gefühl, das man hier besser sehr vorsichtig agieren sollte? Bei GRENKE wäre das obige Interview ein guter Startpunkt gewesen: Kann Herr Grenke darin plausibel nachvollziehbar die Vorzüge des Franchisemodells darlegen? Habe ich den Eindruck, dass die hinter diesem Modell stehenden Expansionspläne des Unternehmens von großer Kompetenz getragen sind ("Och, wir gehen jetzt mal in die USA, dann machen wir da ne schneidige Marktanalyse und vor Amazon braucht man sich ja eh nicht fürchten.")? Schaut euch mal ein paar Interviews von erfolgreichen CEOs an - und dann guckt euch nochmal obiges Interview an. Fällt euch im Vergleich etwas auf? Erklärt hier jemand transparent seine Firmenstruktur und präsentiert voller Stolz sein Lebenswerk - oder antwortet jemand auf die meisten Fragen recht ausweichend mit zahllosen inhaltsleeren Blabla-Sätzen? Noch krasser wird der Eindruck bei Antje Leminsky: Schaut euch die Dame mal in der Aufzeichnung der letzten Hauptversammlung an. Habt ihr den Eindruck, hier eine kompetente CEO vor euch zu haben - oder eher eine Schachfigur des Firmengründers? (Nur nebenbei bemerkt: Der gestrige Analysten-Call, dem Wolfgang Grenke amüsanterweise lieber gleich ganz ferngeblieben war, hatte noch ein wesentlich desaströseres Bild der Frau abgeliefert. Man fragt sich hier unweigerlich kontinuierlich, aus welchem Grund Antje Leminsky in dieser Firma eigentlich beschäftigt ist, wenn sie zu kaum einer Frage etwas Substanzielles beitragen kann und fortlaufend vielmehr den Eindruck erweckt, von der ganzen Firma so gar keine Ahnung zu haben - eine Schachfigur eben.) Eindrücke von Personen sind oftmals natürlich sehr subjektive Empfindungen, die man schwer objektivieren kann. Genau das darf aber auch mal erlaubt sein und es ist sicher nicht der schlechteste Rat, wenn man sich am Ende auch mal ein wenig auf sein Bauchgefühl verlässt: Kann man sich selbst mit den Verantwortlichen eines Unternehmens identifizieren, findet man die Personen sympathisch und könnte man sich diese in seinem Freundes- oder Bekanntenkreis vorstellen - oder findet man die handelnden Personen vielleicht eher etwas merkwürdig? Wie gesagt: Einfach mal eine Reihe von Videos mit CEOs angucken und sich anschließend Videos mit Wolfgang Grenke und Dr. Markus Braun ansehen und sich fragen, ob man diesen Leuten gerne sein Geld anvertrauen möchte. All das sind für jeden sehr einfach anzustellende Überlegungen und Recherchen, die in solchen Fällen recht schnell die eine oder andere red flag liefern, sodass man sich alleine dadurch oftmals vor Investments in derartige Konstrukte schützen kann.
Prinzipiell sind die Aussagen beachtenswert, allerdings ist es noch etwas zu früh Wirecard und Grenke im direkten Zusammenhang zu nennen. Für den Fall Grenke müssen die genauen Tatsachen erstmal ermittelt werden bevor man durch den direkten Vergleich suggeriert es handelt sich hier um Betrug wie bei Wirecard...
@@Daniel_Mueller_TF Die "hang em high"-Rufer bevor überhaupt irgendwas nachgewiesen wurde, gibt es hier zu Lande leider zuhauf. Ist vor und während Strafprozessen auch sehr beliebt. Die "Fundamentalanalyse" des Thread-Erstellers hinkt übrigens in einigen Punkten. Sich via Trustpilot, Glassdoor usw. ein realistisches Gesamtbild von Unternehmensführung und (End)kundenzufriedenheit machen zu wollen, ist praktisch unmöglich. Man sieht aber sehr gut, was hier der gemeine Trigger für die Einschätzung ist. Der Wirecard-Vergleich taucht im jeden Absatz mind. ein Mal auf, so absurd er auch ist. Die Rechnung des Shorties ist somit perfekt aufgegangen, obwohl er bis dato nicht einen einzigen Beweis geliefert hat.
