Liebe Kolleg*innen, solche Videos sind natürlich mit Vorsicht zu genießen. Generell gilt bei mir für mich selbst: Wenn ich schweigende Klassen vor mir habe, war mein Impuls nicht aktivierend genug. Nun zu deinem Vid: 1) Cold Calling verunsichert SuS mehr als dass es kognitive Aktivität erhöht. Das Vorschalten einer Murmelrunde hilft meist viel mehr, weil die SuS Unsicherheiten in einem Murmelgespräch mit dem Partner abbauen können. Cold Calling wird zudem (leider) viel zu oft als Disziplinarmaßnahme eingesetzt, weil ein SoS vermeintlich nicht aufgepasst hat. 2) Ist im Prinzip ne Murmelrunde. Siehe oben. 3) Typischer Fehlschluss: Inaktive Klasse + Leistungsdruck = Aktive Klasse. Psychologisch zwar nicht verkehrt, wenn die SuS nicht wissen, ob sie drankommen. Ich bezweifle aber, ob die Arbeitsergebnisse dadurch letztendlich besser werden. Ich stelle mir in solchen Situationen immer die Frage: "Habe ich den SuS in Phase 1 die nötigen Hilfsmittel und Instrumente gegeben, damit sie die Ziele in Phase 2 erreichen können." Schülerpräsentation ist da ein alter Hut, kognitive Aktivierung weit weg. 4) Wenn du die Erfahrung gemacht hast, dass sich bei 5er Gruppen 2-3 SoS zurücklehnen, dann verrät uns das, dass alle Gruppenmitglieder in deinem Unterricht dieselbe Aufgabenstellung hatten als die Gruppenarbeit begann. Das ist in der Tat nicht sonderlich aktivierend. Versuch es doch mal mit kooperativer Gruppenarbeit, z.B. einem Gruppenpuzzle. Hier sind auch 5er Gruppen problemlos möglich, allerdings ist der Lernerfolg positiv abhängig. Somit wird eine höhere Aktivierung eingefordert und der Unterricht wird dazu ruhiger, weil konzentrierter. 5) Halte ich überhaupt nichts von. Sorry, aber Unterricht im 21. Jhd. schaut imho anders aus. Generell lässt sich konstatieren: Bei den von dir genannten Tipps wird Schüleraktivität mit kognitiver Aktivierung gleichgesetzt, was falsch ist. Nur weil die SuS etwas bearbeiten und unangekündigt präsentieren, lässt sich dadurch nicht auf Lernprozesse schließen. Deine Tipps zur Erhöhung der Aktivität basieren in den meisten Fällen auf unangekündigtes Aufrufen und damit auf der Autorität der Lehrperson, die du offensiv einsetzt. Das bedeutet, dass du im Unterricht viel steuerst, was ihn wohl sehr lehrerzentriert macht. Wichtiger ist aber, dass alle deine Tipps nur auf der Ebene der Sichtstruktur des Unterrichts operieren. Bessere Chancen für eine erhöhte kognitive Aktivierung findest du bei Helmke und Gold. Aber schon Sistermann hat das im BonBon-Modell beschrieben (ist lange her, ich weiß). Jeder Lehrperson, der das im Unterricht wichtig ist, empfehle ich einen Blick auf die Tiefenstrukturen des Unterrichts, wie von den obigen Autoren beschrieben. Just my 2 cents on the topic, Cheers
Dein Video habe ich noch nicht vollständig angeschaut. Aber bei dem ersten Trick, sind bei mir sofort die Alarmglocken angegangen. Besonders für introvertierte Schüler ist der erste Trick nicht empfehlenswert oder angemessen. Diese sind dann im Unterricht so angespannt und hoffen, dass sie nicht dran kommen, etc. Ich habe so ein Lehrerverhalten gehasst. So wirklich konnte ich mich nicht auf den Unterricht konzentrieren, weil ich ständig Herzrasen hatte, bloß nicht dran zu kommen und wenn doch, hoffentlich die richtige Antwort parat zu haben. Generell finde ich, dass man differenzieren muss, nicht jeder steht gerne im Mittelpunkt und muss zu jedem Thema "sein Senf hinzugeben". Introvertierte sind besonders im Stillen erfolgreich und andere wiederum hören einfach lieber zu und machen sich so ihre Gedanken und halten es vielleicht schriftlich fest. Daran sollte man die Unterrichtsnote nicht fest machen. Ich weiß, dass ist generell ein Problem des deutschen Schulsystems. Ich würde, dass auf jeden Fall anders handhaben, wenn ich Lehrerin bin.
