Nach etwa einer viertel Stunde dieses Interviews kommt es für mich zu Wesentlichem. Da beginnst du, Stefan, davon zu berichten, was genau in dir passiert, wenn du dich zu Interaktionen aufgefordert fühlst. Das machst du, indem du das Rasenmähen früher bei deinen Eltern schilderst. Da beschreibst du ganz genau, was in dir abgegangen ist, als das früher dann allwöchentlich „auf dich zukam". Diesen Teil eures Interviews habe ich (mir) schriftlich verlangsamt: 15:01 „Aber ich kann dann auch einfach stur sein und sagen „Ich mach es nicht. Ich mache es einfach nicht.“ 15:05 "Ist das ein bewusstes „Ah .. jetzt bin ich stur!“ Wie läuft das in dir ab. Es gibt ja mehrere Wörter. Es gibt dieses Narkotisieren … wegschlafen. … Wie würdest du das in dir beschreiben. Wie läuft das ab?" 15:36 „Also, ich beschäftige mich nicht so viel mit diesem „Ich möchte nicht Rasen mähen.“ sondern versuche das zu ersetzen. Weil das ist ja wieder ein Negativ-Gefühl und das ist ja Disharmonie. Und das möchte ich nicht so gerne. Dann wird das - ähnlich der Sieben - erst mal mit anderen Sachen überpackt, damit ich das nicht so spüre. Und gleichzeitig werde ich still und kehre mich nach innen und bin aber nach außen nicht fassbar. Da konnte ich meine Eltern zur Weißglut bringen." ... 19:13 "Je mehr Aufgaben kommen, egal ob sie jetzt gut oder schön sind, wo ich eine Entscheidung treffen muss, die mich betreffen und auch auf mich Auswirkungen haben, umso mehr gehe ich in den Kopf und dann wird das zerpflückt, zerlegt und nochmal nachgedacht, was so ein bisschen zur Sechs reingeht. Das ist dann dieser Stresspunkt (der Neun). Da finde ich mich dann auch wieder. Da habe ich kein Gespür für mich. .. Es ist immer gut für mich, mich dann zu erden, im Hier und Jetzt hinzukommen, in den Körper rein. Auch wenn ich ein Körpertyp bin, muss ich selber gucken, dass ich im Jetzt, im Körper bin, um diesen Impuls, diese Priorität auch umzusetzen und nicht im Kopf zu zerdenken.“ 20:08 "Wie machst du das dann, rein praktisch?" 20:09 "Ich tue es dann einfach. Und denke dann nicht mehr so viel drüber nach. Wenn ich mir jetzt überlege „Nächstes Wochennende muss ich die Steuer machen!“ Sehr unangenehm. Dann schreibe ich mir das als Termin auf. Dann habe ich das zwei Tage später wieder vergessen. Aber dann kommt dieser Termin und dann versuche ich dann auch, es wirklich zu machen und nicht mehr drüber nachzudenken." ... 20:48 "Das finde ich einen ziemlich interessanten Ansatz. Das zentrale Thema im Bauchbereich ist ja die Autonomie. Bei der Neun fragt man sich ja manchmal: „Was hat das mit Autonomie zu tun.“ Und gleichzeitig baust du dir, wenn du dir einen Termin selbst einträgst, quasi so eine Brücke. Du entscheidest ja. Du hast ja selber entschieden." 21:08 "Ich habe es selber eingetragen. Das ist das mit der Autonomie. Je mehr von außen das ausgedrückt wird, dass andere etwas wollen und ich aber bei mir bin, dann frage ich mich immer, für wen setze ich diese Energie um? Für mich oder für den anderen? So komme ich da auch immer ein bisschen da raus aus dieser Verschmelzungsspirale. Harmonie und Autonomie - beides gleichzeitig geht nicht. Und ich habe für mich im Leben gelernt, dass ich Disharmonie aushalten kann, weil es auch für mich wichtig ist. .. Dass es gut ist, auch ein paar Ecken zu haben, nicht ganz rund zu sein. Weil .. es kommt später trotzdem. Es ist nicht so was Bewusstes. Aber man zieht sich in der Partnerschaft auch immer mehr so zurück. Weil .. es ist nicht so, dass ich sofort merken würde, was es ist. Aber meine Selbstidentität merke ich ja, die geht irgendwo verloren und dann ist da nicht mal das Gefühl „Gebe ich dem