Mal eine Frage dazu: Könnte man die hygrische Ebene anstatt mit Dampfbremse/-sperre auch mit Bitumen ausführen, also wie bei einem Umkehrdach? Dann aber Dämmung obendrauf und mit Ziegeln eindecken? Ich frage mich aber in meiner geschilderten Variante wie auch in Ihrer Zeichnung: Wie würde dann die Lattung und Konterlattung für die Ziegel befestigt, ohne die Dachabdichtung mit den Schrauben zu verletzen? Bei Ihnen ist die Dachabdichtung ja auf der Dämmung. In der Variante mit Lattung + Ziegel müsste ich doch da aber auch durchschrauben? Würde mich total über eine Aufklärung freuen! Lieben Dank!
2 หลายเดือนก่อน +1
Hallo @berlinerlandpomeranze5261, vielen Dank für Ihren Kommentar! Ihre Fragen sind wirklich interessant und erfordern etwas Detailwissen. Ich bespreche mich dazu mit meinem Kollegen und Zimmerermeister Jan Bernhardt, und melde mich dann mit einer ausführlichen Antwort zurück.
Hallo @@berlinerlandpomeranze5261 , vielen Dank für deinen Kommentar. Wir betrachten hier 2 unterschiedliche Bauweisen, die nicht verwechselt werden sollten. Das im Video beschriebene Bauteil ist ein Flachdach mit Zwischensparren- und Aufsparrendämmung. Die hygrische Ebene ist als zweite wasserführende / wasserdichte Ebene vorgesehen, falls die erste Abdichtungsebene auf der Oberseite versagen sollte. Außerdem stoppt sie an dieser Stelle den Wasserdampfdiffusionsstrom, damit die Konstruktion im Sommer leichter und schneller nach Innen rücktrocknen kann. Die Bahnen, die für diesen Einsatz empfohlen werden, bestehen meist aus Bitumen. Im Steildachbereich, wie von dir beschrieben, kommen eine Vielzahl von anderen Dachaufbauten in Frage. Hier ist entscheidend von welcher Situation man ausgeht (Neubau oder Sanierung, Ausbau von innen oder außen, reine Zwischensparrendämmung oder nur Aufsparrendämmung oder eine Kombination aus beiden…). In den meisten Fällen werden bituminöse Dachabdichtungsbahnen im Steildachbereich nicht mehr eingesetzt. Es gibt im modernen Holzbau cleverere Alternativen. Sollten im Steildach Schrauben durch die zweite wasserführende Ebene gehen, sollten diese mit Nageldichtungsbändern abgedichtet werden. Bei der Durchdringung der Schraube durch die luftdichte Ebene ist die Anwendung eines solchen Dichtbandes auch eine Möglichkeit. Da hier durch die Verschraubung immer ein Anpressdruck auf Durchdingung liegt, kann unter Umständen darauf verzichtet werden. Laut DIN 4108-7 ist eine Durchdringung durch ein Befestigungsmittel keine Leckage im Sinne der Luftdichtung, sofern ein gewisser Anpressdruck vorhanden und das Loch nicht ausgerissen ist. In beiden Fällen sind zwingend die Angaben der Folienhersteller beachten. Außerdem sollte auch immer ein Fachplaner mit dabei sein. Ich hoffe, dass deine Frage zumindest im Teil beantwortet wurde. Falls noch etwas offen sein sollte, kannst du dich gerne bei uns melden.
Vielen Dank für die fundierte Antwort! Der Hintergrund meiner Frage war, dass wir ein Bestandsdach (Pultdach) haben, das genau zwischen Flach- und Steildach eingeordnet werden kann (15-20° Neigung). Auf der Dachkonstruktion (Bretter auf Balken) ist zurzeit eine Bitumenbahn als Dachabdichtung. Wir würden nun gern von außen dämmen, wahrscheinlich mit PU. Da unter der Dämmung ja nun die dichte Bitumenschicht liegt, müssten wir auf der Außenseite diffusionsoffen bleiben (so empfiehlt es Ubakus), damit Niederschlagswasser, was doch mal irgendwo in Ritzen läuft, wieder ausdampfen kann. Gründach ist bei 20° möglich, aber schon nicht ganz einfach. Zudem werden wir es vermutlich beim Denkmalschutz nicht durchbekommen. Die Denkmalpflege bevorzugt Ziegel, aber da ergibt sich nun eben die Problematik mit der Befestigung der Latten, die ich beschrieben hatte. Nochmals vielen Dank!