Hier gibt es das Transkript zum Nachlesen: www.valuedach.de/2020/07/22/wolfgang-grenke-im-interview-grenke-ag/
Super Interview! Es hat großen Spaß gemacht!
Über eine Stunde Interview und so wenig Menschenkenntnis, um nicht zu merken, wie - der sich mehr als auffällig verhaltende - Herr Grenke Sie in quasi jedem seiner Sätze hinters Licht geführt hat. Reife Leistung!
Aha. Und wie hat er das bitte? Erklär mal.
@@gruninvestieren6097 Klar, gerne!
Meine Eindrücke: Wolfgang Grenke zeigt in Ihrem Video ein über weite Strecken irritierendes, unnatürliches Wangenspiel; es finden sich häufig recht auffällige, wenngleich meist eher kleinere zapplige Bewegungen; er verhaspelt sich an unzähligen Stellen sehr stark und in sehr auffälliger Weise (und übrigens immer dann ganz besonders, wenn er Ihnen gerade eine besonders dreiste Lüge aufgetischt hat); es fällt mehrfach ein kurzes, übertrieben wirkendes Lächeln bis Grinsen auf, für das es keinen plausiblen Grund gibt und das ohne ein gleichzeitiges "Mitlachen" der Augen stattfindet (auch das jeweils an Stellen, an denen er besonders grotesken Quatsch erzählt hat); die Stimmlage wird mitunter plötzlich etwas höher, zwar nur recht geringfügig, aber eben dennoch wahrnehmbar; die Blickrichtung wechselt mehrfach nach oben links (ein Anzeichen für das Vorstellen imaginärer Bilder); er beißt sich nach vorgetragenen Lügen wiederholt stark auf die Lippen. Insgesamt scheint Herr Grenke sich augenscheinlich ziemlich unwohl während Ihres Interviews zu fühlen - warum denn eigentlich, wenn er doch eigentlich gerade über sein erfolgreiches Unternehmen und damit sein Lebenswerk spricht?! Redet Herr Grenke hingegen mal über Dinge, die nicht unmittelbar die GRENKE AG, sondern andere Bereiche seines Lebens betreffen, wirkt er von einer Sekunde auf die andere wie ausgewechselt, tritt glaubwürdig auf, verspricht sich nicht bzw. so gut wie kaum, trägt ein ehrlich wirkendes Lächeln und wirkt insbesondere plötzlich recht relaxt und beinahe dankbar über eine Gelegenheit, gerade nicht lügen zu müssen. Zudem spricht Herr Grenke über länger vergangene Gegebenheiten, insbesondere aus dem letzten Jahrhundert, als die GRENKE AG wohl potentiell noch vollumfänglich oder zumindest großteils ein reelles Geschäft betrieben hat, in auf mich authentisch wirkender Weise, während er bei Aussagen über aktuelle Geschäftsprozesse sofort wieder extrem unsicher wird. Weshalb nur? Weil der gute Mann nun mal zwei Gesichter mit sich herumträgt. Während er bei Fragen, in denen er sich eine Lüge zurechtbasteln muss, mitunter erstmal schluckt, teilweise eine leicht verzögerte Reaktionszeit erkennen lässt, während der er sich eine Strategie überlegt, wie er Ihnen antworten möchte, er auffällige Augenrotation und nicht unterdrückbare Mikroexpressionen (vornehmlich im Bereich der Mundwinkel sowie häufig im Halsbereich, mitunter auch im Bereich der Augenbrauen) zeigt und dann seine Antwort häufig mit einem Stottern beginnt und sich innerhalb nur eines Satzes sogar mehrfach verspricht (etwa bei Ihren Fragen zur Franchise-Thematik), kommen andere vorgetragenen Antworten hingegen auf einmal sehr direkt, klar und spontan. All diese Verhaltensweisen, noch dazu in dieser Häufung, sind nun mal klare