www.martinafiljak.com
„Was mich an Franz Liszt fasziniert, ist die unglaubliche Vielfältigkeit dieser Persönlichkeit“, sagt Martina Filjak. Wie die Pianistin selbst, hat auch der Komponist mit den ungarischen Wurzeln eine interessante biografische Reiseroute abgesteckt: vom Salon- und Tastenlöwen, Verführer und Verehrten, über den Entdecker und Förderer alter sowie neuer Musik bis zum heiligen-scheinbesonnten Abbé hat der spätere Wagner-Schwiegervater viele unterschiedliche Rollen eingenommen in seinem Leben. Den virtuosen Luftikus, als den ihn heute viele noch immer fälschlicherweise sehen, lässt Martina Filjak außen vor und präsentiert eine Auswahl von Werken aus Liszts reiferen Jahren. Sich an oberflächlichen zirzensischen Fingerübungen abzuarbeiten, sieht sie nicht als ihre vornehmliche Aufgabe. Stattdessen sucht sie die spirituelle Brücke zu tiefgründigen, mit erzählerischen Mitteln gestalteten Werken wie der 2. Ballade, den beiden „Franziskus“-Legenden oder der ebenfalls religiös beeinflussten „Bénédiction de Dieu dans la solitude“ aus dem Zyklus „Harmonies poétiques et religieuses“.
„Ich bin immer auf der Suche nach etwas, das über den reinen Klavierklang hinausgeht“, sagt Martina Filjak, die musikalische Anregungen auch jenseits ihres pianistischen Repertoires sucht, etwa in der Kammermusik, der großen Sinfonik, vor allem aber in der Oper, die sie besonders liebt und in ihrer Heimatstadt Berlin häufig besucht. Nicht zuletzt die große Band-breite ihrer musikalischen Interessen hat die Pianistin mit der kroatischen und italienischen Staatsbürgerschaft zum späten Liszt geführt. Bei ihm findet sie all das wieder, was ihr in ihrer Beschäftigung mit Musik wichtig ist.
Besonders auffällig in diesem Zusammenhang ist vor allem eines: „Alle Liszt-Stücke auf meiner CD haben einen starken Bezug zum Vokalen“, sagt Martina Filjak, die darin eine ideale Verbindung zu ihrem eigenen Ideal eines eher samtig-dunklen und runden Klavierklangs sieht. Bei einigen Stücken wie den „Réminiscences de Lucia di Lammermoor“ erklärt sich der Bezug zum Gesang von ganz allein. Auch das eröffnende „Miserere“ beruht auf einer weit über 400 Jahre alten Komposition Palestrinas (1525-1594) und zeugt von Liszts künstlerisch-wissenschaftlicher Entdeckerfreude in einer Zeit, in der das Werk Johann Sebastian Bachs (1685-1750) selbst für professionelle Musiker noch häufig unbekanntes Gebiet war. Diese Entdeckerfreude teilt er mit Martina Filjak, die nicht nur ein breites pianistisches Repertoire von Rameau bis Berio hat, sondern ebenso an der geistigen wie klanglichen Durchdringung eines Werks interessiert ist. Nicht umsonst schätzt man die vielfache Wettbewerbsgewinnerin (u.a. 1. Preis beim Klavierwettbewerb im Cleveland 2009) auf den Bühnen der Welt und in Deutschland. Die CD „Light & Darkness“ stellt ihrer Kunst einmal mehr ein beeindruckendes Zeugnis für die Ewigkeit aus.