Diskussionsrunde mit:
- Dr. Jasmina Kirchhoff, iW Köln
- Lars Lindemann, MdB (FDP)
- Walter Röhrer, Vorsitzender der AG Pro Biosimilars/ Associate Director Market Access Biosimilars, Biogen GmbH
Beim Symposium der AG Pro Biosimilars im Juni 2023 haben Expert:innen aus verschiedenen Fachbereichen vor negativen Folgen der sogenannten automatischen Substitution von Biopharmazeutika gewarnt.
Dr. Jasimina Kirchhoff vom IW Köln stellte die Studie „Wer Reshoring möchte, muss Offshoring verhindern“ vor, die sie gemeinsam mit Prof. David Francas von der Hochschule Worms durchgeführt hatte. Zwar gäbe es noch einen starken Standort in Europa, sagte sie. Doch dieser sei bereits am Erodieren. Das habe zum einen mit der Preispolitik europäischer Länder zu tun, aber auch mit staatlich gelenkter Industriepolitik in Ländern wie China oder Indien. Europa müsse, sofern es einen starken Standort und entsprechend Versorgungssicherheit bei Biopharmazeutika bzw. Biosimilars behalten wolle, vorsichtig sein und den Vorsprung nicht durch Fokussierung auf die Kosten aufs Spiel setzen.
[Den Vortrag von Dr. Jasmina Kirchhoff können Sie hier ansehen: th-cam.com/video/uJBGwbLgS8c/w-d-xo.html]
Walter Röhrer, Vorsitzender der AG Pro Biosimilars unterstrich im Anschluss an den Vortrag diese Befürchtung. Er illustrierte, wie Firmen auf den steigenden Kostendruck reagieren und machte deutlich, dass es - sofern die automatische Substitution für alle Biopharmazeutika in Kraft tritt - auch hier zu Abwanderung, Marktverengung und Lieferengpässen kommen kann.
Für ihn sei es völlig unverständlich, dass die Politik wie bei Generika auch bei Biosimilars auf das Hauptsache-Billig-Prinzip setze. Er appellierte an die Politik, die Regelung zu stoppen: „Ohne Substitution wird es zu Einsparungen kommen“, so Röhrer. „Die Kosten sinken weiterhin durch den bestehenden Biosimilar-Wettbewerb. Wir brauchen sie nicht!“.
Lars Lindemann, MdB, Sprecher für Arzneimittel der FDP-Bundestagspartei machte deutlich, dass seine Partei die automatische Substitution durchaus kritisch sehe. Er habe sich aber nicht durchsetzen können. Bei Generika sei es in den letzten Jahrzehnten einzig darum gegangen, den Preis zu drücken. Wenn dies nun auch bei den Biosimilars passiere, könne er nachvollziehen, dass sich Hersteller zurückzögen. Wer dies verhindern wolle, müsse höhere Preise in Kauf nehmen. „Und dafür sehe ich derzeit keine politische Mehrheit“, so Lindemann.