Schönes Video, aber ich habe ein paar Anmerkungen zu bestimmten Aussagen, da ich mich persönlich seit mehr als einem Jahrzehnt mit der antiken Römischen/Gladiatorischen Fechtweise beschäftige: 1) Für die Römer ist in der Tat ein strukturiertes Fechtsystem mehrfach in den Schriftquellen belegt.Angefangen mit der Erwähnung, dass die Consuln Rutilius und Mallis, Gladiatoren als Ausbilder für die Milites eingesetzt haben, um diesen mehr Sicherheit im gedecketen Angriff zu geben, bis hin zur Erwähnung des Armatura Drills am Palus durch Vegetius - in früheren Quellen auch einfach Numeri genannt - oder den nummerierten "Manu" bei Quintillian, als er Angriff und Abwehr während eines Gladiatorenkampfes als Allegorie zum Rededuell heran zieht. 2) Der Punkt mit den Angriffen zum Bein ist natürlich von der Fechtheorie ohne oder nur mit kleinen Schilden passend, aber z.B. im Bolognesischen Schwert und Rotella gehört das vorgesetzte Bein, schon wegen der Deckung des Oberkörpers durch den größeren Schild, zu einem der favorisierten Ziele. Auch Vegetius erwähnt Angriffe zu den Beinen in seiner Forderung zum Drill am Palus. Ein großer Schild, aktiv eingesetzt, erlaubt es wesentlich sicherer in eine nahe Distanz einzutreten, um das Bein treffen zu können. Daher würde ich mich sehr für die Studie interessieren, die dort weniger Verwundungen als an anderen Körperteilen festgestellt hat. 3) Zuletzt zu der Bemerkung, das mit dem Schildbuckel nicht gestoßen wurde - der Schlag mit dem Umbo wird in zwei Textquellen explizit für die Germanischen Auxilliares erwähnt (Tacitus Agricola, 36, Plutarchus, Caesar 16).
3 ปีที่แล้ว
Lieber Olaf, danke für Dein Lob! Zu Deinen Anmerkungen: Das Video ist vor allem für Nicht-Fechter gedacht und deshalb natürlich stark vereinfachend. Der Angriff zum Kopf oder Hals ist von der Fechttheorie her der sinnvollste. Je besser mein Gegner an dieser Stelle gerüstet ist, desto mehr muss ich mich aber natürlich nach anderen Zielen umsehen. Wenn er einen geschlossenen Gladiatorenhelm trägt, dann ist der Angriff zum Kopf für mich weitgehend sinnlos. Wenn er jetzt noch ein großes Scutum hat, dann wird auch der Torso als Ziel unattraktiv. Dann können die Beine ins Spiel kommen. Wir beschäftigen uns vor allem mit dem ungerüsteten Zweikampf, auch hier können mit aktiv eingesetzten großen flachen Schilden die Beine durchaus angegriffen werden, der Schwerpunkt der Angriffe liegt aber auf Kopf und Hals und Angriffe zu den Beinen funktionieren nur unter bestimmten Voraussetzungen. In den römischen Schriftquellen wird als das Ziel der Angriffe auch mit Abstand am häufigsten der Kopf bzw. das Gesicht angegeben (z.B. Polybios, Tacitus, Vegetius), die Beine oder Kniekehlen werden seltener erwähnt. Bei anthropologisch untersuchten Skeletten überwiegen die Schädelverletzungen wie z.B. in Maiden Castle. Auch bei uns in Kalkriese sind ausschließlich Schädelverletzungen nachgewiesen. Der Schlag oder Stoß mit dem Schildbuckel wird in den Schriftquellen erwähnt, hier bezweifele ich aber, dass mit ihm im direkten Angriff geboxt wurde, sondern gehe eher davon aus, dass sich dieser Stoß im Laufe einer Schildaktion ergeben hat. Dass ist schwierig zu beschreiben, vielleicht machen wir da mal ein Video zu oder vielleicht können wir das ganze nach Corona ja mal persönlich mit Schilden in den Händen diskutieren. Viele Grüße aus Kalkriese
Wieder schön gemachte und simple Erklärungen, gefallen mir gut! Vor allem die Tatsache, dass man einen Treffer zum Kopf riskiert, wenn man ohne Kontrolle zu den Beinen schlägt. Vergessen gerne viele!
I have to say, I always raise an eyebrow, when general explanations tell people that a parry-riposte fencing system in swordsmanship would "damage the blade" and is "useless". Well, it is exactly what at elast 18th and 19th Century swordsmansip did. Might be that in the roman period or other older times they did it differently, but in this explanation it is clearly said, that it "makes no sense in swordsmanship". And that gives the wrong impression about swordsmanip in general and is just not true. Another thing is "why attacks to the legs are useless". Again, it is with some risks in swordsmanship in general, but it was defenitely done (again in 18th/19th Century swordsmansip). Especially when you have shield you can do it quite safer, but even with a single sword you can do it (if you prepare it correctly). Of course, in this video it is about romans and germanics, but some of the things said are expressed like they are general rules for swordsmanship. Nope, that would be absolutely incorrect generalisations.
