Die Tests nach Bundesligaspielen nennt Kistner "lächerlich". Jeder Spieler wisse schließlich, dass es ihn treffen kann. "Das", so der SZ-Journalist, "hat im Ansatz nichts mit unabhängigen Tests zu tun." Tatsächlich werden nur die deutschen Nationalspieler wirklich umfassend kontrolliert, heißt es in der Sportclub Story. Bugar: "Das ist so vereinbart." Dabei gibt es einige (spektakuläre) Beispiele aus der Fußball-Vergangenheit. In seinem Buch "Anpfiff" schrieb der frühere Nationaltorhüter Toni Schumacher schon vor Jahren über die Einnahme verbotener Mittel und wurde als Nestbeschmutzer gebrandmarkt. Ex-Trainer Peter Neururer berichtete über das Aufputschmittel Captagon ("Die Pillen lagen teilweise in der Kabine rum."), und auch der ehemalige 96-Stürmer Dieter Schatzschneider bestätigt: "Wenn mich jemand fragt, ob früher Captagon genommen wurde, kann ich das mit einem klaren Ja beantworten." Namen nennt er nicht, sagt nur, dass er selbst nie zu diesen Tabletten gegriffen habe. Ist Doping in der Bundesliga nur eine Randerscheinung, oder schottet sich der Fußball ab? Experten betrachten die Branche kritisch und nennen die Tests nach Spielen "lächerlich". Wenn am 14. Juni die Fußball-Weltmeisterschaft beginnt, sind Doping-Experten offenkundig unerwünscht. Der mit seinen Doping-Recherchen für die ARD weltweit anerkannte Sportjournalist Hajo Seppelt darf nicht nach Russland einreisen, und die üblichen Doping-Kontrollen werden anders als beispielsweise bei den Olympischen Spielen nicht von der unabhängigen Welt-Anti-Doping-Agentur WADA durchgeführt, sondern in Eigenregie vom Weltfußball-Verband FIFA - also vom Veranstalter. Zufall, Methode, oder ist Doping im Fußball tatsächlich nur eine Randnotiz? Fritz Sörgel, Pharmakologe und anerkannter Anti-Doping-Kämpfer, hegt in der Sportclub Story seine Zweifel: "Die Nähe zur Wahrheit war im Fußball schon immer relativ gering. Man wollte nie wirklich zugeben, auf welcher breiten Basis im Fußball tatsächlich mit Dopingmitteln gearbeitet wird." Stürmer Martin Harnik von Hannover 96 sieht es anders, weil "viel mehr Faktoren eine Rolle spielen, als nur die reine körperliche Leistung". Dass Doping im Fußball ohnehin nichts bringt, glaubt auch der frühere Werder-Trainer Robin Dutt: "Der Spieler wäre mit Dummheit gestraft. Er würde sich in der Leistung eher verschlechtern." Der Doping-Experte der "Süddeutschen Zeitung", Thomas Kistner, ist völlig anderer Ansicht: "Das ist hanebüchen." Auch für den zweimaligen Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste steht fest: "Natürlich kann man in jeder Sportart dopen." Nährboden für unerlaubte Substanzen Der Sportmediziner Helge Riepenhof stützt diese Meinung: "Man kann schneller regenerieren, wenn man das medikamentös oder durch verschiedene Verfahren unterstützt", sagt der Chefarzt des BG Klinikums Hamburg, der bis vor Kurzem noch Mannschaftsarzt des italienischen Erstligisten AS Rom war. Zumal die Belastung der Kicker immer mehr zunimmt. Lief ein Bundesligaprofi in den 1970er-Jahren noch sechs Kilometer pro Spiel, sind es heute nicht selten doppelt so viel. Vermutlich ein prächtiger Nährboden für Substanzen, die - so Riepenhof in der Sportclub Story - "den Kraftzuwachs, den Sauerstofftransport und auch die Konzentrationsfähigkeit fördern". Sonderrechte für Fußballer Ungeachtet dessen behauptet Liverpools Trainer Jürgen Klopp, dass "Fußballer in dem Bereich zu keiner Zeit systematisch unterwegs gewesen sind". Warum aber entsprechen die Kontrollen im Fußball nicht den in anderen Sportarten üblichen Normen? "Dass unangekündigte Dopingkontrollen nicht stattfinden, kann ich nicht nachvollziehen", sagt Fürste. Tatsächlich bleibt die Privatsphäre der Kicker komplett unangetastet, wie Harnik bestätigt: "Alles andere wäre auch too much." Nach Angaben der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA werden in der Bundesliga pro Saison außerhalb des Wettkampfes 249 Kontrollen vorgenommen. Bei 502 Spielern in den 18 Teams der Bundesliga ist statistisch gesehen also höchstens jeder zweite Profi einmal getestet worden. In der Zweiten Liga kommt außerhalb des Wettkampfes gar nur jeder Vierte an die Reihe. In der Regionalliga gibt es aktuell gar keine Kontrollen. Aus finanziellen Gründen, sagt der Anti-Doping-Beauftragte des DFB, Vizepräsident Erwin Bugar.
@@karlthetruth5772 Man müsste erst mal den maximalen Nutzen klären, dann den Schaden. Erst wenn sich ein eindeutiger Überschuss eines Nutzens ergibt, werden die Mittel interessant. In dem Filmbeitrag wird leider Mitteleinnahme und Doping gleichgesetzt. Nicht jedes Pülverchen und Mittelchen ist Doping.