Guter Input. Stimme dir zu, es gibt bestimmt SchülerInnen, für welche diese Methode sehr unangenehm sein kann. Entscheidend ist trotzdem, auf welche Art die Lehrperson es tut, sprich ob sie eine tolerante Fehlerkultur hat und die SuS bei Schwierigkeiten beim Antworten unterstützt, was sehr wichtig ist. Ungünstig ist es, wenn die Lehrperson problemorientiert ist und Fehler nicht als etwas Gutes sieht, auf dem man als Mensch eigentlich lernen kann. Ein anderer Grund, weshalb man auch introvertierte SchülerInnen so ein wenig herausfordern könnte, ist der bevorstehende Berufsalltag, in dem man auch zum Teil "auf Knopfdruck" versuchen können sollte sein Bestes zu geben. Und genau dafür können sie ja in der Schule noch üben, wo Fehler viel eher begrüsst werden, als dann im Erwachsenenleben... Lg
Ich verstehe was du meinst Ciana und ich denke es wäre mir in meiner Schulzeit auch unglaublich unangenehm gewesen. Ständig die Angst im Rücken zu spüren, dass man dran kommen könnte... Aber stell Dir vor, du hättest eine sehr unterstützende Lehrperson gehabt, welche dich lobt und dir hilft die richtige Antwort zu finden, anstatt dich zu korrigieren. Ich glaube ich hätte viel für meine Zukunft lernen können. Danke Davide für deine Videos. :)
Gerade hinsichtlich Fremdsprachen kann ich nur sagen: Sprache kommt von sprechen und da hilft es nichts, wenn man SuS einfach übers ganze Schuljahr hinweg schweigen lässt. Schule hat doch auch den Zweck, die SuS auf Abschlussprüfungen (teilweise mündlich!), das Leben und die Arbeitswelt vorzubereiten. Nach der Schule im Beruf und an der Uni wird auf solche Befindlichkeiten keinerlei Rücksicht mehr genommen. Wo wenn nicht in der Schule, soll man lernen, auch mit solchem Druck umzugehen? Nicht alles, was einem erst einmal Angst macht, schadet. Wenn man dies mit der nötigen Empathie und Fehlerkultur macht, so dass den SuS klar ist, wenn man was falsch macht, ist es nicht schlimm, lernt man was daraus. Ansonsten kriegen wir doch nach der Schule lauter Leute, die beim kleinsten Rüffel von ihrem Chef die Sinnkrise kriegen.
Das ist eines der wenigen Videos, welches von mir einen Daumen nach unten bekommen hat. Ich würde niemals im Leben freiwillig in deinen Unterricht gehen!
Ich habe ein Problem damit die Ergebnisse zu sichern, sprich dass die Lernenden über die präsentierten Ergebnisse diskutieren und diese auch hinterfragen etc. Welche Ideen habt Ihr? Dass die Lernenden Fragen zu den vorgestellten Ergebnissen präasentieren ist meistens auch schwer, oder ich stelle Fragen, dadruch wird aber die Diskussion oft nur mit den selben geführt. Fangen die Lernenden die Diskussion selber an sind alle oft viel aktiver. Man kann die Lernenden die Präsentation auch gegenseitig kontrollieren lassen und dann eventuell noteiren die sich fragen dazu, verbessern Ihre eigenen Ergebnisse nochmal und dann erst präsentieren ausgewählte Gruppen. Aber zu frieden war ich bis jetzt nicht.
Liebe Kolleg*innen, solche Videos sind natürlich mit Vorsicht zu genießen. Generell gilt bei mir für mich selbst: Wenn ich schweigende Klassen vor mir habe, war mein Impuls nicht aktivierend genug.
