Rekalibriert, entzündert, entfettet: Hülsen beim Wiederladen mit der Lee APP Ladepresse von ARTAX

Bis auf einige Ausnahmen müssen Langwaffenhülsen vor dem Rekalibrieren gefettet werden. Ohne Gleitschicht frisst sich die Hülse in der Matrize fest, so nicht ausnahmsweise eine Hartmetallmatrize Verwendung fand. Fast wichtiger als das Fett - so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich - ist jedoch die Entfettung.
Dazu müssen wir auf den Vorgang in der Hülse während der Schussentwicklung eingehen: Während des Druckaufbaus möchte die Hülse, da sich der Gasdruck den leichtesten Weg sucht, nach hinten entschlüpfen - kann sie wegen der Lagerung in der Kammer aber nicht, da die Waffe im Schuss ja verriegelt ist. Trotzdem ist der Druck auf den Stoßboden, der vom Hülsenboden ausgeübt wird, beträchtlich. Mindernd wirkt sich die Reibung aus, die von der an der Kammer-Innenwand anliegenden Hülsenfläche gebildet wird.
Die Hülse wirkt im Schuss nicht nur als Dichtung, sondern auch als Bremse, sie "backt" regelrecht im Patronenlager fest. Lässt der Gasdruck nach dem Geschossabgang wieder nach, zieht sich die Hülse etwas zusammen. Das nennt man den Rückspringeffekt. Ohne diesen könnten wir die Hülse kaum oder gar nicht aus der Kammer ziehen. Wird nun eine gefettete oder verölte Patrone geladen und abgefeuert, fehlt die Bremswirkung, und der Druck geht wesentlich erhöht unmittelbar auf den Stoßboden, also auch auf die Verriegelungselemente. Das muss im Einzelfall weder kritisch noch gefährlich sein, nur leiden die Verriegelungselemente darunter stark.
Feuert der Schütze jedoch durch nachlässige Entfettung ständig "glitschige" Patronen ab, wirken sich diese Belastungen wie eine wesentlich höhere, normale Schussbelastung aus. Mit anderen Worten: Schlecht entfettete Hülsen lassen die Waffe wesentlich schneller alter - oder kaputtgehen.
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