Indizien, dass sich jemand in seiner Rolle gerade so ganz und gar nicht wohlfühlt. Vielmehr wirkt der Mann über die meiste Zeit des Interviews sich seiner selbst vollkommen unsicher - dabei trifft er aber gerade doch nicht den US-Präsidenten oder Bill Gates, sondern plaudert scheinbar ganz locker mit einem entspannten TH-camr über sein Geschäft, auf das er doch eigentlich mächtig stolz sein müsste. Jeder erfolgreiche Unternehmensgründer ist nun mal zurecht stolz auf sein Tun und Können - Herr Grenke trägt hingegen keine Sekunde einen natürlichen, authentischen Stolz mit sich. Für jemanden, der so lange Zeit CEO eines (damals noch) im SDAX notierten Unternehmens war, ist das schon sehr ungewöhnlich. Einen anderen ehemaligen CEO eines Unternehmens aus der DAX-Familie, der sich in einem Interview auf eine ebenbürtige Weise präsentiert hat, kenne ich aber durchaus: Dr. Markus Braun (etwa bei n-tv und in all seinen anderen mir bekannten öffentlichen Auftritten).
Wenn Sie mir jetzt antworten, dass sich sowas im Nachhinein ja immer sehr leicht sagen lässt, wenn man nun weiß, was hier gespielt wurde, und manche Nuancen einfach nicht zwingend auffallen, wenn man nicht explizit darauf achtet: Ja, völlig logisch, da hätten Sie natürlich absolut Recht. Dennoch: Kennen Sie Mitmenschen, die sich in Gesprächen Ihnen gegenüber auf eine Art und Weise verhalten, wie Herr Grenke es getan hat? Kennen Sie vor allem jemanden, der all die obigen Verhaltensweisen an den Tag legt, Ihnen gegenüber derart inkonsistent auftritt und quasi seine gesamte Mimik und Gestik von Minute zu Minute vollkommen verändert? Sehen Sie. ;-)
Muss das erstmal in Ruhe durchlesen wusste gar nicht dass es bei TH-cam auch
Auch Fach fachpsychologen gibt... :)
@@benjaminklauke5317 Spannende Einschätzung. Jetzt würde mich aber erstmal dein fachlicher Hintergrund interessieren. Welche Ausbildung hast du gemacht, um das so (gut) analysieren zu können?
@@gruninvestieren6097 Mein fachlicher Hintergrund tut an sich nichts Wesentliches zur Sache, da meine Einschätzung an dieser Stelle lediglich eine Laienmeinung ist und keinerlei professionelle Expertise beinhaltet (falls es dennoch interessiert: Ich bin Arzt und daher wie jeder Mediziner genaues Beobachten gewohnt, habe aber beruflich keinerlei Berührung zur Psychologie).
Ich schaue mir bei meinen Investments die Vorstände und Aufsichtsräte generell recht genau an, zumindest soweit mir das durch öffentlich verfügbares Videomaterial möglich ist, und frage mich dabei, ob mir jemand durch seine Gestik und Mimik das Gleiche vermittelt, was er in seinen Worten ausdrückt. Die meisten Leute sind schlichtweg viel zu schlecht darin, nicht zutreffende Umstände in einem Gespräch von längerer Dauer konsequent verbergen zu können. Im Falle dieses Videos finde ich die Diskrepanz zwischen dem, was gesagt wird, und dem, was das gesamte Verhalten ausdrückt, schon ziemlich drastisch und das Interview ist unter diesem Gesichtspunkt in meinen Augen insgesamt stark widersprüchlich, wie ich dies ja bereits geschildert hatte.
Andere Leute sind da schon wesentlich bessere Vollprofis im Erzählen schöner Börsenstorys - beispielsweise der Executive Chairman eines bekannten Wasserstoff-LKW-Startups. ;-)
Super Content.