Nun zu deinem Vid:
1) Cold Calling verunsichert SuS mehr als dass es kognitive Aktivität erhöht. Das Vorschalten einer Murmelrunde hilft meist viel mehr, weil die SuS Unsicherheiten in einem Murmelgespräch mit dem Partner abbauen können. Cold Calling wird zudem (leider) viel zu oft als Disziplinarmaßnahme eingesetzt, weil ein SoS vermeintlich nicht aufgepasst hat.
2) Ist im Prinzip ne Murmelrunde. Siehe oben.
3) Typischer Fehlschluss: Inaktive Klasse + Leistungsdruck = Aktive Klasse. Psychologisch zwar nicht verkehrt, wenn die SuS nicht wissen, ob sie drankommen. Ich bezweifle aber, ob die Arbeitsergebnisse dadurch letztendlich besser werden. Ich stelle mir in solchen Situationen immer die Frage: "Habe ich den SuS in Phase 1 die nötigen Hilfsmittel und Instrumente gegeben, damit sie die Ziele in Phase 2 erreichen können." Schülerpräsentation ist da ein alter Hut, kognitive Aktivierung weit weg.
4) Wenn du die Erfahrung gemacht hast, dass sich bei 5er Gruppen 2-3 SoS zurücklehnen, dann verrät uns das, dass alle Gruppenmitglieder in deinem Unterricht dieselbe Aufgabenstellung hatten als die Gruppenarbeit begann. Das ist in der Tat nicht sonderlich aktivierend. Versuch es doch mal mit kooperativer Gruppenarbeit, z.B. einem Gruppenpuzzle. Hier sind auch 5er Gruppen problemlos möglich, allerdings ist der Lernerfolg positiv abhängig. Somit wird eine höhere Aktivierung eingefordert und der Unterricht wird dazu ruhiger, weil konzentrierter.
5) Halte ich überhaupt nichts von. Sorry, aber Unterricht im 21. Jhd. schaut imho anders aus.
Generell lässt sich konstatieren: Bei den von dir genannten Tipps wird Schüleraktivität mit kognitiver Aktivierung gleichgesetzt, was falsch ist. Nur weil die SuS etwas bearbeiten und unangekündigt präsentieren, lässt sich dadurch nicht auf Lernprozesse schließen. Deine Tipps zur Erhöhung der Aktivität basieren in den meisten Fällen auf unangekündigtes Aufrufen und damit auf der Autorität der Lehrperson, die du offensiv einsetzt. Das bedeutet, dass du im Unterricht viel steuerst, was ihn wohl sehr lehrerzentriert macht. Wichtiger ist aber, dass alle deine Tipps nur auf der Ebene der Sichtstruktur des Unterrichts operieren.
Bessere Chancen für eine erhöhte kognitive Aktivierung findest du bei Helmke und Gold. Aber schon Sistermann hat das im BonBon-Modell beschrieben (ist lange her, ich weiß). Jeder Lehrperson, der das im Unterricht wichtig ist, empfehle ich einen Blick auf die Tiefenstrukturen des Unterrichts, wie von den obigen Autoren beschrieben.
Just my 2 cents on the topic,
Cheers
DANKE!! Absolut richtig
„Wenn ich schweigende Klassen vor mir habe, war mein Impuls nicht aktivierend genug“ … 🤦♂️ Echt jetzt?
Dein Video habe ich noch nicht vollständig angeschaut. Aber bei dem ersten Trick, sind bei mir sofort die Alarmglocken angegangen. Besonders für introvertierte Schüler ist der erste Trick nicht empfehlenswert oder angemessen. Diese sind dann im Unterricht so angespannt und hoffen, dass sie nicht dran kommen, etc. Ich habe so ein Lehrerverhalten gehasst. So wirklich konnte ich mich nicht auf den Unterricht konzentrieren, weil ich ständig Herzrasen hatte, bloß nicht dran zu kommen und wenn doch, hoffentlich die richtige Antwort parat zu haben. Generell finde ich, dass man differenzieren muss, nicht jeder steht gerne im Mittelpunkt und muss zu jedem Thema "sein Senf hinzugeben". Introvertierte sind besonders im Stillen erfolgreich und andere wiederum hören einfach lieber zu und machen sich so ihre Gedanken und halten es vielleicht schriftlich fest.