2 หลายเดือนก่อน
@@berlinerlandpomeranze5261 Danke für die Erläuterung deines Bauteils. So wie du es beschrieben hast, handelt es sich nach DIN 4108-3 um eine nachweisfreie Konstruktion. Deine erste wasserführende Ebene ist die Ziegeleindeckung. Die zweite wasserführende Ebene ist eine Unterdeckbahn unterhalb der Konterlatten, bzw. auf der Dämmung. Es gibt auch PU-Dämmstoffe, die bereits eine dafür vorgesehene Kaschierung auf der Oberseite haben. Da die Dachneigung nicht sehr hoch ist, muss der Ziegel für diese Neigung geeignet sein. Wird die Regeldachneigung des Ziegels unterschritten sind ggf. weitere Maßnahmen für die zweite wasserführende Ebene nötig. Hierbei am besten mit dem Ziegelhersteller abstimmen. Deine Bestandsbitumenbahn hat im neuen Aufbau nur noch die Funktion der Luftdichtheits- und Dampfbremsebene. Jedoch nicht mehr als wasserführende Schicht. In den meisten Fällen wird einfach die Konterlatte mit einer langen Schraube durch die Bitumenbahn in den Sparren befestigt. Diese Vorgehensweise findet sich in vielen Detailskizzen wieder. Der Hersteller des Dämmstoffes hat mich Sicherheit hierzu auch einige Planungsvorschläge. Wie bereits erwähnt ist eine Durchdringung durch ein Befestigungsmittel keine Leckage im Sinner der Luftdichtung. Da das Loch, dass durch die Schraube entsteht, durch den Anpressdruck „verschlossen“ wird. Optional kannst du ein Nageldichtband aufbringen, bevor du die Dämmung verlegst. Beste Grüße Jan von bionic3
Im Bericht bezeichnen Sie die Notabdichtungsebene als Dampfbremse. Ich habe schon Berichte gelesen mit der Bezeichnung Dampfsperre. Jetzt bin ich unsicher. Was ist richtig?
11 หลายเดือนก่อน
Hallo hilmartretter6301, die Definition, ob ein Stoff dampfbremsend oder dampfsperrend ist, hängt zum einen vom SD-Wert ab, und welches Regelwerk man anwendet. Siehe DIN 4108-3 oder WTA hier ist ein Link für Sie: wissenwiki.de/Wasserdampfdurchl%C3%A4ssigkeit
Dies ist aber kein Beispiel für ein Kaltdoch, oder? Denn dann wäre die Holzkonstruktion ja nicht im warmen Bereich, sondern in der kalten Belüftungsebene, oder?
ปีที่แล้ว
Da hast du recht, es ist kein Kaltdach sondern ein Flachdach mit reiner Aufdachdämmung. Der Begriff Kaltdach nutzen wir für Dächer, bei denen nur die oberste Geschossddecke gedämmt ist (Speicherboden). Können wir dir noch irgendwie helfen? Viele Grüße vom bionic3-Team Jan Bernhardt und Heide Merkel
Super informativ 👍🏻
Danke
Mal eine Frage dazu: Könnte man die hygrische Ebene anstatt mit Dampfbremse/-sperre auch mit Bitumen ausführen, also wie bei einem Umkehrdach? Dann aber Dämmung obendrauf und mit Ziegeln eindecken? Ich frage mich aber in meiner geschilderten Variante wie auch in Ihrer Zeichnung: Wie würde dann die Lattung und Konterlattung für die Ziegel befestigt, ohne die Dachabdichtung mit den Schrauben zu verletzen? Bei Ihnen ist die Dachabdichtung ja auf der Dämmung. In der Variante mit Lattung + Ziegel müsste ich doch da aber auch durchschrauben? Würde mich total über eine Aufklärung freuen! Lieben Dank!
Hallo @berlinerlandpomeranze5261, vielen Dank für Ihren Kommentar! Ihre Fragen sind wirklich interessant und erfordern etwas Detailwissen. Ich bespreche mich dazu mit meinem Kollegen und Zimmerermeister Jan Bernhardt, und melde mich dann mit einer ausführlichen Antwort zurück.
Super, vielen Dank, bin gespannt!
Hallo @@berlinerlandpomeranze5261 , vielen Dank für deinen Kommentar. Wir betrachten hier 2 unterschiedliche Bauweisen, die nicht verwechselt werden sollten. Das im Video beschriebene Bauteil ist ein Flachdach mit Zwischensparren- und Aufsparrendämmung. Die hygrische Ebene ist als zweite wasserführende / wasserdichte Ebene vorgesehen, falls die erste Abdichtungsebene auf der Oberseite versagen sollte. Außerdem stoppt sie an dieser Stelle den Wasserdampfdiffusionsstrom, damit die Konstruktion im Sommer leichter und schneller nach Innen rücktrocknen kann. Die Bahnen, die für diesen Einsatz empfohlen werden, bestehen meist aus Bitumen.
Im Steildachbereich, wie von dir beschrieben, kommen eine Vielzahl von anderen Dachaufbauten in Frage. Hier ist entscheidend von welcher Situation man ausgeht (Neubau oder Sanierung, Ausbau von innen oder außen, reine Zwischensparrendämmung oder nur Aufsparrendämmung oder eine Kombination aus beiden…). In den meisten Fällen werden bituminöse Dachabdichtungsbahnen im Steildachbereich nicht mehr eingesetzt. Es gibt im modernen Holzbau cleverere Alternativen.
Sollten im Steildach Schrauben durch die zweite wasserführende Ebene gehen, sollten diese mit Nageldichtungsbändern abgedichtet werden.