jetzt noch mehr nach? Verschwinde ich noch mehr? Oder wehre ich mich jetzt und zeige auch mal „Nein. Das ist jetzt nicht mein Bedürfnis oder nicht mein Wunsch. Oder die Idee, dem nachzugehen, das ist nicht mein Weg. Das ist nicht ganz einfach. Und wenn das dann zu oft runtergeschluckt wird, da ist dann immer das, wo diese ruhige Neun auch sehr laut, energisch, stur und böse rüber kommen kann, weil die Wut dann plötzlich so da ist. .. Ich muss dann auch noch lernen, mit Wut umzugehen. Auch das als Energie zu sehen. Das, wenn ich wütend werede, nachzusehen „Was ist denn da passiert.? Wurde ich übersehen? Habe ich meine eigenen Bedürfnisse nicht gesehen? Oder wurden die von anderen niedergedrückt? Dann da hin zu spüren „Was wäre mir denn da wichtig gewesen?“ Dann kann ich dem dann auch Ausdruck geben. Ohne in die Wut gleich überzufließen. Wo ich dann so ein Impuls bekomme, wo ich keine Kontrolle habe. Das ist ja mein größte Angst. Dass diese Wut unkontrolliert wird. Ist noch nie passiert. Aber im Kopf ist das erst mal so da. Weil das so energetisch, so viel ist. Und ich selber das Gefühl habe „Das halte ich selber ja kaum aus, wie sollen die anderen das aushalten.“ 24:03 "Ja das ist ein gutes Stichwort. Man sagt ja eben, dass es bei der Neun so ist, das die Wut in dem Moment, wo sie eigentlich rausgelassen werden sollte, müsste, dürfte, könnte, wie auch immer man es nennen mag, nicht rausgelassen wird. Aber dass sie dann eher so auf Nebenschauplätzen wütend wirst, wo du dann selber erschreckt bist. „Wo kommt denn das jetzt her?“ Ist das etwas, was du von dir jetzt gar nicht so kennst?" 24:32 "Doch. Das ist aber eher so dieses muffelige Etwas. Mich hat auf der Arbeit was wütend gemacht oder irgendeine andere Situation und dann kann ich es nicht so rauslassen. Und gerade bei Menschen, die mir nahe stehen, die wundern sich. Da gab es überhaupt kein Streitthema und dennoch werde ich energischer und lauter und fühle mich auch angegriffen, obwohl da gar nichts war. Ja und dann lassse ich sie dann ein bischen zu stark raus diese Wut, diese Energie, obwohl die Person oder die Sache gar nichts damit zu tun hatte und es auch gar nicht verdient hätte, da so viel Energie reinzugeben im Sinne von Wut. Das kommt immer erst später. Das ist auch immer noch ein Lernen für mich, das in dem Moment zu spüren. Und den Moment dann auch zu erleben oder nachzugehen. Da hätte ich auch ein gutes Beispiel. Da war ich auf einem Seminar ..“ - Aus Anlass eine Schilderung von dir, Stefan ab Minute 25:58 entschließt sich mein eigenes Neuner Muster nun noch, anzumerken: der Rest des Interviews ist auch ausgesprochen hörenswert!
Schönes Interview! Was mir als 9 noch einfällt: Nicht gesehen zu werden ist schlimm, aber falsch gesehen zu werden ist schlimmer. Wenn ich etwas sage, das dann in eine Richtung interpretiert wird, die von mir gar nicht beabsichtigt war, werde ich sauer. Allerdings musste ich auch erstmal lernen, dass solche Missverständnisse zustande kommen, wenn ich mich nicht eindeutig ausdrücke. (Abgesehen davon musste ich auch lernen, dass ich sauer werden kann.) Und eindeutig zu sein ist ja nicht gerade die Stärke der 9 - man könnte ja anecken und dann gibt´s nen Konflikt, igitt! Da ist es immer hilfreich, wenn der Partner noch mal nachfragt, ob er die Aussage richtig verstanden hat und sich natürlich die 9 vergewissert, ob die Aussage "richtig" angekommen ist (Bring- und Holschuld). Da erkennt man auch die Entwicklungslinie zur 3: Zeig dich! Habe ich mich verständlich ausgedrückt? 😏
❤ Vielen lieben Dank für so ein schönes und ehrliches Gespräch 🤗🖐️💐
Danke, Kirstin für deine glasklare Präsenz für Stefan.