3 ปีที่แล้ว
Dear Cateran Society, thank you for your interest in our video and for your comment! Of course, our video is a little oversimplified due to its shortness. A parry-riposte fencing system is not useless and we don't state that. But a negative effect is that it damages the cutting edge. This may make sense in a time where swords were industrially made and thus replaceable without greater problems and where fighters did not have a fencing education from child on. Neither of which applies to Romans and Germanics. And, of course, if a parry is the only thing to save you live it makes totally sense at all periods. But it's not the optimal solution. Attacks to the legs are also possible, especially with a large shield. But they are generally more difficult and riskier than attacks to the head.
@ Thanks for your answer.I agree on many things. For my taste the video did sound bit too generalizing. However in case of Germanics, Romans etc. it is a different thing and context than 18th Century Military. But also the Highland Clans used parry-riposte and edge on edge fencing (even though they used Targes as shields a lot too, but not only). These were trained "tribal fighters" working on their skills since childhood as well. Also I have to say, damaged edges are very specific regarding the tempering, quality etc. of a blade. Strongly have to disagree on the part "And, of course, if a parry is the only thing to save you live it makes totally sense at all periods. But it's not the optimal solution." That is just again not true and overly generalizing. Parry-riposte is the basic and core solution of Military and Civilian Fencing of the 18th/19th Century. Of course avoiding slips, timed counters, bindings etc. exist as well. But Parry-Riposte is the basic principle of fencing as we see it in Wylde, McBane, Sinclair, Mathewson, Angelo and so many other period manuals. And these were highly trained fencers, many of them with a long life of soldiering, duelling and prizefighting (aka public Blood Sport).
3 ปีที่แล้ว
@@tuerkefechi Dear Cateran Society, I have also trained military saber fencing according to Hutton and Christmann, i.e. parry-riposte systems. I also train sword and buckler in the I.33 interpretation of Dimicator. In my experience, parry-riposte systems have the great advantage that their basics can be learned very quickly, especially in comparison to blade binding systems. Amongst other things, this is because they use natural defensive reflexes. One of their disadvantages, however, is that the cutting edges get much more damaged compared to blade binding systems. Also, in my opinion, they don't always use the optimal solution. Of course, we cannot say exactly how the Romans and Germanics fought; the sources are too poor for that. But due to the weapon design, among other things, I rather assume that they used a blade binding system or rather a shield binding system.
Schönes Video, aber ich habe ein paar Anmerkungen zu bestimmten Aussagen, da ich mich persönlich seit mehr als einem Jahrzehnt mit der antiken Römischen/Gladiatorischen Fechtweise beschäftige:
1) Für die Römer ist in der Tat ein strukturiertes Fechtsystem mehrfach in den Schriftquellen belegt.Angefangen mit der Erwähnung, dass die Consuln Rutilius und Mallis, Gladiatoren als Ausbilder für die Milites eingesetzt haben, um diesen mehr Sicherheit im gedecketen Angriff zu geben, bis hin zur Erwähnung des Armatura Drills am Palus durch Vegetius - in früheren Quellen auch einfach Numeri genannt - oder den nummerierten "Manu" bei Quintillian, als er Angriff und Abwehr während eines Gladiatorenkampfes als Allegorie zum Rededuell heran zieht.
2) Der Punkt mit den Angriffen zum Bein ist natürlich von der Fechtheorie ohne oder nur mit kleinen Schilden passend, aber z.B. im Bolognesischen Schwert und Rotella gehört das vorgesetzte Bein, schon wegen der Deckung des Oberkörpers durch den größeren Schild, zu einem der favorisierten Ziele. Auch Vegetius erwähnt Angriffe zu den Beinen in seiner Forderung zum Drill am Palus. Ein großer Schild, aktiv eingesetzt, erlaubt es wesentlich sicherer in eine nahe Distanz einzutreten, um das Bein treffen zu können. Daher würde ich mich sehr für die Studie interessieren, die dort weniger Verwundungen als an anderen Körperteilen festgestellt hat.
3) Zuletzt zu der Bemerkung, das mit dem Schildbuckel nicht gestoßen wurde - der Schlag mit dem Umbo wird in zwei Textquellen explizit für die Germanischen Auxilliares erwähnt (Tacitus Agricola, 36, Plutarchus, Caesar 16).
