Immer mehr Entlassungen: Steuert Deutschland auf die Mega-Krise zu?

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  • เผยแพร่เมื่อ 14 ส.ค. 2024
  • #deutschland #wirtschaft #krise
    Negative Konjunkturerwartungen, unsichere Märkte, Insolvenzen und Stellenabbau - um die deutsche Wirtschaft ist es derzeit nicht gut bestellt. Im zweiten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt, der wichtigste Indikator der Wirtschaftsleistung, sogar um 0,1 Prozent. Der Pessimismus ist durchaus berechtigt, sagt Clemens Schömann-Finck, Börsen- und Konjunkturexperte bei FOCUS online.
    „Wenn man sich so die Meldungen der letzten Woche anschaut, muss ich sagen, das habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Das erinnert wirklich an die schwierige Zeit, die Deutschland hatte, die dann zu Agenda 2010 geführt haben.“
    Gemeint sind die massiven Jobabbauprogramme von Unternehmen in Deutschland. Tesla baut in Grünheide 400 Stellen ab. Stiebel Eltron will 1000 Stellen streichen. VW ebenfalls. Automobilzulieferer ZF plant die Streichung von 14.000 Stellen. Die Bahn setzt bei 30.000 Stellen den Rotstift an. „Solche Jobabbauprogramme hat es Ewigkeiten nicht mehr gegeben.“
    Im Juli stieg die Arbeitslosenquote in Deutschland auf sechs Prozent, das entspricht knapp 2,8 Millionen Arbeitslosen. Dies sei natürlich keine gute Entwicklung. Es bestehe angesichts des Fachkräftemangels aber auch die Chance, dass Betroffene schnell wieder Arbeit finden. Laut der jüngsten Studie des IG Köln fehlen im Jahr 2027 rund 730.000 Fachkräfte in Deutschland.
    „Wir haben eine Doppel-Entwicklung. Auf der einen Seite werden Jobs abgebaut, auf der anderen Seite sind Leute gefragt. Das ist ehrlicherweise eine Chance, dass Leute, die jetzt entlassen werden, keine lange Phase der Arbeitslosigkeit haben.“ Ein Rückfall in alte Zeiten wie vor der Agenda 2010 sei dann nicht zu befürchten.
    Damit Fachkräftemangel und Stellenabbau nicht in eine Abwärtsspirale führen, müsse ein „Match zwischen der Branche, wo Stellen fehlen und den Branchen, wo Stellen abgebaut werden“ hergestellt werden. Gelingt das nicht, hätte das Folgen für die Steuereinnahmen des Bundes und für weitere Wachstumsaussichten.
    Trotz der gegenwärtigen Stellenabbauprogramme in zahlreichen Unternehmen glaubt Schömann-Finck nicht daran, dass sich eine unsichere Arbeitsmarktsituation, wie es sie in den 80er-Jahren gab wiederholen könnte. „Wir haben eigentlich einen Arbeitnehmermarkt. Also als Arbeitsnehmer ist man in der besseren Position, gerade weil Fachkräftemangel herrscht.“
    Es hänge demnach auch viel von der Flexibilität und Qualifikation jedes einzelnen Arbeitnehmers ab.
    Auch für Branchen, die es derzeit in Schieflage geraten sind, wie die Chemie- oder Automobilbranche gibt Schömann-Finck zumindest etwas Entwarnung. Es sei eine Fehlannahme, dass Stellenabbau zwangsläufig Entlassungen bedeute. „Es kann auch einfach heißen, dass Stellen nicht nachbesetzt werden“, so der Experte. Beispielsweise, wenn jemand in Rente gehe oder die Firma wechsle. „So kann man natürlich auch Stellen abbauen, ohne dass jemand seinen Job verliert.“
    Dass die Konjunkturerwartungen in Deutschland so negativ sind, ist zu einem großen Teil auch der Ampel-Regierung geschuldet, der „kein gutes Bild“ abgebe.
    „Es ist ein ständiges Hin und Her. Wir erleben das gerade wieder beim Haushalt. Eine Einigung ist da und dann wieder nicht. Dann wird hier kritisiert und da kritisiert. Das ist einfach schlechte Politik.“ Dies wirke sich auch negativ auf die Stimmung im Land aus.
    Als Beispiel nennt Schömann-Finck den Konsumklimaindex, der das Vertrauen der Verbraucher misst. Dieser sei auf einem sehr niedrigen Niveau. „Das hat auch etwas mit Zukunftsängsten zu tun. Wenn die Leute lieber übers Auswandern nachdenken als übers Ausgeben, dann halten sie ihr Geld zusammen.“ Man brauche aber Konsum, um das Wirtschaftswachstum zu fördern.
    Die Rechnung ist eigentlich ganz einfach. „Wenn die Ampel ein gutes Bild abgeben würde, würde das Vertrauen wachsen und die Leute wären bereit Geld zu investieren und damit auch etwas für das Wirtschaftswachstum tun.“
    Der Ampel die alleinige Schuld zuzuschreiben, könne man aber nicht. Die großen Probleme, die Deutschland habe, das reformbedürftige Steuersystem, die schleppende Digitalisierung oder die marode Infrastruktur habe man quasi von den Vorgänger-Regierungen geerbt. „Es muss jetzt dieser berühmte Ruck durch Deutschland gehen, den der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog schon vor 25 Jahren gefordert hat“, so Schömann-Finck weiter. „Aber sobald bei einer Veränderung jeglicher Art immer Leute schreien und nicht bereit sind, mitzumachen, wird es ehrlicherweise schwierig.“
    Trotz aller Missstände rechnet Schömann-Finck nicht mit einer Mega-Krise in Deutschland. „Wir haben kein tolles Wirtschaftswachstum. Aber es ist nicht so, dass die Wirtschaft massiv schrumpft, so wie wir es in der Finanzkrise hatten. Das war wirklich dramatisch. Wir haben eher so einen blutleeren Aufschwung, 0,1 oder 0,2 Prozent plus.“
    Um die Herausforderungen der heutigen Zeit gerecht zu werden, müsse der Fokus auf Wirtschaftswachstum und Produktivität gelegt werden.

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