Gartensang
Gartensang (oder Gartengesang) ist eine ortsspezifische Klanginstallation von Konstantin Schimanowski, die für den Garten des Mies van der Rohe Hauses konzipiert wurde. Die Installation beinhaltet synthetische, mit digitalen Synthesizern erzeugte Klänge, die den Rufen von Vögeln und Insekten nachempfunden sind. Diese Klänge interagieren mit der natürlichen Geräuschkulisse des Gartens und schaffen ein nahtloses Hörerlebnis, bei dem die Zuhörer oft nicht zwischen den synthetischen und den natürlichen Elementen unterscheiden können. In gewissen Abständen halten die synthetischen Klänge inne, damit die natürliche Atmosphäre des Gartens voll zur Geltung kommen kann, bevor der Dialog zwischen den Lautsprechern und den Umweltgeräuschen wieder aufgenommen wird.
Das Werk spiegelt den Dialog zwischen dem architektonischen Raum und dem Garten wider und erforscht gleichzeitig die Beziehung zwischen der menschlichen Kultur und der natürlichen Umwelt, ein Thema das Mies van der Rohe Zeit seines Lebens beschäftigt hat. Schimanowski's Philosophie, die in der Überzeugung verwurzelt ist, dass die Natur sowohl äußerlich als auch innerlich existiert, positioniert diese Installation als einen Aufruf zur Rückverbindung mit der (inneren wie äusseren) Natur durch moderne Technologie. Durch die Verschmelzung kultureller und natürlicher Elemente lädt Gartensang die Besucher ein, in eine harmonische Klanglandschaft einzutauchen, die zwei Welten wieder zusammenführt, die seit dem Beginn der sogenannten Petromoderne und insbesondere in den letzten Jahrzehnten weit auseinandergedriftet sind.
Über den Künstler
Konstantin Schimanowski ist ein in Berlin lebender Klangkünstler und Art-Pop-Musiker, dessen Arbeit die Synergie zwischen Natur und Synthetik erkundet. Seine Installationen schaffen einen harmonischen Dialog zwischen der natürlichen Umwelt und dem modernen Leben und sind daher von utopisch-realistischen Charakter. Schimanowski nutzt den Klang, um einen Gefühl der Wiederverbundenheit von Natur und Synthetik zu fördern, und stellt ihn als einen Weg dar, die fragmentierten Welten von Kultur und Umwelt in unserem digitalen Zeitalter wieder zu integrieren.
Ein Hauptmerkmal von Schimanowskis Praxis ist seine Fähigkeit, synthetische und natürliche Elemente zu immersiven Hörlandschaften zu verschmelzen. Seine jüngste Arbeit Gartensang, die im Juni 2024 im Garten des Museums Mies van der Rohe Haus ausgestellt wurde, ist ein Beispiel für diesen Ansatz. Indem sie digitale Vogel- und Insektengeräusche mit der natürlichen Geräuschkulisse des Gartens verwebt, schafft die Installation einen Dialog beider Welten, der die Grenzen zwischen dem Künstlichen und dem Organischen verwischt. Das Werk wurde in Anwesenheit des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz präsentiert.
Weitere Werke sind Landschaft der Zeit, ein Hörspiel-Essay über die Verbindung von kulturellen und natürlichen Klängen bei einer Trekking-Wanderung entlang der AWP-Ölpipeline, A Drop of Sunlight Shadow, eine Klangskulptur, die bei Petromelancholia in Rotterdam ausgestellt wurde und die metaphorische Verbindung zwischen Öl und Carl Jungs Konzept des Schattens untersucht sowie den Begriff der technokratischen Mystik prägt, und REV REVO: Revolution Rain, eine Auftragsinstallation auf dem Berliner Friedhof Friedrichsfelde, welche das ehemalige Revolutionsdenkmal als Ort dafür nutzt die Stellung des Revolutionsbegriffs
in der zeitgenössischen Kultur zu reflektieren und dies gleichzeitig mit der (Über)Zeitlichkeit eines Friedhofs verbindet.
Mit seiner Arbeit möchte Schimanowski Räume für Reflexion und Wiedervereinigung schaffen, indem er moderne Technologie als Mittel zur Überbrückung der Kluft zwischen menschlicher Kultur und natürlicher Umwelt sieht und gleichzeitig auf nachdenkliche, subversive und konstruktive Weise mit den drängenden Problemen unserer Zeit auseinandersetzt.