Daran sollte man die Unterrichtsnote nicht fest machen. Ich weiß, dass ist generell ein Problem des deutschen Schulsystems. Ich würde, dass auf jeden Fall anders handhaben, wenn ich Lehrerin bin.
Guter Input. Stimme dir zu, es gibt bestimmt SchülerInnen, für welche diese Methode sehr unangenehm sein kann. Entscheidend ist trotzdem, auf welche Art die Lehrperson es tut, sprich ob sie eine tolerante Fehlerkultur hat und die SuS bei Schwierigkeiten beim Antworten unterstützt, was sehr wichtig ist. Ungünstig ist es, wenn die Lehrperson problemorientiert ist und Fehler nicht als etwas Gutes sieht, auf dem man als Mensch eigentlich lernen kann.
Ein anderer Grund, weshalb man auch introvertierte SchülerInnen so ein wenig herausfordern könnte, ist der bevorstehende Berufsalltag, in dem man auch zum Teil "auf Knopfdruck" versuchen können sollte sein Bestes zu geben. Und genau dafür können sie ja in der Schule noch üben, wo Fehler viel eher begrüsst werden, als dann im Erwachsenenleben... Lg
Ich verstehe was du meinst Ciana und ich denke es wäre mir in meiner Schulzeit auch unglaublich unangenehm gewesen. Ständig die Angst im Rücken zu spüren, dass man dran kommen könnte... Aber stell Dir vor, du hättest eine sehr unterstützende Lehrperson gehabt, welche dich lobt und dir hilft die richtige Antwort zu finden, anstatt dich zu korrigieren. Ich glaube ich hätte viel für meine Zukunft lernen können.
Danke Davide für deine Videos. :)
Gerade hinsichtlich Fremdsprachen kann ich nur sagen: Sprache kommt von sprechen und da hilft es nichts, wenn man SuS einfach übers ganze Schuljahr hinweg schweigen lässt. Schule hat doch auch den Zweck, die SuS auf Abschlussprüfungen (teilweise mündlich!), das Leben und die Arbeitswelt vorzubereiten. Nach der Schule im Beruf und an der Uni wird auf solche Befindlichkeiten keinerlei Rücksicht mehr genommen. Wo wenn nicht in der Schule, soll man lernen, auch mit solchem Druck umzugehen? Nicht alles, was einem erst einmal Angst macht, schadet. Wenn man dies mit der nötigen Empathie und Fehlerkultur macht, so dass den SuS klar ist, wenn man was falsch macht, ist es nicht schlimm, lernt man was daraus. Ansonsten kriegen wir doch nach der Schule lauter Leute, die beim kleinsten Rüffel von ihrem Chef die Sinnkrise kriegen.
Das ist eines der wenigen Videos, welches von mir einen Daumen nach unten bekommen hat. Ich würde niemals im Leben freiwillig in deinen Unterricht gehen!
Dankeschön für diese hilfreichen Tipps!
Ich habe ein Problem damit die Ergebnisse zu sichern, sprich dass die Lernenden über die präsentierten Ergebnisse diskutieren und diese auch hinterfragen etc. Welche Ideen habt Ihr?
Dass die Lernenden Fragen zu den vorgestellten Ergebnissen präasentieren ist meistens auch schwer, oder ich stelle Fragen, dadruch wird aber die Diskussion oft nur mit den selben geführt. Fangen die Lernenden die Diskussion selber an sind alle oft viel aktiver.
Man kann die Lernenden die Präsentation auch gegenseitig kontrollieren lassen und dann eventuell noteiren die sich fragen dazu, verbessern Ihre eigenen Ergebnisse nochmal und dann erst präsentieren ausgewählte Gruppen. Aber zu frieden war ich bis jetzt nicht.
So eine verstörende Herangehensweise als "didaktische Tricks" zu verkaufen, erfordert schon ein hohes Maß an sozialer Inkompetenz.
Das sollen didaktische Tricks sein? Vielleicht hilfreich für JunglehrerInnen,aber auch nur für die ersten drei Tage ihrer Berufspraxis.
Ich benutze diese Methoden selber praktisch täglich, seit mehreren Jahren, und die SchülerInnen haben auch Spass dabei. Lg
Wieso, was passt denn an diesen Tricks nicht?