Bitte mehr Befragungen von Machern, wie Vorstandsvorsitzende (VV), Gründer, Patriarchen,....
Super Interview! Gerne mehr davon.
Der Mann scheint ehrlich zu sein.
Tolles Interview mit sehr guten Fragen. Hoffentlich gibt es bald das zweite Interview dazu. Wolfgang Grenke hat sehr offen und klar das Geschäftsmodell und die Aussichten beschrieben. Finde ich sehr sympathisch und nachvollziehbar.
Hoffen wir mal, dass heute die meisten Vorwürfe geklärt werden können.
Einige offene Fragen blieben nach dem Statement heute (September 18) und der Telefonkonferenz, die auch zu schnell beendet wurde. Es bleibt also doch spannender als gedacht.
9:44 9:53 Sagt er "Rank-Xerox"?
Tolles Interview 👍
Die Fälle GRENKE und Wirecard sind übrigens ein gutes Lehrstück für jeden Anleger und man kann sicherlich eine ganze Menge aus diesen Fällen mitnehmen:
1) Verstehe ich wirklich, was die Firma macht und vor allem wie sie es macht? Das Franchisemodell von GRENKE ist - auch wenn es sicher Leute geben mag, die es erklärbar machen wollen - schwer nachvollziehbar. Was sind Gründe für ein solch einigermaßen exotisch anmutendes Modell und warum machen andere Firmen das nicht so? Erscheint eine Corina Stingaciu (valueandopportunity.files.wordpress.com/2020/09/corina.jpg ) in diesem Zusammenhang eine kompetente Führungspersönlichkeit zu sein? Bei Wirecard war das TPA- und MCA-Modell erstaunlich, hier ist die Spezialität des Unternehmens eben das Franchisemodell. Wenn Firmen sich besonders komplexe, noch dazu im (weit entfernten) Ausland angesiedelte Strukturen ausdenken, ist so etwas in meinen Augen generell stark zu hinterfragen.
2) Verstehe ich die Bilanz des Unternehmens? Eine Bilanz soll ja nun mal einen schnellen und leicht verständlichen Eindruck über ein Unternehmen verschaffen. Die Wirecard-Bilanz wirkt absolut nicht wie andere Bilanzen, sondern eher wie ein Verkaufsprospekt; während man sich über einen erheblichen Seitenumfang hinweg über lauter Blabla auslässt, findet sich zur CardSystems Middle East FZ-LLC in Dubai, die für 58 % des Konzerngewinns verantwortlich war, lustigerweise gerade mal ein Satz, was die Firma eigentlich angeblich so treibt ("Affiliate-Lösungen und Mehrwertdienstleistungen" - hä, was?!). Im Fall GRENKE werden im Jahresabschluss die GRENKE AG, die GRENKE BANK AG, der GRENKE-Konzern und dann auch noch die GRENKE-Gruppe genannt. Wer ist für was verantwortlich, wem gehören welche Vermögensgegenstände und welche Schulden betreffen wen? Verschafft diese Art von Bilanz wirklich einen transparenten und leicht verständlichen Eindruck über die Unternehmensgruppe oder gewinne ich hier eher den Eindruck, dass man bewusst eine möglichst komplizierte Bilanz für eine an sich doch eigentlich recht simple und banale Geschäftstätigkeit aufgebaut hat?
