Am 26. und 27. November besuchte ich nach drei Stopps in Brasilien mit Fortaleza, Recife und Rio de Janeiro von Santiago de Chile aus die zu Chile gehörende Osterinsel, die sich in der Sprache der Ureinwohner Rapa Nui nennt. Das heißt so viel wie „ganz weit weg“. Und das ist sie auch, 3.700km vom chilenischen Festland und über 4.000km von der nächsten Insel in Polynesien entfernt. Fünfeinhalb Stuncden Flug von Santiago aus!
Wenn man mit einem in der Regel dem Stamm der Rapa Nui angehörigen Führer die Insel besucht und dabei in einem Tages-Programm sechs Sightseeing-Stätten absolviert - ich machte am 2. Tag noch einmal drei - offenbart sich einem eine längst vergangene Kultur, die sich wie besessen der Konstruktion der sog. Mohais, riesigen Steinstatuen, widmete. Sie alle wurden aus einem bestimmten erloschenen Vulkan gehauen, unter einem unvorstellbaren Kraftaufwand und Entbehrungen aller Art.
Am Ende, etwa um 1600, beraubte sich die Bevölkerung damit ihrer Überlebensgrundlage. Alle Palmen eines ursprünglich üppig wachsenden tropischen Waldes waren gefällt. Einerseits, um den aus ihren Stämmen quellenden Nektar zu trinken, andererseits, um mit den Stämmen die Mohais von den Hängen des Vulkans an die Küste zu transportieren. Dort wurden sie mit dem Gesicht zu den Siedlungen landeinwärts auf Plattformen aufgestellt. Damit wurden in erster Linie Stammeshäuptlinge und hohe Würdenträger des Volkes posthum geehrt. 1722 kam der erste Europäer auf die Insel.
Von drei fertig gehauenen Mohais schaffte es nur einer bis an die See und dort aufgestellt zu werden. Viele zerbrachen einfach auf dem Weg und liegen heute in der Gegend herum, zum Teil zugedeckt vom Flugsand des ständig heftigen Windes. Ein wahres Weltwunder sind die 15 in einer Reihe stehenden Mohais von Ahu Tongariki. Von den gezählten 397 Mohais sind viele am Hang des Vulkans, aus dem sie gehauen wurden, in verlassenem Zustand auf höchst beeindruckende Weise zu sehen.
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