Interessantes Gespräch 👍
Ich hab jetzt das erste Mal das mit der Autonomie und der 9 verstanden. Danke euch beiden!
Nach etwa einer viertel Stunde dieses Interviews kommt es für mich zu Wesentlichem. Da beginnst du, Stefan, davon zu berichten, was genau in dir passiert, wenn du dich zu Interaktionen aufgefordert fühlst. Das machst du, indem du das Rasenmähen früher bei deinen Eltern schilderst. Da beschreibst du ganz genau, was in dir abgegangen ist, als das früher dann allwöchentlich „auf dich zukam". Diesen Teil eures Interviews habe ich (mir) schriftlich verlangsamt:
15:01 „Aber ich kann dann auch einfach stur sein und sagen „Ich mach es nicht. Ich mache es einfach nicht.“
15:05 "Ist das ein bewusstes „Ah .. jetzt bin ich stur!“ Wie läuft das in dir ab. Es gibt ja mehrere Wörter. Es gibt dieses Narkotisieren … wegschlafen. … Wie würdest du das in dir beschreiben. Wie läuft das ab?"
15:36 „Also, ich beschäftige mich nicht so viel mit diesem „Ich möchte nicht Rasen mähen.“ sondern versuche das zu ersetzen. Weil das ist ja wieder ein Negativ-Gefühl und das ist ja Disharmonie. Und das möchte ich nicht so gerne. Dann wird das - ähnlich der Sieben - erst mal mit anderen Sachen überpackt, damit ich das nicht so spüre. Und gleichzeitig werde ich still und kehre mich nach innen und bin aber nach außen nicht fassbar. Da konnte ich meine Eltern zur Weißglut bringen."
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19:13 "Je mehr Aufgaben kommen, egal ob sie jetzt gut oder schön sind, wo ich eine Entscheidung treffen muss, die mich betreffen und auch auf mich Auswirkungen haben, umso mehr gehe ich in den Kopf und dann wird das zerpflückt, zerlegt und nochmal nachgedacht, was so ein bisschen zur Sechs reingeht. Das ist dann dieser Stresspunkt (der Neun). Da finde ich mich dann auch wieder. Da habe ich kein Gespür für mich. .. Es ist immer gut für mich, mich dann zu erden, im Hier und Jetzt hinzukommen, in den Körper rein. Auch wenn ich ein Körpertyp bin, muss ich selber gucken, dass ich im Jetzt, im Körper bin, um diesen Impuls, diese Priorität auch umzusetzen und nicht im Kopf zu zerdenken.“
20:08 "Wie machst du das dann, rein praktisch?"
20:09 "Ich tue es dann einfach. Und denke dann nicht mehr so viel drüber nach. Wenn ich mir jetzt überlege „Nächstes Wochennende muss ich die Steuer machen!“ Sehr unangenehm. Dann schreibe ich mir das als Termin auf. Dann habe ich das zwei Tage später wieder vergessen. Aber dann kommt dieser Termin und dann versuche ich dann auch, es wirklich zu machen und nicht mehr drüber nachzudenken." ...
20:48 "Das finde ich einen ziemlich interessanten Ansatz. Das zentrale Thema im Bauchbereich ist ja die Autonomie. Bei der Neun fragt man sich ja manchmal: „Was hat das mit Autonomie zu tun.“ Und gleichzeitig baust du dir, wenn du dir einen Termin selbst einträgst, quasi so eine Brücke. Du entscheidest ja. Du hast ja selber entschieden."