3) Unternehmen hinterlassen heutzutage Unmengen digitaler Spuren. Das können App-Download-Zahlen sein, die sich über Dienste wie App Annie oder Sensor Tower nachvollziehen lassen, Website-Zugriffszahlen, die sich mit Alexa und diversen anderen Tools herausfinden lassen, oder auch Softwarebewertungen von Enterprise-Kunden, die sich etwa auf Capterra und TrustRadius finden lassen. Im Falle von Wirecard hätte man sehr schnell festgestellt, dass die von Dr. Markus Braun behaupteten Downloadzahlen der boon-App nicht mit den reellen Zahlen übereinstimmen und er hier nachweislich lügt. Darüberhinaus sind generell sämtliche Bewertungsportale natürlich immer eine gute Anlaufstelle, beispielsweise Trustpilot. Bei GRENKE hätte man schon bei einer flüchtigen Analyse der Trustpilot-Rezensionen (etwa der UK-Niederlassung unter uk.trustpilot.com/review/grenkeleasing.co.uk ) gesehen, dass hier Kunden massiv unzufrieden sind. Möchte ich wirklich an einem Unternehmen beteiligt sein, dessen Kunden extrem verärgert zu sein scheinen, in Massen die Firma als Scam titulieren und dann sogar auch noch zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen das Geschäftsgebahren des Unternehmens aufrufen?
4) Wie sehen die Ratings der großen Agenturen aus? Bei GRENKE gibt es ein S&P-Rating von BBB+. Damit braucht es also auch ohne die derzeitig im Raum stehenden Vorwürfe nicht viel, um auf non-investment grade abzurutschen und damit, insbesondere in Anbetracht des enormen Refinanzierungsbedarfs von GRENKE, in potentiell ernsthafte Schwierigkeiten zu geraten.
5) Bewertungen von Mitarbeitern auf Portalen wie Glassdoor oder kununu liefern einen guten Eindruck über die Unternehmenskultur und zeigen in vielen Fällen Internas auf, die als Aktionär sehr wissenswert sind. Natürlich sind diese Portale einerseits vor übertrieben positiven Fake-Bewertungen des Managements und andererseits Rachebewertungen von Mitarbeitern oder der Konkurrenz nicht ganz gefeit. Insgesamt erhält man dort in meinen Augen aber dennoch sehr wertvolle Einblicke in Unternehmen. Die Gesamtbewertung von GRENKE bewegt sich bei Glassdoor deutlich unter dem Durchschnitt gut gemanagter Firmen, die ihre Mitarbeiter wertzuschätzen wissen. Es finden sich Bewertungen wie die folgenden: "keine Wertschätzung der Mitarbeiter", "schlimmer Umgang mit den Mitarbeitern", "man wird verheizt", "Grenke verkauft sich bei Einstellung gut, danach wird es richtig bitter", "blankes Chaos", "Das einzig positive, das ich bei diesem Unternehmen feststellen konnte, waren die kostenlose Versorgung mit warmen und kalten Getränken sowie Mahlzeiten.", "People didn’t enjoy coming to work due to attitude from top mgt.", "They treat staff terribly.", "like going back 20 years", "bullying from directors evident on a daily basis", "a very poor management" etc.
6) Mit das Wichtigste: Habe ich ein gutes Gefühl bei den Vorständen und Aufsichtsräten? Heutzutage gibt es von den Verantwortlichen börsennotierter Gesellschaften i. d. R. umfangreiche Social-Media-Auftritte, Video-Aufzeichnungen und Analysten-Calls, wo man sich einen guten Eindruck von der Persönlichkeit der Manager verschaffen kann. Überzeugt mich ein Dr. Markus Braun, der fast in jedem Satz ein Bullshit-Bingo mit den Buzzwords künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Payment-Ökosystem gespielt und in quasi jedem zweiten Satz das Wort "strong" verwendet hat? Kennt man einen anderen erfolgreichen Manager, der sich in ähnlicher Weise artikuliert? Wenn man sich nur mal ein Bild von Jan Maršálek ansieht: Hat man da Vertrauen, dass dieser Mann in Asien sehr erfolgreiche Niederlassungen aufzubauen vermag, oder beschleicht einen eher das Gefühl, das man hier besser sehr vorsichtig agieren sollte? Bei GRENKE wäre das obige Interview ein guter Startpunkt gewesen: Kann Herr Grenke darin plausibel nachvollziehbar die Vorzüge des Franchisemodells darlegen? Habe ich den Eindruck, dass die hinter diesem Modell stehenden Expansionspläne des Unternehmens von großer Kompetenz getragen sind ("Och, wir gehen jetzt mal in die USA, dann machen wir da ne schneidige Marktanalyse und vor Amazon braucht man sich ja eh nicht fürchten.")