Die Tests nach Bundesligaspielen nennt Kistner "lächerlich". Jeder Spieler wisse schließlich, dass es ihn treffen kann. "Das", so der SZ-Journalist, "hat im Ansatz nichts mit unabhängigen Tests zu tun." Tatsächlich werden nur die deutschen Nationalspieler wirklich umfassend kontrolliert, heißt es in der Sportclub Story. Bugar: "Das ist so vereinbart." Dabei gibt es einige (spektakuläre) Beispiele aus der Fußball-Vergangenheit. In seinem Buch "Anpfiff" schrieb der frühere Nationaltorhüter Toni Schumacher schon vor Jahren über die Einnahme verbotener Mittel und wurde als Nestbeschmutzer gebrandmarkt. Ex-Trainer Peter Neururer berichtete über das Aufputschmittel Captagon ("Die Pillen lagen teilweise in der Kabine rum."), und auch der ehemalige 96-Stürmer Dieter Schatzschneider bestätigt: "Wenn mich jemand fragt, ob früher Captagon genommen wurde, kann ich das mit einem klaren Ja beantworten." Namen nennt er nicht, sagt nur, dass er selbst nie zu diesen Tabletten gegriffen habe.
Ist Doping in der Bundesliga nur eine Randerscheinung, oder schottet sich der Fußball ab? Experten betrachten die Branche kritisch und nennen die Tests nach Spielen "lächerlich".
Wenn am 14. Juni die Fußball-Weltmeisterschaft beginnt, sind Doping-Experten offenkundig unerwünscht. Der mit seinen Doping-Recherchen für die ARD weltweit anerkannte Sportjournalist Hajo Seppelt darf nicht nach Russland einreisen, und die üblichen Doping-Kontrollen werden anders als beispielsweise bei den Olympischen Spielen nicht von der unabhängigen Welt-Anti-Doping-Agentur WADA durchgeführt, sondern in Eigenregie vom Weltfußball-Verband FIFA - also vom Veranstalter. Zufall, Methode, oder ist Doping im Fußball tatsächlich nur eine Randnotiz? Fritz Sörgel, Pharmakologe und anerkannter Anti-Doping-Kämpfer, hegt in der Sportclub Story seine Zweifel: "Die Nähe zur Wahrheit war im Fußball schon immer relativ gering. Man wollte nie wirklich zugeben, auf welcher breiten Basis im Fußball tatsächlich mit Dopingmitteln gearbeitet wird."
Stürmer Martin Harnik von Hannover 96 sieht es anders, weil "viel mehr Faktoren eine Rolle spielen, als nur die reine körperliche Leistung". Dass Doping im Fußball ohnehin nichts bringt, glaubt auch der frühere Werder-Trainer Robin Dutt: "Der Spieler wäre mit Dummheit gestraft. Er würde sich in der Leistung eher verschlechtern." Der Doping-Experte der "Süddeutschen Zeitung", Thomas Kistner, ist völlig anderer Ansicht: "Das ist hanebüchen." Auch für den zweimaligen Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste steht fest: "Natürlich kann man in jeder Sportart dopen."
Nährboden für unerlaubte Substanzen
Der Sportmediziner Helge Riepenhof stützt diese Meinung: "Man kann schneller regenerieren, wenn man das medikamentös oder durch verschiedene Verfahren unterstützt", sagt der Chefarzt des BG Klinikums Hamburg, der bis vor Kurzem noch Mannschaftsarzt des italienischen Erstligisten AS Rom war. Zumal die Belastung der Kicker immer mehr zunimmt. Lief ein Bundesligaprofi in den 1970er-Jahren noch sechs Kilometer pro Spiel, sind es heute nicht selten doppelt so viel. Vermutlich ein prächtiger Nährboden für Substanzen, die - so Riepenhof in der Sportclub Story - "den Kraftzuwachs, den Sauerstofftransport und auch die Konzentrationsfähigkeit fördern".
Sonderrechte für Fußballer
Ungeachtet dessen behauptet Liverpools Trainer Jürgen Klopp, dass "Fußballer in dem Bereich zu keiner Zeit systematisch unterwegs gewesen sind". Warum aber entsprechen die Kontrollen im Fußball nicht den in anderen Sportarten üblichen Normen? "Dass unangekündigte Dopingkontrollen nicht stattfinden, kann ich nicht nachvollziehen", sagt Fürste. Tatsächlich bleibt die Privatsphäre der Kicker komplett unangetastet, wie Harnik bestätigt: "Alles andere wäre auch too much." Nach Angaben der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA werden in der Bundesliga pro Saison außerhalb des Wettkampfes 249 Kontrollen vorgenommen. Bei 502 Spielern in den 18 Teams der Bundesliga ist statistisch gesehen also höchstens jeder zweite Profi einmal getestet worden. In der Zweiten Liga kommt außerhalb des Wettkampfes gar nur jeder Vierte an die Reihe. In der Regionalliga gibt es aktuell gar keine Kontrollen. Aus finanziellen Gründen, sagt der Anti-Doping-Beauftragte des DFB, Vizepräsident Erwin Bugar.
Super Kommentar 👍👍👍
Der schöne Profifußball nur eine schmutzige Show.
Wer hätte das gedacht? 😄
Welches Doping sollte die Leistung eines Fußballers erhöhen? Wenn diese Frage geklärt ist, kann man selektiv suchen.
Epo, Wachstumshormone, Steroide usw.....
@@karlthetruth5772 Man müsste erst mal den maximalen Nutzen klären, dann den Schaden. Erst wenn sich ein eindeutiger Überschuss eines Nutzens ergibt, werden die Mittel interessant.
In dem Filmbeitrag wird leider Mitteleinnahme und Doping gleichgesetzt. Nicht jedes Pülverchen und Mittelchen ist Doping.
Lebst du hintern Mond?