Bei der Durchdringung der Schraube durch die luftdichte Ebene ist die Anwendung eines solchen Dichtbandes auch eine Möglichkeit. Da hier durch die Verschraubung immer ein Anpressdruck auf Durchdingung liegt, kann unter Umständen darauf verzichtet werden. Laut DIN 4108-7 ist eine Durchdringung durch ein Befestigungsmittel keine Leckage im Sinne der Luftdichtung, sofern ein gewisser Anpressdruck vorhanden und das Loch nicht ausgerissen ist.
In beiden Fällen sind zwingend die Angaben der Folienhersteller beachten. Außerdem sollte auch immer ein Fachplaner mit dabei sein.
Ich hoffe, dass deine Frage zumindest im Teil beantwortet wurde. Falls noch etwas offen sein sollte, kannst du dich gerne bei uns melden.
Beste grüße
Jan von bionic3
Vielen Dank für die fundierte Antwort! Der Hintergrund meiner Frage war, dass wir ein Bestandsdach (Pultdach) haben, das genau zwischen Flach- und Steildach eingeordnet werden kann (15-20° Neigung). Auf der Dachkonstruktion (Bretter auf Balken) ist zurzeit eine Bitumenbahn als Dachabdichtung. Wir würden nun gern von außen dämmen, wahrscheinlich mit PU. Da unter der Dämmung ja nun die dichte Bitumenschicht liegt, müssten wir auf der Außenseite diffusionsoffen bleiben (so empfiehlt es Ubakus), damit Niederschlagswasser, was doch mal irgendwo in Ritzen läuft, wieder ausdampfen kann. Gründach ist bei 20° möglich, aber schon nicht ganz einfach. Zudem werden wir es vermutlich beim Denkmalschutz nicht durchbekommen. Die Denkmalpflege bevorzugt Ziegel, aber da ergibt sich nun eben die Problematik mit der Befestigung der Latten, die ich beschrieben hatte. Nochmals vielen Dank!
@@berlinerlandpomeranze5261 Danke für die Erläuterung deines Bauteils. So wie du es beschrieben hast, handelt es sich nach DIN 4108-3 um eine nachweisfreie Konstruktion. Deine erste wasserführende Ebene ist die Ziegeleindeckung. Die zweite wasserführende Ebene ist eine Unterdeckbahn unterhalb der Konterlatten, bzw. auf der Dämmung. Es gibt auch PU-Dämmstoffe, die bereits eine dafür vorgesehene Kaschierung auf der Oberseite haben. Da die Dachneigung nicht sehr hoch ist, muss der Ziegel für diese Neigung geeignet sein. Wird die Regeldachneigung des Ziegels unterschritten sind ggf. weitere Maßnahmen für die zweite wasserführende Ebene nötig. Hierbei am besten mit dem Ziegelhersteller abstimmen.
Deine Bestandsbitumenbahn hat im neuen Aufbau nur noch die Funktion der Luftdichtheits- und Dampfbremsebene. Jedoch nicht mehr als wasserführende Schicht. In den meisten Fällen wird einfach die Konterlatte mit einer langen Schraube durch die Bitumenbahn in den Sparren befestigt. Diese Vorgehensweise findet sich in vielen Detailskizzen wieder. Der Hersteller des Dämmstoffes hat mich Sicherheit hierzu auch einige Planungsvorschläge.
Wie bereits erwähnt ist eine Durchdringung durch ein Befestigungsmittel keine Leckage im Sinner der Luftdichtung. Da das Loch, dass durch die Schraube entsteht, durch den Anpressdruck „verschlossen“ wird. Optional kannst du ein Nageldichtband aufbringen, bevor du die Dämmung verlegst.
Beste Grüße
Jan von bionic3
Im Bericht bezeichnen Sie die Notabdichtungsebene als Dampfbremse. Ich habe schon Berichte gelesen mit der Bezeichnung Dampfsperre. Jetzt bin ich unsicher. Was ist richtig?
Hallo hilmartretter6301, die Definition, ob ein Stoff dampfbremsend oder dampfsperrend ist, hängt zum einen vom SD-Wert ab, und welches Regelwerk man anwendet.
Siehe DIN 4108-3 oder WTA hier ist ein Link für Sie: wissenwiki.de/Wasserdampfdurchl%C3%A4ssigkeit
Dies ist aber kein Beispiel für ein Kaltdoch, oder? Denn dann wäre die Holzkonstruktion ja nicht im warmen Bereich, sondern in der kalten Belüftungsebene, oder?
Da hast du recht, es ist kein Kaltdach sondern ein Flachdach mit reiner Aufdachdämmung. Der Begriff Kaltdach nutzen wir für Dächer, bei denen nur die oberste Geschossddecke gedämmt ist (Speicherboden). Können wir dir noch irgendwie helfen? Viele Grüße vom bionic3-Team Jan Bernhardt und Heide Merkel
hier sollte es sich um ein sogenanntes Umkehrdach handeln