Zweig: ‚Sternstunden der Menschheit‘ 02 (von 12) - Dieter Hattrup liest

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  • เผยแพร่เมื่อ 9 ก.พ. 2016
  • 02. Die Marienbader Elegie 1823
    Als Goethe ins Altern kam, ist er immer wieder nach Eger, Karlsbad oder Marienbad gereist, also in eines der böhmischen Bäder. Von der Begegnung mit dem Wasser und von der Berührung mit der zu Kur weilenden vornehmen Welt versprach er sich neue Lebenskraft. ‚Unter Lieben, Trinken, Singen / Soll dich Chisers Quell verjüngen.‘ So läßt er sich zur gleichen Zeit im ‚Divan‘ vernehmen. Den Höhepunkt des Verlangens nach dem ewigen Jungbrunnen ist die Liebesaffäre vom Sommer 1823 mit Ulrike von Levetzow, die es mit einem flüchtigen Kuß nicht ganz bis zur Affäre geschafft hat. Goethe ist 74 Jahre alt und trifft auf Ulrike, die 19 Jahre zählt. Und er verliebt sich unsterblich in das Mädchen, das ihm immer so beschwingt entgegen tritt und ihn so freundlich und heiter anlächelt. Goethe tut ernsthafte Schritte, um das junge Ding zu ehelichen. Er befragt den Arzt über die zur Ehe gehörige Spannkraft, er beruhigt seine besorgte Schwiegertochter Ottilie, dann schickt er den Herzog von Weimar, seinen Landesherrn, los, bei den Eltern um die Hand des Mädchens anzuhalten. Man ist geehrt und geschockt zugleich, man bittet um Aufschub, man verzögert die Antwort, man vertröstet, und Goethe muß schließlich die Vergeblichkeit seiner Werbung erkennen. Auf der Rückfahrt von Weimar nach Karlsbad entsteht in seiner Reisekutsche die berühmte Klage des Verzichtes. Wir schreiben den 3. September 1823. Statt einer vergänglichen Liebesheirat bekommt Goethe nun ein unvergängliches, ewig junges, wenn auch schmerzliches Liebesgedicht geschenkt. In dieser Gestalt verwirklicht sich Chisers Quellkraft. Ulrike von Levetzow, die fast 100 Jahre alt werden sollte, bleibt ihr Leben lang unverheiratet, denn nach einer solchen Werbung ist keine weitere eheliche Annäherung denkbar.

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