Kästner verstehen: Sachliche Romanze (Gedichte-Karaoke 139)

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  • เผยแพร่เมื่อ 13 ม.ค. 2021
  • Gedichte A-Z: • A-Z: Gedichte verstehe...
    (c) Atrium-Verlag - Kästners eigener Vortrag: www.lyrikline.org/de/gedichte...
    Das ist alles so zwingend beiläufig im Chanson-Ton erzählt - eben als „Sachliche Romanze“, dass man ohne Weiteres bestätigend nickt, ohne sich zu fragen, ob das alles wirklich so sein kann.
    Als sie einander acht Jahre kannten
    (und man darf sagen: sie kannten sich gut),
    kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
    Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.
    Ob nach acht, nach vier oder erst nach 20 Jahren: Das ist der Lauf der Dinge, die Liebe kann in einer Beziehung abhanden kommen. Aber plötzlich? Vielleicht, wenn irgendein die Beziehung erschütterndes Ereignis eintrat? Hier ist aber nicht die Rede davon. Die Liebe ging verloren wie ein Gegenstand, auf den man nicht besonders Acht gab. Die Botschaft, dass man Liebe pflegen muss, darf man gerne herauslesen. An eine solche Absicht glaube ich aber nicht.
    Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
    versuchten Küsse, als ob nichts sei,
    und sahen sich an und wußten nicht weiter.
    Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.
    Das ist auch so anrührend erzählt, dass man sich nicht klar macht, wie wenig das als Handeln eines Paares vorstellbar ist, das gerade und plötzlich ein massives Beziehungsproblem hat. Es scheint vielmehr ein märchenhaftes Geschehen zu sein, so wie „Peter Schlemihl“ wenn dieser seinen Schatten verliert.
    Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
    Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier
    und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
    Nebenan übte ein Mensch Klavier.
    So steht er der weinenden Partnerin gegenüber und nimmt in seiner Ratlosigkeit, aber auch in seiner mangelnden Fähigkeit mitzufühlen, unwichtige Umgebungsdetails über Gebühr wahr. Das ist vielleicht tatsächlich die realistische Schilderung einer gescheiterten Beziehung, allerdings kommt es wohl kaum so beiläufig und plötzlich dazu, als wenn irgend so ein bösartiger kleiner Schwarzalb einfach die Liebe geklaut hat und damit schadenfroh kichernd davonrennt.
    Sie gingen ins kleinste Café am Ort
    und rührten in ihren Tassen.
    Sie wollen in ihrer peinlichen Situation von niemandem gesehen werden.
    Am Abend saßen sie immer noch dort.
    Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
    und konnten es einfach nicht fassen.
    Sie sind gewohnt, sich zueinander hingezogen zu fühlen. Da der Vorgang so unerklärlich ist (sie haben den Schwarzalb nicht bemerkt und wussten auch nicht, dass man sich Liebe klauen lassen kann), können sie auch nicht darüber reden und sich und dem anderen eingestehen, dass sich in den Gefühlen etwas geändert hat.
    Dieses Gedicht ist und bleibt berührend darin, dass es zeigt, wie es dieselben zwei Menschen geben kann, einmal einander liebend und einmal einander nicht mehr liebend. Und darin, dass man den jeweils anderen einmal als Geliebten und einmal als nicht mehr Geliebten erlebt. Und es wäre ohne diesen verblüffenden unrealistischen Vorgang des Liebesverlusts, der so niedlich gereimt erzählt ist, niemals zu Kästners beliebtestem Gedicht geworden.

ความคิดเห็น • 2

  • @ferzadschirzad1541
    @ferzadschirzad1541 3 ปีที่แล้ว +2

    Woran kann man erkennen ,dass dieses Gedicht zur Neuen Sachlichkeit gehört?
    LG

    • @christianebbertz7057
      @christianebbertz7057  3 ปีที่แล้ว +2

      "Erkennen" wäre zu viel gesagt. Man ordnet Kästner insgesamt als Autor zur "Neuen Sachlichkeit". Und "sachlich" gibt sich das Gedicht auf jeden Fall.