? Schaut euch mal ein paar Interviews von erfolgreichen CEOs an - und dann guckt euch nochmal obiges Interview an. Fällt euch im Vergleich etwas auf? Erklärt hier jemand transparent seine Firmenstruktur und präsentiert voller Stolz sein Lebenswerk - oder antwortet jemand auf die meisten Fragen recht ausweichend mit zahllosen inhaltsleeren Blabla-Sätzen? Noch krasser wird der Eindruck bei Antje Leminsky: Schaut euch die Dame mal in der Aufzeichnung der letzten Hauptversammlung an. Habt ihr den Eindruck, hier eine kompetente CEO vor euch zu haben - oder eher eine Schachfigur des Firmengründers? (Nur nebenbei bemerkt: Der gestrige Analysten-Call, dem Wolfgang Grenke amüsanterweise lieber gleich ganz ferngeblieben war, hatte noch ein wesentlich desaströseres Bild der Frau abgeliefert. Man fragt sich hier unweigerlich kontinuierlich, aus welchem Grund Antje Leminsky in dieser Firma eigentlich beschäftigt ist, wenn sie zu kaum einer Frage etwas Substanzielles beitragen kann und fortlaufend vielmehr den Eindruck erweckt, von der ganzen Firma so gar keine Ahnung zu haben - eine Schachfigur eben.) Eindrücke von Personen sind oftmals natürlich sehr subjektive Empfindungen, die man schwer objektivieren kann. Genau das darf aber auch mal erlaubt sein und es ist sicher nicht der schlechteste Rat, wenn man sich am Ende auch mal ein wenig auf sein Bauchgefühl verlässt: Kann man sich selbst mit den Verantwortlichen eines Unternehmens identifizieren, findet man die Personen sympathisch und könnte man sich diese in seinem Freundes- oder Bekanntenkreis vorstellen - oder findet man die handelnden Personen vielleicht eher etwas merkwürdig? Wie gesagt: Einfach mal eine Reihe von Videos mit CEOs angucken und sich anschließend Videos mit Wolfgang Grenke und Dr. Markus Braun ansehen und sich fragen, ob man diesen Leuten gerne sein Geld anvertrauen möchte.
All das sind für jeden sehr einfach anzustellende Überlegungen und Recherchen, die in solchen Fällen recht schnell die eine oder andere red flag liefern, sodass man sich alleine dadurch oftmals vor Investments in derartige Konstrukte schützen kann.
Prinzipiell sind die Aussagen beachtenswert, allerdings ist es noch etwas zu früh Wirecard und Grenke im direkten Zusammenhang zu nennen. Für den Fall Grenke müssen die genauen Tatsachen erstmal ermittelt werden bevor man durch den direkten Vergleich suggeriert es handelt sich hier um Betrug wie bei Wirecard...
@@Daniel_Mueller_TF Die "hang em high"-Rufer bevor überhaupt irgendwas nachgewiesen wurde, gibt es hier zu Lande leider zuhauf. Ist vor und während Strafprozessen auch sehr beliebt. Die "Fundamentalanalyse" des Thread-Erstellers hinkt übrigens in einigen Punkten. Sich via Trustpilot, Glassdoor usw. ein realistisches Gesamtbild von Unternehmensführung und (End)kundenzufriedenheit machen zu wollen, ist praktisch unmöglich. Man sieht aber sehr gut, was hier der gemeine Trigger für die Einschätzung ist. Der Wirecard-Vergleich taucht im jeden Absatz mind. ein Mal auf, so absurd er auch ist. Die Rechnung des Shorties ist somit perfekt aufgegangen, obwohl er bis dato nicht einen einzigen Beweis geliefert hat.
Unglaublich wie viel Mühe und Zeit du in eine Argumentation unter einem Video steckst, bist du betroffen?
"Braves" Interview leider zur falschen Zeit.