Lieber Olaf, danke für Dein Lob! Zu Deinen Anmerkungen: Das Video ist vor allem für Nicht-Fechter gedacht und deshalb natürlich stark vereinfachend. Der Angriff zum Kopf oder Hals ist von der Fechttheorie her der sinnvollste. Je besser mein Gegner an dieser Stelle gerüstet ist, desto mehr muss ich mich aber natürlich nach anderen Zielen umsehen. Wenn er einen geschlossenen Gladiatorenhelm trägt, dann ist der Angriff zum Kopf für mich weitgehend sinnlos. Wenn er jetzt noch ein großes Scutum hat, dann wird auch der Torso als Ziel unattraktiv. Dann können die Beine ins Spiel kommen. Wir beschäftigen uns vor allem mit dem ungerüsteten Zweikampf, auch hier können mit aktiv eingesetzten großen flachen Schilden die Beine durchaus angegriffen werden, der Schwerpunkt der Angriffe liegt aber auf Kopf und Hals und Angriffe zu den Beinen funktionieren nur unter bestimmten Voraussetzungen. In den römischen Schriftquellen wird als das Ziel der Angriffe auch mit Abstand am häufigsten der Kopf bzw. das Gesicht angegeben (z.B. Polybios, Tacitus, Vegetius), die Beine oder Kniekehlen werden seltener erwähnt. Bei anthropologisch untersuchten Skeletten überwiegen die Schädelverletzungen wie z.B. in Maiden Castle. Auch bei uns in Kalkriese sind ausschließlich Schädelverletzungen nachgewiesen. Der Schlag oder Stoß mit dem Schildbuckel wird in den Schriftquellen erwähnt, hier bezweifele ich aber, dass mit ihm im direkten Angriff geboxt wurde, sondern gehe eher davon aus, dass sich dieser Stoß im Laufe einer Schildaktion ergeben hat. Dass ist schwierig zu beschreiben, vielleicht machen wir da mal ein Video zu oder vielleicht können wir das ganze nach Corona ja mal persönlich mit Schilden in den Händen diskutieren. Viele Grüße aus Kalkriese
Super Erklärung! 1a........hat was im positiven Sinne von "Sendung mit der Maus"! Aber wie gesagt im positiven Sinne!
Wieder schön gemachte und simple Erklärungen, gefallen mir gut! Vor allem die Tatsache, dass man einen Treffer zum Kopf riskiert, wenn man ohne Kontrolle zu den Beinen schlägt. Vergessen gerne viele!
Hallo Ingo und Petra, sehr schön erklärt und gut gezeigt. Weiter so.
I have to say, I always raise an eyebrow, when general explanations tell people that a parry-riposte fencing system in swordsmanship would "damage the blade" and is "useless". Well, it is exactly what at elast 18th and 19th Century swordsmansip did. Might be that in the roman period or other older times they did it differently, but in this explanation it is clearly said, that it "makes no sense in swordsmanship". And that gives the wrong impression about swordsmanip in general and is just not true.
Another thing is "why attacks to the legs are useless". Again, it is with some risks in swordsmanship in general, but it was defenitely done (again in 18th/19th Century swordsmansip). Especially when you have shield you can do it quite safer, but even with a single sword you can do it (if you prepare it correctly).
Of course, in this video it is about romans and germanics, but some of the things said are expressed like they are general rules for swordsmanship. Nope, that would be absolutely incorrect generalisations.
Dear Cateran Society, thank you for your interest in our video and for your comment! Of course, our video is a little oversimplified due to its shortness. A parry-riposte fencing system is not useless and we don't state that. But a negative effect is that it damages the cutting edge. This may make sense in a time where swords were industrially made and thus replaceable without greater problems and where fighters did not have a fencing education from child on. Neither of which applies to Romans and Germanics. And, of course, if a parry is the only thing to save you live it makes totally sense at all periods. But it's not the optimal solution. Attacks to the legs are also possible, especially with a large shield. But they are generally more difficult and riskier than attacks to the head.
@ Thanks for your answer.I agree on many things. For my taste the video did sound bit too generalizing. However in case of Germanics, Romans etc. it is a different thing and context than 18th Century Military. But also the Highland Clans used parry-riposte and edge on edge fencing (even though they used Targes as shields a lot too, but not only). These were trained "tribal fighters" working on their skills since childhood as well. Also I have to say, damaged edges are very specific regarding the tempering, quality etc. of a blade. Strongly have to disagree on the part "And, of course, if a parry is the only thing to save you live it makes totally sense at all periods. But it's not the optimal solution." That is just again not true and overly generalizing. Parry-riposte is the basic and core solution of Military and Civilian Fencing of the 18th/19th Century. Of course avoiding slips, timed counters, bindings etc. exist as well. But Parry-Riposte is the basic principle of fencing as we see it in Wylde, McBane, Sinclair, Mathewson, Angelo and so many other period manuals. And these were highly trained fencers, many of them with a long life of soldiering, duelling and prizefighting (aka public Blood Sport).
@@tuerkefechi Dear Cateran Society, I have also trained military saber fencing according to Hutton and Christmann, i.e. parry-riposte systems. I also train sword and buckler in the I.33 interpretation of Dimicator. In my experience, parry-riposte systems have the great advantage that their basics can be learned very quickly, especially in comparison to blade binding systems. Amongst other things, this is because they use natural defensive reflexes. One of their disadvantages, however, is that the cutting edges get much more damaged compared to blade binding systems. Also, in my opinion, they don't always use the optimal solution. Of course, we cannot say exactly how the Romans and Germanics fought; the sources are too poor for that. But due to the weapon design, among other things, I rather assume that they used a blade binding system or rather a shield binding system.
@ interesting points, on some which I can agree, thank you