21:08 "Ich habe es selber eingetragen. Das ist das mit der Autonomie. Je mehr von außen das ausgedrückt wird, dass andere etwas wollen und ich aber bei mir bin, dann frage ich mich immer, für wen setze ich diese Energie um? Für mich oder für den anderen? So komme ich da auch immer ein bisschen da raus aus dieser Verschmelzungsspirale. Harmonie und Autonomie - beides gleichzeitig geht nicht. Und ich habe für mich im Leben gelernt, dass ich Disharmonie aushalten kann, weil es auch für mich wichtig ist. .. Dass es gut ist, auch ein paar Ecken zu haben, nicht ganz rund zu sein. Weil .. es kommt später trotzdem. Es ist nicht so was Bewusstes. Aber man zieht sich in der Partnerschaft auch immer mehr so zurück. Weil .. es ist nicht so, dass ich sofort merken würde, was es ist. Aber meine Selbstidentität merke ich ja, die geht irgendwo verloren und dann ist da nicht mal das Gefühl „Gebe ich dem jetzt noch mehr nach? Verschwinde ich noch mehr? Oder wehre ich mich jetzt und zeige auch mal „Nein. Das ist jetzt nicht mein Bedürfnis oder nicht mein Wunsch. Oder die Idee, dem nachzugehen, das ist nicht mein Weg. Das ist nicht ganz einfach. Und wenn das dann zu oft runtergeschluckt wird, da ist dann immer das, wo diese ruhige Neun auch sehr laut, energisch, stur und böse rüber kommen kann, weil die Wut dann plötzlich so da ist. .. Ich muss dann auch noch lernen, mit Wut umzugehen. Auch das als Energie zu sehen. Das, wenn ich wütend werede, nachzusehen „Was ist denn da passiert.? Wurde ich übersehen? Habe ich meine eigenen Bedürfnisse nicht gesehen? Oder wurden die von anderen niedergedrückt? Dann da hin zu spüren „Was wäre mir denn da wichtig gewesen?“ Dann kann ich dem dann auch Ausdruck geben. Ohne in die Wut gleich überzufließen. Wo ich dann so ein Impuls bekomme, wo ich keine Kontrolle habe. Das ist ja mein größte Angst. Dass diese Wut unkontrolliert wird. Ist noch nie passiert. Aber im Kopf ist das erst mal so da. Weil das so energetisch, so viel ist. Und ich selber das Gefühl habe „Das halte ich selber ja kaum aus, wie sollen die anderen das aushalten.“
24:03 "Ja das ist ein gutes Stichwort. Man sagt ja eben, dass es bei der Neun so ist, das die Wut in dem Moment, wo sie eigentlich rausgelassen werden sollte, müsste, dürfte, könnte, wie auch immer man es nennen mag, nicht rausgelassen wird. Aber dass sie dann eher so auf Nebenschauplätzen wütend wirst, wo du dann selber erschreckt bist. „Wo kommt denn das jetzt her?“ Ist das etwas, was du von dir jetzt gar nicht so kennst?"
24:32 "Doch. Das ist aber eher so dieses muffelige Etwas. Mich hat auf der Arbeit was wütend gemacht oder irgendeine andere Situation und dann kann ich es nicht so rauslassen. Und gerade bei Menschen, die mir nahe stehen, die wundern sich. Da gab es überhaupt kein Streitthema und dennoch werde ich energischer und lauter und fühle mich auch angegriffen, obwohl da gar nichts war. Ja und dann lassse ich sie dann ein bischen zu stark raus diese Wut, diese Energie, obwohl die Person oder die Sache gar nichts damit zu tun hatte und es auch gar nicht verdient hätte, da so viel Energie reinzugeben im Sinne von Wut. Das kommt immer erst später. Das ist auch immer noch ein Lernen für mich, das in dem Moment zu spüren. Und den Moment dann auch zu erleben oder nachzugehen. Da hätte ich auch ein gutes Beispiel. Da war ich auf einem Seminar ..“
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Aus Anlass eine Schilderung von dir, Stefan ab Minute 25:58 entschließt sich mein eigenes Neuner Muster nun noch, anzumerken: der Rest des Interviews ist auch ausgesprochen hörenswert!
Schönes Interview! Was mir als 9 noch einfällt: Nicht gesehen zu werden ist schlimm, aber falsch gesehen zu werden ist schlimmer. Wenn ich etwas sage, das dann in eine Richtung interpretiert wird, die von mir gar nicht beabsichtigt war, werde ich sauer. Allerdings musste ich auch erstmal lernen, dass solche Missverständnisse zustande kommen, wenn ich mich nicht eindeutig ausdrücke. (Abgesehen davon musste ich auch lernen, dass ich sauer werden kann.) Und eindeutig zu sein ist ja nicht gerade die Stärke der 9 - man könnte ja anecken und dann gibt´s nen Konflikt, igitt! Da ist es immer hilfreich, wenn der Partner noch mal nachfragt, ob er die Aussage richtig verstanden hat und sich natürlich die 9 vergewissert, ob die Aussage "richtig" angekommen ist (Bring- und Holschuld). Da erkennt man auch die Entwicklungslinie zur 3: Zeig dich!
Habe ich mich verständlich ausgedrückt? 😏
Zumindest meine ich, dich gut verstanden zu haben😊, dank dir sehr für die wertvollen Ergänzungen🤗!